^^ > ^ '*^ t^^:^-. m »♦y' -f. i^ '. :. j»^- ^\Hi^. t ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ABTHEILUNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HEEAÜSGEGEBEN VON PROF. B^. J. TflT. SPENGEIi IN GIESSEN. ACHTER BAND. MIT 19 TAFELN UND 46 ABBILDUNGEfN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1895. lSö'3 Seite Inhalt. Heft I (ausgegeben am 28. September 1894). Bürger, Otto, Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. Mit Tafel 1 1 Holm, Otto, Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spon- godes Lesson. Mit Tafel 2—3 8 Schmidt, Peter, Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae) 52 Schulthess-Rechberg, A. V., Die von Fürst Ruspoli und Prof Dr. C. Keller im Somalilande erbeviteten Orthopteren. Mit Tafel 4 67 Henking, H., Ueber die Ernährung von Glandina algira L. Mit 5 Abbildungen im Text . . . . ; 85 Heft II (ausgegeben am 26. November 1894). Pfeffer, G., Fische, Mollusken und Echinodermen von Spitzbergen 91 Pfeffer, G., Echinodermen von Ostspitzbergen 100 ScHAEFFER, C, Vcrzeichniss der von den Herren Prof. Dr. Kükenthal und Dr. Walter auf Spitzbergen gesammelten Collembolen 128 Voigt, W., Planaria gonocephala als Eindringling in das Ver- breitungsgebiet von Planaria alpina und Polycelis cornuta. Mit Tafel 5—7 131 Michaelsen, W., Die Regenwurm - Fauna von Florida und Georgia 177 Sickmann, f., Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China 195 Inhalt. Heft III (ausgegeben am 11. Mai 1895). Seite E,EH, L., Zur Fauna der Hohwacliter Bucht 237 Emebt, C, Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisen- fauna (Schluss). Mit Tafel 8 257 BüEGEE, Otto, Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. Mit Tafel 9 und 10 361 Heft IV (ausgegeben am 31, Juli 1895). Makktaknek-Tukneeetschbe, GrOTTLiEB, Hydroidcn. Zoologische Er- gebnisse der im Jahre 1889 auf Kosten der Bremer Geo- graphischen Gesellschaft von Dr. Willy Kükenthal und Dr. Alfeed Waltee ausgeführten Expedition nac-h Ost-Spitz- bergen. Mit Tafel 11—13 391 Schmidt, Petee, Beitrag zur Kenntniss der Laufspinnen (Araneae Citigradae Thor.) Russlands 439 Man, J. G. de, Bericht über die von Herrn Schiffscapitän Stoem zu Atjeh, an den westlichen Küsten von Malakka, Borneo und Celebes sowie in der Java-See gesammelten Decapoden und Stomatopoden 485 Heft V (ausgegeben am 8. Oktober 1895.) Weismann, August, Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge 611 Emeey, C, Die Gattung Dorylus Eab. und die systematische Ein- theilung der Formiciden. Mit Tafel 14 — 17 und 41 Figuren im Text - 685 Wandolleck, Benno, Ueber die Fühlerformen der Dipteren. Mit Tafel 18 779 Römee, f.. Die Gordiiden des Naturhistorischen Museums in Hamburg. Mit Tafel 19 790 GiGLio-Tos, Eemanno, Ortotteri del Paraguay, raccolti dal Dr. J. Bohls 804 Nachdruck verboten, üebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. Von Dr. Otto Bürger, Privatdocent und Assistent am Zoologischen Institut zu Göttingen. Hierzu Tafel 1. Der vorliegeode Aufsatz bildet die zweite Nummer in der von mir angekündigten Serie von Beiträgen zur Systematik der Crustaceen. Die hier behandelten Telphusen gehören der Mehrzahl nach zu der Sammlung von Crustern , die Semper während seiner Reise nach den Philippinen und seines Aufenthaltes dort zusammengebracht hat. Die- selben befinden sich, wie auch die übrigen hier beschriebenen Tel- phusen, im Besitz des Göttinger Zoologischen Museums i). Neben Herrn J. G. de Man bin ich der Direction des Naturhistori- schen Museums zu Berlin zu Danke verpflichtet für Hülfeleistung bei Identificirung verschiedener Telphusa- Xrteu. Telphusa indica Latreille. Vgl. GufiRiN, Iconographie du Regne Animal. Crustaces , tab. 3, fig. 3. A. Milne-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Natur. Paris, V. 5, 1869, p. 184. Fundort des einzigen mir vorliegenden Exemplars Calcutta. 1) Dasselbe gilt von den früher behandelten Sesarmen, vgl. Bükger, „Beiträge zur Kenntniss der Gattung Sesarma", diese Zeitschrift, Bd. 7, 1893. Zool. Jahrb. VUI. Abth. f Syst. 2 OTTO BÜRGER, Telphusa leschenaulti M. -Edwards. Vgl. A. Milnb-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 165, tab. 8, fig. 3. Die Exemplare der SEMPER'schen SamraluDg dieser Art sind theil- weis sehr stattliche. Das grösste, ein Weibchen, inisst 50 mm in der Breite und 41 mm in der Länge des Rückenschildes. Fundorte: Philippinen (Bohol) und Nicobaren. Bei dem grössten Exemplar, dem Weibchen, welches von Bohol stammt, weisen bewegliches und unbewegliches Glied der Scheere eine tiefe, äussere seitliche Längsfurche auf. Ausserdem sind bei ihnen die seitlichen Kanten des Rückenschildes minder scharf als bei den Exemplaren von den Nicobaren. Telphusa grapsoides White. Vgl. A. Milne-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 169, tab. 8, fig. 2. Die mir vorliegenden 4 Weibchen und 2 Männchen dieser Art stammen von den Philippinen (Laguna di Mainit). Ich habe der oben citirten Beschreibung nur Weniges hinzuzufügen. Das vorletzte Glied des männlichen Abdomens ist länger als breit. Die Gehbeine sind ziemlich schlank. Die Schenkelglieder sind fast dreimal, die vorletzten Glieder doppelt so lang wie breit. Rücken- schild, Scheeren nnd Gehbeine sind sehr fein punktirt. An der Hand und am Finger der Scheere sind die Punkte in Linien angeordnet. Maasse: grösstes $ grösstes ? Grösste Breite des Rückenschildes . . . 23| mm 24 mm Länge des Rückenschildes 21 „ 20 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 18 „ 18 „ Breite des Stirnrandes 7 ,, 9 „ Länge des vorletzten Gehbeines ... 30 „ 29 „ Telphusa sinuatifrons M, -Edwards. Vgl. A. Milne-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 167, tab. 10, fig. 2. Die SEMPER'sche Sammlung besitzt 3 Exemplare von Telphusen, die von den Philippinen (Rio Jibon und Zamboanga) stammen und unter den bekannten Arten am meisten der T. sinuatifrons ähneln. Sie weichen von ihr nur durch den postfrontalen Kamm ab, der dem- jenigen von T. denticulata M.-Edwards gleicht, indessen halte ich Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphüsa. 3i diesen Unterschied nicht für hinreichend, um eine neue Art für unsere Exemplare aufzustellen, zumal der Kamm bei den 2 Exemplaren von Zamboanga nicht ganz wie der des Exemplares vom Rio Jibon aus- sieht und bei diesem weniger auffallend an den von T. denticulata erinnert als bei jenen. Maasse: Grösstes Exemplar von Zamboanga. Grösste Breite des Rückenschildes .... 42 mm Länge des Rückenschildes 31 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken . 27 „ Breite des vordem Stirnrandes 10| „ TelpTiusa angustifrons M.-Edw^ards. Taf. 1, Fig. 1, Vgl. A. Milne-Edwabds, Revision du genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 171, tab. 8, fig. 1. Unsere Exemplare, 3 Männchen, stimmen mit dem von A. Milne- Edwards beschriebenen und abgebildeten gut überein. Sie stammen wie diese vom Cap York (Australien). Das männliche Abdomen ver- schmälert sich stark nach vorn ; das vorletzte Glied desselben ist wohl eine Idee breiter als lang. Grösste Breite des Rückenschildes . . . 16| mm Länge des Rückenschildes 14 „ Breite des (untern) Stirnrandes .... 5 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 12 „ Telphusa artifrons n. sp. Taf. 1, Fig. 2. Diese Art ist der T. angustifrons so ausserordentlich ähnlich, dass man versucht ist, sie nur als eine Varietät derselben zu betrachten, sobald man specielle Verhältnisse, als da sind die Sculptur des Rücken- schildes, die Scheeren oder die Gehbeine ins Auge fasst. Indessen weisen Verhältnisse, die sich zwar nur allgemein beschreiben lassen, aber nichts desto weniger stark ins Auge fallen, darauf hin, dass wir bei den drei mir vorliegenden, von den Philippinen (Cavite) stammen- den Exemplaren Vertreter einer besondern Art vor uns haben. Es sind vornehmlich die von T. angustifrons verschiedenen Form- und Grössenverhältnisse des Rücken Schildes. Das Rückenschild ist bei T. artifrons verhältnissmässig breiter zur Länge als bei T. angustifrons. Es erscheint ferner bei unserer neuen Art weniger stark gewölbt als bei T. angustifrons. Indessen fällt die Stirn bei jener steiler nach vorn ab als bei dieser. Der vor- 1* 4 OTTO BÜRGER, dere Stirnrand ist im Vergleich zur Entfernung der äussern Augen- höhlenecken noch ein wenig schmäler als bei T. angustifrons. Der postfrontale Kamm tritt noch weniger scharf hervor als bei dieser, und auch die von ihm ausgehenden, nach der Mitte des Rückenschildes zu convergirenden Furchen sind noch weniger bei T. artifrons als bei T. angustifrons ausgeprägt. Ferner entbehrt das Rückenschild von T. artifrons der seitlichen Rippen. Leider sind alle mir vorliegenden Exemplare dieser Art Weibchen. Maasse: Grösste Breite des Rückenschildes . . . 25J mm Länge des Rückenschildes 19 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 16 „ Breite des (untern) Stirnrandes .... 6| „ Telphtisa philippina v. Martens. Taf. 1, Fig. 3. Vgl. VON Marxens , lieber einige neue Crustaceen, in : Monatsber, K. Preuss. Ak. Wiss., Berlin 1868 (1869), p. 608. Von dieser Art ist eine grössere Anzahl im Besitz unserer Samm- lung, die sämmtlich von verschiedenen Orten der Philippinen stammen (Rio Agno [LuzouJ, Mariveles und Palanan [LuzonJ, Camiguin [eine kleine Insel in der nördlichen Nachbarschaft von Luzon]). Sie sind mit den in Berlin befindlichen Originalexeraplaren von T. philippina verglichen worden und stimmen völlig mit ihnen überein. Wir beschränken uns auf die Angabe einiger Maasse: grösstes S grösstes ? Grösste Breite des Rückenschildes . . 19| mm 25 mm Länge des Rückenschildes 15 „ 20 „ Länge des vorletzten Gehbeines ... 31 „ 41 „ Telphusa transversa v. Martens. Taf. 1, Fig. 4. Vgl. VON Marxens , Ueber einige neue Crustaceen , in : Monatsber. K. Preuss. Ak. Wiss. Berlin, 1868 (Berlin 1869), p. 608. — de Man, in: Notes Leyden Museum, V. 14, p. 244. Von den mir vorliegenden Exemplaren dieser Art stammen 4 vom Cap York Australien (Sammler: Salmin), also dem gleichen Fundorte wie die von v. Martens als T. transversa beschriebenen Exemplare, bei zweien ist als Fundort die Südsee angegeben (Sammler: Capitän Pohl), eines dagegen gehört der SEMPER'schen Sammlung an und stammt von Calcutta. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. 5 Die Exemplare von Cap York sind 3 Weibchen und 1 Männchen. Das Rückenschild ist bedeutend breiter als lang. Es ist stark ge- wölbt und fällt nach vorn und hinten fast gleich stark ab. Das Rückenschild ist im Ganzen glatt und besitzt keine stark hervor- tretende Sculptur. Nur fast in der Mitte, etwas weiter nach hinten als nach vorn, befindet sich eine rechteckige Figur, von deren vier Ecken je eine Furche ausgeht, die die Richtung nach den vier Ecken des Rückenschildes einschlagen, indess bald aufhören. Auch die Frontalfurche ist nur ganz schwach angedeutet. Indess ist das Rücken- schild ziemlich fein und dicht punktirt. Die Stirn fällt ziemlich steil nach unten ab; ihr unterer Rand ist stark nach innen eingekniffen, in Folge dessen erscheint er von vorn gesehen in der Mitte sanft ein- gebuchtet. Die seitlichen Stirnränder verlaufen nicht mit einander parallel, sondern verlaufen einwärts, so dass sich ihre nach vorn ver- längerten Grenzlinien bald schneiden müssten. Die Innern Augen- höhlenecken stellen daher stumpfe Winkel dar. Hinter den äussern Augenhöhlenecken befindet sich ein sehr kleiner Zahn. Die Gehbeine von T. transversa sind auffallend kurz im Verhältniss zu den Dimen- sionen des Körpers. Die Sckenkelglieder sind ein wenig mehr als doppelt so lang wie breit, das vorletzte Glied ist kaum doppelt so lang wie breit. Im Uebrigen vergleiche man die vorn citirten Aufsätze. ., grösstes S Maasse: v i von York Grösste Breite des Rückenschildes . . . 244 mm Länge des Rückenschildes 19 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 15 „ Breite des untern Stirnrandes .... 6 „ Länge des vorletzten Gehbeines .... 25 „ Weder die Exemplare aus der Südsee noch das von Calcutta weisen erwähnenswerthe Besonderheiten auf. Teljjhusa montana n. sp, Taf. 1, Fig. 5. Diese Art erinnert in hohem Maasse an T. transversa ; insbesondere stimmen Abdomen und Scheeren derselben annähernd vollständig mit denen jener Art überein. Sie unterscheidet sich aber von jener auf- fallend 1) durch ihr Rückenschild, 2) durch ihre Gehbeine. grösstes ? von York 26 mm 20 „ 16 „ 6i „ 24 „ 6 OTTO BÜRGER, Ihr Rückenschild ist bedeutend flacher als bei T. transversa und fällt vor allen Dingen nach hinten nicht so steil ab wie dort. Auch pflegt die Frontalfurche deutlich sichtbar zu sein. Ferner ist der untere Rand der Stirn nicht so stark nach innen eingekniflen wie bei T. transversa. Schliesslich ist das Rückenschild nicht punktirt. Die Gehbeine sind viel schlanker und im Verhältniss zu den Dimensionen des Körpers länger als bei T. transversa. Die Schenkel- glieder sind viermal, die vorletzten Glieder fast dreimal so lang wie breit. Von dieser Art liegen mir 2 Weibchen und 2 Männchen vor. Fundort : Gipfel des Mt. Data, 7000 Fuss über dem Meeresspiegel. Luzon, Philippinen. Maasse: grösstes S grösstes $ Grösste Breite des Rückenschildes ... 20 mm 23 mm Länge des Rückenschildes 15^2 „ 17 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 121 „ l^\ „ Breite der Stirn 6 „ 6| „ Länge des vorletzten Gehbeines .... 29 „ 29 „ Telphusa planifrons n. sp. Taf. 1, Fig. 6. Auch diese Art sieht T. transversa sehr ähnlich, kann aber mit dieser wegen ihrer eigenthümlichen Stirn nicht verwechselt werden. Die Stirn fällt wie bei T. transversa senkrecht ab. Ihre seitlichen, die Augenhöhlen begrenzenden Ränder aber verlaufen nicht wie bei T. transversa nach einwärts (so dass ihre seitlichen Grenz- linien weiter nach vorn verlängert sich schneiden müssten), sondern sie verlaufen mit einander parallel senkrecht nach unten. In Folge dessen bilden die innern Augenhöhlenecken hier einen rechten Winkel, bei T. transversa aber einen stumpfen. Endlich ist der untere Stirn- rand nicht nach einwärts eingekniflen, so dass er mit einer völlig ge- raden Linie aufhört. Ausserdem ist das Rückenschild noch stärker gewölbt und fällt namentlich nach vorn noch steiler ab als bei der zum Vergleich heran- gezogenen Art. Auch sind die Gehbeine bedeutend länger und machen einen zierlicheren Eindruck als bei jener. Die Schenkelglieder sind dreimal, die vorletzten Glieder doppelt so lang wie breit. Das Rückenschild weist eine noch feinere und noch weniger dichte Punktirung als bei T. transversa auf. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. Das einzige mir vorliegende Exemplar ist ein Weibchen. Fundort: Cap York Australien (Salmin). Maasse : Grösste Breite des Cephalothorax .... 23 mm Länge des Cephalothorax 17 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken . 17 „ Breite der Stirn 7| „ Länge des vorletzten Gehbeines .... 35 „ Erklärnng der Abbildungen. Tafel 1. Fig. 1. Telphusa angustifrons M.-Edw. ; männliches Abdomen. Fig. 2. Telphusa artifrons n. sp., $ ; o von oben, b von vorn ge- sehen, lJ/1. Fig. 3. Telphusa philippina v. Mart., S; « von oben gesehen, b Abdomen, lljl. Fig. 4. Telphusa transversa v. Mart., (J; a von oben, b von vorn gesehen, c Abdomen, l^/l- Fig. 5. Telphusa montana n. sp., S ] « von oben, b von vorn ge- sehen, c Abdomen, 1|^/1. Fig. 6. Telphusa planifrons n. sp., $; a von oben, b von vorn gesehen, 1^71. Nachdruck verboten, üebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. Von Otto Holm in üpsala. Hierzu Tafel 2—3. Die Originalexemplare der hier beschriebenen neuen Arten gehören theils dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala, theils dem Kgl. Schwed. Reichsmuseum. Erstere sind grösstentheils von dem dänischen Seecapitän Herrn Einar Suenson in Shanghai, bei der „Great Northern Telegraph Company" angestellt und Führer des Kabeldampfers „Store Nordiske", gesammelt worden. Auf seinen Reisen in den japanischen und chinesischen Gewässern hat Herr Capitän Suenson sich eifrig mit Dredschen zu wissenschaftlichen Zwecken be- schäftigt, und das Universitätsmuseum zu Upsala verdankt ihm mehrere werthvolle Sammlungen niederer Seethiere. Zum Dank für die un- verdrossene Mühe, die Herr Capitän Suenson dem Dienste der Wissen- schaft gewidmet hat, mag eine von den neuen Arten nach ihm genannt werden. Den Herren Professoren S. Loven und Hj. Theel, welche mir gütigst die dem Reichsmuseum gehörenden Exemplare zur Verfügung gestellt, sowie Herrn Professor T. Tüllberg, der mir den Zutritt zu den Sammlungen des Universitätsmuseums gestattete, mir einen Arbeits- platz im Zoologischen Institut überliess und mir ausserdem mit werth- vollen Rathschlägen bei der Ausarbeitung meines Aufsatzes beigestanden hat, ist es mir eine theure Pflicht, hier meinen ehrfurchtsvollen Dank auszudrücken. O. HOLM, Beiträge zur Eenntniss der AlcyonideDgattung Spongodes Lesson. 9 Das Verbreitungsgebiet der Gattung Spongodes umfasst das Indische und Rothe Meer und den Grossen Ocean, sie fehlt dagegen, so weit bekannt, ganz und gar im Mittelmeer, im Atlantischen Ocean, im Arktischen und im Antarktischen Meer. Alle hierher gehörenden Arten leben in verhältnissmässig seichtem Wasser, meistens innerhalb 100 Faden Tiefe und sind besonders gewöhnlich auf den Abhängen von Korallenriffen. Ein Verfasser weist darauf hin, dass ihr Aufent- halt nahe der Oberfläche, wo die äussern Verhältnisse grösserem Wechsel unterworfen und die Isolirung der individuellen Formen grösser ist, in einem gewissen Zusammenhang mit dem allem Anschein nach in der Gattung vertretenen grossen Variationsvermögen und Arten- reichthum stehen dürfte. Zwar sind bisher nur 40 Arten bekannt, zu denen ich hier 14 neue hinzufüge; aber da die meisten, soweit be- kannt, nur in einem oder einigen Exemplaren gefunden wurden und da diese in letzterm Falle selten ganz übereinstimmen, so darf man vermuthen, dass eine genauere Erforschung der Fauna des Meeres- bodens eine sehr grosse Anzahl Arten zum Vorschein bringen wird. Es wäre daher wünschenswerth, dass die vorhandenen Beschrei- bungen der bekannten Arten so genau wie möglich wären, damit die Artbestimmung mit einiger Sicherheit und Leichtigkeit ausgeführt werden könnte. Dies ist aber keineswegs der Fall, sondern ein grosser Theil der neuern und altern Beschreibungen sind äusserst unvollständig und enthalten fast nur Merkmale von geringerer Bedeutung; auch sind die Figuren, wo solche vorhanden, oft wenig befriedigend. Es dürfte danach nicht möglich sein , eine monographische Darstellung dieser Gattung auszuarbeiten, ohne im Besitz von Originalexemplaren zu sein, und ich habe mich daher darauf beschränken müssen, meine neuen Arten so genau wie möglich zu beschreiben und dieselben so zu gruppiren, wie es mir am natürlichsten erschien, ohne aber Anspruch darauf zu machen, alle bekannten Arten in diese Aufstellung ein- rangiren zu können. Auch habe ich eine kurze Zusammenfassung der einschlägigen Literatur hinzugefügt. Einige der mir zur Verfügung stehenden Exemplare waren leider weniger gut erhalten und zwar hauptsächlich hinsichthch der Tentakel, weswegen für einige Arten keine Maasse und Abbildungen derselben hier geliefert werden können, was zu beklagen ist, da die Form und Grösse der Tentakel als ein Merkmal von grosser Bedeutung anzu- sehen ist. Zwar können die angegebenen Maasse nur einen relativen Wert besitzen, da die Tentakel in conservirtem Zustand 10 OTTO HOLM, mehr oder weniger contrahirt sind, ich glaube aber doch, dass diese Angaben so wie die Figuren ein wichtiges Hülfsmittel bei der Art- bestimmuDg sein können. Was die mikroskopischen Bilder betrifft, so sind alle mit Hülfe von Zeiss' Camera gezeichnet, und bei jeder Figur befindet sich eine Angabe des Vergrösserungsmaasstabes. Literaturverzeichniss. Esper, E. J. C, Die Pflanzenthiere, Nürnberg 1791—1797. Lamarck, J. B. DB, Histoire naturelle des animaux sans vertebres, Paris 1816. Savigny, J.-C:fes., Description de l'Egypte ou recueil des observations et des recherches qui ont ete faites en Egypte pendant l'expedition de l'armee franpaise, Hist. Nat., planches, V. 2, Paris 1817. Lamouroux, L, J. V. F., Exposition methodique des genres de l'ordre des Polypiers, Paris 1821. AuDOuiN, V., Explication sommaire des Planches de polypes de l'Egypte et de la Syrie, publiees par Jules-Cjösar Savigny dans : Description de l'Egypte, V. 23, Paris 1828. Blainvillb, H. M. D. de, Manuel d' Actinologie ou de zoophythologie, Paris 1834. Ehrenberg, C Gr., Die Corallenthiere des Rothen Meeres, Berlin 1834. Lesson, R.-P., Illustrations de Zoologie, Paris 1834. Dana, J. D., Zoophytes, Philadelphia 1846. Milne-Edwards, H., Histoire naturelle des Coralliaires ou polypes propre- ment dits, Paris 1857 — 60. Gray, J. E., Description of some new species of Spoggodes and of a new allied genus (Morchellana) in the collection of the British Museum, in: Proc. Zool. Soc. London, 1862, p. 27. Verrill, A. E., List of the Polyps and Corals sent by the Museum of Comparative Zoology to other institutions in exchange, with anno- tations, in : Bull. Museum Comp. Zool. Harvard Coli. Cambridge, V. 1, p. 39, Cambridge, Mass., 1863—1869. Idbm , Synopsis of the Polypes and Corals of the North Pacific Ex- pedition under Commodore C. Ringgold and Capitain John Rodgers, U. S. N. 1853—56, in: Proc. Essex Institute, V. 4, p. 193; V. 6, p. 81, Salem 1866 and 1868. Klunzinger, C. B., Die Korallthiere des Rothen Meeres, Th. 1, Berlin 1877. Beiträge zur Kenntnis» der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. H RiDLBY, St. 0., Report on the zoological collections made in the Indo- Pacific Ocean during the Voyage of H. M. S. „Alert" 1881—82, London 1884, Alcyonaria. Idem, Contributions to the knowledge of the Alcyonaria with de- scriptions of new species from the Indian Ocean and the Bay of Bengal, in: Ann. Mag. Nat. Eist. (ser. 5), V. 9, p. 184, 1882. Studer, Th., Uebersicht der Anthozoa alcyonaria, welche während der Reise S. M. S. „Gazelle" um die Erde gesammelt wurden, in: Monatsber. K. Preuss. Ak. Wiss. Berlin, 1878, p. 732, 1879. Idem, On some new species of the genus Spongodes, Less., from the PhiUppine Islands and the Japanese Seas, in : Ann. Mag. Nat. Hist. (ser. 6), V. 1, p. 69, 1888. Wbight, E. P. and Studer, Th., Report on the scientific results of the Voyage of H. M. S. „Challenger" 1873 — 76, Zoology , V. 31, part. 64, Alcyonaria, Edinburgh 1889. Kölliker, A., Icones histiologicae, Leipzig 1865. Die erste Art der Gattung Spongodes wurde von Esper (op. c. V. 3, p. 49) unter dem Namen Älcyonium floridum beschrieben. Sie wurde dann von Lamarck (op. c. V. 2, p.410) unter dem Namen Xenia purpurea und von Lamouroux (op. c. p.70) unter demselben Namen angenommen. Blainville dagegen nannte diese Art Neptaea florida (op. c. p. 523), brachte sie somit zu einer von Savigny früher aufgestellten Gattung, indem er den Namen etwas veränderte, den dieser Nephthee geschrieben hatte. In der „Description de l'^ypte", Hist. Nat., T. 2, Polypes, findet man nämlich unter den Figuren, welche Savigny für dieses grosse Werk angefertigt hat, drei, über welche viel gestritten worden ist, nämlich: tab. 1, fig. 8 und tab. 2, fig. 5 und 6. Savigny hatte unter diese Figuren die Namen Nephthee und Ammothee geschrieben, leider wurde er aber durch Kränklichkeit verhindert, den Text zu seinen Figuren auszuarbeiten, weswegen verschiedene Meinungen sich geltend gemacht haben, welche von diesen Figuren Savigny mit dem Namen Ammothee gemeint hat. Lamarck hat (1. c.) nach Savigny's schriftlichen Auf- zeichnungen eine Beschreibung der Gattung Ammothea mit zwei Arten geliefert, von welchen die eine {A. virescens) Savigny's Ammothee sein soll ; die Beschreibung ist aber so unvollständig, dass die Entscheidung schwer wird, zu welcher der drei genannten Figuren sie gehören soll ; dagegen nimmt Lamarck die Gattung Nephthee nicht auf. Audouin, der später den Text zu Savigny's Tafeln ausgearbeitet hat, glaubte 12 OTTO HOLM, (op. c. p. 48), dass tab. 1, fig. 8 Savigny's Ammothee und Lamarck's Ammothea virescens wäre, und beschreibt die auf tab. 2, lig. 5 u. 6 abgebildeten Arten unter den Namen Nephthea chahrolii resp. N. cor- dierii. Diese Auffassung der erwähnten Figuren wurde auch von Blainville getheilt (1. c), der aber neue Namen einführte, nämlich für tab. 2, fig. 5 Neptaea savignyi und für tab. 2, fig. 6 N. inno- minata. Gegen die Auffassung dieser Autoren spricht sich Ehren- berg aufs bestimmteste aus (op. c. p. 60). Er schreibt unter anderm : „AuDOUiN Ammotheam veram Savignyi Nephtheam Cordieri appellavit et veram Nephthyam Ammotheae Chahrolii nomine indicavit. Lobulariam paucifloram vero pro Ammothea virente Savignyi declaravit. Utramque priorem formam, genere plane diversas, Blainville Neptaeae generi dedit novisque nominibus (tertiis) instruxit. Veram Ammotheam virentem Neptaeam Savignyi vocavit et Nephthyam veram Savignyi {Ammotheam Chahrolii Audouin) Neptaeam innominatam appellavit. . . . haec a nobis extricata spero." Ehrenberg macht sich hier eines Irrthums schuldig; Audouin nannte die auf tab. 2, fig. 5 abgebildete Art („veram Nephthyam") Nephthea chahrolii, nicht Ammothea eh., und Blainville vertauschte die Namen von Audouin's beiden Nephthea- Arten, wie oben angegeben und nicht wie Ehrenberg angiebt. Im Uebri- gen erscheint Ehrenberg's Auffassung von Savigny's Figuren völlig richtig, dieselbe ist auch von allen spätem Verfassern getheilt worden. Man kann also sicher annehmen, dass tab. 2, fig. 5 Savigny's Neph- thee und tab. 2, fig. 6 seine Ammothee ist. Ehrenberg veränderte den Namen Nephthea in Nephthya nach der ägyptischen Göttin Nephthy ; Ammothea ist nämlich der Name einer Meeresnymphe , und daher wollte er auch der verwandten Gattung den Namen einer Gottheit bei- legen, welchen Namen sie auch bisher behalten hat. Ehrenberg führt als Charakter der Gattung Ammothea an : ,,po- lypis in verrucas inermes retractilihus^\ und bei Nephthya: ,,polypis in verrucas spiculis armatas retractilihus^'' ^). Gegen diese Charaktere lässt sich bemerken, dass bei Ammothea nach Savigny's tab. 2, fig. 6 die Polypen wirklich mit Spicula versehen sind, wenn auch nur mit kleinern. Aber Ehrenberg behauptet, dass hier keine grössern stützenden Spicula, wie sie sich nach Savigny's tab. 2, fig. 5 bei der Gattung Nephthea vorfinden, vorhanden sind. Nach dieser Figur sind 1) Hier ist zu beachten, dass nach Eheenbebg's Ansicht die Spicula eine Art Schale oder Hülle um den Polypen bilden, aber nicht zum eigenen Gewebe desselben gehören. Beiträge zur I^enntniss der AlcyoDidenxattUng Spongodes LESSoM. \^ dieselben freilich nicht hervorragend, zu bemerken ist aber, dass Klunzinger (op. c. p. 35) später nachgewiesen hat, dass Ehrenberg's Nephthya savignyi eine von Nephthea chabrolii Audoüin verschiedene Art ist, bei der die stützenden Spicula stark hervorragend sind (dies meint wohl Ehrenberg eigentlich mit ,,verrucas i>piculis armatas'"'') und von Klunzinger deswegen zur Gattung Spongodes Lesson gestellt wird ; doch hiervon weiter unten. Zur Gattung Nephthya stellt Ehrenberg auch eine andere Art, N. florida, die er für synonym mit Alcyonium floridum Esper hält. Klunzinger hat indessen nachgewiesen, dass auch diese Synonymie nicht richtig ist, und beschreibt Ehrenberg's Art unter dem Namen Spongodes hemprichi. Kommen wir aber auf Alcyonium floridum Esper zurück, so finden wir, dass sie zuerst von Dana (op. c. p. 625) zur Gattung Spongodes gestellt wird. Dieselbe wurde schon 1834 von Lesson für eine von ihm beschriebene Art, Spongodes celosia (op. c. tab. 21), aufgestellt. Eigenthümlicher Weise glaubte Dana, dass Lesson den Namen Spoggodes schriebe, veränderte ihn auch noch in Spoggodia, ohne einen Grund dafür anzugeben. Diese Angabe Dana's haben alle spätem Verfasser als richtig angenommen , unter ihnen auch Verrill , der aber (in: Proc. Essex Inst., V. 6, p. 81) darauf hinweist, dass es sprachlich unrichtig ist, den Namen mit gg zu schreiben ; auf griechisch heisst er onoyyvjöi^g^ was auf lateinisch Spongodes werden muss. Dies wiederum veranlasst Wright u. Studer (op. c. p. 191), zwei Autor- namen anzunehmen: /Spow^cx^es Lesson, Verrill ; da aber Lesson den Namen wirklich Spongodes geschrieben hat, muss letzterer fortfallen. Dana theilt in der citirten Arbeit die Familie Alcyonideae in 3 Unterfamilien ein : 1) Xeninae, Alcyoninae und 3) Spoggodinae. Die Alcyoninae sind charakterisirt durch : „Texture carnose, polyps partly or wholly retractiles" ; dazu bringt er die Gattungen Ammothea und Nephthya^ für welche er dieselben Charaktere wie Ehrenberg anführt, für Ammothea: „Verrucae unarmed" und für Nephthya: ,, Verrucae armed with calcareous spicula". Die ünterfamilie Spoggodinae charakterisirt er folgendermaassen : „Texture membranous and very open cellular within, polypes minute, not retractile in Clusters of calcareous spicula". Zu dieser gehört eine Gattung Spoggodia, wohin er zwei Arten , Sp. celosia Lesson und Alcyonium floridum Esper, stellt. Von jener Art beschreibt er ausserdem eine Abart, Sp. celosia ß arhorescens, die aber in der That eine ganz verschiedene Art ist 14 OTTO HOLM, und als solche von Verrill (in : Bull. Mus. Comp. Zool., V. 1, p. 39) abgetrennt wird. Milne-Edwards theilt (op. c. V. 1, p. 113) seine Unterfamilie Älcyoninae in 1) „Les Älcyoniens nus, dont le polypi6roide est d'une structure grenue", und 2) „Les Älcyoniens arm6s, dont le polypi^roide est heriss6 de grandes spicules uaviculaires". Zu jener Abtheiluug stellt er die Gattung Ämmothea, zu dieser die Gattungen Nephthya und Spoggodes. Für Nephthya giebt er folgende Gattungsmerkmale an : „Le polypi6roide est (^pais et coriace dans toute son 6tendue" zum Unterschied von Spoggodes^ „dont le polypieroide est membraneux et flexible". Von der Gattung Spoggodes führt Milne-Edwards zwei Arten auf: Sp. celosia Lesson und Esper's Alcyonium floridum. Dana's Sp. celosia ß arborescens erwähnt er nicht, merkwürdiger Weise ge- hören aber weder die Beschreibung noch die Figuren (tab. Bl, fig. la, Ib) zu Sp. celosia Lesson, sondern zu Dana's Varietät. Die Merkmale, worauf Milne-Edwards den Unterschied von „les Älcyoniens nus" und „les Älcyoniens armös" gründet, scheint er selbst nicht für besonders wichtig zu halten, da er an der Möglichkeit zweifelt, einen Gattungsunterschied zwischen Ämmothea und Nephthya festzuhalten. Auf p. 123 weist er darauf hin, dass Ehrenberg und Dana „les verrues polypiferes" bei Ämmothea als unbewaffnet be- zeichnen, obgleich Savigny's Figuren zeigen, dass sie in der That mit allerdings sehr kleinen „spicules superficiels" bewafi"net sind. (Er er- fasst also nicht Ehrenberg's wirkliche Meinung). „Nous sommes donc", fährt er fort, „port6s ä croire qu'il ne faudrait pas s6parer ces Alcyo- naires, mais n'ayant pas eu l'occasion d'en Studier le polypi6roide, nous n'osons rien innover ä cet 6gard. II nous parait meme assez probable que le nom de Nephthaea, inscrit par Savigny lui meme au bas de la planche du grand ouvrage sur l'ßgypte, oü il a repr6sent6 cette espece, etait pour lui synonyme d' Ämmothea , qui figure seul, des deux, dans T ouvrage de Lamarck". Klunzinger führt dagegen andere Gattungsmerkmale an (op. c. p. 30). Er stellt die drei Gattungen zur Abtheiluug Capituliferae der Unterfamilie Älcyoninae, und für Ämmothea giebt er als Kenn- zeichen an : „Die Köpfchen weich, ihre Kalkkörper klein, keine hervor- ragenden Dornen" (inermes) ^\ und für Nephthya: „Die Köpfchen 1) Klunzingee gebraucht hier das Wort inermes in derselben Be- deutung wie Ehrenbebg. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LessoK. ^5 starr mit ziemlich grossen meist V2 — ^ nim langen Kalkkörpern panzerartig bewaffnet, die aber nicht dornartig vorragen sondern an- liegen." Die Gattung Spongodes hingegen wird folgendermaassen charakterisirt : „Die Köpfchen starr, mit massig grossen, unter der Lupe erkennbaren Kalkkörpern panzerartig bewaffnet Diese Köpfchen sitzen mit ihrem Grund knospeuartig auf einzelnen oder bündelweise verbundenen längern, mit blossem Auge deutlich sicht- baren, meist 1—2 mm langen, spindelförmigen Kalkkörpern, deren Endspitzen die Köpfchen überragen, so dass das Ganze überall von vor- ragenden Dornen starrt". Klunzinger glaubt also, dass die Polypen („die Köpfchen") auf diesen einzelnen oder bündelweise verbundenen Kalkkörpern sitzen, was natürlich ein Irrthum ist, der darauf beruht, dass die Kalkkörper auf der einen Seite der Polypen besonders stark entwickelt sind. Auch erwähnt er, dass die Oberfläche des Stammes und der Aeste der Nephihya von kleinen , dem blossen Auge kaum sichtbaren Kalkkörpern incrustirt sind, während sie bei Spongodes von grossen, deutlich sichtbaren, spindelförmigen Kalkkörpern durchsetzt ist. Dies widerspricht Milne-Edwards' Angabe, dass letzteres bei seiner ganzen Gruppe Alcyoniens arm6s der Fall sein soll. Ferner sagt Klunzinger, dass die Kalkkörper bei Nephthya so dicht liegen, dass die dazwischen liegende Haut gar nicht oder kau,m wahr- zunehmen ist, während die hyaline Haut bei Spongodes deutlich sicht- bar ist. Dieser letzte Charakter wird jedoch als unsicher angegeben (was er auch gewiss ist), und darin soll Nephthya savignyi Ehrenberg eine Ausnahme machen, indem sie ausser dichtliegenden Kalkkörpern Polypen „mit hervorragenden Dornen" hat, weshalb sie nach Klunzinger, wie bereits erwähnt, nicht mit Nephthea chabrolii Audouin identisch sein kann, sondern zur Gattung Spongodes gestellt werden muss. Ferner behauptet Klunzinger im Gegensatz zu Dana's und Milne-Edwards' Angaben, dass der Polypenstock weder bei Ammothea, Nephthya^ noch bei Spongodes „fleischig" ist, sondern bei allen drei Gattungen eine weitzellige Structur besitzt. Auch Klunzinger findet, dass die Gattungen Ammothea und Nephthya kaum von einander zu unter- scheiden sind. Dieser Ansicht ist auch Danielssen beigetreten (in : Den Norske Nordhavs- Expedition 1876 — 78, Th. 17, Zool., Alcyonida p. 81, Christiania 1887), der auch darauf hinweist, dass der Name ^mmo^Äea schon 1814 einer Crustaceengattung beigelegt worden sei, weshalb der Name Nephthya als gemeinschaftliche Bezeichnung für die ganze Gattung beibehalten werden müsse. 16 OTTO HOLM, Ich kann diese Ansicht nicht theilen. Die vorher erwähnte Ver- schiedenheit zwischen den beiden Gattungen, die deutlich aus Savigny's Figuren hervorgeht, nämlich: dass die Polypen bei Nephthya mit einem stützenden Bündel grosser Spicula versehen sind, das aber bei Ämmothea fehlt, halte ich für einen bestimmten, genau zu beachtenden Gattungscharakter. Dass dies auch Savigny's Meinung war, dessen kann man ganz sicher sein, denn er würde sicherlich nicht zwei synonyme Gattungsnamen für zwei Arten derselben Gattung geschrieben haben. Was die von Danielssen (op. c.) beschriebenen drei Nephthya- Arten betrifft, nämlich N. flavescens, N. rosa und N. polaris, so zeigt ein Blick auf seine Figuren, dass diese Arten nicht zu dieser Gattung gehören können, da den Polypen die Stützbündel fehlen. Mit der Gattung Ämmothea zeigen seine Arten eine etwas grössere Aehnlich- keit, meines Erachtens ist es aber auch nicht richtig, sie dorthin zu stellen, da wesentliche Verschiedenheiten besonders hinsichtlich des Polypenstocks vorhanden sind, und da übrigens Danielssen den Namen Ämmothea, als schon innerhalb einer andern Thiergruppe gebraucht, hier für ungeeignet hält, so schlage ich für seine Arten den Namen Pseudo- nephthya vor. Dagegen finde ich, dass die Gattungen Nephthya und Spongodes nicht getrennt werden können , wenigstens nicht aus den von frühern Verfassern angeführten Gründen, denn aus obigen Citaten geht deutlich hervor, wie widersprechend und unrichtig die von diesen Gattungen gelieferten Beschreibungen dieser Verfasser sind. Die ersten, welche eine einigerraaassen richtige Beschreibung der Gattung Spongodes liefern, sind Wright et Studer (1. c), und wir werden nun sehen, welche Charaktere diese Beschreibung zur Trennung der beiden Gattungen enthält. Sie lautet folgendermaassen : Nephthy- idae of a very various form, but with the barren trunk always ex- hibiting a greater or less degree of development. The polyps are not retractile; their little heads, beset with large spicules, have a firm consistency and are overtopped by bundles of large, spindle-shaped spicules, which project like spines all over the colony. In the walls of the little heads the spicules are mostly placed obliquely, at the base of the tentacles they are arranged in a ring. The tentacles them- selves are beset with spicules arranged en chevron. The walls of the polyp tubes and of the larger canals of the stem and branches are thin and fleshy ; the surface of the colony, on the other band, is hard and stiff, owing to the presence in the coenenchyma of numerous, spindle-shaped spicules." Gegen diese Beschreibung lässt sich ein- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. ] 7 wenden, dass ein nackter Stamm nicht immer vorhanden ist, z. B. nicht bei Sp. spicata Wright et Studer, wo nach der Beschreibung eine Anzahl Stämme von einer verbreiterten Basis ausgehen. Ferner ist es nicht immer der Fall, dass die Spicula an der Basis der Ten- takel ringförmig angeordnet sind, auch ragen nicht immer die Spicula der Stützbündel über die Köpfchen hervor. Die sonst ungefähr richtige Beschreibung passt übrigens doch auch für die Gattung Nephthya. Was Wright u. Studer für den wesentlichsten Unterschied zwischen den beiden Gattungen halten, geht aus der Beschreibung von Sp. nephthyaeformis (p. 195) hervor. Dort heisst es: „The entire habit of the colony recalls much more that of Nephthya than that of Spongodes, and this Impression is strengthened by the slight develop- ment of the spicules surmounting the little heads, whence the colony does not appear so prickly as other species ^). . . . The species must be referred to the genus Spongodes, because the polyps are placed sideways within a bündle of spicules , although these only project slightly". (Merkwürdiger Weise sind aber auf tab. 36 B, fig. 1 b, die einige Polypen dieser Art zeigt, die stützenden Spicula recht stark hervorragend, was indessen auf fig. la, die eine Colonie darstellt, nicht hervortritt.) Der Unterschied von der Gattung Nephthya sollte also darin bestehen, dass die Polypen bei Spongodes „seitwärts von einem Bündel Spicula sitzen", dies ist aber, wie mehrmals vorher betont worden, auch bei der Gattung Nephthya der Fall. So haben also auch Wright u. Studer keinen wirklichen Gattungscharakter nachgewiesen, nach welchem sich Nephthya von Spongodes unterscheiden Hesse. In der That müssen sie auch als eine einzige Gattung be- trachtet werden. Der Name Spongodes müsste dann als jünger eigent- lich fortfallen, aber da er sich in der Literatur eingebürgert hat, wollte ich vorschlagen, ihn als Gattungsnamen beizubehalten. Zwar ist Nephthya chahrolii Audouin durch verschiedene andere als die von den Verfassern angegebenen Charaktere von mehreren Arten, die zur Gattung Spongodes gestellt werden, ziemlich weit entfernt, nämlich hinsichtlich der Verästelung des Polypenstocks und Anordnung der Polypen, und wegen dieser Verschiedenheiten würde man möglicher 1) Spongodes nephthyaeformis ähnelt im höchsten Grad Nephthya chahrolii und ist vielleicht in der Art nicht verschieden von derselben. Auf Exemplaren von N. chahrolii habe ich Polypen gesehen , deren Spicula ziemlich hervorragend waren. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f Syst, 2 18 OTTO HOLM, Weise zwei Gattungen aufstellen können; dann niüsste man aber mehrere Arten zu Nephthya bringen, die jetzt zu Spongodes gezählt werden (diejenigen, welche Wrigiit u. Stüder's Gruppe Spicatae ent- sprechen), darunter Sp. celosia Lesson — die Art, für welche die Gattung Spongodes aufgestellt ist — , und für die übrigen wäre dann der Name Spongodes beizubehalten. Ich habe hier einen Mittelweg eingeschlagen, indem ich Spongodes als gemeinschaftlichen Gattungs- namen beibehalten und Nephthya als Untergattung derselben auf- gestellt habe, worauf wir weiter unten zurückkommen. Die Arten, ausser N. chdbrolii und Danielssen's 3 Arten, welche gegenwärtig zur Gattung Nephthya gestellt werden, sind folgende: Alcyonium aurantiacum Quoy et Gaimard, Voyage de TAstrolabe, p. 277, tab. 22, fig. 16—18, Paris 1833, die nach Milne-Edwards zu Nephthya gestellt werden muss. Nephthya aurantiaca Verrill, in: Proc. Essex Inst., V. 4, p. 191. N. burmaensis Ridley, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 5), V. 9, p. 185. Letztere Art ist wahrscheinlich eine Spongodes ; wohin die beiden andern gestellt werden müssen, kann ich nicht entscheiden, da die Beschreibungen zu kurz gefasst sind. Die Gattung Spongodes, wie sie hier aufgefasst wird, möchte ich folgendermaassen charakterisiren : D e r Polypenstock ist reichlich verästelt, übrigens aber von wechselnder Form und mit verschiedenartiger An- ordnung der Polypen, Diese sind nicht retractilund dicht mit Spicula besetzt; auf der äussern^) Seite des Polypenstieles befindet sich ein stützendes Bündel grosser spindelförmiger Spicula, die schwach auf- wärts convergiren und mit ihren obern Spitzen oft den Polypenkopf überragen; auf der Innern Seite des Po- lypenstiels sind nur kleinere Spicula vorhanden. Die Spicula des Polypenkopfes sind an der Basis der 8 Ten- takel in 8 regelmässige Gruppen geordnet, welche diesen als Stütze dienen; in diesen Gruppen sind die Spicula „en chevron", d, h. in doppelten Längsreihen, aufwärts convergirend gestellt. (Bei der Unter- gattung Panope ist jedoch die innere Seite des Polypen- kopfes nur mit unregelmässig zerstreuten, sehr kleinen Spicula bedeckt.) Die aborale Seite der Ten- 1) Die vom Zweige abgewandte Seite. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattunpj Spongodes Lesson. 19 takel ist mit kleinen Spicula besetzt. Die Septa ent- behren der Spicula.' Auf der Oberfläche des Stammes und derAeste liegen meist dicht gedrängte einfache Spindeln, die nicht nach einer bestimmten Rich- tung weisen; an der Basis des Polypenstocks sind sie meistens mit Spicula von andern Formen vermischt, als: einseitig dornigen oder warzigen Spindeln, ein- fachen Sternen, Doppelsternen, Keulen, Zwillingen, Drillingen u. s. w. In den Wänden der Innern Canäle können die Spicula bald vorkommen, bald fehlen. Der erste, welcher eine Gruppirung der Arten in dieser Gattung versuchte, war Gray (op. c. p. 27). Er stellte zwei Untergattungen, Spoggodes und Spoggodia, auf; jene sollte sich auszeichnen durch: „The polypes crowded together at the end of the branches and the groups more or less surrounded by larger spicula of the branchlet" und diese durch: „The polypes isolated in the prominent isolated spiculose subcylindrical cells, scattered on the sides or forming tips of the branchlets." („The cells" ist gleichbedeutend mit Ehren- berg's „Verrucae".) Der von Gray hier bezeichnete Unterschied der beiden Untersuchungen beruht theilweise auf einem Irrthum. Die Polypen sind bei Spoggodes natürlich eben so isolirt und auf dieselbe Weise mit ihrer Bewaffnung von Spicula versehen wie bei Spoggodia, obwohl sie bei Spoggodes dichter beisammen sitzen und einen kürzern Polypenstiel haben. Indessen ist Spoggodes eine natürliche Gruppe, was hingegen von Spoggodia nicht gesagt werden kann. Für eine der Arten, welche Gray zu Spoggodia stellt, nämlich Sp. unicolor, ist es völlig berechtigt, eine besondere Untergattung aufzustellen; sie weicht nämlich ganz bestimmt von den übrigen darin ab , dass die Polypen nicht in Bündeln angeordnet sind, sondern einzeln um die cylindrischen Aeste herum sitzen. Bei den beiden andern von Gray zu Spoggodia gestellten Arten {Sp. divaricata und Sp. ramulosa) sitzen die Polypen in Bündeln ganz wie bei Spoggodes; der einzige Unter- schied besteht darin, dass die Bündel weniger dicht sind und die Polypen mehr divergirend und mit längern Stielen versehen. Gray dagegen glaubte, dass die Polypenstiele bei diesen „branchlets" wären und dass die Polypen nur aus Köpfchen beständen. Die Polypen, welche „scattered on the sides of the branchlets" sein sollen, sind bei diesen beiden Arten sicher nichts anderes als junge Polypen, bei 2* 20 OTTO HOLM, welchen die Stiele noch nicht ausgewachsen sind. Behält man diese Eintheilung in die Untergattungen bei, so müssen S})- divaricata und Sp. ramulosa zu Spongodes gestellt werden. Die spätem Verfasser haben die wirkliche Thatsache nicht eingesehen, sondern Gray's Auf- stellung ganz verworfen. Verrill (in: Proc. Essex Inst., V. 6, p. 81) behauptet gefunden zu haben, dass sich bei einer von ihm be- schriebenen Art (Spongodes gigantea) die Merkmale der beiden Unter- gattungen vereinigt finden, weshalb Gray's Vertheilung der Gattung sich nicht durchführen Hesse. Zur Untergattung Spoggodes stellt Gray zwei Arten: Sp. florida und Sp. spinosa. Jene bezeichnet er als dieselbe Art wie Älcyonium floridum Esper und auch Spongodes celosia Lesson ; natürlich kann sie aber nicht mit letzterer Art identisch sein. An derselben Stelle beschrieb Gray eine neue verwandte Gattung : Morchellana mit einer Art M. spinulosa , die Ridley (in : Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 5), V. 9, p. 186) aber später für eine Spongodes erklärte. Im Jahre 1864 beschrieb Verrill (in : Bull. Mus. Comp. Zool., p. 40) zwei neue Arten, Sp. capitata und gigantea (hier führte er auch Sp. celosia ß arhorescens Dana als eine selbständige Art auf), und 1865 (in : Proc. Essex Inst., V. 4, p. 193) noch eine : Sp. gracilis] dabei lieferte er auch eine etwas ausführlichere Be- schreibung der beiden eben erwähnten Arten. Klunzinger beschrieb (op. c.) 3 Arten , darunter 2 neue ; er theilte sie in zwei Gruppen, die Gray's beiden Untergattungen ent- sprechen sollen : a) die Köpfchen gedrängt , zu Läppchen gruppirt : Spoggodes Gray, b) die Köpfchen einzeln, zerstreut, nicht in deutliche Läppchen gruppirt: Spoggodia Gray. Indessen entsprechen diese Gruppen nicht Gray's beiden Untergattungen, Gruppe b) entspricht nicht Spoggodia^ nachdem ich oben gezeigt, wie diese Untergattung eigentlich aufzufassen ist; auch entspricht Gruppe a) nicht der Unter- gattung Spoggodes. Letztere soll sich dadurch auszeichnen, dass die Polypen in Bündeln an den Spitzen der Aeste sitzen , aber bei einer der beiden Arten, die Klunzinger hierher bringt, nämlich bei Sp. savignyi {Nephthya savignyi Ehrenberg) sitzen die Polypen um lappen- ähnliche Aeste herum ohne deutliche Anordnung in Bündeln (sie ge- hört in der That zu der später von Wright u. Studer aufgestellten Gruppe Spicatae). Von dieser Art sagt Klunzinger unter ander m: „Kalkkörper der Polypen nicht in wirklichen Längsreihen, sondern längs und schräg gestellt." Dies dürfte auf einem Irrthum beruhen, da ersteres für die ganze Gattung charakteristisch ist. Die zweite Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 21 Art, welche Klunzinger zur Gruppe a) stellt, ist Sp. hemprichü Klz., die mit Nephthya florida Ehrenb. identisch ist. Er sagt von ihr: „Die zwei im Mus. Berol. befindlichen Exemplare von Ehrenberg haben ein von einander etwas verschiedenes Aussehen ; bei dem einen (Fig. la) sind alle Lappen und Läppchen dicht gedrängt, und das Ganze sieht aus wie zusammengeknäuelte, stachlige Kugeln, bei dem andern (fig. 16) sind Stämme und Aeste divergirend und die Läppchen sind mehr oder weniger vereinzelt, auf kurzen Stielen aufsitzend. Bei letzterm sind die Kalkkörper der Stiele und Stämme weiss, bei dem andern roth. Diese beiden Formen gehören aber jedenfalls zusammen." Mir scheinen aber die angeführten Verschiedenheiten so gross zu sein, dass die beiden Exemplare als zu sehr verschiedenen Arten gehörend be- trachtet werden müssen , was besonders aus einem Vergleich der Figuren erhellt. Die eine Art (fig. 1 a) ist der Sp. studeri Ridley (Report on the Voyage of H. M. S. „Alert", p. 333, tab. 37, fig. A, A', a— a") sehr ähnlich ^). Klunzinger sagt auch, dass Spongodes celosia Lesson vielleicht mit Sp. heniprichi identisch sei, was aber natürlich nicht der Fall ist. Von Gruppe b) beschreibt Klunzinger eine Art, ^i^. ramu- losa, die er für identisch mit Spoggodia ramulosa Grat hält. Dies hat aber Studer bestritten (in: Ann. Mag. Nat. Hist. [Ser. 6], V. 1, p. 72) und die von Klunzinger beschriebene Art Sp. klunzingeri be- nannt. An derselben Stelle beschreibt Studer noch 7 Arten. Schliesslich haben Wright u. Studer (op. c.) 18 neue Arten be- schrieben. Sie haben nach der Anordnung der Polypen auf den Aesten die ganze Gattung in 3 Gruppen eingetheilt, aber zugegeben, dass diese nicht scharf getrennt, sondern durch Zwischenformen verbunden sind. Die Gruppen sind : A. S p i c a t a e. The terminal twigs of the colony are thick, spike- shaped lobes, upon which the little polyp head are directly and thickly placed. The general form reminds one more of Alcyonium. B. Glomeratae. The little polyp heads are for the most part united in little bundles which are placed on peduncles on the terminal twigs (Spoggodes Gray). C. Divaricatae. The little polyp heads arise singly, generally on long peduncles (Spoggodia Gray). 1) Sp. studeri wurde zuerst unter dem Namen Sp. spinosa Gray von Studek in: M. B. Ak. Berlin, 1878, p. 636 beschrieben, aber von Ridley als neue Art aufgestellt. 22 OTTO HOLM, Zunächst will ich bemerken, dass Wright u. Studer eine ebenso irreführende Ausdrucksweise gebraucht haben wie Gray. Aus diesen Beschreibungen geht nändich hervor, dass den Polypenköpfchen der zwei ersten Gruppen die Stiele fehlen und dass solche nur bei der dritten Gruppe zu linden sind; dies ist natürlich nicht der Fall. In- dessen ist die Gruppe Spicatac im Uebrigen eine sehr natürliche und distincte Grui)pe, die ich als Untergattung unter Spongodes auf- gestellt habe; wie oben gesagt, stelle ich auch Nephthya chabrolii (Audouin) dazu und gebe der Untergattung den Namen NepUhya. Die Glomeratae und Divaricatae sind dagegen Gruppen von niclit so hohem systematischem Wert, der Unterschied ist, wie oben bei Gray's Untergattungen erwähnt wurde, nur darin zu finden, dass die Polypenbündel bei den Divaricatae weniger gedrängt sind mit etwas mehr vereinzelten und mehr divergirenden Polypen, die vielleicht einen etwas längern Stiel besitzen. Dieser Unterschied kann aber ver- schwindend klein sein ; man vergleiche z. B. Wright u. Studer's Figuren der Sp. hicolor (tab. 36c, fig. Ib) der Gruppe Glomeratae und der Sp. monüculosa (tab. 36c, fig. 3b), die zu den Divari- catae gezählt wird. Die Gruppe Glomeratae wird in drei Unterabtheilungen ein- getheilt. a) Lobatae. The polyps distributed over the branches separately and in bundles. ß) Capitatae. Nicht beschrieben. /) Umbellatae. The bundles of the polyps are always placed at the end of the twigs on the finely ramified branches, which form an umbel. Der Unterschied zwischen den Abtheilungen a und / scheint mir recht wichtig und von höherm systematischem Werth als derjenige zwischen den Gruppen Glomeratae und Divaricatae zu sein, die Ab- theilung Capitatae aber erscheint mir recht zweifelhaft. Die wesent- liche Uebereinstimmung in den dorthin gestellten Arten scheint mir darin zu bestehen, dass der polypentragende Theil des Polypenstocks in runde Köpfchen oder Lappen zertheilt ist. Dies ist aber kein Ein- theilungsgrund von gleichem Wert wie derjenige der beiden andern Abtheilungeu, da eine solche Form des Polypenstocks mir mit beiden Anordnungsarten der Polypen vereinbar erscheint. Die Gruppe Divaricatae wird eingetheilt in: a) Umbelli- ferae. The polyp heads are arranged in umbels; ß) Laxae. The polyp heads occur in loose groups on the scattered twigs. Dieser Unterschied erscheint mir relativ, lässt sich aber vielleicht als Ein- theilungsgrund verwenden. Zur Gruppe Spicatae stellen Wright u. Studer 4 Arten, näm- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 23 lieh: Sp. dicitata Wright et Studer; Sp. spicata Wright et Studer; Sp. semperi Studer; Sp. nepTithyaeformis Wright et Studer. In der Beschreibung letztgenannter Art wird gesagt, dass sie der Sp. savigny (Ehrenberg) zunächst steht und nur darin abweicht, dass die Polypeuköpfchen und ihre Spicula weniger hervorragend sind. Nichts desto weniger wird diese letztere Art zu einer andern Gruppe, nämlich den Glomeratae capitatae gestellt, was natürlich falsch ist; auch sollte zu den S p i c a t a e Sp. glomerata Studer gestellt werden, die der Sp. savignyi zunächst stehen soll und wie diese von Wright u. Studer zu den Glomeratae capitatae gezählt wird. Was hin- gegen Sp. semperi Studer betrifft, so kann sie meines Erachtens kaum mit diesen übrigen Arten zusammengestellt werden , da aus der von Studer (in: Ann. Mag. Nat. Hist. [Ser. 6], V. 1, p. 69) gelieferten Beschreibung hervorgeht, dass sie einen nackten Stamm haben soll, der vom übrigen Theil der Colonie durch eine kreisförmige Falte be- stimmt abgegrenzt ist, was sie von den übrigen voü Wright u. Studer zur Gruppe Spicatae gestellten Arten bedeutend verschieden erscheinen lässt. Da die Beschreibung äusserst unvollständig ist und Figuren fehlen, so kann ich mich nicht näher darauf einlassen, wohin sie zu stellen ist. Was Sp. spicata betrifft, so zeigt ein Vergleich der tab. 36 D, fig. 1 mit der Figur von Sp. celosia Lesson (op, c. tab. 21), dass diese Arten in der That identisch sind, denn die Aehnlichkeit ist vollständig. Auch die Beschreibungen stimmen in allem Wesent- lichen überein; zwar ist die Farbe verschieden, sie ist aber ein Charakter von sehr geringer Bedeutung, und übrigens ist Wright u. Studer's Beschreibung nach einem in Weingeist conservirten Exemplar gemacht, diejenige von Sp. celosia Lesson dagegen nach einem frischen. Dass Wright u. Studer sie als neue Art beschrieben, erklärt sich augenscheinlich daraus, dass sie Lesson's Arbeit nicht gesehen hatten ; dies geht auch daraus hervor, dass sie Sp. celosia zu den Glomeratae lobatae stellen und ferner daraus, dass sie Lesson den Gattungs- namen ^ßpoggodes'''' schreiben lassen, was er bekanntlich nicht gethan. Ich habe die Gattung Spongodes in 4 Untergattungen und zwar folgendermaassen eingetheilt : I. Polypen nicht in deutlichen Bündeln vereint, a. Aeste gelappt. a. Die Spicula der Tentakel in zwei regelmässige Längsreihen geordnet. l. Nephthya. 24 OTTO HOLM, ß. Die Spicula der Tentakel unregelmässig zerstreut. 2. Panope. b. Aeste langgestreckt, cylindrisch. 3. Spongodia. IL Polypen in deutlichen Bündeln vereint. 4. Spongodes. Untergattung 1: Nephthya Savignt. Der Polypen stock ist buschig verästelt, ohne nack- ten Stamm, aus einer Anzahl Stämme bestehend, die von einem platten Basaltheil ausgehen. Die Polypen sind nicht in deutliche Bündel geordnet, sondern bil- den theils grössere und kleinere flecken artige Gruppen an der Aussenseite der grössern Aeste und Stämme, theils sind sie gleichmässig und dicht über die äusser- sten Aestchen vertheilt, diese vollständig bedeckend, so dass sie dadurch die Form von gerundeten, oval- conischen oder ähren ähnlichen Lappen erhalten. Auch die grössern Aeste und Stämme haben ein gelapptes Aussehen. In den in 8 Gruppen „en chevron" stehenden Spicula, die die Polypenköpf cheu umgeben, finden sich keine hervorragenden Spicula. Die Tentakel sind an ihrer aboralen Seite die Mitte entlang mit in zwei regelmässigen Längs reihen geordneten Spindeln ver- sehen. Der bessern Uebersicht wegen gebe ich hier, wie bei der Unter- gattung Spongodes^ ein Schema über die von mir beschriebenen Arten : I. Polypen klein (Polypenköpfchen bis 0,60 mm im Durchmesser). L Sp. chahrolii. IL Polypen mittelgross (Durchmesser der Polypenköpfchen circa 1,00 mm). a. Die äussern Spiculagruppen der Polypenköpfchen bestehen aus ca. 3 Paar Spicula. 2. Sp. inermis. b. Die äussern Spiculagruppen der Polypeuköpfchen bestehen aus 8—10 Paar Spicula. 3. Sp. lohuUfera. Ausser diesen drei Arten müssen hierher gestellt werden : Sp. celosia Lesson, Sp. digitata Wright et Studer {Sp. nephthyaeformis Wright et Studer), Sp. savignyi (Ehrenberg), Sp. glomerata Studer, und wahrscheinlich auch Nephthya hurmaensis Ridley. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LeSSOK. 25 1. Spongodes chabrolii (Audouin) Holm. Taf. 2, Fig. 13. Nephthee Savigny, op. c. tab. 2, fig. 5. Nephthea chabrolii Audouin, op. c. p. 49. Neptaea savignyi Blainville, op. c. p. 523, Atlas, tab. 88, fig. 6. Nephthya chabrolii Milne-Edwards, op. c. V. 1, p. 128, Atlas, tab. Bl, fig. 2a, 2b. Nephthya chabrolii Klunzingek, op. c. p. 33, tab. 2, fig. 5, non Ne- phthya savUjnyi Ehrenberg, nee N. savignyi Dana. Die polypentragenden Läppchen haben eine oval- conische Form. Die Polypen sind klein, haben runde Köpfchen, deren Durchmesser 0,60 mm nicht übersteigt. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 6 — 8 Paar Spicula, die Innern aus circa 4 Paaren. Die Spicula der Stützbtindel ragen im Allgemeinen nicht über die Köpfchen hervor. Die Länge der Ten- takel beträgt 0,30 mm, die Breite 0,18 mm, die Pinnulae sind circa 0,05 mm lang und 0,03 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten ziemlich beträchtliche Spindeln. Von den drei Exemplaren, die ich zur Untersuchung hatte, misst das grösste in der Höhe 60 mm, in der Breite 130 mm. Von der Basis, die auf eine Länge von 45 mm verbreitert ist, gehen 10 Haupt- stämme aus, der grösste ist 55 mm lang. Die beiden andern Exem- plare sind etwas kleiner. Das eine von diesen , das abgebildet ist, ist circa 110 mm breit, das andere ist etwas unvollständig. Die Stämme sind biegsam, haben aber eine ziemlich feste äussere Haut, die von Spicula dicht durchsetzt ist. Sie sind reichlich verästelt und haben schon von der Basis aus zahlreiche grössere und kleinere, polypentragende Läppchen. Die Stämme mit sämmtlichen Aesten und Läppchen haben das Aussehen von zugespitzten, oval-conisch geformten Lappen; die Länge verhält sich zur Breite wie 2:1, 5:3 oder 7:5. Die äussersten Läppchen haben auch eine etwas zugespitzte oval- conische Form , sie sind circa 7 mm lang und an der Basis 5 mm dick, an den Enden sind sie äusserst dicht mit Polypen bedeckt. Die Polypen sind klein; am grössten Exemplar beträgt der Durchmesser der Polypenköpfchen nur circa 0,50 mm, die Länge der Polypen- stiele 0 Qur ca. 0,25 mm und ihr Durchmesser 0,40 mm. An den 1) Alle Maasse der Polypenstiele sind auf der Innern Seite ge- nommen. 26 OTTO HOLM, beiden andern Exemplaren sind sie etwas grösser : der Durchmesser der Polypenköpfchen 0,60 mm , Länge der Polypenstiele 0,30 mm, Durchmesser 0,50 mm. Die Längsaxe der Köpfchen steht ungefähr in rechtem Winkel gegen die Längsaxe der Polypenstiele. Die Spicula der Köpfchen sind gerade, sehr warzige Spindeln, die äusserst gedrängt liegen, so dass ihre Anordnung in 8 doppelten Winkelreihen, aus 4 — 8 Paar Spicula bestehend, schwer wahrzunehmen ist. Gewöhnlich sind sie auf der innern Seite der Polypenköpfchen etwas schwächer und weniger warzig. Sie erreichen eine Länge von 0,25 mm^) und eine Mächtigkeit von 0,06 mm, die Warzen sind stachelförmig und bis 0,04 mm lang. Die Spicula der Stützbündel sind bis 1,10 mm lang und 0,12 mm dick, sie ragen im Allgemeinen nicht über die Köpfchen hervor, bis- weilen erhebt sich aber das eine oder andere bis zu 0,40 mm über dieselben. Die Spicula der Tentakel liegen transversal in zwei dichten Längsreihen ; an der Basis der Tentakel sind sie ungefähr 0,06 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,01 mm dick. In der äussern Haut bestehen die Spicula aus gedrängten ein- fachen Spindeln, die eine Länge von 0,80 mm und eine Mächtigkeit von 0,12 mm erreichen. Im Basaltheil befinden sich ausserdem halbseitig stachlige oder grosswarzige Spindeln (0,45 mm lang und 0,10 mm dick), Keulen (0,25 mm lang, 0,08 mm dick), Doppelsterne (bis 0,10 mm lang), Drillinge, Vierlinge u. s. w. Die Wände der innern Canäle ent- halten grosse Spindeln (1,20 mm lang und 0,20 mm dick), die ziemlich zahlreich, aber viel zerstreuter als in der äussern Haut liegen. Farbe im Weingeist. Das grösste Exemplar ist grau-gelb mit schwach grüner Schattirung, die beiden andern sind aschgrau mit einzelnen schwärzlichen Aestchen. Hab. Javasee: gesammelt von Herrn Docenten Carl Aurivillius. Die Exemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität Upsala. 3. Spongodes inerniis n. sp, Taf. 2, Fig. 4—6. Die Läppchen sind abgerundet. Die Polypen sind ziemlich gross mit kurzen und etwas verstümmelten Köpfchen, deren Durchmesser circa 1,00 mm beträgt. Die Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 2 — 3 Paar Spicula. Die Spicula der Stützbündel ragen nicht oder nur unbedeutend über die Köpfchen em- por. Die Tentakel sind 0,80 mm lang und 0,50 mm breit, 1) Die angeführten Maasse geben im Allgemeinen die grössten Dimensionen an. Beiträge zur Kenntniss der 41cyonidengattung Spongodes Lesson. 27 die Pinnulae 0,18 mm lang und 0,07 mm breit. In den innern Wänden der Canäle kommen nur im Basaltheil kleine, zerstreut liegende Spicula vor. In der Sammlung befinden sich zwei Exemplare; das eine hat eine Höhe von 550 mm, die grösste Breite beträgt 55 mm, die ver- breiterte Basis hat eine Breite von 35 mm; von denselben geht eine Anzahl Stämme aus, der mittelste davon ist viel stärker als die übrigen und misst an der Basis 14 mm im Durchmesser, etwas höher hinauf theilt er sich in 5 Aeste. Das zweite Exemplar, das vielleicht nur ein Bruchstück einer Colonie ist, hat eine Höhe von 40 mm und eine Breite von 30 mm. Es besteht aus einem 10 mm dicken Stamm, der in einer Höhe von 20 mm sich in 2 Aeste theilt. Die Aeste sind verhältnissraässig kurz und abgestumpft, auch weniger biegsam als bei voriger Art; die Länge verhält sich zur Breite wie 4:3, 5:4 oder 1:1. Die äussersten polypentragenden Läppchen sind im Allgemeinen circa 8 mm lang und 7 mm dick, sie sind sehr dicht mit Polypen besetzt. Der Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt ungefähr 1,00 mm, ihre Länge (mit zusammengelegten Tentakeln) circa 0,70 mm, die Länge der Polypenstiele 0,80 mm, der Durchmesser 0,70 ; mm die Längsaxe der Köpfchen steht ungefähr in rechtem Winkel gegen die- jenige der Polypenstiele. Die 8 Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 2—3 Paar fast geraden Spindeln, die bis 0,20 mm lang und 0,05 mm dick sind. An der Basis der Köpfchen befinden sich trans- versal geordnete, bogenförmige Spindeln, die circa 0,50 mm lang und 0,07 mm dick sind. Die Spicula der Stützbündel sind gewöhnlich schwach S-förmig gebogene, ziemlich grobwarzige Spindeln bis zu 1,5 mm Länge und 0,16 mm Dicke. Ihre obern Spitzen ragen nicht oder nur sehr wenig über die Köpfchen hervor. Die Spicula an der Innenseite der Polypenstiele erreichen eine Länge von 0,40 und eine Mächtigkeit von 0,05 mm. Die Spicula der Tentakel bilden zwei dichte Reihen und sind paarweise in einem stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze desselben zur Basis geordnet, an der Basis der Tentakel sind sie bis 0,15 mm lang und 0,04 mm dick, an der Spitze derselben 0,04 mm lang und 0,005 mm dick. Die Spicula in der äussern Haut vom Basaltheil des Polypenstocks bestehen aus Doppel- sternen (0,18 mm lang und 0,12 mm dick), Doppelkeulen (0,26 mm lang und 0,18 mm dick), einfachen Spindeln (bis 0,80 mm lang und 0,10 mm dick). Die Spindeln sind am spärlichsten unten an der Basis, werden zahlreicher, je höher am Stamm hinauf, um schliesslich die einzig vorkommenden zu sein. In den obern Theilen der Colonie 28 OTTO HOLM, erreichen sie auch eine etwas beträchtlichere Grösse (1,50 mm Länge und 0,18 mm Mächtigkeit). Im Basaltheil sowie an dem Stamm und den Aesten ist die äussere Haut ganz dicht mit Spicula durchsetzt. In den Wänden der innern Canäle dagegen fehlen in den obern Theilen der Colonie alle Spicula, und nur im Basaltheil befindet sich eine geringe Anzahl einfacher Spindeln, Doppelsterne, Vierlinge u. s. w. Farbe im Weingeist: hellgrau. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33» 5' N. B., 129» 16' 0. L.; auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Uni- versität Upsala. 3. Spongodes lobiilifera n. sp. Taf. 2, Fig. 7. Die Läppchen haben eine gerundete Form. Die Polypen sind ziemlich gross , mi t etwas ovalen Köpf- chen, deren Durchmesser circa 0,95 mm beträgt. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 8 — 10 Paar etwas winkligen Spindeln, die innern dagegen nur aus 3 — 4 Paar. Die Spicula der Stütz - bündel ragen nicht oder nur unbedeutend über die Köpfchen hervor. Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,40 mm bereit, die Pinnulae 0,14 mm lang und 0,05 mm breit. Die Wände der innern Canäle enthalten keine Spicula. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare von etwas ver- schiedenem Habitus. Das grössere hat eine Höhe von 95 mm ; von der verbreiterten Basis geht ausser einem Paar kleinerer Stämme (der eine 30, der andere 20 mm lang) ein starker Hauptstamm von 15 mm Breite und 10 mm Mächtigkeit aus, der, nachdem er einige kleinere Aeste ausgesandt, sich in einer Höhe von 35 mm von der Basis in 2 Stämme theilt; der eine davon ist 60 mm hoch, an der Basis 13 mm breit und 8 mm dick, der andere 55 mm hoch, an der Basis 8 mm breit und 6 mm dick, aber höher hinauf nimmt er etwas an Mächtigkeit zu. Diese Stämme sind wieder ihrerseits ziemlich reich verästelt. Das kleinere Exemplar ist 45 mm hoch, von der Basis geht auch hier neben einem Paar kleinerer Stämme ein etwas bedeutenderer Hauptstamm aus, 13 mm breit und 8 mm dick, der sich in einer Höhe von 20 mm von der Basis in 2 kleinere Stämme zertheilt, der eine 30 mm lang und an der Basis 10 mm dick, der andere 25 mm lang und an der Basis 8 mm dick ; diese verästeln sich wie gewöhnlich. Beiträge zur Kenntniss der AlcyonidengaUung Spongodes Lesson. 29 Ausserdem befindet sich in der Sammlung ein Bruchstück einer Colonie, das aus einem Stamm von 90 mm Länge, circa 15 mm Breite und 8 mm Mächtigkeit besteht. Die Aeste haben bei dieser Art ungefähr dasselbe Aussehen wie bei der vorigen, sind aber im Allgemeinen mehr ausgezogen, die polypentragenden Läppchen haben dieselbe P'orm und Grösse und die Polypen sitzen eben so gedrängt. Die Polypenköpfchen von etwas elKpsoider Form sind circa 1,10 mm laug und 0,95 im Durchmesser; die Länge der Polypenstiele beträgt 0,80 mm, die Mächtigkeit 0,60 mm. Die Längsaxe der Köpfchen bildet einen rechten oder etwas spitzen Winkel gegen die Längsaxe der Polypenstiele. Die 8 Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus etwas winkhgen Spindeln, in den äussern Gruppen aus 8—10 Paar, in den Innern nur aus 3 — 4 Paar; sie erreichen eine Länge von 0,45 mm und eine Mächtigkeit von 0,04 mm. An der Basis der Köpfchen befinden sich keine transversal liegenden Spicula. Die Stütz- büudel der Polypen sind wie bei voriger Art ziemlich schwach ent- wickelt und bestehen aus schwach S-förmigen Spindeln, deren obere Spitzen nicht oder nur wenig über die Köpfchen emporragen; sie er- reichen eine Länge von 1,80 mm und eine Mächtigkeit von 0,14 mm. Auf der Innenseite der Polypenstiele befinden sich zerstreut liegende Spicula von circa 0,60 mm Länge und 0,05 mm Mächtigkeit. Die Spicula der Tentakel sind wie bei voriger Art angeordnet, die an der Basis liegenden ungefähr 0,12 mm lang und 0,03 mm dick, die an der Spitze 0,04 mm lang und 0,01 mm dick. Die Spicula an der Aussenfläche der Basis des Polypenstocks haben die gewöhnlichen Formen: Doppelsterne (bis 0,14 mm lang), Doppelkeulen (0,20 mm lang und 0,16 mm dick), Drillinge und Vierlinge (bis 0,24 mm lang), einfache Spindeln (bis 1,00 mm lang und 0,14 mm dick). Die Spin- deln im obern Theil des Polypenstocks werden bis zu 2,40 mm lang und 0,20 mm dick. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spindeln, Farbe im Weingeist: Stämme und Aeste weiss-grau, die Polypen sind an den beiden vollständigen Exemplaren blass citrongelb, an dem unvollständigen gelblich-ziegelroth. Hab. Das grössere der beiden vollständigen Exemplare und das unvollständige sind auf 40 Faden Tiefe 40 Meilen nördlich von Hong- kong erhalten und von Herrn Controlleur J. V. Petersen geschenkt worden. Das kleinere der vollständigen Exemplare ist in der Korea- Strasse bei Japan auf 65 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten worden. 30 OTTO HOLM, Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität Upsala. Was die übrigen zur Untergattung Nephthya gehörenden Arten betrifft, so weicht Sp. digitata von den hier beschriebenen drei Arten darin ab, dass die Läppchen mehr in die Länge gezogen und fast fingerig sind; Sp. celosia weicht dadurch ab, dass die Polypen köpfchen eine viel ovalere Form haben und einen scharfen spitzen Winkel gegen den Polypenstiel bilden. Was schliesslich Sp. savignyi und Sp. glome- rafa betrifft, so sind die Stützbündel der Polypen bei ihnen bedeutend stärker entwickelt und mehr hervorragend als bei den hier beschrie- benen drei Arten. Untergattung 2: Panope n. subg. Das Aussehen des Polypenstocks und die Anord- nung der Polypen stimmen wesentlich mit voriger Untergattung überein. D ie Sp icula der Tentakel sind nicht in 2 regelmässigen Reihen in der Mitte entlang angeordnet, sondern ihre ganze aborale Seite ist mit einer grossen Anzahl unregelmässig zerstreuter, klei- ner walzenförmiger Spicula bedeckt, die sogar an der Basis der Pinnulae vorkommen. Solche Spicula be- decken auch die innere Seite der Köpfchen und ersetzen hier die „en chevron" gestellten Spicula, die sich au der Basis der äussern und seitlichen Tentakel vorfinden und in U ebereinstimmung mit der vorher- gehenden Untergattung nicht hervorragend sind. Die- selbe Art Spicula bedeckt ausserdem die innere Seite der Polypenstiele. 4. Spongodes albida n. sp. Taf. 2, Fig. 8 — 10. In der Sammlung befindet sich nur ein vollständiges Exemplar und zwar von 35 mm Höhe; grösste Breite des polypeutragenden Theils 18 mm. Die Colonie wird von einem stammähnlichen Theil getragen, der recht fest und starr ist, aber ohne deutlich verbreiterten Basaltheil. (Ob dies nur ein individueller Fall ist und neue Stämme von der Basis auswachsen können, oder ob das Tragen der Colonie von einem nackten Stamm ein bestimmter Charakter ist, kann ich nicht entscheiden, bin aber geneigt, ersteres anzunehmen.) Da das Exemplar auf einer schiefen Unterlage gewachsen war, ist auch die Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 31 Anlieftuugsfläclie des Polypeiistocks ziemlich schief, so dass der stammähnliche Theil auf der einen Seite 15 mm, auf der andern nur 4 mm hoch ist. Der verästelte Theil der Colonie besteht wie bei den Arten der vorigen Untergattung aus einer Anzahl Aeste, die mit den darauf sitzenden Zweigen ein etwas gelapptes Aussehen erhalten. Die äussersten Zweige oder Läppchen sind bis 9 nun lang und 7 mm dick, sie sind wie bei voriger Art über ihre ganze Fläche mit Polypen be- deckt, die aber hier nicht so gedrängt sitzen. Ausserdem befindet sich in der Sammlung ein Bruchstück einer Colonie, das in allen Theilen mit dem vollständigen Exemplar übereinstimmt. Die Polypen ähneln am meisten denen von Sp. inermis, der Durchmesser der Köpf- chen beträgt ungefähr 1,00 mm und ihre Länge 0,70 mm, die Länge der Polypenstiele 0,60, ihr Durchmesser 0,70 mm. Die Längsaxe der Köpfchen bildet ungefähr einen rechten Winkel mit der Längsaxe der Polypenstiele. In den Köpfchen liegen an der Basis der äussern und Innern Tentakel wie gewöhnlich „en chevron" geordnete Spindeln (bis 0,30 mm lang und 0,03 mm dick), und zwar bis zu 6 Paar; zwischen diesen Gruppen von Spindeln liegen ausserdem kleine, walzenförmige Spicula von derselben Art wie die in den Tentakeln (0,04 mm Länge und 0,015 mm Dicke). Unter den drei Innern Ten- takeln sind diese kleinen, walzenförmigen Spicula die einzig vor- kommenden und liegen hier ohne bestimmte Ordnung, aber ganz gedrängt. Dies ist auch auf der Innern Seite des Polypenstiels der Fall, wo diese Spicula jedoch eine grössere Länge erreichen (bis 0,06 mm). An der Basis der Köpfchen befinden sich transversale Spicula. Die Stützbündel der Polypen enthalten schwach gebogene Spindeln (bis 1,20 mm lang und 0,12 mm dick). Ihre obern Enden sind spitz und frei von Warzen und ragen im Allgemeinen etwas über die Köpfchen empor (bis 0,20 mm). Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,80 mm breit, die Pinnulae 0,10 mm lang, 0,04 mm breit. Ihre aborale Seite ist ganz mit kleinen, walzenförmigen Spicula von derselben Grösse wie die der Köpfchen besetzt. An der Mittel- linie der Tentakel liegen sie ungefähr transversal, übrigens aber ohne irgend welche Ordnung. Sie erstrecken sich bis zur Basis der Pinnulae. Im Stamm theil der Colonie sind typisch ausgebildete, einseitig stach- lige Spindeln die zahlreichsten (bis 0,85 mm lang und 0,22 mm breit), ferner einfache Spindeln (bis 0,75 mm lang und 0,16 mm dick), Stachelkeulen (bis 0,28 mm lang und 0,23 mm dick), Vierlinge (bis 0,55 mm lang) u. s. w. In den Aesten liegen ausschliesslich gedrängte Spindeln (bis 1,40 mm lang und 0,12 mm dick). In den Wänden der 32 OTTO HOLM, innern Canäle befinden sich gerade, meist schwach warzige Spindeln (Länge 1,00 mm, Mächtigkeit 0,20 mm), bisweilen fehlen die Warzen. Farbe im Weingeist: grau- weiss. H a b. Das Rothe Meer , Bai von Suez ; von Herrn Docenten C. AuRiviLLius auf einem Korallenritf erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Reichsmuseum. Untergattung 3: Spongodia Gray. Stämme und Aeste sind von cylindrischer , lang- gestreckter Form; diePolypen sitzen nicht in Bündeln, sondern völlig vereinzelt, mehr oder weniger gedrängt rund um die Aeste herum. Die Spicula der Tentakel sind in zwei regelmässige Längsreihen in der Mitte der Tentakel geordnet. Jeder Tentakel wird an der Basis von en chevron gestellten Spindeln gestützt. 5. Spongodes ulex n. sp. Taf. 2, Fig. 11 — 13. Die Polypen kommen sowohl auf den Hauptstämmen als auf den Aesten vor. Die Längsaxe der Polypen- köpfchen bildet einen scharfen spitzen Winkel mit der Längsaxe der Polypenstiele, wodurch die Tentakel abwärts gerichtet werden. Die Spicula der Stütz- bündel sind ziemlich stark hervorragend, dagegen kommen keine hervorragenden Spicula in den Köpfchen vor. Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,40 mm breit, die Pinnulae bis 0,12 mm lang und 0,025 mm breit. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare, von denen keins vollständig ist. Das eine, von dem wahrscheinlich nur ein kleiner Theil fehlt, besteht aus einem unten abgerissenen, circa 10 mm dicken Stamm, der in einer Höhe von 13 mm den ersten Ast entsendet; dann folgt in verschiedener Höhe und in verschiedenen Richtungen eine Anzahl grösserer, langgestreckter, fast cylindrischer, biegsamer Aeste (der grösste 42 mm lang und 5 mm dick), die selbst einige kleinere, ziemlich gespreizte Zweige entsenden, welche nach demselben Typus wie die vorigen gebaut sind. Die ganze Höhe des Exemplars beträgt 110 mm, der grösste Ast ist 90 mm lang und 8 mm dick an der Basis, er entsendet 8 Zweige. Das zweite, abgebildete Exemplar ist unvollständiger, es besteht aus dem obern Theil einer Colonie und Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 33 hat eine Höhe von 60 mm. Der oben gabiige Stamm ist 10 mm dick und entsendet einige Zweige. Dies Exemplar weicht von dem vorigen darin ab, dass die Aeste verhältnissmässig kürzer und dicker, starrer und noch stärker gespreizt sind. Der grösste Ast ist 27 mm lang und 6 mm dick an der Basis. Die Stämme wie auch die grössern und kleinern Zweige sind rund herum mit Polypen besetzt, die an den Spitzen der Zweige sehr gedrängt sitzen, weiter nach unten und am Stamm dagegen ziemlich dünn. Die Polypenköpfchen sind etwas biruförmig, ihre Längsaxen bilden einen scharfen, spitzen Winkel mit der Längsaxe der Polypenstiele, so dass die Tentakel abwärts gerichtet sind. Der Durchmesser der Köpfchen beträgt 0,60 mm, ihre Länge 1,40 mm (auf der äussern Seite gemessen); die Länge der Polypenstiele ist 0,60 mm, ihr Durchmesser 0,70 mm. In den Polypenköpfchen befinden sich keine hervorragenden Spicula; die äussern Spiculagruppen bestehen aus 10—15 Paar bis zu 0,40 mm langen und 0,04 mm dicken Spicula, die Innern aus ungefähr 5 Paar Spicula, 0,12 mm lang und 0,1 mm dick. An der Basis der Köpfchen kommen keine transversalen Spicula vor. Die Stützbündel sind recht stark, gewöhnlich ragen 2 Spicula bis 1 mm und mehr in gespreizter Form über die Köpfchen empor; diese erreichen eine Länge von 2,5 mm und eine Mächtigkeit von 0,24 mm. Auf der Innenseite der Polypenstiele befindet sich eine Anzahl kleiner Spicula, circa 0,12 mm lang und 0,01 mm dick. Die Spicula der Tentakel sind in zwei Reihen geordnet und liegen paarweise in einem rechten bis stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze desselben gegen die Spitze der Tentakel; an der Basis sind sie bis 0,10 mm lang und 0,02 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. In der äussern Haut des Stammes und der Aeste befinden sich Spindeln mit einer Länge von 3,00 mm und einer Mächtigkeit von 0,20 mm. Im untersten Theil des bei dem grössern Exemplar übrig gebliebenen Stamms befindet sich ausserdem eine geringe Anzahl mehrstrahliger Spicula, Zwillinge, Drillinge u. s. w. Die Wände der Innern Canäle enthalten ausser den Spindeln (bis zu 1,00 mm lange und 0,10 mm dicke) gabelförmige Spicula, Keulen u. s. w. Farbe im Weingeist: Das grössere Exemplar hat einen blass grau-grünen Stamm und grau - bläuliche Aeste. An dem kleinern Exemplar ist der Stamm grösstentheils von greller saörangelber Farbe, die klein ern Zweige grau- weiss. Die Spicula der Stützbündel sind in beiden Exemplaren rein weiss. Zool. Jahrb. VIU. Abth. f. Syst, 3 34 OTTO HOLM, Hab. Mendanao, im Gasparsund, von Herrn Docenten C, Auri- viLLius erhalten. Die Originalexemplare gehören dem Reichsmuseuiii. Von dieser Art unterscheidet sich Sp. unicolor Gray dadurch, dass die Polypenköpfchen einen sehr stumpfen Winkel mit den Polypenstielen bilden, so dass die Tentakel aufwärts gerichtet sind, ferner dadurch, dass nicht die Stämme, sondern nur die Zweige Polypen tragen. Untergattung 4: Spongodes Gray. Der Polypenstock ist baumartig verästelt, mit einem deutlich ausgeprägten und begrenzten nackten Stamm, die Aeste haben meistens eine fast cylindrische Form. Die Polypen sitzen immer in deutlichen Bün- deln. Jeder Tentakel wird an der Basis von en chevron gestellten Spindeln gestützt, von denen gewöhnlich 1 — 2 mehr oder weniger stark hervorragend sind. Die Spicula der Tentakel sind in zwei regelmässige Längsreihen geordnet. I. Lobatae. Die Polypenbündel sitzen sowohl an der Spitze der äussersten Zweige wie auch an der Oberfläche des Stammes und der Aeste. A. Glomeratae. Polypen bündel gedrängt, mit nicht ge- spreizten Polypen. a. Spicula in der äussern Haut von Stamm und Aesten von gewöhnlicher Grösse. a. Der nackte Stamm ziemlich hoch, alle die gewöhn- lichen Formen von Spicula enthaltend. 6. Sp. suensoni. ß. Der nackte Stamm niedrig, nur einfache Spindeln ent- haltend. 7. Sp. tenera. b. Spicula in der äussern Haut von Stamm und Aesten un- gewöhnlich gross (bis 7,00 mm lang). 8. Sp. spinifera. B. Divaricatae. Polypenbündel dünn mit gespreizten Po- lypen. 9. Sp. armata. II. Umbellatae. Polypenbündel nur an der Spitze der äussersten Zweige. 1. Glomeratae. Polypenbündel gedrängt mit nicht gespreizten Polypen. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LeösoN. 35 A. Die polypen tragenden Zweige ungefähr cylindrisch. a. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen sind nicht stärker als die innern. a. Von den Spicula der Stützbündel ragen 1 — 2 mit ihren obern Spitzen beträchtlich über die Köpfchen hervor. * Die Pinnulae 0,05 mm breit. 10. Sp. flabellifera. ** Die Pinnulae 0,015 mm breit. 11. Sp. aspera. ß. Die Spicula der Stützbündel erstrecken sich mit ihren obern Spitzen nur so weit wie die hervorragenden Spicula der Köpfchen. 12. Sp. pecfinata. b. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen sind be- deutend stärker als die innern. a. Die Wände der innern Canäle enthalten Spicula. 13. Sp. pdllida. ß. Die Wände der innern Canäle enthalten keine Spicula. 14. Sp. mollis. B. Die polypentragenden Zweige an der Spitze an Mächtig- keit stark zunehmend. 15. Sp. lanxifera. 2. Divaricatae. Die Polypenbündel dünn mit gespreizten Polypen. 16. Sp. lateritia. 6. Spongodes suensoni n, sp, Taf. 2, Fig. 14 — 16^ Die Stützbündel derPolypen bestehen aus ziemlich schwachen Spicula, die nicht viel über die Köpfchen hervorragen; die Polypenköpfchen sind nicht seit- lich abgeplattet; die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt und bilden kein Operculum. Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,50 mm breit, die Pinnulae bis 0,12 mm lang und 0,04mm breit. Die Spicula in der äussern Haut der Colonie sind von mittelmässiger Grösse. Der nackte Stamm der Colonie ist ziemlich hoch und enthält ausser einfachen Spindeln auch die andern gewöhnlich vor- kommenden Spiculaformen. In der Sammlung befindet sich nur ein Exemplar, das übrigens im obern Theil etwas verstümmelt ist. Die Höhe des Polypenstocks ist 40 mm, wovon 15 mm auf den nackten Stamm kommen ; dieser, welcher weich und biegsam und etwas gerunzelt ist, misst am obern und untern Ende 6 mm, in der Mitte ist er etwas zusammen- 3* 36 OI^TO HOLM, gezogen und nur 4 mm dick. Der nackte Stamm ist aufwärts von einem ungefähr 5 mm hohen (von der Basis bis zum Rande), ring- förmigen Wulst begrenzt, der in drei Abtheilungen zerfällt; die eine davon umfasst mehr als die Hälfte vom Umkreis des Stammes , die beiden andern sind 5 resp. 7 mm breit auswärts. Dieser Wulst ist an der untern, etwas concaven Seite ganz nackt, an der obern hin- gegen sitzen einzelne Polypenbündel und Zweige und am Rande wenige, schwach entwickelte Polypen. Oberhalb dieses Wulstes ent- sendet der Stamm drei grössere Aeste nach verschiedenen Richtungen ; der eine ist theilweise abgerissen, die beiden andern jeder 15 mm lang. Der oberhalb dieser Aeste 7 mm breite und 4 mm dicke Haupt- stamm theilt sich etwas höher hinauf in 2 Aeste, von denen der eine grösstentheils abgerissen, der andre 13 mm lang ist. Diese grössern Aeste theilen sich wieder in Aeste zweiter und höherer Ordnung. Sämmtliche Aeste sind ziemlich biegsam. Die Polypenbündel sitzen sowohl an den Spitzen der Aeste als auch auf der Aussenfläche des Stammes und der Aeste, doch bedeutend dichter gegen die Spitzen zu. Sie enthalten 3 — 12 Polypen. Der Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt circa 1,00 mm; sie sind nicht seitlich abgeplattet, sondern ihr Durchschnitt ist un- gefähr kreisrund; ihre Längsaxen bilden einen stumpfen Winkel mit den Längsaxen der Polypenstiele. Diese sind circa 1,10 mm lang und 0,55 mm dick. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt und enthalten jede ungefähr 4 — 5 Paar Spicula ; in jeder Gruppe befinden sich 1—2 mit ihren obern Spitzen hervorragende Spicula, die eine Länge von fast 0,60 mm und eine Mächtigkeit von 0,05 mm erreichen. An der Basis der Polypenköpfchen befinden sich transversal liegende Spicula (bis 0,30 mm lang und 0,04 mm dick). Die Spicula der Stützbündel sind bis zu 2,00 mm lang und 0,11 mm dick, gewöhnlich ragen zwei mit ihren obern Enden unbedeutend (circa 0,4 mm) über die Köpfchen empor. Die innere Seite der Polypenstiele ist mit zahlreichen, gedrängt liegenden, bis 0,70 mm langen und 0,05 mm dicken Spicula versehen. Die Spicula der Ten- takel sind transversal in zwei dichte Längsreihen geordnet und er- reichen an der Basis der Tentakel eine Länge von 0,10 mm und eine Mächtigkeit von 0,02 mm, an der Spitze derselben eine Länge von 0,02 mm und eine Mächtigkeit von 0,005 mm. Die äussere Haut enthält im verästelten Theil der Colonie aus- schhesslich Spindeln (bis 1,60 mm lang und 0,11 mm dick). Im nackten Stamm befinden sich ausser einfachen Spindeln (bis 1,40 mm Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 37 lang und 0,12 mm dick) auch Zwillinge (0,60 mm lang), Vierlinge (0,30 mm lang), Doppelsterne (0,15 mm lang), Keulen (0,40 mm lang) u. s. w. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau- weiss. Die Polypen sind an der Spitze der Aeste blutroth mit violetter Schatti- rung, sonst gelbweiss. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33« 5' N. B., 129" 16' O. L., 36 Fa- den, von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Exemplar gehört dem Zoologischen Museum der Universität Upsala. 7. Spongodes tenera n, sjj. Tai 2, Fig. 17—19. Die Stützbündel der Polypen enthalten nur ziem- lich schwache Spicula, welche die Polypenköpfchen nicht viel überragen. Dieselben sind nicht seitlich ab- geplattet, sondern haben einen fast kreisrunden Durchschnitt. Die Spiculagruppen der Köpf ch en sind sämmtlich fast gleich stark entwickelt und bilden kein Operculum. Die Tentakel sind 0,5 mm lang und 0,4 mm breit, die Pinnulae bis 0,18 mm lang und 0,04 mm breit. Die Spicula in der äussern Haut der Colonie sind von gewöhnlicher Grösse. Der nackte Stamm der Colonie ist kurz und enthält nur Spindeln. In der Sammlung befindet sich nur ein Exemplar, das bloss 20 mm hoch ist, wovon 6 mm auf den nackten, 5 mm dicken Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie hat eine platte Form, die grösste Breite beträgt 16 mm, die grösste Mächtigkeit 8 mm. Der nackte Stamm ist nicht gerunzelt, doch wie der übrige Theil des Stammes weich und biegsam. Er ist aufwärts von 3 gleich hoch sitzenden, abstehenden, platten, 5 resp. 6 und 7 mm am Aussenrand breiten und circa 3 mm hohen Aesten begrenzt. Sie tragen an ihrem Rande einzelne Polypen und an ihrer obern Fläche einige Polypen- bündel und Zweige. Ihr Mitteltheil ist etwas abwärts gebogen, während die Randtheile aufwärts gerichtet sind. Die spätere Verästelung des Stammes bildet eine Ebene; gleich oberhalb der genannten blattähn- lichen Aeste entsendet der Stamm jederseits einen schräg aufwärts gehenden, circa 8 mm langen und an der Basis 2,5 mm dicken Ast. Der Stamm, welcher hier einen Durchmesser von 3 mm hat, theilt sich 4 mm höher hinauf in zwei 7 mm lange und an der Basis 2 mm 38 OTTO HOLM, dicke Aeste. Diese Hauptäste tragen wieder einige kleine Nebenäste. Polypenbündel sitzen an den Spitzen der Aeste und über die Augen- fläche der Stämme und Aeste vertheilt, aber nirgends besonders dicht; sie bestehen aus 3 — 8 Polypen. Der Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt 0,9 mm, sie sind nicht seitlich abgeplattet, sondern haben einen kreisförmigen Durchschnitt. Die Länge der Polypenstiele beträgt bis 0,9 mm, ihr Durchmesser 0,4 mm. Die Stützbündel sind ziemlich schwach entwickelt, ihre eine Länge von 1,8 mm und eine Mächtigkeit von 0,10 mm erreichenden Spicula ragen gewöhnlich nicht oder nur unbedeutend über die Köpfchen empor, die Spicula an der Innen- seite der Polypenstiele liegen ziemlich gedrängt und werden 0,60 mm lang und 0,04 mm dick. Die 8 Spiculagruppen der Polypenköpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt und bestehen aus 3—5 Paar Spicula. In jeder Gruppe befinden sich 1 — 2 hervorragende Spicula, und diese sind sämmtlich von ungefähr derselben Grösse, d. h. circa 0,60 mm lang und 0,04 mm dick. Auch transversale Spicula kommen vor. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei dichten Längs- reihen angeordnet, die an der Basis circa 0,08 mm lang und 0,015 mm dick sind, die an der Spitze 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. Die Aussenfläche des verästelten Stammes enthält Spindeln, welche circa 1,36 mm lang und 0,11 mm dick werden. Der nackte Stamm enthält gleichfalls nur Spindeln, die circa 1,10 mm lang und 0,10 mm dick sind, so auch die Wände der Innern Canäle, hier werden die Spindeln nur 0,5 mm lang und 0,04 mm dick. Farbe im Weingeist: Die Polypen sind fleischfarben mit schwach violetter Schattirung, Stamm und Aeste grau-weiss. Hab. Hirudo - Strasse , Japan, 33» 5' N. B., 129 •> 16' O. L. 36 Faden Tiefe, von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Exemplar gehört dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala. 8. Spongodes spinifera n, sp. Taf. 2, Fig. 20—22. Die Stützbündel der Polypen sind stark und ent- halten Spicula, die weit über die Köpfchen hervor- ragen. Die Polypenköpfchen sind seitlich etwas ab- geplattet. Die seitlichen Spiculagruppen der Köpfchen sind stärker entwickelt als die innern und äussern Es wird kein Operculum gebildet. Die Tentakel sind 0,50 mm lang und 0,30 mm breit, die Pinnulae 0,10 mm lang und 0,05 mm breit. Die Spicula sind an der Aussen- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 39 fläche des verästelten Theils der Colonie ausser- gewöhnlich gross (bis 0,7 mm lang). Der basale Theil der Colonie enthält ausser Spindeln auch andere Spiculaformen. In der Sammlung befindet sich nur ein unvollständiges Exemplar, es besteht aus einem grössern Ast nebst einem Theil des Stammes, das Ganze hat eine Höhe von 95 mm. Der nackte, unten abgerissene Stamm ist deutlich gegen den verästelten Theil des Stammes ab- gegrenzt, theils durch eine andere Farbe und theils durch einen Wulst, der fast rund um den ganzen Stamm herum läuft und an gewissen Stellen 6 mm hoch, an andern Stellen undeutlich ist; am Rande derselben befinden sich hier und da einige kleinere Bündel und einzeln sitzende Polypen, die etwas verschrumpft und bedeutend kleiner sind als die im obern Theil der Colonie. Oberhalb dieses Wulstes hat der Stamm eine Breite von 30 mm. Er ist auch hier abgerissen und zeigt ausserdem Narben von grössern, abgerissenen Aesten. Nur ein grösserer Ast ist übrig, der an der Basis 18 mm breit und 15 mm dick ist, er ist nicht reich verästelt, besonders nicht in seinem untern Theil, wo nur einige kleine Zweige abgehen. Etwas reicher ist die Verzweigung nach der Spitze zu, wo auch gleichzeitig die Grösse der Zweige zunimmt, aber auch hier sind sie verhältnissmässig klein, der grösste ist 15 mm lang. Die Polypenbündel sitzen an der Spitze der Zweige wie auch an den Seiten derselben, aber gedrängter nach der Spitze zu, sie bestehen im Allgemeinen aus 6 — 8 Polypen, die nicht divergiren, sondern sich recht dicht zusammen schliessen. Die Polypen - köpfchen sind etwas seitlich abgeplattet, so dass ihr medianer Durchmesser circa 0,9 mm, der laterale dagegen nur 0,8 mm beträgt. Länge der Polypenstiele 1,00 mm, Mächtigkeit 0,60 mm. Die Stütz- bündel bestehen aus einer Minderzahl starker Spindeln (circa 3,00 mm lang und 0,25 mm dick), von denen sich 1 — 2 bis zu 1 mm über die Köpfchen erheben. Die Spicula auf der Innern Seite der Polypen- stiele sind ziemlich klein (ungefähr 0,30 mm lang und 0,03 mm dick). Die seitlichen Spiculagruppen der Köpfchen sind viel stärker ent- wickelt als die äussern und Innern. Sie bestehen aus 5 — 6 Paar ziemlich starken Spicula (circa 0,60 mm lang und 0,05 mm dick), von denen eins ziemlich stark hervorragend ist. Die äussern und Innern Spiculabündel bestehen nur aus 2 — 4 Paar kleinen Spicula (circa 0,20 mm lang und 0,15 mm dick), von denen keine über die Tentakel hervorragt. Transversale Spicula kommen an den Köpf- chen nicht vor. Die Spicula der Tentakel sind in 2 nicht dichten 40 OTTO HOLM, Reihen angeordnet, die paarweise einen stumpfen Winkel bilden und zwar mit der Spitze desselben gegen die Basis liegen ; an der Basis sind sie 0,10 mm lang, 0,02 mm dick, an der Spitze 0,04 mm lang und 0,025 mm dick. Die Spicula an der Aussenfläche des verästelten Theils der Colonie bestehen aus grossen, geraden oder oft recht stark gebogenen Spindeln, die eine Länge von 7,00 mm und eine Dicke von 0,85 mm erreichen, Sie liegen recht gedrängt, doch nicht so, dass sie die hyaline Haut dazwischen verbergen. Im nackten Theil des Stammes sind keine so grossen Spicula vorhanden, die gewöhnlichsten Formen sind einfache Spindeln (1,30 mm lang und 0,30 mm dick), Drillinge (0,50 mm lang), Keulen 0,50 mm lang und 0,15 mm dick), Schuppen (0,30 mm lang und 0,15 mm breit) u. s. w. Die Wände der innern Canäle enthalten ziemlich vereinzelt liegende Spindeln (2,00 mm lang und 0,35 mm dick), die im Gegensatz zu denen, welche die äussere Bedeckung der Aeste bilden, ungefärbt sind. Farbe im Weingeist: Der nackte Stamm ist grau- weiss, der übrige Theil der Colonie unten stark goldgelb ockerfarbig, nach oben dunkler. Hab. Viti-Inseln. Das Exemplar gehört dem Reichsmuseum. Zur Gruppe Lobatae glomeratae (Glomeratae lobatae bei Wright u. Studer) werden von diesen Verfassern ausser Sp. celosia Lesson folgende Arten gestellt: Sp. carnea Wright et Studer, Sp. studeri Ridley, Sp. arhorescens (Dana) Verrill und Sp. hempricM Klunzinger. Sp. carnea unterscheidet sich von allen andern hierher gehörenden Arten dadurch, dass sie lappige Stämme und Aeste hat, wodurch sie sich etwas der Untergattung Nephthya nähert. Was Sp. arhorescens betrifit, so ist die von Dana gelieferte Abbildung so ungenügend, dass sich nicht unterscheiden lässt, welcher Art sie zu- nächst steht; wäre die Figur zuverlässig, so Hesse sie sich nicht ein- mal zur Gattung Spongodes bringen. Sp. hemprichi und studeri unter- scheiden sich von Sp. suensoni und Sp. tenera durch die stark ent- wickelten Stützbündel und von Sp. spinifera durch die nur mittelmässig entwickelten Spicula in der äussern Haut des Stammes und der Aeste. 0. Spongodes armata n, sp. Taf. 2, Fig. 23—24. Die Stützbündel der Polypen haben starke Spicula, die bedeutend über die Köpfchen hervorragen. Die Polypenköpfchen sind stark seitlich abgeplattet, Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 41 die seitlichen Spiculagruppen sind viel stärker ent- wickelt als die äussern und inner n. Es wird kein Operculum gebildet. Die Spicula der äussern Haut des Polypenstockes sind von mittelmässiger Grösse. Der nackte Stamm enthält ausser Spindeln auch andere Spiculaformen. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare, die in einigen weniger wichtigen Punkten etwas von einander abweichen. Das eine Exemplar, das ich als A bezeichnen will, ist das auf Taf. 2, Fig. 23 abgebildete. Es hat eine Höhe von 70 mm, wovon 26 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypeutragende Theil der Colonie, die nicht abge- plattet ist, hat einen Durchmesser von 30 mm. Der starre , etwas gerunzelte, nackte Stamm hat einen Durchmesser von circa 10 mm, an der Basis ist er aber etwas erweitert und mit wurzelähnlichen Fortsätzen versehen. Der nackte Stamm wird oben von 6 horizontal stehenden, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die circa 7 mm hoch sind; der grösste ist aussen 14 mm breit, der kleinste 5 mm. Mit ihren beinahe halbkreisförmigen Aussenrändern biegen sie sich abwärts, schmiegen sich dicht an den Stamm und umschliessen ihn in Form einer Scheide. Am Rande tragen sie theils einzelne Polypen, theils kleinere Polypenbündel, an ihrer obern Fläche ausser- dem einige kleinere Zweige. Oberhalb dieser blattähnlichen , platten Aeste entsendet der Stamm nach allen Seiten grössere und kleinere cylindrische Aeste; gleich oberhalb der platten Aeste gehen 4 etwas grössere Zweige nach verschiedenen Richtungen ab, der grösste 20 mm lang und 4 mm dick; etwas höher hinauf, und zwar 40 mm von der Basis, entsendet der hier 10 mm breite und 6 mm dicke Stamm wieder einen grössern Zweig (20 mm lang und 4 mm dick), und nach fernem 15 mm noch mehrere Zweige, der grösste darunter 15 mm lang und 4 mm dick. Sämmtliche Zweige sind schräg aufwärts gerichtet und wie der Stamm sehr starr und fest; sie entsenden selbst wieder Zweige zweiter und höherer Ordnung. Ausserdem gehen überall am Stamm zahlreiche kleinere Zweige ab. Das zweite Exemplar, B, hat eine Höhe von 70 mm, wovon 15 mm auf den nackten Stamm kommen. Der verästelte Theil der Colonie hat eine sehr abgeplattete Form, die grösste Breite beträgt 70 mm, die grösste Dicke 30 mm. Der nackte Stamm ist ungefähr 15 mm dick und an der Basis mit wurzelähnlichen Anhängen versehen, er ist wie auch die Aeste viel biegsamer und weicher als beim vorigen 42 OTTO HOLM, Exemplar. Oben am nackten Stamm gehen auch hier mehrere platte, horizontal stehende Aeste aus, die aber weniger regelmässig angeordnet sind und den Stamm nicht wie eine Scheide umschliessen, der grösste ist circa 6 mm hoch und 10 mm breit am äussern Rand. Unmittelbar oberhalb dieser platten Aeste gehen mehrere kleinere und grössere Aeste nach verschiedeneu Seiten ab, der grösste 32 mm lang und au der Basis 7 mm dick. Auf einer Strecke von ferneren 14 mm ent- sendet der hier 13 mm breite und 7 mm dicke Stamm nur kleine Aeste, jedoch in grösserer Menge; dann aber theilt er sich plötzlich in 3 ungefähr gleich grosse Aeste, von denen der eine die Fortsetzung des Stammes gerade aufwärts bildet, die beiden andern stehen sich gegenüber in fast rechtem Winkel zum Stamm ; der bedeutendste ist 27 mm lang und an der Basis 6 mm dick. Alle diese Aeste zertheilen sich wieder in Aeste zweiter und höherer Ordnung. Am Stamm und an den Aesten, besonders aber an der Spitze der Zweige sitzen Polypenbündel, die sehr divergirende Polypen ent- halten, 3—10 in jedem Bündel. Die Polypenköpfchen sind seitlich abgeplattet und erhalten dadurch einen ovalen Querschnitt. Bei Expl. A beträgt der mediane Durchmesser circa 1,10 mm, der laterale 0,70—0,80 mm, die Länge der Polypenstiele 2,00 mm, der Durchmesser 0,70 mm. Die seitlichen Spiculagruppen sind viel stärker entwickelt als die äussern und die innern, sie enthalten 6 — 9 Paar Spicula, wovon eins sehr gross und hervorragend ist, es erreicht eine Länge von 1,30 mm und eine Dicke von 0,14 mm. Die übrigen Spicula in den seitlichen Gruppen erreichen eine Länge von circa 0,50 mm und eine Mächtigkeit von 0,04 mm. Die äussern und innern Spicula- gruppen bestehen gewöhnlich aus 3 — 6 Spicula, die nicht oder wenig hervorragend sind und eine Länge von 0,55 mm, eine Dicke von 0,04 mm erreichen. Die Stützbüudel sind sehr stark; ihre Spicula erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Mächtigkeit von 0,30 mm, 1 — 2 überragen die Köpfchen bis 1,25 mm. An der Innenseite der Polypenstiele liegen etwas vereinzelte, circa 0,70 lange und 0,05 mm dicke Spicula. Bei Expl. B ist der mediane Durchmesser der Polypen- köpfchen circa 1,00 mm, der laterale 60—70 mm. Die Länge der Polypenstiele beträgt 1,80, ihr Durchmesser 0,50 mm. Die seitlichen Spiculagruppen bestehen aus 6 — 8 Paar Spicula, von denen das eine hervorragt und 1,10 mm lang, 0,10 mm dick ist, die übrigen sind 0,40 mm lang und 0,04 mm dick. Die äussern und innern Spicula- gruppen bestehen aus 3 — 5 nicht oder unbedeutend hervorragenden Spicula, die circa 0,35 mm lang und 0,04 mm dick sind. Die Spicula Beiträge zur Eenntniss der AlcyoDidengattung Spongodes Lesson. 43 der Stützbändel erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Mächtig- keit von 0,24 mm, 1—2 erheben sich bis 1,25 mm über die Köpfchen. An der inneru Seite der Polypenstiele liegen vereinzelte Spicula von 0,70 mm Länge und 0,05 mm Dicke. Bei dieser Art befinden sich an der Basis der Polypenköpfchen keine transversal geordneten Spicula. Die Tentakel sind bei beiden Exemplaren verfault, so dass keine Maasse angegeben werden können, ihre Spicula sind in zwei dichten Reihen und zwar mit der Spitze des stumpfen Winkels, den sie paarweise bilden, gegen die Basis angeordnet, an der Basis der Tentakel sind sie ungefähr 0,08 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang, 0,005 mm dick. An der Aussenfläche des verästelten Theils der Colonie liegen Spindeln, die eine Länge von 3,00 mm und eine Dicke von 0,30 mm erreichen. An der Aussenfläche des nackten Stammes sind ausser Keulen, Zwillingen, Drillingen, Doppelsternen u. s. w. auch einzelne Spindeln (circa 1,75 mm lang und 0,24 mm dick) vorhanden. Die Wände der Innern Canäle enthalten zahlreiche Spindeln (circa 2 mm lang und 0,25 mm dick). Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau-weiss ; die Polypen sind roth-braun (bei Form B etwas dunkler), die Stützbündel und die hervorragenden Spicula der Köpfchen sind weiss. Hab. Expl. A wurde 40 Meilen nördlich von Hongkong auf 30 Faden Tiefe erhalten und ist von Herrn Controllcur J. Petersen ge- schenkt worden. Expl. B erhielt Herr Capitän E. Suenson vor Hong- kong auf 23 Faden Tiefe. Die Exemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala. « Dieser Art zunächst steht wahrscheinlich Sp. Münsingen, die sich aber dadurch unterscheidet, dass sämmtliche Spiculagruppen der Köpfchen ungefähr gleich stark entwickelt sind. 10. Spongodes ßabellifera Studer. Taf. 3, Fig. 1—3. Spongodes flahellifera Studeb, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (ser. 6), V. 1, p. 72. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind stark, 1 — 2 Spicula ragen bedeutend über die Köpfchen hervor. Letztere sind etwas seitlich abgeplattet. Die seit- lichen Spiculagruppen sind unbedeutend stärker als die innern und äussern. Es wird kein Operculum gebildet. 44 OTTO HOLM, Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,50 mm breit, die Pinnulae 0,14 mm lang und 0,05 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spicula. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare, die, nach Studer's kurzer Beschreibung zu urtheilen, wohl zu dieser Art gestellt werden dürfen. Diese Beschreibung ist allerdings recht unvollständig, da aber fast alle darin enthaltenen Charaktere sich bei meinen Exemplaren wiederfinden, so habe ich keinen Anstand genommen, dieselben unter diesem Namen zu beschreiben, gebe aber die Möglichkeit zu, dass sie sich bei einem Vergleich mit Studer's Originalexemplar als zu einer neuen Art gehörig ergeben werden. In Studer's Beschreibung wird angegeben, dass die Polypenköpfchen „slightly surmounted by bundles of spicules" sind. Dies deutet auf eine Verschiedenheit mit meinen Exemplaren hin, da aber keine Angaben des Maasses vorhanden sind, um wie viel die stützenden Spicula die Köpfchen überragen, dürfte hierin kein Grund liegen, diesem Umstand eine grosse Bedeutung beizulegen. Meine beiden Exemplare weichen von einander in einigen un- wesentlichen Merkmalen, besonders in der äussern Form der Colonie ab. Das eine, bedeutend grössere Exemplar hat eine Höhe von 63 mm, wovon 33 mm auf den nackten Stamm kommen. Die grösste Breite des polypentragenden Theils der Colonie ist 44 mm, die grösste Dicke 20 mm. Der nackte Stamm ist an der dicksten Stelle 10 mm , ver- jüngt sich aber etwas nach oben zu ; er ist ziemlich weich und etwas gefaltet. Aufwärts wird er von zwei grossen , einander gegenüber sitzenden, platten, blattförmigen Aesten begrenzt , die zusammen den ganzen Umfang des Stammes einnehmen. Sie sind circa 12 mm hoch, stark zusammen und abwärts gebogen und umschliessen auf diese Weise den ganzen obern Theil des Stammes in Form einer Scheide. An ihren Rändern sitzen Reihen von einzelnen Polypen und an ihrer obern Hache Zweige und Polypenbündel, Oberhalb dieser platten Aeste und in gleicher Ebene mit denselben geht jederseits ein cylindrischer Ast ab (der eine 20 mm lang und an der Basis 6 mm dick, der andere 17 mm lang und 5 mm dick), und etwas höher hinauf theilt sich der Stamm in zwei grössere Aste (der eine 12 mm lang und an der Basis 3,5 mm dick, der andere 10 mm lang und 3 mm dick). Dadurch, dass diese grössern Aeste in derselben Ebene ausgehen und nur un- bedeutende Zweige sich nach andern Richtungen erstrecken, erhält der polypen tragende Theil der Colonie eine platte Form. Die grossem Aeste zertheilen sich wie gewöhnlich in Aeste zweiter und höherer Ordnung, die im Allgemeinen fast rechtwinklig abgehen. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 45 Das kleinere Exemplar hat eine Höhe von 40 mm, wovon 22 mm auf den nackten, fast gleichmässig circa 6,5 mm dicken Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie ist nicht so platt wie beim vorigen Exemplar, seine Breite beträgt 25 mm, seine Mächtigkeit 15 mm. Die platten, 7 mm hohen Aeste am obern Ende des Stammes sind nicht abwärts gebogen, so dass sie den Stamm scheidenförmig umgeben, sondern stehen fast horizontal. Oberhalb derselben theilt sich der Stamm in 2 Hauptäste, von denen der eine, sich fast gerade aufwärts fortsetzende, 13 mm lang und an der Basis 4 mm dick, der andere schräg abstehende, 12 mm lang und an der Basis 4,5 mm dick ist. Ausserdem gehen auch einige kleinere Zweige ab. Die Polypenbündel bestehen im Allgemeinen aus 5 — 10 gedrängten Polypen. Die Köpfchen sind etwas seitlich abgeplattet, der mediane Durchn>esser beträgt 1 mm, der laterale 0,80 mm; die Länge der Polypen- stiele 1,10 mm (beim kleinern Exemplar 1,00 mm), ihre Mächtigkeit 0,50 mm. Die Stützbündel der Polypen ragen mit 1 — 2 Spicula circa 1,30 mm (beim kleinern Exemplar 0,90 mm) über die Köpfchen empor, sie erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Mächtigkeit von 0,18 mm (beim kleinern Exemplar 2,50 mm Länge, 0,17 mm Dicke). Die Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 2 — 4 Paar Spicula, sämmt- liche Gruppen sind ungefähr gleich stark entwickelt, die hervorragenden Spicula (gewöhnlich 1, selten 2 in jeder Gruppe) sind jedoch in den seitlichen etwas stärker als in den äussern und Innern Gruppen. Die grössten sind 0,95 mm lang und 0,06 mm dick (beim kleinem Exemplar 0,80 mm lang und 0,04 mm dick), die übrigen, nicht ab- stehenden Spicula sind circa 0,45 mm lang und 0,04 mm dick. Auch transversale Spicula kommen vor. Die Spicula an der Innenseite der Polypenstiele erreichen eine Länge von 0,85 mm und eine Mäch- tigkeit von 0,06 mm. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei sehr dichten Längsreihen angeordnet, an der Basis der Tentakel sind sie 0,10 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. Die Spicula im Aeussern des verästelten Theils der Colonie bestehen aus Spindeln, die 1,8 mm lang und 0,16 mm dick werden. Im nackten Stamm kommen ausser einfachen Spindeln (1 mm lang und 0,10 mm dick) Doppelsterne und Doppelkeulen (circa 0,10 mm lang), Zwillinge und Drillinge (bis 0,40 mm lang) vor. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spicula. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau- weiss, die Polypen fleischfarben mit violetter Schattirung. 46 OTTO aoLM, Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33» 5' N. B., 129« 16' 0. L. auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Die Typen- exemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala. 11. Spongodes asper a n. sp. Taf. 3, Fig. 4—6, Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen haben starke Spi- cula, von denen 1 — 2 die Köpfchen bedeutend überragen. Diese sind wenig seitlich abgeplattet; ihre Spicula- gruppen sind fast gleich stark entwickelt, haben gleich lange Spicula, die kein Operculum bilden. Die Ten- takel sind 0,60 mm lang, die Pinnulae 0,12 mm lang und 0,015 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten zahlreicheSpicula. In der Sammlung befindet sich nur 1 Exemplar, das eine Höhe von 25 mm hat, wovon 9 mm auf den nackten, 9 mm dicken Stamm kommen. Der grösste Durchmesser des polypentragenden Theils beträgt 19,5 mm, der kleinste 17 mm. Der nackte Stamm ist ziem- lich weich, wenig gerunzelt; dagegen ist der verästelte Theil der Colonie viel starrer. Jener wird oben von drei in gleicher Höhe sitzenden, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die den ganzen Stamm uraschliessen ; sie haben eine Höhe von 6 mm, und ihre äussersten Theile sind abwärts gebogen, ohne sich jedoch dicht an den Stamm zu schmiegen. An ihren Rändern tragen sie Reihen einzelner Polypen und an ihrer obern Fläche kleinere Zweige und Polypenbündel. Oberhalb dieser blattähnlichen Aeste entsendet der Stamm unmittelbar cylindrische Aeste: dicht an der Basis eines dieser platten Aeste sitzt ein cylindrischer Ast, der 8 mm lang und 3 mm dick ist. Ober- halb desselben hat der Stamm eine Breite von 9 mm und eine Dicke von 5 mm, nach weiterm Verlauf theilt er sich in zwei grosse, 9 mm lange und an der Basis 4,5 mm dicke Aeste, der eine derselben ent- sendet auch einen etwas grössern, 6 mm langen und an der Basis 3 mm dicken Ast. Diese 4 grössern Aeste theilen sich rasch in Zweige zweiter und höherer Ordnung. Da sämmtliche Aeste kurz und dicht an einander schliessend sind und die Polypenbündel sehr gedrängt stehen, so zeigt jeder derselben mit seinen Nebenästen und Polypenbündeln ein gerundetes Köpfchen mit einer Fläche von äusserst dicht gedrängten Polypen. Die Polypenbündel bestehen aus 5 — 10 Polypen. Die Köpfchen derselben sind wenig seitlich abgeplattet, der mediane Durchmesser beträgt 1,00 mm, der laterale 0,90 mm. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LessoN. 47 Die Länge der Polypenstiele beträgt ungefähr 1,00 mm, ihr Durch- messer 0,5 mm. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle unge- fähr gleich stark entwickelt und bestehen aus circa 4 Paar Spicula; die hervorragenden Spicula (1—2 in jeder Gruppe) sind ungefähr gleich lang, sie erreichen eine Länge von 0,90 mm, eine Dicke von 0,05 nmi; die übrigen Spicula sind circa 0,35 mm lang und 0,03 mm dick. An der Basis der Köpfchen befinden sich trans- versal angeordnete Spicula. Die Spicula der Stützbüudel erreichen eine Länge von 2,30 mm, eine Dicke von 0,16 mm, gewöhnlich erhebt sich eins^ 1,00 mm über die Köpfchen. Die Spicula an der Innen- seite der Polypenstiele liegen sehr gedrängt, sie erreichen eine Länge von 0,80 mm und eine Dicke von 0,05 mm. Die Spicula der Tentakel sind in zwei dichten Reihen angeordnet und liegen paarweise in einem stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze desselben gegen die Basis der Tentakel; diejenigen an der Basis sind 0,12 mm lang und 0,02 mm dick, diejenigen an der Spitze 0,01 mm lang und 0,005 mm dick. An der Aussenfläche des nackten Stammes trifft man ausser einfachen Spindeln (1,20 mm lang und 0,18 mm dick) «luch einseitig stachlige Spindeln, Zwillinge, Drillinge, Keulen, Doppelsterne u. s. w. Die Wände der innern Canäle enthalten recht gedrängte einfache Spindeln (1,30 mm lang und 0,12 mm dick), auch einseitig stachlige Spindeln, Drillinge. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau-weiss, die Polypen im obern Theil der Colonie blutroth mit violetter Schattirung, im untern Theil meistens blass gelb-weiss. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33" 5' N. B., 129 » 16' O. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 12. Spongodes pectinata n, sp. Taf. 3, Fig. 7—9. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind verhält- nissmässig schwach und ragen nur so weit wie die her- vorstehenden Spicula der Köpfchen hervor. Die Polypenköpfchen sind nicht seitlich abgeplattet, ihre Spiculagruppen sind alle gleich stark entwickelt, die hervorragenden Spicula gleich lang, diese bilden kein Operculum. Die Tentakel sind 0,60 mm lang, die Pin nulae 0,16 mm lang un d 0,04 mm breit. Die Wände der innern Canäle enthalten zahlreiche Spicula. 48 OTTO HOLM, In der Sammlung befindet sich nur 1 Exemplar, es hat eine Höhe von 75 mm, wovon 18 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie hat eine etwas platte Form und ist 50 mm breit und 35 mm dick. Der Basaltheil des nackten Stammes ist etwas verbreitert und platt und hat einen Durchmesser von 23 mm, der obere Theil von 15 mm. Der nackte Stamm ist oben von zwei einander gegenüber sitzenden, 12 mm hohen, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die mit ihren Basaltheilen fast den ganzen Umfang des Stammes umschliessen , mit ihrem äussern Theil herabgebogen sind und denselben dicht umgeben. An den Rändern tragen sie gedrängte Spiculabündel und an ihrer obern Fläche kleinere, cylindrische Zweige. Zwischen diesen platten Aesten sitzen an der einen Seite 1, an der andern Seite 2 kurze Aeste, die unten cylindrisch, oben aber becherförmig sind und Polypenbündel an den Rändern haben. Gleich oberhalb und in gleicher Ebene mit den erwähnten platten Aesten entsendet der Stamm jederseits einen grössern, schräg aufwärts gerichteten, 30 mm langen und an der Basis 8 mm dicken Ast. Der oberhalb dieser Aeste 13 mm dicke Stamm entsendet auf einer Strecke von 20 mm nur einige kleinere Zweige, theilt sich aber dann in zwei, 25 mm hohe und au der Basis 6 mm dicke Aeste. Diese 4 Hauptäste theilen sich wie gewöhnlich in Aeste zweiter und höherer Ordnung, an der Spitze der äussersten Zweige sitzen Polypen- bündel und zwar sehr gedrängt und alle ungefähr auf gleicher Höhe; da ausserdem die zu den verschiedenen Aesten gehörenden Polypen- bündel dicht und ohne grössere Unterbrechung zusamraensitzeu, so er- scheint auf der Colonie eine dichte und gleichmässige Schicht von Polypen. Die Bündel bestehen aus 8 — 20 dicht gedrängten Polypen. Die Köpf- chen sind nicht seitlich abgeplattet, ihr Durchmesser beträgt 1,00 mm, die Länge der Polypenstiele ist 1,20 mm, ihr Durchmesser 0,55 mm. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle gleich stark entwickelt, sie bestehen aus 2 — 3 Paar Spicula, von denen 1 im äussersten Paar jeder Gruppe bedeutend hervorragt und eine Länge von 1,20 mm, eine Mächtigkeit von 0,08 mm erreicht. Sie sind in allen Gruppen gleich lang. Die übrigen Spicula sind circa 0,50 mm lang und 0,04 mm dick. Die Spicula der Stützbündel erreichen eine Länge von 2,00 mm und eine Dicke von 0,10 mm, sie erheben sich nur wenig über die Köpfchen. Transversale Spicula kommen nicht vor. An der Innen- seite der Polypenstiele sitzen die Spicula dicht und erreichen eine Länge von 0,75 mm, eine Dicke von 0,06 mm. Die Spicula der Ten- takel sind paarweise in 2 ziemlich lockern Reihen angeordnet und bilden einen ziemlich stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze Beiträge iSur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 49 desselben gegen die Basis. An der Basis der Tentakel sind sie circa 0,12 mm lang und 0,02 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,003 mm dick. Die Spicula in der äussern Haut des verästelten Theils der Colonie bestehen aus dicht liegenden Spindeln (circa 3,00 mm lang und 0,30 mm dick) ; an der äussern Fläche des nackten Stammes befinden sich ausser einfachen Spindeln (0,90 mm lang und 0,17 mm dick) auch Doppelsterne (0,20 mm lang), Keulen, Zwillinge. In den Wänden der Innern Canäle befinden sich ausser diesen Spiculaformen auch Schuppen ; einfache Spindeln sind vereinzelt. Farbeim Weingeist: Die ganze Colonie ist gelblich schmutzig- weiss. Hab. Japan, 33 « 5' N. B., 129« 16' O. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Süenson erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 13. Spongodes pallida n. sp, Taf. 3, Fig. 10—15. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind mittel- mässig stark, sie überragen die Köpfchen nur wenig. Die Köpfchen sind wenig seitlich abge- plattet, ihre äussern Spi c ulagr uppen sind viel stärker entwickelt als die Innern und die hervor- ragenden Spiculagrupp en länger; es bildet sich kein Operculum. DieTentakel sind 0,65mm lang und 0,50mm breit, die Pinnulae 0,08 mm lang und 0,04 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten zusammen- gesetzte Spicula von eigenthüm licher Form. Die zwei in der Sammlung befindlichen Exemplare sind hinsicht- lich der äussern Form einander etwas unähnlich. Das eine, welches abgebildet ist und das wir als Exemplar A bezeichnen wollen, hat eine Höhe von 50 mm, wovon 18 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie hat eine platte Form, die grösste Breite beträgt 47 mm, die grösste Dicke 25 mm; der Durch- messer des nackten Stammes 12 mm, er ist wie der verästelte Theil der Colonie ziemhch weich und biegsam. Der nackte Stamm wird oben von zwei einander gegenüber sitzenden, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die circa 9 mm hoch sind und mit ihren Basaltheilen fast den ganzen Umfang des Stammes umschliessen, sie sind abwärts ge- Zool. Jahrb. Vin. Abth. f. Syst. 4 50 OTTO HOLM, bogen und umgeben denselben also wie eine Scheide. An den Rändern tragen sie zahlreiche Polypenbündel oder einzelne Polypen, an der obern Fläche einige kleinere, cylindrische Aeste. Zwischen den beiden blattähnlichen Aesten entspringen auf gleicher Höhe einige kleine platte oder cylindrische Zweige. Gleich oberhalb ersterer entsendet der hier 15 mm breite und 8 mm dicke Stamm einen schräg aufwärts steigenden, grossem Ast, der 21 mm lang und an der Basis 7 mm breit, 5 mm dick ist; oberhalb desselben hat der Stamm eine Breite von 8 mm und eine Mächtigkeit von 5 mm, ausserdem entsendet er nur kleinere Aeste und zwar meistens rechtwinklig. Die Verästelung ist übrigens nur spärlich, so dass Stamm und Aeste keineswegs versteckt sind. Das zweite Exemplar, B, hat eine Höhe von 47 mm, wovon 15 auf den Stamm kommen, der polypentragende Theil ist 50 mm breit und 20 mm dick, er wird auch bei diesem Exemplar oben von zwei platten, abwärts gebogenen Aesten begrenzt, oberhalb derselben entspringen von dem hier 7 mm dicken Stamm erst einige kleinere Aeste, dann theilt er sich 30 mm von der Basis in zwei grosse Aeste, die ungefähr rechtwinklig gegen einander stehen, der eine ist 20 mm lang und an der Basis 6 mm dick; der andere, 10 mm lange und an der Basis 6 mm dicke, theilt sich wieder bald in zwei gleichfalls stark diver- girende, 15 mm lange und 3 mm dicke Aeste. Die übrige Ver- ästelung stimmt mit der von Expl. A überein. Der mediane Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt circa 1 mm , der laterale circa 0,90 mm ; die Länge der Polypenstiele 1,00 mm, ihr Durchmesser 0,50 mm. Die äussern und seitlichen Spiculagruppen der Köpfchen sind bedeutend stärker entwickelt als die Innern ; diese bestehen aus 2 — 3 Paar Spicula, jene aus 3 — 4 Paar, ausserdem befindet sich wenigstens in den grössern Polypen ausser den paarweise geordneten Spicula in jeder der äussern Gruppen ein mehr hervorragendes und mehr abstehendes Spiculura, das eine Länge von 1,25 (bei B nur 1,00 mm) und eine Dicke von 0,10 mm erreicht. Die übrigen Spicula der äussern Gruppen haben eine Länge von circa 0,75 mm und eine Dicke von 0,04 mm, in den Innern Gruppen erreichen sie eine Länge von 0,30 mm und eine Dicke von 0,04 mm. An der Basis der Polypenköpfchen kommen keine transversalen Spicula vor. Die Spicula der Stützbündel sind 2,50 mm lang und 0,14 mm dick, gewöhnlich ragen 1 — 2 circa 0,5 über die Köpfchen empor. An der Innenseite der Polypenstiele liegen die Spicula nicht besonders dicht, ihre ungefähre Länge ist 0,70 mm, ihre Dicke 0,05 mm. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei dünnen Längsreihen an- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LessoN. 51 geordnet. An der Basis sind sie 0,12 mm lang, 0,02 mm dick, an der Spitze 0,04 mm lang und 0,01 mm dick. Die Spicula an der äussern Fläche des verästelten Stammes bestehen aus 2,00 mm langen und 0,14 mm dicken Spindeln, in der äussern Haut des nackten Stammes sind ausser Spindeln alle gewöhnlich vorkommenden Spicula- formen enthalten. Die Wände der Innern Canäle weisen zusammen- gesetzte Spicula von ganz eigenthümlicher Form auf (Taf. 3, Fig. 13 bis 15), die eine Länge von 0,16 und eine Breite von 0,10 mm erreichen. Farbe im Weingeist: grau- weiss. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33« 5' N. B., 1290 jg. q l^ ^on Herrn Capitän E. Suenson auf 36 Faden Tiefe erhalten. Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 14. Spongodes molUs n. sp, Taf. 3, Fig. 16, 17. Die polypen tragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel derPolypen sind mittelmässig stark entwickelt. Die Köpfchen sind fast kreisrund, ihre äussern Spicul agr uppen sind viel stärker ent- wickelt als die Innern, auch sind die hervorragen- den Spicula daselbst viel stärker. Es bildet sich kein Operculum. Die Tentakel sind 0,60 mm lang, die PinnulaeO,12 mm lang und 0,03 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spicula. Von den zwei in der Sammlung befindlichen Exemplaren hat das grössere eine Höhe von 27 mm, wovon 12 mm auf den nackten, 6 mm breiten und 3 mm dicken Stamm kommen. Die grösste Breite des verästelten Theils der Colonie beträgt 21 mm, die grösste Dicke 15 mm. Die ganze Colonie mit Stamm und Aesten ist sehr weich und biegsam. Das kleinere, abgebildete Exemplar hat eine Höhe von 19 mm, wovon 7 mm auf den nackten, 4 mm dicken Stamm kommen. Der grösste Durchmesser des polypentragenden Theils der Colonie beträgt 16 mm, der kleinste 13 mm. Die Colonie ist im Ganzen recht weich, aber doch etwas starrer als beim grössern Exemplar. Die Verästelung ist bei beiden ungefähr dieselbe. Ober- halb des nackten Stammes sitzen auf ungefähr gleicher Höhe theils platte, schräg abwärts gerichtete, theils cylindrische , mehr aufwärts gerichtete Aeste. Jene sind recht schmal (circa 1,5 mm breit), sie 4 * 52 OTTO HOLM, verschmelzen etwas mit ihren Basen, wodurch eine Andeutung jenes grossen, platten, blattähnlichen Gebildes entsteht, das bei den vorigen Arten vorkommt. Der oberhalb dieses Gebildes beim grössern Exem- plar etwas platte Stamm, der eine Breite von 6 mm und eine Mächtig- keit von 3 mm, beim kleinern Exemplar einen Durchmesser von 3 mna hat, theilt sich nach kurzem Verlauf in mehrere, nach allen Seiten gehende Aeste, die sich wiederum in Zweige zweiter und höherer Ordnung gliedern. Beim kleinern Exemplar divergiren die Zweige etwas mehr, die Polypenbündel sind ungefähr gleichmässig über die ganze Colonie vertheilt; beim grössern dagegen schliessen sich die Zweige dichter an einander, so dass die Polypen bündel, welche dem- selben Zweig angehören, dichtere und mehr getrennte Gruppen bilden. Die Bündel bestehen aus 3—8 Polypen. Die Köpfchen haben einen fast kreisrunden Durchschnitt; der mediane Durchmesser beträgt circa 0,80 mm, der laterale 0,75 mm; die Länge der Polypenstiele beträgt circa 1,00 mm (beim kleinern Exemplar nur 0,80 mm), ihre Dicke 0,4 mm. Die äussern und seitlichen Spiculagruppen der Köpf- chen sind viel stärker entwickelt als die innern, jene bestehen aus 3 — 4 Paar Spicula; ausserdem befindet sich, wie bei voriger Art, ausserhalb der paarweise angeordneten Spicula und mehr abstehend als diese 1 grösseres Spiculum in jeder Gruppe, das eine Länge von 1,10 mm und eine Dicke von 0,08 mm erreicht ; die übrigen Spicula der äussern Spiculagruppen werden circa 0,65 mm lang und 0,04 mm dick, die- jenigen der innern Gruppen sind circa 0,50 mm lang und 0,04 mm dick. Transversale Spicula der Köpfchen sind nicht vorhanden. Die Spicula der Stützbündel erreichen eine Länge von 2,30 mm und eine Dicke von 0,12 mm, gewöhnlich ragen zwei circa 0,60 mm über die Köpfchen empor. An der Innenseite der Polypenstiele befinden sich ungefähr 0,75 mm lange und 0,05 mm dicke Spicula. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei dichten Längsreihen angeordnet, an der Basis sind dieselben 0,10 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,01 mm lang und 0,005 mm dick. An der äussern Fläche des verästelten Theils der Colonie bestehen die Spicula aus Spindeln (circa 2,00 mm lang und 0,12 mm dick). Am nackten Stamm treten ausser Spindeln (1,00 mm lang und 0,10 mm dick) die gewöhnlichen Spicula- formen auf. Die Wände der innern Canäle enthalten keine Spindeln. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau-weiss, die Polypen blass fleischfarben. Hab. Hirudo- Strasse, Japan, 33» 5' N. B., 129« 16' O. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 53 Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 15. Spongodes lanxifera n, sp. Taf. 3, Fig. 18, 19. Die polypentragenden Zweige sind sehr kurz und nach der Spitze zu bedeutend verdickt. Die Polypen- köpfchen haben einen kreisförmigen Durchschnitt. Sämmtliche S piculagruppen sind ungefähr gleich stark entwickelt; sie enthalten keine emporragenden Spicula und bilden kein Operculum. Die Wände der innern Canäle enthalten Spicula. Das in der Sammlung befindliche Exemplar hat eine Höhe von 50 mm, wovon 25 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypen- tragende Theil der Colonie ist 35 mm breit und 18 mm dick. Der nackte Stamm ist ziemlich stark gerunzelt und weich , in der Mitte 8 mm dick und an der Basis mit wurzelähnlichen Fortsätzen ver- sehen. Der verästelte Theil der Colonie ist sehr fest und starr. Der Stamm theilt sich in zwei grössere, dicke und kurze Aeste, die rund herum kleinere Zweige entsenden, welche sich ihrerseits wieder in Zweige höherer Ordnung theilen. Die Aeste und Zweige haben un- gefähr dieselbe Länge, wodurch die ganze Colonie eine gleichmässig abgerundete Gestalt erhält. Die Zeige sind fast doppelt so dick an der Spitze, die verstümmelt ist und eine Anzahl von circa 20 äusserst gedrängt sitzenden Polypen trägt. Dadurch, dass die Zweige in gleicher Höhe und dicht gedrängt sitzen, entstehen platte oder etwas concave Polypenhäufchen , die einen Durchmesser von bis zu 8 mm haben und sich durch die dunklere Farbe der au der Peripherie sitzenden Polypen auszeichnen. Diese Haufen sitzen recht gedrängt, so dass die Verästelung der Colonie schwer wahrzunehmen ist. Die Polypenköpfchen haben einen runden Querschnitt und einen Durch- messer von 0,60 mm, die Länge der Polypenstiele beträgt 0,50, ihr Durchmesser 0,50 mm. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt, sie bestehen aus 5 — 8 Paar circa 0,20 mm langen und 0,03 mm dicken Spicula, die nicht hervorragend sind und unmittelbar in die Spicula der Tentakel übergehen. An der Basis der Köpfchen befinden sich transversale Spicula. Diejenigen der Stützbündel sind im Allgemeinen circa 1,5 mm lang und 0,12 mm dick und erheben sich circa 0,40 mm über die Köpfchen, aber einige Polypen, die an den Rändern der platten Polypen häuf chen sitzen, 54 OTTO HOLM, haben Stützbündel, die viel grössere Spicula (circa 3,00 mm lang, 0,26 mm dick) enthalten , welche ungefähr 1,00 mm über die Köpfchen emporragen. An der Innenseite der Polypenstiele liegen Spindeln von 0,10 mm Länge und 0,04 mm Mächtigkeit. Die Tentakel sind verfault, so dass sich davon keine Maasse nehmen Hessen, aber ihre Spicula sind in zwei dichten Reihen angeordnet und sind an der Basis 0,06 mm lang, 0,01 mm dick und an der Spitze 0,01 mm lang, 0,005 mm dick. An der Aussenfläche des verästelten Theils der Colonie befinden sich dicht gedrängte Spindeln (2,00 mm lang und 0,16 mm dick). Am nackten Stamm kommen ausser einfachen Spindeln auch die übrigen gewöhnlichen Spiculaformen vor. Die Wände der innern Canäle enthalten Spindeln nebst 3 — 6strahligen Kalkkörperchen, Farbe im Weingeist: Der grösste Theil der Colonie ist gelb- lich-grauweiss, ausser den am Rande der platten Polypenansammlungen sitzenden Polypen, die dunkelröthlich sepiabraun erscheinen. Hab. Australien, Port Darwin. Das Originalexemplar gehört dem Reichsmuseum. 16. Spongodes lateritia n. sp, Taf. 3, Fig. 20, 21. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind stark ent- wickelt, von den Spicula ist eines sehr stark hervor- ragend. Die Köpfchen sind unbedeutend seitlich ab- geplattet, ihre Spiculagruppen sind alle gleich stark entwickelt, die hervorragenden Spicula lassen sich zu einem Operculum zusammenlegen. Die Wände der innern Canäle enthalten zahlreiche Spicula. Das einzige in der Sammlung befindliche Exemplar hat eine Höhe von 34 mm. Der nackte Stamm hat eine schiefe Basis, seine grösste Höhe beträgt 17 mm, er ist etwas platt und zwar 10 mm breit, 6 mm dick. Er ist wie die ganze Colonie starr und fest. Der Durchmesser des polypentragenden Theils der Colonie beträgt 25 mm. Unten sitzen 3 platte, blattähnliche, abwärts gebogene Aeste, die circa 5 mm hoch sind und an den Rändern Polypen, an ihrer obern Fläche einige kleinere, cylindrische Zweige tragen. Oberhalb derselben hat der Stamm eine Breite von 8 mm und eine Dicke von 6 mm. Die gröbere Verästelung erfolgt nicht in einer besondern Richtungsebene, es sind 4 Hauptäste wahrzunehmen, sie gehen nach verschiedenen Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 55 Richtungen und sind 8—12 mm lang, an der Basis 3 — 4 mm dick. Die Nebenäste sitzen ungefähr rechtwinklig zu denselben. Die Po- lypenbündel sind ziemlich dünn und bestehen aus 3 — 8 scharf divergirenden Polypen. Die Polypenköpfchen sind wenig seitlich ab- geplattet, ihr medianer Durchmesser beträgt 0,9 mm, ihr lateraler 0,8 mm; die Länge der Polypenstiele beträgt 1,10 mm, ihr Durch- messer 0,45. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind sämmtlich un- gefähr gleich stark entwickelt, sie bestehen aus 3—4 Paar Spicula, in jeder derselben befinden sich 1 — 2 Paar hervorragende mit einer Länge von 0,9 mm und einer Dicke von 0,06 mm, diese können sich, wenn die Tentakel eingezogen sind , über das Centrum legen und auf diese Weise ein Operculum über den Tentakeln bilden. An der Basis der Köpfchen befinden sich transversale Spicula. Die Spicula der Stützbündel erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Dicke von 0,16 mm. Eins ragt hoch empor und zwar bis 1,50 mm. An der Innenseite der Polypenstiele sind die Spicula circa 0,60 mm lang und 0,05 mm dick. Die Tentakel sind verfault, es Hessen sich also keine Maasse nehmen, aber ihre Spicula sind in zwei äusserst dichten Reihen angeordnet und bilden einen spitzen Winkel gegen die Basis; die Spicula an der Basis sind 0,14 mm lang und 0,02 mm dick, die an der Spitze sind 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. Die äussere Haut des verästelten Stammes enthält Spindeln bis 2,30 mm Länge und 0,26 mm Dicke. Die äussere Haut des nackten Stammes enthält ausser Spindeln (circa 1,30 mm lang und 0,12 mm dick) die gewöhn- lichen Spiculaformen. Auch die Wände der Innern Canäle enthalten zahlreiche einfache Spindeln, Zwillinge, Drillinge u. s. w. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau- weiss ; die Polypen ziegelroth. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33' 5' N. B., 129« 16' 0. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 56 OTTO HOLM, Erklärung der Albbildungeii. Tafel 2. Fig. 1—3. Spongodes chabrolii Fig. Fig. Fig. 1. 2. 3. Polypenstock, 1/1. Polyp, 22/1. Tentakel, 22/1. Fig. 4—6. Sp. inermis. Fig. Fig. Fig. 4. 5. 6. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 22/1. Fig. 7. Sp. lohulifera. Polyp, 19/1. Fig. 8—10. Sp. alhida. Fig. Fig. Fig. 8. 9. 10. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 47/1. Fig. 11—13. Sp. ulex. Fig. Fig. Fig. 11. 12. 13. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 14 — 16. Sp. suensonii. Fig. Fig. Fig. 14. 15. 16. Polypenstock, 1/1, Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 17—19. Sp. tenera. Fig. Fig. Fig. 17. 18. 19. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 20—22. Sp. spinifera. Fig. Fig. Fig. 20. 21. 22. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 23—24. Sp. armata. Fig. Fig. 23. 24. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. i Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 57 Tafel 3, Fig. 1 — S. Spongodes flahellifera. Fig. 1. Polypenstock, 1/1. Fig. 2. Polyp, 19/1. Fig. 3. Tentakel, 30/1. Fig. 4 — 6. Sp. aspera. Fig. 4. Polypenstock, 1/1. Fig. 5. Polyp, 19/1. Fig. 6. Tentakel, 30/1. Fig. 7 — 9. Sp. pectinata. Fig. 7. Polypenstock, 1/1. Fig. 8. Polyp, 19/1. Fig. 9. Tentakel, 30/1. Fig. 10—15. Sp. pallida. Fig. 10. Polypenstock, 1/1. Fig. 11. Polyp, 19/1. Fig. 12. Tentakel, 30/1. Fig. 13— 15. Kalkkörper der innern Zwischenwände, 80/1. Fig. 16—17. Sp. mollis. Fig. 16. Polypenstock, 1/1. Fig. 17. Polyp, 19/1. Fig. 18 — 19. Sp. lanxifera. Fig. 18. Polypenstock, 1/1. Fig. 19. Polyp, 19/1. Fig. 20—21. Sp. lateritia. Fig. 20. Polypenstock, 1/1. Fig. 21. Polyp, 19/1. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). Von Peter Schmidt. (Aus dem Zoologischen Laboratorium der Kaiserl. Universität zu St. Petersburg.) Vor 4 Jahren hat I. D. Kusnezoff^) in einer kleinen Abhand- lung bibliographischen Charakters gezeigt, dass das Leuchten der Zuck- mücken {Chironomidae) schon im vorigen Jahrhundert beobachtet worden ist. Es finden sich nämlich bei Pallas ^) folgende Zeilen, die einem Briefe von Carl Hablitz aus Persien (Asterabad) entnommen sind: „Ausser diesem leuchtenden Insect (Lampi/ris), welches sich sehr häufig am Ufer des Astrabadschen Meerbusens aufhält, habe ich Ge- legenheit gehabt zu beobachten, dass auch die Mücken (Culex pipiens L.) im Finstern einen Schein von sich geben. Und zwar bemerkte ich dies im vergangenen Herbst und diesen Frühling, da sich selbige in Menge auf unsern Schiffen einquartirt hatten." Beinahe unzweifelhaft scheint es zu sein ^), dass es sich hier nicht um das Leuchten von Culex ^ sondern von Chironomus handelt, da 1) Zur Frage nach dem Leuchten der Dipteren (russisch), in: Westnik Estestwosnanija, St. Petersburg 1890, No. 4, p. 167—171. 2) Neue Nord. Beitr. zur physik. u. geogr. Erd- u. Völkerbeschrei- bung, V. 4, 1783 (citirt nach Osten-Sacken , in: The Entom. Monthly Mag., V. 15, 1878, No. 170, p. 42). 3) Wie es auch Kusnezoff vermuthet. Siehe 1. c. p. 167. üeber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). 59 einerseits keine einzige spätere oder frühere Angabe über das Leuchten des erstgenannten Zweiflüglers existirt, andrerseits aber beinahe alle CMronomus - Arten dem äussern Ansehen nach den echten Mücken (CuUcidae) höchst ähnlich sind und bei einer oberflächlichen Bestim- mung leicht verwechselt werden können. Die angeführte Beobachtung bheb sehr lange Zeit vollkommen unbemerkt und unbestätigt. Erst im Jahre 1874 wurde das interessante Factum zum zweiten Mal von dem Mitgliede der bekannten Aralo- Caspischen Expedition, W. D. Alenizyn, entdeckt und in einer Mit- theilung an unsere Naturforscher-Gesellschaft zu St. Petersburg ver- öffentlicht 0- Es gelang nämlich Alenizyn während seines Aufenthaltes am Aral-See und in der Gegend der Mündung des Amu-Darja, zu be- obachten, dass sich an den Schiflfsborden eine Menge lebhaft leuch- tender Mücken niedersetzte. Er hatte auch Gelegenheit gehabt, diese Mücken in Alkohol zu sammeln und sie später als CMronomus sp. zu bestimmen. Die nächstfolgende Angabe über die uns interessirende Erschei- nung finden wir in der ausländischen Literatur. Dr. Brischke ^) be- obachtete im Jahre 1871 in Pommern am Kadaune-Fluss zwei leuch- tende CAirowomMs- Weibchen, die von ihm als CMronomus tendens ¥. bestimmt wurden. Im Jahre 1884 wurden leuchtende Zuckmücken am Issykkul-See von dem Botaniker Prof. Ssorokin beobachtet, gesammelt und in Alkohol nach Petersburg geschickt. Hier angekommen , wurden sie von L D. KusNEZOFF untersucht, konnten aber ihrer schlechten Er- haltung wegen nicht genau bestimmt werden^). Ausser diesen Literaturangaben kann ich noch eine mündliche Mittheilung von Herrn L K. Tarnani anführen , nach der auch bei Taganrog am Asowschen Meere leuchtende Mücken, vermuthUch auch zu den CMronomidae gehörend, beobachtet wurden. Leider sind diese von L K. Tarnani gesammelten leuchtenden Insecten verloren ge- gangen. Im verflossenen Jahre 1893 hatte unsere Entomologische Gesell- schaft einen leuchtenden CMronomus von Herrn Christoph aus Sarepta (Gouv. Saratow) in trockenem Zustande erhalten. 1) In: „Trudy" der Gesellschaft, V. 6, 1875, p. XI. 2) Leuchtende Dipteren, in: Deutsche Ent. Zeit., Jg. 20, 1876, Heft 3. Entom. Monatsblätter v. D. Kkaatz, Berlin. 3) I. D. KuSNEZOFF, 1. c. p. 170. 60 PETER SCHMIDT, Aus obigen Zeilen kann man schon ersehen, dass das Leuchten der Zuckmückeu eine ziemlich weit verbreitete, wenn auch selten von Fachmännern beobachtete Erscheinung ist. Ich meinerseits hatte während meines Aufenthaltes am Issykkul- See im Sommer 1892 das Glück gehabt, Zeuge dieser interessanten Erscheinung zu sein. Leider aber war ich zu spät zum Issykkul ge- kommen, um diese Erscheinung in ihrem vollen Glänze beobachten zu können. Es kommen nämlich den Aussagen der Einwohner von Prshe- walsk zu Folge die leuchtenden Mücken am häufigsten im Anfange und in der Mitte Juni vor, ich war dagegen erst Anfang Juli dahin gelangt. Dadurch erkläre ich mir, dass ich nur mit ziemlich grosser Mühe 6 Exemplare der leuchtenden Insecten in dem am Ufer des Sees wachsenden Gesträuche gefunden und gefangen habe, denn sonst sollen sie, den Schilderungen der Einwohner nach, manchmal in einer solchen Menge erscheinen, dass ganze Sträucher wie glühend aussehen. Die von mir beobachteten Exemplare, von denen sich 1 Ex. als S und 5 als ?$ erwiesen, leuchteten sehr stark, mit einem etwas grün- lichen, phosphorescirenden Lichte, das vollkommen dem Lichte von Lampyris glich, sich aber durch seine Continuität und Gleichmässigkeit wesentlich von ihm unterschied. Selbst angerührt oder sogar in Alkohol geworfen, verharren die Thiere dennoch im Leuchten und können augenscheinlich ihr Licht weder vermindern noch aufhören lassen. In Alkohol fahren die Chironomus noch 3 — 4 Stunden fort zu leuchten, wie es auch schon früher von Alenizyn constatirt wurde. Leider hatte ich keine andere Conservirungsflüssigkeit als TOproc. Alkohol bei mir und musste mich deshalb damit begnügen, die ge- sammelten Insecten im Alkohol nach Petersburg zu bringen. Da mich die gesehene Erscheinung aufs höchste interessirte, ging ich in Petersburg an die nähere Untersuchung der von mir gesammelten Thiere und zog auch das von Ssorokin und Alenizyn mitgebrachte Material zu Rathe ^). Die von Ssorokin eingeschickte Sammlung erwies sich in der That als in vollkommen unbrauchbarem Zustande: die Fühler, die 1) Die erste war mir freundlich von Herrn J. N. Wagneb, Custos am Zoologischen Museum der Universität zu St. Petersburg, die zweite aus den Sammlungen unserer Entomologischen Gesellschaft von Herrn J. A. PoETscHiNSKY übergeben; den beiden genannten Herren erlaube ich mir hier meinen wärmsten Dank auszudrücken. Üeber das Leuchten der Zuckmücken (Chiroromidae). Q\ Beine, theilweise auch die Flügel der meisten Exemplare waren ab- gebrochen, und die Färbung und Zeichnung derselben schien stark verändert zu sein, so dass weder eine Bestimmung oder Beschreibung der Thiere, noch eine Untersuchung derselben vermittels der Schnitt- methode sich lohnte. Dagegen boten die, wenn auch so kleine, von mir selbst mit- gebrachte und die ziemlich grosse Sammlung Aleniztn's mehrere ganz gut conservirte Thiere dar. Als ich die Untersuchung begann, war ich vollkommen überzeugt, dass ich es mit neuen leuchtenden Chironomus- Arten zu thun habe und wollte deshalb mit Hülfe der in Schiener's klassischem Werke „Fauna Austriaca" sich befindenden Tabellen nur annähernd die systematische Stellung dieser Arten bestimmen. Wie gross war daher meine Verwunderung, als ich in denselben Tabellen eine bis ins Kleinste passende Diagnose der meisten Individuen antraf ! Es zeigte sich nämlich, dass sowohl alle von mir vom Issykkul mitgebrachten Insecten wie auch die meisten aus der ALENizYN'schen Sammlung zu Chironomus intermedius St. gehören, welche Art nach Schiener's Meinung bloss eine Varietät des ganz gemeinen Chiro- nomus plumosus L. ist, da diese beiden Formen sich nur durch ihre Grösse von einander unterscheiden und auch in dieser Beziehung zwischen ihnen Uebergangsformen gefunden werden '). Möglich ist es daher, dass auch einige von mir untersuchte ??, die die für Chironomus intermedius St. angegebene Grösse über- schreiten, als Chironomus plumosus L. anzusehen sind. Einige kleinere Exemplare der von Alenizyn mitgebrachten In- secten habe ich als Chironomus tendens Fb. bestimmt, bin aber von der Richtigkeit dieser Bestimmung nicht ganz überzeugt. Ausserdem fanden sich in derselben Sammlung mehrere Exemplare von ganz kleinen Mücken , die sich als Corethra sp. erwiesen und dennoch nach Alenizyn's Angabe ^) lebhaft leuchten sollen, was eine für die Wissenschaft ganz neue Thatsache bildet. Leider war ich nicht im Stande, meine Bestimmung durch einen Vergleich der von mir untersuchten Exemplare mit irgend welchen von einem competenten Dipterologen bestimmten zu bestätigen. Eine wenn auch indirecte Bestätigung dieser meiner Meinung, 1) Siehe Schienbr, op. cit. V. 2, p. 601. 2) Nach Mittheilung von Herrn J. A. Poktschinsky. 62 PETER SCHMIDT, dass die von mir selbst am Issykkul gesammelten Insecten wirklich nichts anderes als Chironomus intermedius St. sind, finde ich jedoch darin, dass ich beim Dredschen im See ^) einige Exemplare der so charakteristischen Larve von Chironomus plumosus L. gefunden habe. Die ebenfalls in Alkohol conservirten Larven erwiesen sich bei einer näheren Untersuchung vollkommen mit der Beschreibung und mit den Abbildungen Reaumur's '^) identisch; wie bekannt, variiren aber die Larven der Zuckmücken noch viel mehr den einzelnen Arten nach als die Imagines, und dies spricht dafür, dass Chironomus plumosus L. oder die ihm so nahe stehende Form Chironomus intermedius Fb. wirklich am Issykkul existiren. Uebrigens ist aber auch die Uebereinstimmung der Diagnose mit den von mir untersuchten Insecten so auffallend gross , dass ich gar keinen Zweifel an der Richtigkeit meiner Bestimmung habe. Es folgt also aus meiner Untersuchung, dass die leuchtenden Zuckmücken zu den gemeinsten und weit verbreiteten Arten gehören, wie das auch schon einmal von Dr. Brischke (s. oben) constatirt war. Wie soll nun ihr Leuchten erklärt werden? Vom rein biologischen Gesichtspunkt aus kann das Leuchten der Thiere überhaupt auf zwei Ursachen zurückgeführt werden. Erstens leuchten Thiere, die zu diesem Zweck mit ganz beson- deren Leuchtorganen versehen sind und bei denen diese Function die eine oder die andere, wenn auch nicht immer für uns vollkommen ersichtliche Rolle in ihrem Leben spielt, wie z. B. unsere Lampyris, mehrere exotische Insecten, leuchtende Krebse und Fische der grossen Meerestiefen u. s. w. Zweitens leuchten Thiere vermittels der an ihnen oder in ihnen lebenden leuchtenden Mikroorganismen , die ja bekanntlich auch das Leuchten der faulenden Stoffe (Fleisch, Fische, Holz u. dgl.) bedingen, und zwar sind hier zwei Fälle zu unterscheiden: 1) können die Mikroorganismen für das Thier unschädlich sein, und wir müssen sie folglich als Raumparasiten oder sogar als Cora- mensalen (da sie vielleicht durch ihr Leuchten auch dem Thiere Nutzen bringen, indem sie ihm die Beute anlocken) ansehen. Als Beispiel hierzu können die von R. Dubois entdeckten Bakterien der Meduse Pelagia und des Mollusks Pholas dienen ^). 1) In der Bucht Kara-ssu, nahe bei Prshewalsk. 2) RfiAUMUR, Mem. pour serv. ä 1' bist, des insectes, V. 5, p. 38, tab. 5, fig. 1 — 5. 3) R. Dubois, Sur le role de la Symbiose chez certains animaux mariüs lumineux, in: C. R. Acad. Paris, V. 107, 1888, p. 502. Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). g3 2) können die Mikroorganismen als wirkliche, für den Wirth schädliche Parasiten auftreten. Hierzu kennen wir aber bis jetzt nur ein einziges von A. Giard') angeiührtes Beispiel, nämlich das Leuchten von Talitrus, Der genannte Forscher hat im Jahre 1889 am Strande bei Wimereux einen stark leuchtenden Talitrus beobachtet. Ein Exemplar des sonst bis jetzt niemals leuchtend beobachteten Thieres leuchtete sogar beim Mondscheine so stark, dass man es auf eine Entfernung von meh- reren Metern deutlich erkennen konnte. Das Licht war grünlich und kam aus dem Innern des Körpers, der nicht in seinen einzelnen Theilen, sondern mit der ganzen Oberfläche leuchtete bis an die Spitzen der Antennen und Füsse , und nur die Augen bildeten zwei schwarze Punkte auf diesem leuchtenden Hintergrunde. Das leuchtende Indi- viduum bewegte sich sehr langsam auf dem Sande, anstatt heftig herumzuspringen wie die andern nicht leuchtenden Krebse derselben Art. Bei der Untersuchung eines Fusses des leuchtenden Krebses unter dem Mikroskop zeigte sich, dass es zwischen den Muskeln von Mikroorganismen {Micrococcus phosphoreus?) wimmelte und die Mus- keln selbst durch sie stark beschädigt waren, was die langsamen Be- wegungen des Thieres hinlänglich erklärte. Es gelang auch Giard, mit diesen leuchtenden Mikroorganismen die gesunden , nicht leuch- tenden Krebse anzustecken und bei ihnen dadurch das Leuchten her- vorzurufen. Die Krebse wurden in weniger als 3 Tagen leuchtend, leuchteten 3 — 6 Tage fort, dann begannen sie allmählich matt und unbeweglich zu werden, gingen, wie auch der zuerst gefundene Krebs, nach 3 — 4 Tagen zu Grunde, und die Leichen leuchteten noch wäh- rend einiger Stunden. Dieser bis jetzt meines Wissens noch ganz vereinzelt dastehenden Beobachtung kann, wie mir scheint, mit grösster Wahrscheinlichkeit das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae) an die Seite gestellt werden; dafür sprechen folgende Punkte: 1) leuchten nicht besondere, speciell leuchtende Arten, sondern die gemeinsten und weit verbreiteten Formen ^). 1) Sur l'infection phosphoresc. des Talitres et autres Crustacees, Refer. in: Centrlbl. f. Bact. u. Parasitenkunde, V. 6, 1889, p. 645 (ich citire nach HßRicouRT, Les microbes lumineux, in : Revue scient., V. 45, 1890, No. 15, p. 465). 2) Die von Alenizyn mitgebrachte leuchtende CoretJira sp. scheint auch zu einer von den gewöhnlichsten Arten zu gehören, doch gelang es mir nicht, sie näher zu bestimmen. 64 PETER SCHMIDT, 2) Das Leuchten ist (sowohl nach meinen eigenen Beobachtungen wie auch nach den Angaben von Alenizyn und nach Ssorokin) nicht auf irgend einen Punkt localisirt, sondern nimmt den ganzen Körper und alle seine Anhänge (Füsse, Antennen) ein. Das Leuchten ist auch vom Willen des Thieres ganz unabhängig und dauert selbst in Alkohol noch lange Zeit fort (s. oben). Ich habe sogar einen in ein Spinnen- gewebe gerathenen und zum Theil schon von der Spinne ausgesogenen (der Kopf war abgebissen) Chironomus gefunden, und dennoch leuchtete sein Körper, wenn auch nicht so stark wie bei den lebendigen. 3) sind die leuchtenden Insecten sehr wenig beweglich, wodurch sie sich von unsern Zuckmücken derselben Art bedeutend unterscheiden. Alenizyn sagt in seiner Mittheilung von den am Aral-See beobachteten leuchtenden Insecten folgendes^): „Ich habe keine selbständigen Be- wegungen der Insecten beobachtet, die, welche ich in die Hände nahm, blieben vollkommen unbeweglich. Beim Anrühren schienen einige Individuen undeutliche Bewegungen zu machen, gewöhnlich fielen sie aber dabei nieder, und da sie grösstentheils sich an der äussern Seite des Schifisbords gruppirten, so geriethen sie ins Wasser." Bei- nahe dasselbe berichtet auch Ssorokin über die leuchtenden Chirono- miden am Issykkul *), und ich kann nach meiner eigenen Erfahrung nur seine Worte bestätigen. Den Angaben der Einwohner zu Folge sieht mau die leuchtenden Insecten sehr selten fliegen, sondern sie sitzen immer beinahe unbeweglich an den Aesten der Sträucher, wovon ich mich auch selbst überzeugen konnte. Es genügt, ein Kästchen, ein Glas oder einfach die flache Hand unter das leuchtende Insect unterzuschieben, den Ast ein wenig zu schütteln — und die Mücke fällt nieder in das Kästchen oder in die Hand herein und versucht nicht einmal wegzufliegen. Ueberhaupt macht das leuchtende Insect den Eindruck eines erkrankten und jedenfalls eines anormalen Indi- viduums. 4) sind weder von Kusnezoff ^), der die von Ssorokin einge- schickte Sammlung untersuchte, noch von mir selbst vermittels der Schnittmethode (Boraxkarmin, Paraffin) irgend welche den Leucht- organen ähnliche Gebilde gefunden worden. Die ziemlich gut conser- virten Zuckmücken Alenizyn's (die meinigen sind viel schlechter conservirt, da ich sie in Gläser mit einfachen Korken gebracht hatte. 1) 1. c. V. 12. 2) I. D. Kusnezoff, 1. c. p. 170. 3) 1. c. p. 170. Ueber das Leuchten der ^uckmücken (Chironomidae). ß5 wobei der Alkohol wahrscheinlich etwas verdunstet ist) zeigen auf den Schnitten nur einen stark entwickelten Fettkörper mit seinen typischen weitmaschigen Zellen. 5) leuchten die SS ebenso wie die ?$, und folglich kann das Leuchten wohl schwerlich eine Rolle in sexueller Beziehung spielen ; selbstverständlich kann das Leuchten auch nicht zum Beuteanlocken dienen, da die Zuckmücken keine Raubinsecten sind. Die Analogie der drei ersten Punkte mit den oben citirten Beob- achtungen Giard's ist so einleuchtend, dass sie wohl kaum einer näheren Besprechung bedarf. Diese Analogie wie auch die zwei letzten Punkte sprechen aber dafür, dass auch die Ursache des Leuchtens dieselbe ist wie bei Talitrus, dass wir hier also ebenfalls eine Infection mit leuchtenden Mikroorganismen vor uns haben. Um sich in der Richtigkeit dieser Annahme zu überzeugen, wäre selbstverständlich das einfachste, so wie es Giard gethan hat, die Mikroorganismen direct nachzuweisen. Das ist mir leider bei der so ungenügenden Conservirung der Objecte nicht gelungen. Ich habe versucht, verschiedene Bakterienfärbungen (Methylen- blau-Eosin, Gentiana -Violet, die GRAM'sche und die Gram - Günther- sche Methode) anzuwenden, doch ohne ein deutlich positives Resultat zu erhalten. Es waren zwar in manchen Zellen des Fettkörpers, in Plasma eingeschlossen, sich stark färbende Körner zu sehen, ob das aber Mikroorganismen oder bloss irgend welche Concremente oder Zerfalls- producte der Zellen sind, ist unmöglich zu entscheiden, so lange man nicht ein frisches Object oder wenigstens Controllpräparate des ge- wöhnlichen nicht leuchtenden Chironomus zu untersuchen im Stande sein wird. Der beste Beweis wäre selbstverständlich, wenn Infectionsversuche wie mit Talitrus gelängen. Wir müssen also einstweilen noch auf die endgiltige Entscheidung der interessanten Frage nach den Ursachen des Leuchtens der Zuck- mücken verzichten, da alle angeführten Punkte wohl nur als indirect, nicht aber als direct beweisend anzusehen sind, und wenn ich gewagt habe, mich für die bakterielle Ursache der noch so wenig erforschten Erscheinung auszusprechen, so geschah es aus zwei Gründen : 1) weil ich überzeugt bin, dass die dargelegten Gründe doch Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 5 66 PETER SCHMIDT, Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). ziemlich gewichtig sind und die bakterielle Ursache des Leuchtens wenigstens in hohem Grade möglich machen ; 2) weil ich dachte, dass irgend eine auf Thatsachen basirte Er- klärung der interessanten Erscheinung doch besser ist als keine. Meine Absicht war auch , noch einmal die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf die betreffende Erscheinung zu lenken und dadurch vielleicht Jemanden zu einer näheren Untersuchung anzuregen. iMöglich scheint es mir zu sein, dass die leuchtenden Zuckmücken auch in Westeuropa vorkommen, wie das schon aus der bis jetzt zwar erst vereinzelt dastehenden Beobachtung Brischke's hervorgeht. Vor allen haben aber die russischen Naturforscher gute Gelegen- heit, die Erscheinung näher kennen zu lernen, da sie in unseren Ge- bieten in gewissen Ortschaften (z. B. am Issykkul-See) nicht als Aus- nahme, sondern als Regel beobachtet werden kann. Die Frage nach den Ursachen des Leuchtens der Zuckmücken scheint mir schon deshalb von einem hohen biologischen Interesse zu sein und eine gründliche Erforschung zu lohnen, weil, wenn sich meine Voraussetzungen bestätigen sollten, das Leuchten der Zuck- mücken das zweite Beispiel bakteriell-pathologischen Leuchtens von Thieren bilden würde. Petersburg, 1./13. März 1894. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die von Fürst Ruspoli und Prof. Dr. 0. Keller im Somalilande erbeuteten Orthopteren. Von Dr. A. T. Schulthess-Rechl)erg in Zürich. Hierzu Tafel 4. Im Herbst des Jahres 1891 unternahm Fürst Ruspoli unter Be- gleitung des Naturforschers Prof. Dr. Keller eine Reise ins Somali- land. Nach unfreiwillig verlängertem Aufenthalte in Aden begann die Expedition im August die Landreise in Berberah, überschritt das Küstengebirge über den Pass Gerato, durchzog in genau südlicher Richtung die fruchtbare Steppenlandschaft des Ogadeen, das Thal des Webi und rückte dann in südwestlicher Richtung bis gegen das Thal des Dschuba vor, wo aber äussere Verhältnisse die Rückkehr nöthig machten, welche auf dem gleichen Wege Ende September erfolgte. Bei der Bestimmung der Ausbeute stellte mir Herr Hofrath Brunner von Wattenwyl seine reiche Sammlung in liberalster Weise zur Verfügung und unterstützte mich aufs freundlichste mit Rath und That, wofür ich ihm hier meinen wärmsten Dank ausspreche. Die Zeichnungen verdanke ich der Zuvorkommenheit meines lieben Freundes Dr. Krauss in Tübingen. Dermaptera. Sphingolabis de Bormans. Sph. erytJirocephala Ol. (= F. africana Dohrn. S). Ogadeen, S- — Ausserdem afrikanische Westküste und Mada- gaskar. 5* 68 A. VON SCHULTHESS-RECHBERÖ, Blattodea. Oxyhdloidae. Oxyhaloa Br. O. minor Br., Syst. d. Blatt., 1865, p. 254, 2. Webithal, $. — Ausserdem Chartum, Zanzibar. Heterogamidae. Meterogamia Burm., Sauss. 1. H. rugosa n. S2>» S. Fusco-castanea, haud pilosa, sed margine pronoti et elytrorum ciliato. Pronotum lateribus late truncatum, dorso impressionibus irre- gularihus munitum, antice iesfaceo-marginatum. Elytra pellucida, irregulariter nigro-conspersa, margine antico ipso ferrugineo, campo mediastino usque ad tertiam partem longitudinis elytri fusco, suhtus terüa parte basali fusco, parte apicali flavo; campo anali lanceolato, infuscato, margine postico Jiyalino. Rami venae ulnaris dense irre- gulariter furcati. Alae hyalinae, margine antico pallide üavo-vittato subtus pallido, basi ipsa venis fuscis. Longit. corporis .... 6" 22 mm „ pronoti .... 7 Latit. „ 10 Longit. elytror 16,5 „ femor. posticor. . 8 „ tibiar. posticar. . 10 ,. metatarsi postici . 4,4 „ tarsor. posticor. . 8 Ogadeen, S- H. rugosa gehört in v. Saussure's Div. I (Revue de la tribu des Het6rogamiens, in: Revue Suisse de Zoolog, 1893, V. 1, p. 303) und steht in Form und Grösse der H. aegyptiaca L. nahe; sie unter- scheidet sich von derselben durch etwas bedeutendere Grösse, durch das relativ längere, seitlich breit abgestutzte Pronotum, die lanzettliche Form des Campus analis, die sehr reichliche, unregelmässige Ver- zweigung der Vena ulnaris sowie die durchsichtigen Vorder- und Hinterflügel. 3. H, africana L. = conspersa Br. (Sauss., 1. c. p. 312). Webithal, S- — Ausserdem Aegypten, Syrien. Die von Fürst Ruspoli u. Prof. Keller im Somalilande erbeuteten Orthopteren. ß9 Mantodea. Orthoderidae. JEremiajjhila Lefeb . JE. arahica Sss., M61. orthop., III. App., p. 378, 9. Die Thiere stimmen vollständig mit Saussure's Besclireibung überein, mit Ausnahme der Maasse, welche die folgenden sind: Longitudo corp ? 17,7 mm „ pronoii 4,0 „ Latitudo „ 4,0 „ Longitudo elytror 8,0 „ Latitudo ,, 5,3 „ Longitudo femor. anticor. ... 5.1 „ Ogadeen, Webithal, 2 $. — Ausserdem Arabien (Djeddah) und Afghanistan. Chiropacha Chaep. Ch. modesta n. sp, $. Grisea, nigro-fusco conspersa. Caput lenticulare, vertice ohtuso. Pronotum antice posticeque rotundatum, postice distincte quam antice angustius, marginibus integris. Elytra et alae hyalinae, venis nigro-fuscis. Femor a antica latere interno spinis 12, tibiae externe 1 1 , interne 10 armatae. Cercorum articulus ultim,us longitudinem duorum praecedentium conjunctum aequans. Longitudo corp S 28,5 mm „ pronoti 7,0 ,, Latitudo „ 3,4 „ Longitudo elytror 24,2 „ „ femorum antic. . . 6,4 „ Ogadeen, $. — In der Sammlung des Hrn. Brunner von Wattenwyl befindet sich ein S (No. 16 723) aus Damaraland, das sich von dem vorliegenden nur dadurch unterscheidet, dass die Zahl der Dorne an der Innenkante der Vordertibia 12 beträgt, dass das Endglied der Cerci die vorhergehenden an Länge kaum überragt, und dass die Maasse die folgenden sind: Länge des Körpers c? 31 mm „ „ Pronotums 7,1 „ Breite „ ,, 3,2 „ 70 A. VON SCHULTHESS-EECHBERG, Länge der Flügeldecken 22,5 mm „ des Vorderschenkels ... 6,0 „ Ch. modesta unterscheidet sich von Ch. dives Sauss. durch den abgerundeten Hinterkopf, von capitata Sauss. durch das nicht ver- längerte Occiput. Elaea Stäl. E, perloides Sss. Humhertiella perloides Sauss., Mel. orthopt., III, p. 169, 1, fig. 4, 4a. Ogadeen, meist 1^/2, einige nur 1 mm 7 jmeist 2, eins l^^ ™™ *) Beide entleerten sich gleichzeitig, und es schlüpften im Ganzen 42 Junge aus. Die von den hungernden Planarien abgelegten Cocons wurden also im Laufe der Zeit immer kleiner, und der kleinste von ihnen produ- cirte Cocon war nur halb so gross wie der grösste der von einer ge- fütterten hervorgebrachten. Ziehen wir die früher von mir verötient- lichte Tabelle mit heran (92, p. 240, welche sich auch auf hungernde Planarien bezieht), so schwankte die Zahl der aus einem Cocon aus- geschlüpften Jungen zwischen 55 bei gut genährten und 4 bei hungernden Fl. alpina. Ein am 17. März 1894 im Siebengebirge gefundener Cocon von 1,5 mm Durchmesser wurde am 27. März geötfnet und enthielt 16 nahezu ausgebildete Embryonen. Drei Paar am 1. August 1892 in Begattung angetroffene und zur weitern Beobachtung in einer besondern Schale isolirte Fl. alpina., welche seit dem 16. Juli 1892 im Aquarium hungerten und auch ferner- hin ohne Nahrung belassen wurden, legten gar keine Cocons ab , ob- wohl sie noch Monate lang lebten. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit.-Geb. v. Planaria alpina. 157 Nachdem so in der Concurrenz um die Nahrung die vermuthliche Ursache gefunden ist, welche es PI. gonocephala ermöglicht, die beiden andern zurückzudrängen, gilt es, festzustellen, ob sie bereits an der obern Grenze des von ihr bewohnbaren Gebietes angekommen ist oder nicht, mit andern Worten, ob wir stabile Verhältnisse vor uns haben oder, was interessanter wäre, eine noch in der Gegenwart sich voll- ziehende langsame Wanderung. Um alle nur auf Wahrscheinlichkeits- gründe gestützten Hypothesen zu vermeiden, wo es möglich ist, auf directer Beobachtung beruhende Thatsachen anzuführen , habe ich in der freien Natur und im Aquarium einige dahin zielende Versuche an- gestellt. Ich brachte am 1. November 1892 fünfzig Stück PI. gono- cephala aus dem Mittelbach in eine dürftige, von PI. alpina bewohnte kleine Wasserrinne an der Landstrasse (Taf. 5 Clo), und fünfhundert Stück in die Quelle des Lüttchenseifenbaches {C2n). An beiden Stellen sind eine genügende Anzahl von Gammarus, Ci/phon-Larven und anderen Thieren zur Nahrung vorhanden. Als am 23. März 1893 eine genaue Untersuchung vorgenommen wurde, war an keinem der beiden Orte eine einzige PL gonocephala mehr zu finden, ebensowenig bei der zur grössern Sicherheit vorgenommenen Controle am 9. August 1893 und 17. März 1894. Es geht hieraus hervor, dass PI. alpina noch an Orten gedeiht, wo PI. gonocephala nicht zu leben vermag. Die Quelle des Lüttchenseifenbaches bietet für Planarien sehr un- günstige Verhältnisse, sie wird im Herbste von dem abfallenden Laube vollständig zugeschüttet, das sich in den tiefern Schichten zu einer fauligen, übelriechenden schwarzen Masse zersetzt. Trotzdem hält sich hier PI. alpina neben einigen andern (oben angeführten) Thieren. An der zweiten Stelle, an der Landstrasse {C i o) wird der PI. gonocephala die Existenz durch abfallendes Laub, etwas schlammigen Boden und Mangel an hohl liegenden Steinen unmöglich gemacht. Versuche in den Aquarien zeigten ebenfalls, dass PI. gonocephala zu ihrem Gedeihen reineres Wasser verlangt als PI. alpina. Als das Wasser in einem Glasbehälter, trotzdem derselbe in kühlem Räume aufgestellt und gut durchlüftet war, anfing zu verderben, weil PI. gonocephala und alpina in zu grosser Anzahl eingesetzt waren, zeigten die bei vielen PI. gonocephala am Kopf eintretenden Selbstverstümme- lungen (vgl. S. 142) und das vollständige Zerfallen einzelner Exem- plare, dass sie ohne schleunige Erneuerung des W^assers bald alle zu Grunde gehen würden, die PI. alpina dagegen waren meist noch ganz lebensfrisch und gesund. Wie viel PI. alpina auszuhalten vermag, kann man aus Folgendem ersehen. In einem nicht durchlüfteten 11* 158 WALTER VOIGT, Aquarium mit frisch gefangenen Planarien, welches 14 Tage, vom 4. bis 18. Februar 1891, im geheizten Zimmer gestanden hatte, and dessen Wasser durch die vermodernden und bereits schwarz gewordenen Pflanzentheile übelriechend geworden war, krochen eine Anzahl PI. alpma immer noch munter umher. In langsam fliessenden , reichlich faulendes Laub enthaltenden Wasserrinnen vermag sich demnach PI. gonocephala nicht anzusiedeln, und es bleibt so für PL alpina, und auch für Pol. cornuta, noch ein beschränktes Gebiet reservirt, wo sie in gesicherter Existenz auszu- dauern vermögen und wo sie sich, uneingeschränkt durch die oben erörterte Concurrenz der stärkern Art, vermehren können. Für die Wahrscheinlichkeit der dort gemachten Annahme, dass durch den Mitbewerb von PL gonocephala den andern die Nahrung geschmälert und durch den Nahrungsmangel das Fortpflanzungsgeschäft in einer die Existenz bedrohenden Weise beeinträchtigt wird , dürfte eine in den Verbreitungsverhältnissen der beiden schwächern Planariden eigen- thümlich übereinstimmende Erscheinung wohl als Stütze dienen. Bei dem vermuthlichen Hinaufdringen im Rhöndorfer Bach (Taf. b D2) ist PL gonocephala an dem ihr keine zusagenden Existenzbedingungen bietenden Seitenbach v vorübergezogen. In diesem macht sich bei PL alpina also nur der Mitbewerb der eigenen Artgenossen geltend, und bei den günstigen Ernährungsverhältnissen (Gammarus ist hier reichlich vorhanden) führt die weniger beschränkte Vermehrung zu starker üebervölkerung, welche eine bis weit hinab reichende Aus- wanderung in den Hauptbach veranlasst. So finden wir hier im Rhöndorfer Bache das Gebiet der PL gonocephala durch eine Strecke unterbrochen, in welcher es ihr nicht gelungen ist, die Alleinherrschaft zu gewinnen, weil die Lücken in den Reihen der unterliegenden Partei durch frischen Nachschub aus dem Seitenbach v unausgesetzt wieder ausgefüllt werden. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich in kleinerm Maasstabe an einer andern Stelle, in dem Bache südöstlich vom Breiberg (CD -5), wo aber — was an der eben beschriebenen Stelle nicht die Ursache war — die Auswanderung in erster Linie durch starkes Eintrocknen der sehr kurzen Seitenbäche bewirkt wurde. Da dies aber ein Vorgang ist, welcher sich in jedem Hochsommer wieder- holt, so ist auch hier die letzte Ursache in der zu Folge starker Ver- mehrung eintretenden Ueberproduction zu suchen, welche die obere, sich wieder mit Wasser füllende Strecke immer von Neuem mit frischem Nachwuchs ausfüllt, nachdem vorher unten ein Theil des Ueberschusses in den Hauptbach hineingedrückt oder -gepumpt worden ist, wie ich Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. 159 mit Rücksicht auf die periodische Wiederkehr des Vorganges sagen möchte. Auch am Feldberg sind an einzelnen Stellen solche Enclaven von Fl. alpina im Gebiet der PL gonocephala (Taf. Q A4 und D^, im untern Theil des Baches zwischen Höherinsborn und Dreiborn); und um die Uebereinstimmung zwischen Fl. alpina und Fol. cornuta auch hierin vollkommen zu machen, so befindet sich bei Bacharach im Waschbach (Taf. 7 C'2a) im Gebiet der Fl. gonocephala ebenfalls eine Colonie von Fol. cornuta, welche aus dem kleinen Zuflüsschen a herabgewandert ist. Aus dem gleichen Grunde scheint in jenen Bächen, wo sich die Gebiete von Fl. gonocephala und einer der andern Arten auf eine längere Strecke durchdringen, durch stärkere Auswanderung von oben her die Ausrottung in dem Uebergangsgebiet hintangehalten zu werden (Taf. b B Clns\ Taf. 7 Cn)^). An vielen — im Gebiete unserer Karten wahrscheinlich den meisten — Stellen ist Fl. gonocephala sicher an der obern Grenze ihres Verbreitungsgebietes bereits angekommen und ein weiteres Vor- rücken nicht zu erwarten, an andern Stellen aber ist ebenso gewiss die obere Verbreitungsgrenze noch nicht erreicht, und ich habe be- sonders aus diesem Grunde zur Ergänzung der Siebengebirgskarte auch noch von dem Gebiete um den Feldberg eine Skizze aufgenommen, weil dort einige starke Bäche (Buchborn, i^2, Kauleborn, E3., Höheninsborn, D4) entspringen, welche der Fl. gonocephala bis zu ihrer Quelle günstige Existenzbedingungen bieten und im Laufe der Zeit vollständig von ihr besetzt werden dürften. In einem derselben, dem Kauleborn (.E5), fand ich sie bereits 50 Schritt unterhalb seiner beiden dicht bei einander liegenden Quellen. In welcher Zeit die Ausrottung der Fl. alpina an solchen Stellen vor sich gehen wird, lässt sich vor der Hand nicht angeben, jedenfalls aber dürfte sie sich nur sehr langsam, im Laufe mancher Jahrzehnte vollziehen. Um so mehr erscheint es daher angebracht, die Verbreitungsgrenze solcher Thierarten, bei welchen man noch in der Gegenwart stattfindende 1) In Bezug auf die isolirte Colonie von Fl. alpina im Kauleborn oberhalb der Landstrasse (Taf. 6 ES) muss dahingestellt bleiben, ob dieselbe aus dessen Quelle stammt oder ob sie aus einem zwischen dem Gebüsch versteckten und von mir übersehenen Nebenflüsschen einge- drungen ist ; ich wurde auf das Gesetzmässige in den eben besprochenen Erscheinungen erst im weitern Verlaufe der Excursion aufmerksam und hatte nicht mehr Gelegenheit, die betreffende Stelle noch einmal aufzu- si;chen. 160 WALTER VOIGT, Wanderungen vermuthet, für spätere Forschungen festzulegen, damit auf diese Weise zur erfolgreicheren Erörterung der Fragen über die Herkunft und die Umgestaltung unserer Fauna einiges auf statistisch festgestellten Thatsachen beruhendes Material gesammelt wird. Müssen wir auch den directen Nachweis des Vordringens von FL gonocephala der kommenden Zeit überlassen, so können doch vor der Hand zur weiteren Stütze der Annahme einer erst später erfolgten Einwanderung dieser Planarie in Mitteleuropa hier auch noch die Resultate angeführt werden, welche das Studium ihrer Verbreitung an andern Orten ergeben hat. Ist die Annahme richtig, so ist bestimmt zu erwarten, dass alle Einzelheiten der oben dargelegten Beziehungen der Planarien zu einander bei genauerem Nachsehen sich überall nachweisen lassen ; und einige der bereits vorhandenen Angaben deuten in der That darauf hin, dass dies auch wirklich der Fall ist. So schreibt mir unterm 10. Februar 1893 Dr. Collin, seine 1891 in der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin gemachte Mittheilung bestätigend und ergänzend : „Auch im Harz kam PI. alpina im obersten Lauf eines Baches nur eine ganz kurze Strecke vor, deren Länge ich allerdings nicht gemessen habe. Beide Planarien scheinen sich auch hier gegenseitig auszuschliessen." Ebenso stellte Borelli (93, p, 3) unabhängig von mir fest, dass PI. gonocephala in den untern Theilen der Alpenbäche zahlreich verbreitet ist, nach oben zu aber immer seltener wird, um von einer gewissen Höhe ab der PL alpina das Gebiet allein zu überlassen. Iijima (87, p. 340) aber fand im Thü- ringer Walde beide zusammen, sammelte also vermuthlich an der Grenze der Verbreitungsgebiete. Kennel (89, p. 452) vermuthete in PL alpina ein Relict aus der Eiszeit, und ich kann mich seinen mit triftigen Gründen belegten Ausführungen ohne weiteres anschliessen ^). Die zufällige Entdeckung von PL alpina im Siebengebirge veranlasste mich, die sich darbietende Gelegenheit nicht unbenutzt zu lassen, ihre Verbreitung gerade mit Rücksicht auf diesen Punkt etwas genauer zu studiren. Wenn die Planarie, sagte ich mir, zur Eiszeit in den Ebenen Mitteleuropas allent- halben verbreitet war und sich beim Wärmerwerden des Klimas später in die kältern Bergwässer zurückzog, so darf sie dort, wo ihr jetzt 1) Nur betreffs eines , mit der uns beschäftigenden Frage nicht direct in Zusammenhang stehenden Punktes, nämlich der Geschwindig- keit, mit welcher sich nach ihm in frischen Regenwasser-Tümpeln inner- halb zweier Tage Thiere wie Sranchijms bis zur Geschlechtsreife ent- wickeln sollen, kann ich nicht umhin, Einwendungen zu erheben. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit.-Geb. v. Planaria alpina. 161 noch günstige Existenzbedingungen geboten werden , wie im Sieben- gebirge, nicht vereinzelt vorkommen, sondern muss in allen Bächen verbreitet sein, was sich, wie wir gesehen haben, denn auch bestätigt hat. Da aus diesen Funden zu schliessen war, dass sie gar nicht so selten ist, wie nach den bisher so spärlichen Fundortsaagaben an- zunehmen war, sondern dass sie wegen ihres versteckten und eng beschränkten Aufenthaltes beim Absuchen der Bäche nur meist über- sehen worden ist, so suchte ich weiter nach ihr im Taunus und in den Vorhöhen des Hunsrückens. Ich fand sie dort am Feldberg ebenfalls allenthalben verbreitet, bei Bacharach aber nur an einer einzigen, ganz isolirten Stelle, in den übrigen Bächen dagegen durch Pol cornuta vertreten. Da diese nun ganz die gleichen Beziehungen zu Fl. gonocephala erkennen lässt, so ist auch sie als ein älteres Mitglied unserer Fauna zu betrachten, welches sich vor dem Erscheinen von PI. gonocephala mit PI. alpina in das Gebiet theilte. Das sporadische Auftreten der PI. alpina in einem der Quell- bäche bei Bacharach (Taf. 1 D4) hat viel Uebereinstimmendes mit dem von Kennel an der Alaudsquelle bei Würzburg gemachten Fund. So wenig wie in der letztern PI. alpina ausgerottet wurde, trotzdem durch die Erdarbeiten, welche bei dem Aufbau der Weinbergsmauern und dem Fassen der Quelle vorgenommen wurden, die ursprünglichen Verhältnisse stark gestört worden sind, so wenig hat die wahrschein- lich nicht lange vor meiner Anwesenheit in Bacharach an der dortigen Alpina-Quelle vorgenommene Ausschachtung die Thiere vernichtet. Man hat dort die an einem steilen Abhänge etwa 30 m über dem Riesellerbach entspringende Quelle durch einen mehrere Meter tiefen Einschnitt in das Gestein erweitert, aber trotz dieser Arbeiten, welche den kurzen Abfluss jedenfalls auf längere Zeit stark verunreinigten, und trotzdem man aus dem Bette der Rinne, um sie zu vertiefen, die Steine aufs Trockene geworfen hatte, ist PI. alpina doch erhalten geblieben. Zu Gunsten der auch von mir getheilten Ansicht Kennel's, dass PI. alpina bei Würzburg nicht durch Verschleppung an die betreffende Stelle gekommen ist, sondern dass sie sich seit der Postglacialzeit dort erhalten hat, kann ich anführen, dass diese Thiere ausserordent- lich lange zu hungern vermögen, also auch bei den in solchen kleinen Quellen zeitweise sehr ungünstigen Ernährungsbedinguugen doch nicht leicht zu Grunde gehen. So fasteten zwei dieser Planarien bei einem meiner Versuche 11 Monate, vom 16. Juni 1892 bis zum 19. Juli 1893, wo die eine im Zerfall begriffen, aber noch einige Lebenszeichen von 162 WALTER VOIGT, sich gebend angetroffen , die andere aber zur histologischen Unter- suchung conservirt wurde. Während dieser Hungercur wurden die beiden Thiere ununter- brochen kleiner »). Sie hatten Anfangs eine Länge von 12 mm, waren also nicht besonders wohl genährt, da erwachsene und gut gefütterte Exemplare bis 15 mm lang werden. (Die Planarieu schwellen durch die aufgenommene Nahrung wie ein ausgedehnter Kautschukbeutel nicht unbeträchtlich auf; ich fütterte z. B. eine PL alpina von 10 mm Länge und IV2 nuii Breite mit einem Stück zerschnittenen Mehl- wurmes ; nach reichlich eingenommener Nahrung mass sie am nächsten Tage 12 mm in der Länge und 2^2 m™ i" der Breite. Die Pigment- zellen der Haut werden dabei auseinandergedrängt, und die durch- schimmernden, von der weissen Nahrung erfüllten Darmäste geben dem Thier ein helleres, marmorirtes Aussehen ; nur der Kopf behält seine ursprüngliche Grösse und bleibt dunkel. Hungernde Planarien mit nicht zu spärlich entwickeltem Pigment sind über den ganzen Körper dunkel.) Von den beiden hungernden Exemplaren mass bei langsamem Kriechen am Länge Breite Länge Breite B 3 mm f mm 18. 11 f> 11 3 5. Juni ti 11 2 19. 11 11 11 2 ■*• i 11 2 (zerfallen). Das überlebende Thier hatte also nach 11 monatigem Fasten um ^/^ seiner Länge abgenommen, das andere war bereits nach lOV^nionatigem Hungern sogar um ^/g kleiner geworden! Bei einem zweiten, am 8 Septbr. 1893 begonnenen Hungerexperi- ment nahmen die Thiere den Winter hindurch nicht sehr merklich ab, sondern begannen erst jetzt im Frühjahr beträchtlich zusammen- zuschrumpfen . Es bleibt schliesslich noch übrig, zu prüfen, ob alle Einzelheiten der geographischen Verbreitung von PI. alpina und Pol. corniUa und ihre biologischen Verhältnisse mit der Annahme, dass sie Eiszeitrelicten sind, in Einklang stehen. Wenn wir ihr Vorkommen in beschränkterem Gebiet zunächst daraufhin untersuchen, so ist zu erwarten, dass um 1) Schon Fkanz Feed. Schulze (36, p. 16) machte die Beobachtung, dass hungernde Planarien weiterleben und dabei ihre Körpersubstanz allmählich aufzehren, stellte aber keine sich über längere Zeiträume erstreckende Hungerversuche mit diesen Thieren an. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. \ß'S das CeDtrum ihrer Verbreitung in einem Gebirge herum noch zahl- reiche isolirte Fundstelleu vorhanden sind, die um so spärlicher werden, je mehr mau in die Vorberge hinabsteigt. Ich habe die nördlichen Vorlande des Siebengebirges und die gegenüberliegenden Höhenzüge auf der linken Rheinseite daraufhin auf zahlreichen Excursionen durchmustert und mich überzeugt, dass die Funde den Erwartungen entsprechen. Während PL alpina am Feldberg nirgends vermisst wurde, fehlte sie im Siebengebirg'e bereits im Bereich der Karte an mehreren Stellen. Zunächst an einer dicht am Rhein am Südende von Königswinter gelegenen Quelle (Taf. 5 Ä2). Durch Bahn- und Strassenbau sind hier die natürlichen Verhältnisse in solchem Maasse gestört, dass die früher vielleicht vorhanden gewesenen PI. alpina dadurch wohl vernichtet worden sein können. Ferner wurde die Planarie an einer Stelle nordöstlich von der Löwenburg {E3y) ver- misst. Hier ist durch einen ausgegrabenen kleineu Tümpel das spär- liche Wasser der sumpfigen Quelle neben der Landstrasse abgefangen, das obere Stück der Wasserrinne trocknet mit Ausnahme des Tümpels im Sommer völlig aus, und der schlammige, als Viehtränke benutzte Tümpel selbst bietet für Planarien keinen erträglichen Aufenthalt; es fanden sich darin ausser einigen Cyplion- und ein paar andern Insecten- larven nur Gammarus pulex und ein paar sehr schlecht genährte Nephelis vulgaris. Ohne Beeinflussung von Seiten des- Menschen scheint PI. alpina dagegen au zwei andern Stellen verschwunden zu sein, nämlich in dem vorletzten rechten Zufluss des Mühlenbaches und in einem Seitenzweig des letzten {ABlr und t). Wenn PL gono- cephala vom Rhein her in den Mittelbach eingewandert ist, so ist sie auch zuerst in die untersten Seitenbäche eingedrungen und hier dem- nach länger im Kampf mit PL alpina als in den obern. Wie hier die alpine Planarie, so scheint im Gebiet von Bacharach ebenfalls auf natürlichem Wege Polycelis corniUa im Quellgebiet eines der Bäche ausgerottet worden zu sein (Taf. 7 E4). Am Nordabhang des Siebengebirges, ausserhalb des Bereiches unserer Karte, ist PL alpina in der Quelle des Dollendorfer Baches, welche im Thale an der Trassmühle zu Tage tritt, und in den sechs Quellen seiner am Fusse des Nonnenstromberges und Petersberges entspringenden Seitenbäche vorhanden, auch noch in dem auf Römling- hofen zu tiiessenden Bach am Nordrande der Dollendorfer Hardt, 3 km nord-nordwestlich vom Petersberg. Sie fehlt aber in den 5 km nördlich vom Petersberg gelegenen Quellen des Roieberbaches und ebenso in der 6 km entfernten Quelle bei Hoholz, die ausserhalb des 164 WALTER VOIGT, Waldes zwischen Feldern liegen. Die beiden Hauptäste des Roieber- baches bei üngarten entspringen aus je zwei Tümpeln ; davon sind die beiden grössern östlichen von Folycelis nigra besetzt, die beiden west- lichen dagegen, welche im Sommer fast ganz austrocknen, sind nicht von Planarien bewohnt. Im Abfluss der östlichen haust, einige Schritt weit mit PoJycelis nigra gemischt, dann allein Fl. gonocephala, welche auch den Abfluss des westlichen, ebenso wie die Seitenzuflüsse des Roieberbaches und auch das zum Gebiet des Lauterbaches gehörige Wässerchen von Hoholz in Beschlag genommen hat, wo sie überall bis zur Quelle vorkommt. Die durch lehmigen Boden fliessenden Quellbäche von Vinxel und von Heiderhof (welche östlich von denen des Roieberbaches liegen) beherbergen gar keine Plauarien. Nehmen wir an, man würde den Wald im Siebengebirge einmal völlig ausrotten, um den Boden der Landwirthschaft dienstbar zu machen, so würde eine Anzahl von jetzt bereits nur spärliches Wasser enthaltenden Rinnsalen ganz austrocknen ; eine Anzahl anderer, deren Quellen jetzt im Sommer immer ein Stück herabrücken, indem das Wasser tiefer unten aus den Bergen hervorsickert als in der nassen Jahreszeit, würden soweit verkümmern, dass Fl. alpina aus dem ihr gegenwärtig noch reservirten Gebiet hinunter in das Bereich der Fl. gonocephala wandern müsste; aber auch in den übrigen, wasserreichern und trotz der geänderten Verhältnisse bestehen bleibenden Quellen würde die Existenz von Fl. alpina gefährdet werden, indem diese Quellen nach dem Schwinden des Waldes nicht mehr mit Laub über- schüttet und in Folge dessen für Fl gonocephala bewohnbar werden würden. Gleichzeitig würden in Folge der stärkern Bestrahlung durch die Sonne die mittlere Bodentemperatur und vor allem die Maxima im Sommer etwas steigen , ebenfalls zum Schaden der Fl. alpina, welche gegen Wärme etwas empfindlicher ist als Fl. gonocephala. Es ist nicht zu bezweifeln, dass in Wirklichkeit Fl. alpina auf solche Weise in Folge der Ausrottung der Wälder an vielen Stellen verschwunden ist, aber ich habe mich überzeugt, dass sie unbeeinflusst von der landwirthschaftlichen Cultur auch in den noch mit Wald be- deckten Vorbergen von Fl. gonocepthala an manchen Stellen bereits ver- drängt worden ist. So fehlt sie auf den Anhöhen der linken Rhein- seite zwischen Godesberg und Bonn innerhalb des Kotteuforstes in den Quellen des Friesdorfer Baches. Im Gebiet des 2 km westlich von Friesdorf entspringenden Engelsbaches fehlt sie im obern Ab- schnitt des Hauptbaches, welcher im Sommer auf eine längere Strecke zu einer Reihe kleiner, sumpfiger Tümpel eintrocknet, in seinen zwei Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. 165 kleinen Seiteubächen bei Ippeuclorf dagegen, von denen der linke ausserhalb des Waldes zwischen Feldern liegt, ist sie noch vorhanden. Am Revier Katzenloch des Kottenforstes , südlich von Röttgen, haben wir auch ein Gegenstück zu dem versprengten Vorkommen von PI. alpina im Gebiet der Fol. eornuta bei Bacharach, indem an dieser einzigen Stelle im Bonner Gebiet die letztere neben ersterer auftritt. Auf der Ostseite des Fahrweges, welcher von Röttgen nach der Försterei Schönwaldhaus führt, vereinigen sich drei kleine Quellen nach wenigen Schritten zur Bildung eines wenig umfangreichen Weihers, dessen Abfluss sogleich in den Endenicher Bach mündet. Die beiden Planariden sind hier in der Weise mit einander vermengt, dass in den Quellen die Anzahl von PI. alpina., im Weiher die An- zahl von Pol. eornuta beträchtlich grösser ist. Der Endenicher Bach ist an dieser Stelle von PI. gonocepliala und etwas weiter oben, west- lich vom Fahrweg, von PI. alpina besetzt. In dem Wasser, welches aus der westlich vom Fahrweg gelegenen Wiese in den Endenicher Bach sickert, hat sich Pol. nigra angesiedelt. Im Taunus fand ich PI. alxnna im Quellgebiet eines linken Neben- flüsschens der Lahn unterhalb Weilburg, abwärts im gleichen Bach PI. gonocepliala] in einigen Bächen der östlichen Ausläufer bei Nau- heim dagegen nur die letztere bis hinauf in die Quellen. Werfen wir noch einen Blick auf die geographische Verbreitung im Ganzen, so haben wir allerdings lebhaft den Uebelstand zu be- klagen, dass unsere Kenntnisse in dieser Beziehung noch sehr mangel- haft sind, und dass wir daher vor der Hand manche Lücke nur ver- muthungsweise ausfüllen können. Immerhin reicht das vorhandene faunistische Material wenigstens so weit aus, um danach prüfen zu können, ob die Schlüsse, welche aus dem Studium der Verbreitung im engern Gebiet auf die Vorgeschichte unserer drei Planariden gezogen wurden, voraussichtlich ihre Bestätigung finden werden , wenn ihre Gesammtverbreitung genauer bekannt sein wird. Polycelis eornuta kommt, soweit ich aus den Werken, welche mir zur Hand sind, ersehe, vor in der Moskwa (Rossinsky, 92), bei Graz, (0. Schmidt, 60, p. 26), im Böhmerwald (Vejdovsky, 90, p. 147), im Isergebirge (Zacharias, 95, p. 576), im Thüringerwald, wo sie durch S. ScHULTZE gesammelt wurde (0. Schmidt, 60, p. 26), bei Bonn, bei Bacharach (Voigt), im Schwarzwald (wo Dr. Strubell die Freundlichkeit hatte, für mich einige Exemplare bei St. Blasien zu sammeln und mir zur Bestimmung mitzubringen), bei Basel (Fuhrmann, 94, p. 134), in den Meeralpen (Borelli, 93, p. 9), in Frankreich bei 16G WALTER VOIGT, Vigan am P'usse der Cevennen (Duges, 30, p. 84) und bei Wizernes im Departement Pas-de-Calais (Hallez, 93, p. 141 ), in Belgien bei Roisin nahe der französischen Grenze (Hallez, 93, p. 141) und endlich in England (Johnson, 22, p. 440, Johnston, 65, p. 10). Planaria alpina wurde bisher gefunden im Riesengebirge (Zacha- EiAS, 88, p. 704), im Harz (Collin, 91, p. 177), im Thüringerwald, wo sie bei Friedrichroda von Meissner (Collin, 91, p. 179) und bei Eisenach von Iijima (87, p. 339) gesammelt wurde, bei Würzburg (Kennel, 89, p. 44), wahrscheinlich in der Rhön (Leydig, 81, p. 148), im Siebengebirge, Hunsrück nnd Taunus (Voigt), im Schwarzwalde (ZscHOKKE, 91, p. 476), bei Basel (Fuhrmann, 94, p. 134), in den graubündener und rhätischen Alpen (Imhof, 87, p. 92 u. 99, Kennel, 89, p. 450, Zschokke, 91, p. 489), in den Meeralpen (Dana, 1766, BoRELLi, 93, p. 2) und in Schottland (Dalyell, 53, p. 111). Das Verbreitungsgebiet von Planaria gonocephala ist sehr gross, denn sie scheint nicht nur durch ganz Mitteleuropa allenthalben häufig vorzukommen, sondern wurde auch in Japan gefunden (Iijima, 87, p. 338), wonach anzunehmen ist, dass sie das ganze nördliche Asien ebenfalls bewohnt. Wahrscheinlich ist sie auch über Nordamerika verbreitet, wenn anders sich die Vermuthung von Hallez (92, p. 42) bestätigt, dass die von Girard 1850 unter dem Namen Dugesia gono- cejihaloides beschriebene Planarie mit PL gonocephala identisch ist. In Europa fand man sie in der Mur und ihren Seitenbächen bei Graz (0. Schmidt, 60, p. 26), an vielen Orten in Böhmen (Vejdovsky, 90, p. 146), im Thüringerwald (Iijima, 87, p. 338), bei Bonn, Bacharach und im Taunus (Voigt), in der Rhön, im fränkischen Jura, bei Tü- bingen und bei Amorbach im Odenwald (Leydig, 81, p. 148), bei Basel (Fuhrmann, 94, p. 134), in Frankreich bei Montpellier (Duges, 30, p. 83), in den Departements Pas-de-Calais und Somme (Hallez, 93, p. 139), in der belgischen Provinz Hennegau (Hallez, 93, p. 139) und in Italien in den Meeralpen (Borelli, 93, p. 8). Mag die erwähnte Dugesia gonocephaloides mit PI. gonocephala wirklich ganz übereinstimmen oder nicht, so ist sie in letzterm Falle doch sehr wahrscheinlich so nahe mit ihr verwandt, dass man annehmen muss, beide sind Nachkommen einer und derselben früher über das ganze holarktische Gebiet verbreiteten Stammform. Dies scheint sehr wenig für die oben vertretene Ansicht zu sprechen, dass sie ein jüngeres Mitglied der mitteleuropäischen Fauna sei als PI. alpina und Polycelis cornuta. PI. gonocephala ist ein Thier, welches das schneller fliessende und Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Veibreit.-Geb. v. Planaria alpina. \Q'J kühlere Wasser der bergigen Gegenden liebt und in der Tiefebene vermutlilich fehlt oder wenigstens seltener ist. Setzen wir den Fall, jetzt erst wanderte, ohne dass die Zoologie Kenntniss davon nähme, eine andere Planaride, z. B. Dendrocoelum, in den Bächen aufwärts und drängte PI. gonocephala in den obern Regionen zusammen, oder irgend welche sonstige Thiere, etwa Fische, rotteten dieselbe in den tiefer gelegenen Gegenden aus, so würde sie eine ähnliche sporadische Verbreitung bekommen, wie die beiden andern, und man würde sie mit anscheinend ganz derselben Berechtigung als ein Relict der Eiszeit bezeichnen können. Wollte man aber, um doch ihre späte Einwande- rung wahrscheinlich zu machen, behaupten , es seien gleich nach der letzten Vereisung Mitteleuropas erst PI. alpina uud Pol. cornufa., in jüngerer Zeit aber erst PI. gonocephala vom Meere aus in die Fluss- gebiete eingedrungen, so ist einzuwenden, dass zu einer solchen An- nahme nicht die geringste Berechtigung vorhanden ist, da sich ja in diesem Falle jetzt noch ganz nahe verwandte oder gar dieselben Arten in den nördlichen Meeren vorfinden wüi'den. Wir sind vielmehr ge- zwungen, die Zeit, wo die Vorfahren unserer Planariden aus dem Meere in das Süsswasser einwanderten, viel weiter zurückzuverlegen, weil die im Verhältniss zur Meeresfauna so spärliche Anzahl der Süsswasser - Thierformen darauf hinweist, dass die Bevölkerung des süssen Wassers durch einwandernde Meerthiere nur ausserordentlich langsam vor sich gegangen ist. So würde es denn ein vergebliches Bemühen sein, aus der jetzigen Verbreitung unserer drei Planariden ihre Vorgeschichte mit einiger Sicherheit zu ergründen, wenn nicht die Möglichkeit vorhanden wäre, Vertreter anderer Classen des Thierreichs zum Vergleich heranzuziehen, für welche die Mittel und Wege der Verbreitung ziemlich die gleichen sind, deren hinterlassene fossilen Reste uns aber zugleich in Stand setzen, die Verschiebungen, welche die Grenzen ihres Verbreitungs- gebietes in der vergangenen geologischen Epoche erlitten haben, fest- zustellen, nämlich die Süsswassermollusken. W^enn wir finden , dass die präglaciale Süsswasserfauna der heutigen fast vollkommen ent- spricht, so dürfen wir annehmen, dass wohl auch unsere drei Wurm- arten zu dieser Zeit schon in Mitteleuropa vorhanden waren, und dass sie im Verlaufe der Eiszeit dieselben Schicksale erlitten wie die Mollusken. PL gonocephala (oder deren und der Dugesia gono- cephaloides gemeinsame Stammform) wird sich bereits in der Tertiär- zeit über die den europäisch-asiatischen Continent mit Amerika und den japanischen Inseln verbindenden Landbrücken gleichmässig in dem 168 WALTER VOIGT, ganzen holarktiscben Gebiete verbreitet haben, wie manche unserer Süsswasserraollusken , z. B. Limnaea truncatula^ die jetzt noch in Europa, Asien und Nordamerika vorkommt. PI. alpina und Pol. cornuta aber bewohnten , wenn man nach ihrer jetzigen Verbreitung einen Rückschluss machen darf, auch in der Präglacialzeit nur den alten Continent. Da die Temperaturschwankungen im Wasser sich nicht in dem Maasse geltend machen wie in der Luft, so war für die Süsswasser- fauna die Erniedrigung der Temperatur während der Eiszeit nicht ganz so empfindlich wie für die Landfauna. Es blieben die eury- thermen Süsswasserthiere Mitteleuropas (zu denen wohl der grösste Theil unserer Süsswasserraollusken zu rechnen ist) dort erhalten und wurden nur auf enge, von der Vergletscherung frei bleibende Bezirke beschränkt. Die stenothermen , vom Ende der Tertiärzeit bis dahin noch erhalten gebliebenen Thiere starben aus {Dreissensia polymorpha, Lithoglyphus naticoides, Paludina diluviana sowie auch der Karpfen), dafür drangen die stenothermen, bereits längst der Kälte angepassten Thiere des Nordens in das Gebiet ein (z. B. die Salmoniden), während gleichzeitig die der Gebirge in die Ebene herabwanderten. Als das Klima nach der Eiszeit wärmer wurde , gingen die stenothermen arktischen und alpinen Arten in der Ebene wieder zu Grunde bis auf einzelne Reste, welche sich an kühlern Localitäten zu halten ver- mochten, die übrigen wanderten nach den wieder vom Eise entblössten nördlichem Gegenden und in die höhern Gebirge. Da eine Ver- mischung der vom Norden eingewanderten und der Gebirgsfauna statt- gefunden hatte, so drangen unzweifelhaft bei dieser Gelegenheit eben- sowohl einzelne alpine Thiere nach Norden, wie nordische sich in die Alpen zurückgezogen haben. Die eurythermen Arten breiteten sich nach der Eiszeit wieder gleichmässig in ihrem frühern Wohngebiete aus. Obwohl also auch sie sich seit der Eiszeit in Mitteleuropa er- halten haben, so bezeichnen wir doch, dem üblichen und zweckmässigen Gebrauche folgend, nur die stenothermen Arten , welche durch ihre sporadische Verbreitung anzeigen, dass sie sich dem jetzigen wärraern Klima nicht haben anpassen können, als Eiszeitrelicten. Angenommen, PI. alpina und Polycelis cornuta hätten als steno- therme Kältethiere auch schon in der Priiglacialzeit die höhern Re- gionen der Flusssysteme, nur nicht in so sporadischer Verbreitung wie jetzt, PI. gonocephala aber die tiefer gelegenen inne gehabt, so drangen die erstem, als die Eiszeit hereinbrach, mit den andern Süss- wasserthieren der Gebirgsbäche nach der Ebene herab. Lassen wir Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. ^69 nun Fl. gonocephala durch die Eiszeit mit Dreissensia polymorpha und den oben mit dieser zusammen genannten Thieren in Mitteleuropa zu Grunde gehen, während sich PL alpina und Pol. cornuta in der Ebene verbreiteten, und lassen wir nach der Eiszeit PI. gonocephala aus wärmern Gegenden, also etwa aus dem Südosten Europas, wieder in das frühere Gebiet zurückkehren, so haben wir damit Verhältnisse geschaffen, welche die jetzige Verbreitung erklären könnten. Es scheint nun allerdings eine höchst gezwungene Annahme zu sein, dass zu Gunsten der soeben vorgetragenen Hypothese ein Thier durch die Eiszeit ausgerottet sein soll, welches gar nicht besonders empfindlich gegen Kälte ist, und ich würde auch lieber auf einen solchen Erklärungsversuch verzichtet haben, wenn ich nicht noch eine Thatsache anführen könnte, womit sich die Annahme doch einiger- maassen begründen lässt. Dies ist der Einfluss der Temperatur auf das Fortpflanzungsgeschäft und auf die Entwicklung der Embryonen. In seinem Buche über die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere ist schon von Semper (80, V. 1, p. 150) darauf hingewiesen worden, dass man bei der Erörterung der Frage über die Temperatur- grenzen, innerhalb deren die Existenz einer Thierart möglich ist, nicht die Widerstandsfähigkeit des ausgebildeten Thieres allein in Betracht ziehen dürfte, sondern auch die Einwirkung der Temperatur auf die Reife der Fortpflanzungsorgane zu berücksichtigen habe, da unter Verhältnissen, wo das Thier selbst noch ganz wohl zu leben vermag, doch die Entwicklung der Geschlechtsproducte gehemmt oder ganz gestört werden kann. Aus unserer Süsswasserfauna lässt sich als Beispiel hierfür der Karpfen anführen. Man wird es leicht erklärlich finden, warum dieser gleich bei Beginn der Eiszeit in Mittel- europa aussterben musste, wenn man von den Fischzüchtern erfährt, dass er in Wasser, welches weniger als + 19 ** C warm ist, nicht laicht. Ferner, da die Embryonen im Allgemeinen viel empfindlicher gegen Aenderungen der äussern Existenzbedingungen sind als die erwachsenen Thiere, ist anzunehmen, dass die Entwicklung derselben in der Regel in diejenige Jahreszeit fällt, deren Temperatur den Verhältnissen, unter welchen die betreffende Art früher lebte, am meisten entspricht. So sind unsere Salmoniden, deren viele durch ihre jetzige, zum Theil recht sporadische Verbreitung in den kühlen Seen und Gebirgsbächen darauf hindeuten, dass diese Arten „ihren Ursprung im kalten Norden genommen und während der Eiszeit sich in einzelnen Vertretern weit nach Süden verbreitet haben" (Seligo, 91, p. 155), fast sämmt- lich Winterlaicher. 170 WALTER VOIGT, Um noch einen andern Fall anzuführen, wo die Untersuchung der Einwirkung der Temperatur auf die Entwicklung zur Lösung thier- geographischer Fragen beitragen kann, möge hier auch die Leptodora erwähnt werden. Während die den Sommereiern entschlüpfenden Jungen den Alten vollkommen gleichen, verlassen die in den Winter- eiern entwickelten Jungen diese als Larven in der Gestalt eines vor- gerückten Metananplius und müssen noch eine Metamorphose durch- laufen. Da wir wissen, dass die Entwicklung von Meerthieren bei ihrem Uebergang ins Süsswasser abgekürzt wird, so sind wir berechtigt, zu behaupten, dass die Wintereier von Leptodora ursprünglichere Verhältnisse zeigen als die Sommereier, und wenn wir beides, den Wechsel des Aufenthaltes vom Meer zum Süsswasser, und der Tempe- ratur, von kalter zu warmer, mit einander in Beziehung bringen, so ergiebt sich, dass die Vorfahren der Leptodora früher in kalten Meeren lebten und erst später nach ihrem Uebergang in das Süsswasser an- fingen Sommereier zu produciren. Lässt sich bei den angeführten Thieren eine mehr oder minder grosse Abhängigkeit der Geschlechtsreife von bestimmten Temperatur- Verhältnissen erkennen, so haben im Gegensatz dazu einige Arten die Fähigkeit, ihre Geschlechtsproducte unter den aller verschiedensten Verhältnissen rechtzeitig und lebenskräftig zur Entwicklung zu bringen. Limnaea iruncatula, welche in der Interglacialzeit meist mit dabei war, die vom Eise frei gewordenen Gegenden sogleich frisch zu be- siedeln, und welche in ihrer jetzigen Verbreitung einige Vorliebe für kalte Quellen zeigt, lebt auch in isländischen heissen Quellen von 34'' R und in den Quellen de Salut bei Bagneres de Bigorre in den Pyrenäen, welche eine Temperatur von 40 "^ zeigen (v. Martens, 55, p. 138). Bei unsern drei Turbellarien verhält es sich nun so, dass PI. alpina ihre Cocons im Winter und Frühjahr, von Anfang December bis Mitte Mai ablegt * ). Bis zur ersten Hälfte des Juli sind alle Jungen ausgekrochen und können den ganzen Sommer hindurch der Nahrung nachgehen, um für den Winter Reservestofife aufzusammeln. Ausserdem vermehren sich PI. alpina und Pol. cornuta (von welch 1) Meine früher (92a, p. 240) ausgesprochene Vermuthung, dass PI. alpina das ganze Jahr über sich geschlechtlich fortpflanzt, hat sich nach weitern Beobachtungen an gefangenen Thieren nicht bestätigt; die im October im Freien gefundenen Jungen , von denen ich glaubte, dass sie erst unlängst ausgekrochen seien, waren jedenfalls nur in Folge mangelhafter Ernährung klein gebliebene Exemplare. Planaria gonocephala als Eindringlingr i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina 171 letzterer die geschlechtliche Fortpflanzung noch unbekannt ist) auch durch Theilung, eine Fähigkeit, deren Vortheile unter den ungünstigen klimatischen Verhältnissen in den Hochgebirgen und während der Eiszeit nicht gering anzuschlagen sind, da ein aus der Theilung hervor- gegangenes neues Individuum schneller auf das Maass des erwachsenen Thieres kommt als das aus dem Ei geschlüpfte Junge und demnach bei dem durch den früh hereinbrechenden langen Winter auferlegten Fasten mehr zuzusetzen hat. Die Fortpflanzungszeit von Fl. gonocephala dagegen erstreckt sich von Anfang Juli bis Anfang September ; die Jungen kriechen nach 8 Wochen aus und haben viel weniger Zeit als jene, Nahrung zu suchen, ehe der Winter hereinbricht, den sie, mit den Alten still unter Steinen zusammensitzend, verbringen. Die Geschlechtsproducte reifen also bei Fl. gonocephala erst unter dem Einfluss der steigenden Wärme, und wenn das dazu nöthige Quantum W^ärme nicht vorhanden ist, kommen die Eier vielleicht gar nicht zur normalen Entwicklung. Die Frage, wie weit andauernde niedere Temperatur die Fort- pflanzungsfähigkeit bei der Planarie herabsetzt, experimentell zu prüfen, war mir aus Mangel an den dazu nöthigen Einrichtungen bisher nicht möglich. Man braucht aber gar nicht einmal anzunehmen, dass durch die Kälte die Fortpflanzungsverhältnisse der Fl. gonocephala völlig gestört worden seien, denn schon die Annahme, dass ihre Jungen in den kurzen Sommern der Glacialzeit so spät ausschlüpften, dass sie nicht im Stande waren, sich eine hinreichende Menge von Reserve- stoflen für den langen Winter aufzuspeichern, um den, wenn auch sehr herabgesetzten, doch nicht völlig still stehenden Stoffwechsel zu be- streiten, und dass zweitens auch die Embryonen in den spät abge- legten Cocons nicht vermochten, den Winter innerhalb dieser Hülle zu überdauern, genügt, um ihr Verschwinden aus Mitteleuropa zu erklären. Doch, um auf die geographische Verbreitung zurückzukommen, so will ich gern zugeben, dass mit unsern jetzigen nothdürftigen Kennt- nissen sichere Schlüsse noch nicht gezogen werden können. Denn die Anzahl und Lage der bisher bekannten Fundorte ist noch gar zu sehr abhängig von den Heimathsorten und den Rastpunkten auf den Ferien- reisen einiger weniger Turbellarienforscher, da sich die meisten Zoo- logen um die Verbreitung der Turbellarien bis jetzt wenig gekümmert haben. Ich will aber, vorbehaltlich späterer Berichtigung durch weitere Fundortsangaben, vor der Hand einmal annehmen, die bis jetzt be- kannte Verbreitung entspräche ungefähr den wirklichen Verhältnissen, Zool. Jahrb. VUI. Abth. f Syst. 12 172 WALTER VOIGT, um auf GruDd der vermuthlichen Vorgeschichte auf diejenigen Lücken in unserer Kenntniss der geographischen Verbreitung aufmerksam zu machen, deren Ausfüllung zunächst am meisten erwünscht ist. Was PL alpina und Pol. cornuta betrifft, so dürfte ihr Vor- kommen in England ziemhch bestimmt darauf hindeuten , dass sie sich zu einer Zeit vom Continent aus dorthin verbreiteten, wo die beiden Arten auf dem Festlande ihre Wohnsitze weiter nach Norden aus- gedehnt hatten und auch in der Ebene allenthalben häufig vorkamen, denn die nördlichsten vorgeschobenen Posten ihres Verbreitungs- gebietes auf dem Continent sind zu vereinzelt und ihr jetziger Aufent- halt in den obersten Zweigen der Bäche ist zu versteckt, um nicht die Möglichkeit eines Transports nach England unter den gegen- wärtigen Verhältnissen fast völlig auszuschliessen. Wenn aber die beiden Thiere Eiszeitrelicten sind, so sollte man eigentlich erwarten, dass sie auch im hohen Norden vorkommen müssten ; indessen ist Pol cornuta nicht nördlicher als in der Moskwa nachgewiesen worden, und auch PI. alpina wurde nur in Schottland, nicht aber in Skandi- navien und dem nördlichen Russland gefunden. Sollte es sich bestätigen, dass PL alpina dort fehlt, so würde dies jedoch kein Grund sein, sie nicht als Relict anzuerkennen, nicht als nordisches Relict freilich, sondern als alpines, denn war sie in der Präglacialzeit in den Alpen heimisch, so wurde sie in der Eiszeit nach dem Norden zu von dort in das Gebiet des Rheins und der Donau hinabgedrängt und gelangte auf diesem Wege in die deutsche und, durch die Donau nach Osten abgelenkt, in die ungarische Tiefebene. Es ist ganz wohl möghch, dass sie sich damals nicht über das Gebiet der Weichsel^) hinaus in das russische Tiefland verbreitete. Nach der Eiszeit zog sie sich in die Quellgebiete derjenigen Ströme zurück, deren untern Lauf sie während derselben bewohnte und gerieth so z. B. durch die deutschen Hauptströme in die oben aufgezählten Gebirge. In gleicher Weise müsste sie auch durch das Stromgebiet der Donau und Weichsel in die Karpathen, durch das der Rhone in die Cevennen gedrungen sein, ebenso wie durch die südlichen Zuflüsse des Po in den Appenin, wo freilich überall ihr Vorkommen noch nicht festgestellt ist, mit Ausnahme des Appenins, an dessen Westgrenze sie wenigstens im Gebiet des Tanaro von Borelli nachgewiesen wurde. In den 1) Weichsel und Oder strömten in der Glacialzeit in ost- west- licher Richtung durch die heute von Schiffahrtscanälen durchzogenen alten Stromthäler in die Elbe. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit.-Geb. v. Planaria alpina. ] 73 Pyrenäen wird sie wahrscheinlich auch nicht fehlen, wie es denn durch- aus noch nicht ausgemacht ist, dass sie nicht in Wirklichkeit viel weiter verbreitet ist, als sie vor der Hand zu sein scheint. Ob die Art PI. alpina, nachdem sie in völlig von einander getrennte Bezirke auseinandergesprengt worden ist, welche je nach ihrer Höhenlage und geographischen Breite nicht unbeträchtliche Unterschiede in der mittlem Jahrestemperatur und der Länge des Winters zeigen, anfängt Varietäten zu bilden, die sich durch die Art der Fortpflanzung unterscheiden, verdient Angesichts der S. 154 mit- getheilten, noch nicht ganz aufgeklärten Beobachtungen, wonach Fl. alpina in den Alpen sich regelmässig durch Quertheilung zu vermehren scheint, während sie sich im Siebengebirge fast oder ganz ausschliess- lich auf geschlechtlichem Wege fortpflanzt, ebenfalls einer nähern Prüfung unterzogen zu werden. Polycelis cornuta war vermuthlich zur Präglacialzeit weiter ver- breitet als PL alpina, doch würde es zu weit führen, hier auf Grund der dazu völlig unzureichenden Fundortsangaben ihre ursprüngliche Heimath zu bestimmen und ein Bild ihrer vermuthlichen Wanderungen zu entwerfen. Nur noch eine Bemerkung über PI. gonocephala möge hier Platz finden. Sollte es sich herausstellen, dass sie in England nicht vor- handen ist, so w^ürde sich mit ziemlicher Sicherheit folgern lassen, dass sie zur Eiszeit nicht in Mitteleuropa vorhanden war und erst so spät wieder einwanderte, dass ihre Verschleppung nach der Insel durch den entstandenen Meeresarm verhindert wurde. Da aber Eng- land, wie aus der Uebereinstimmung seiner Fauna mit der des Conti- nents hervorgeht, sich erst sehr spät abtrennte, so ist es wohl mög- lich, dass PI. gonocephala zeitig genug zurückkehrte, um den Weg dorthin noch nicht versperrt zu finden, und also dort angetroffen wird^). Dies Alles und manches Andere noch zu entscheiden , bleibt künftigen Forschungen vorbehalten. Voraussichtlich wird es gelingen, manche der jetzt noch schwebenden Fragen mit ziemlicher Sicherheit zu lösen, wenn erst die Verbreitungsgebiete näher festgestellt sind. So möchte ich mir denn zum Schluss erlauben, die freundliche Unter- stützung der Fachgenossen in Anspruch zu nehmen, indem ich für 1) JoHNSTON (65) führt sie in seinem Catalog der britischen frei- lebenden Würmer nicht mit auf, doch erscheint es vor der Hand ange- bracht, mit bestimmt ausgesprochenen Folgerungen noch etwas zurück- zuhalten, bis die geographische Verbreitung der Würmer erst genauer erforscht sein wird, 12* 174 WALTER VOIGT, eine eingehende Bearbeitung der geographischen Verbreitung um gütige Mittheilungen von Fundorten der 3 Planariden und um eine darauf gerichtete Controlle bitte, ob die dargelegten Beziehungen zwischen Fl. gonocephala einerseits und PI. alpina und Pol. cornuta anderer- seits auch in andern Gegenden in gleicher Weise zu erkennen sind. Auch eine nähere Untersuchung des Verhaltens der ebenso wie PL alpina und Pol. cornuta sich durch Quertheilung fortpflanzenden PI. subtentaculata dürfte vielleicht einige interessante Aufschlüsse bringen. Indem ich die Titel einiger Werke folgen lasse, in denen sich Ab- bildungen der betreffenden Turbellarien befinden, füge ich hinzu, dass ich natürlich auch selbst sehr gern das Bestimmen aller in den Gebirgsbächen gefundenen Planariden übernehmen werde. Ein be- quemes Mittel, sie in ihrer Form gut zu erhalten, besteht darin, dass man sie mit 20procent. Salpetersäure übergiesst und nach 1 — 5 Minuten langer Einwirkung derselben in TOprocent. Alkohol bringt. Von Planaria gonocephala findet man Abbildungen von Duges in den Annales des Sciences Naturelles, V. 21, 1830, tab. 2, fig. 22 und von 0. Schmidt in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, V. ] 0, 1860, tab. 4, fig. 6. Eine Copie der letztern bringt auch Brehm's Thierleben. PL subtentaculata wurde von Zacharias in der Zeitschr. f. w. Zool., V. 43, 1886, tab. 9, fig. 8—11 abgebildet. PL alpina wird man leicht nach den Abbildungen von Iijima in The Journal of the College of Science, Imperial University Japan, V. 1, 1887, tab. 25, fig. 1, und von Kennel in den Zool. Jahrbüchern, V. 3, Abth. f. Anatomie, 1889, tab. 18, fig. 1 und 2 erkennen, eben- sowie Polycelis cornuta nach der Zeichnung, welche O. Schmidt in der Zeitschr. f. wiss. Zool., V. 10, 1880, tab. 3, fig. 1 verööentlicht hat. Bonn, Zoologisches und vergleichend-anatomisches Institut, Juni 1894. Planaria gonocephala als Eindringling id. Verbreit.-Geb. v Planaria alpina. ^75 LiteraturYerzeichnIss. BoRELLi , Osservazioni sulla Planaria alpina (Dana) e catalogo dei Dendroceli d'acqua dolce trovati nell' Italia del Nord, in: Bollettino dei Musei di zoologia ed anatomia comparata della R. Universitä di Torino, V. 8, 1893. CoLLiN, Mittheilung über Planaria alpina (Dana), in : Sitzungsber. Gre- sellscli. Naturf. Freunde, Berlin 1891. 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Der floridanische Winkel des nordamerikanischen Continents war bisher in Bezug auf Regenwürmer eine Terra incognita. Es konnte zweifelhaft erscheinen, ob er dem nordamerikanischen Continentalgebiet oder dem von jenem durchaus verschiedenen westindischen Gebiet zu- zurechnen sei. Das LöNNBERG'sche Material zeigt, dass das erstere das Zutreffende ist. Florida und Georgia lehnen sich in Betreff ihrer Regenwurmfauna eng an die übrigen Regionen des nordamerikanischen Continents an. Ausser einigen unbestimmbaren, jugendlichen oder zu stark er- weichten Stücken enthält die LöNNBERG'sche Sammlung Repräsentanten der folgenden Arten: 1. ÄUolobophora lönnhergi n. sp. 2. ÄUolobophora caliginosa Sav. 3. ÄUolobophora beddardi n. sp. 4. Pontodrilus ? bermudensis Bedd. 178 W. MICHAELSEN, 5. Pontodrilus sp. 6. Geodrilus eiseni n. sp. 7. Perichaeta indica Horst. Die drei Ällolohophora- ArieB bekunden die Zugehörigkeit zu dem grossen, circum polaren, durch die Familie Lumbricidae charakterisirten Gebiet: Sibirien -Europa -Nordamerika. Die AUolobophora heddardi deutet als nahe Verwandte der Ä. parva Eisen auf eine nähere Be- ziehung zu dem etwas nördlicher liegenden Gebiet Neu-England. Eine ähnliche Beziehung ergiebt sich aus dem Vorkommen des Geodrilus eiseni. Dieser Wurm gehört zu jener eigenartigen, aberranten Acantho- drilinen-Gruppe, die bisher nur im nordamerikanischen Gebiet, in Illinois, gefunden worden ist (aus Illinois stammt sowohl der Geodrilus singularis Ude als auch der wahrscheinlich dieser Gattung nahe stehende Wurm Diplocardia communis Garman). Mit dem aus der Berücksichtigung dieser vier Arten erhaltenen Ergebniss steht das Vorhandensein von Pontodrilen und Perichäten in der LöNNBERG'schen Sanmilung scheinbar in Widerspruch, freilich nur scheinbar! Pontodrilen sind bis jetzt gefunden worden bei Marseille und Villafranca in Süd-Frankreich, bei Desterro in Brasilien und auf den Bermudas, also in Gebieten, die einen ganz andern Verbreitungs- kreis bilden als die Fundorte jener vier Arten und ihrer nächsten Verwandten. Muss aber die Gattung Pontodrilus bei der Feststellung der geographischen Beziehung der Regenwurm - Fauna überhaupt berücksichtigt werden? Pontodrilus lebt ausschliesslich am Meeres- strande, ist also eine marine Form und untersteht als solche ganz andern Verbreitungs-Bedingungen als die eigentlichen Terricolen oder Regenwürmer. Was schliesslich die Perichäten anbetrifft, so habe ich schon früher die Ansicht ausgesprochen, dass sie ihre jetzige Ver- breitung nur mit Hülfe des Menschen erlangen konnten. Zumal die Perichaeta indica ist ein häufig verschleppter Wurm, dessen eigent- liche Heimath wohl Japan ist, der aber auch in Java und auf den Azoren vorkommt und ein nicht seltener Gast in den Warmhäusern der botanischen Gärten europäischer Städte ist. Das Vorkommen von Perichäten auf Florida kann nicht als Anzeichen einer engern Beziehung zwischen den Regenwurm-Faunen dieses Gebiets und West- indiens angesehen werden, denn auch Westindien ist nicht die Heimat dieser Wurmfamilie. Bedeutsam ist, dass nicht ein einziger Vertreter der charakte- ristisch westindischen Regenwurmformen, der Benhamien, Trigastren, Eudrilen und der südamerikanisch-westindischen Gruppe der Geoscole- Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. 179 ciden in der LöNNBERG'schen Sammlung enthalten ist. Der Florida- Canal scheint eine scharfe Grenze zwischen diesem westindischen und dem charakteristisch nordamerikanischen Formenkreis zu bilden. Ich gehe zur Besprechung der einzelnen Arten über. Allolobophora lönnbergi n, sp. Diese neue Art ist in der LöNNBERG'schen Terricolen-Saramlung durch zwei gut erhaltene Exemplare vertreten. Aeusseres: Das grössere der beiden Exemplare ist 96 mm lang, 4—6 mm dick und besteht aus 138 Segmenten. Der Rücken und die Seiten der Thiere sind dunkel violett - braun gefärbt. Der Bauch ist heller, gelblich- grau. Der Gürtel sticht durch seine weisse Färbung gegen die benachbarten Körperpartien scharf ab. Die durch die Haut durchschimmernden Samensäcke geben der betrefifenden Körperpartie ein etwas helleres Aussehen. Der Kopflappen ist mittelgross, regelmässig gewölbt und treibt einen ziemlich undeutlich begrenzten, breiten dorsalen Fortsatz nicht ganz bis zur Mittelzone des Kopfringes. Die Borsten stehen zu vier engen Paaren in den einzelnen Seg- menten. Die ventral-mediane Borstendistanz ist ein wenig grösser als die Entfernung zwischen den beiden Paaren einer Seite. Die dorsal- mediane Borstendistanz ist am Vorderkörper etwas kleiner als der halbe Körperumfang; am Mittel- und Hinterkörper ist sie noch kleiner, annähernd gleich ^/^ des ganzen Körperumfanges. Die Borsten be- sitzen die normale sigmoide Gestalt, wie sie für die Körperborsten der Lumbriciden charakteristisch ist. Sie sind aber ornamentirt. Das äussere Ende ist mit zahlreichen, äusserst zarten Narben (mit Zähn- chen?) versehen. Der erste Rückenporus liegt auf der Intersegmentalfurche 7/8. Aeussere Geschlechts Charaktere: Der Gürtel ist sattel- förmig, stark erhaben und scharf begrenzt. Er erstreckt sich dorsal über die 7 Segmente 24 — 30. Die ventralen Grenzlinien des Gürtels verlaufen zwischen den Linien der lateralen und den Linien der ven- tralen Borstenpaare, im ersten und letzten Gürtelsegment näher den lateralen, in den mittlem Gürtelsegmenten näher den ventralen Borsten- paaren; Anfang und Ende der ventralen Grenzlinien gehen in bogen- förmiger Krümmung in den Vorderrand bezw. den Hinterrand des Gürtels über. Die Rückenporen sind in der Gürtelregion nicht erkenn- bar, wohl aber die Borsten und Intersegmentalfurchen (letztere schwach). Zwei ziemlich breite, vorn und hinten abgerundete Pubertätswälle er- 180 W. MICHAELSEN, Strecken sich vom Anfang des 26. Segments bis eben in das 29. Seg- ment hinein. Sie liegen gerade auf den ventralen Grenzlinien des Gürtels, also etwas oberhalb der ventralen Borstenpaare. Die ventralen Borsten der Gürtelsegmente (aller? sicherlich die der Segmente 26 — 30) sind zu Geschlechtsborsten umgewandelt. Sie sind schlank, etwa dreimal so lang (1,6 mm) wie die Körperborsten, aber selbst am dickern Innen ende kaum dicker als jene (0,04 mm). Sie sind gerade gestreckt oder schwach bogenförmig gekrümmt. Ihr innerstes Ende ist meistens etwas umgeknickt. Ihr äusseres Ende ist schwach ver- jüngt, die äusserste Spitze griifelförmig zugespitzt. Unterhalb der Zuspitzung erscheint das äusserste Ende sehr schwach erweitert. Eine tiefe Längsfurche zieht sich am äussern Ende entlang bis an die äusserste Spitze. Eine feinere Sculptur ist nicht erkennbar. Zwei Eileiteröfifnungen, sehr feine Poren, liegen in der Borsten- zone des 14. Segments, eben oberhalb der äussern Borsten der ven- tralen Paare (Borsten 6), von jenen Borsten nicht ganz so weit entfernt wie die beiden Borsten jener Paare von einander. Zwei Saraenleiter- öfinungen, ebenfalls sehr feine Poren, liegen auf der Borstenzone des 15. Segments, zwischen den lateralen und ventralen Borstenpaaren, doch etwas näher diesen letztern als den erstem. Ihre Entfernung von den Borsten b ist ungefähr doppelt so gross wie die Entfernung zwischen den beiden Borsten eines Paares. Irgend welche drüsige Hautwucherungen in der Umgegend der Geschlechtsötfnungen sind nicht vorhanden. Auch die Oefinungen der Samentaschen sind äusserlich erkennbar. Sie liegen auf den Intersegmentalfurchen 8/9, 9/10 und 10/11 jederseits sehr dicht neben dem Rückenporus, nicht immer ganz symmetrisch zu einander. Als feine, helle Punkte heben sie sich deutlich von den pigmentirten Hautpartien ab. Innere Organisation: Die Dissepimente 13/14 und 14/15 sind verdickt, ebenfalls das Dissepiment 12 — 13, dieses jedoch nur schwach. Der Oesophagus diÖerenzirt sich vorn zu einem drüsig-musculösen Schlundkopf. In den Segmenten 11 und 12 erweitert er sich. Die durch die Wandung hindurch sichtbare lamellige Structur verräth die Kalk- drüsennatur dieser Erweiterungen. Ein stark erweiterter, dünn- wandiger Kropf nimmt die Segmente 15 und 16 in Anspruch, ein kräftiger Muskelmagen die Segmente 17 und 18. Geschlechtsorgane: Zwei Paar grosse Samentrichter liegen frei in den ventralen Partien der Segmente 10 und 11. Zwei Paar Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. 181 umfangreiche, compacte Samensäcke ragen von den Dissepimenten 10/11 und 11/12 in die Segmente 11 und 12 hinein. Kleinere, median verschmolzene Samensäcke ragen von dem Dissepiment 9/10 nach vorn in das 9. Segment hinein. Drei Paar Samen taschen , prall gefüllte, kuglige Säcke, liegen dorsal jederseits dicht an der Medianebene in den Segmenten 9, 10 und 11, an deren Vorderrändern sie ausmünden (jederseits dicht neben der durch die Rückenporen markirten dorsalen Medianlinie). Fundort: Savannah, Georgia, Allgemeine Bemerkungen: Die bemerkenswertheste Eigen- thümlichkeit dieses Wurmes liegt in der Ornamentirung der Körper- borsten und in der Umwandlung einiger derselben in ausgesprochene Geschlechtsborsten. Der einzige bisher bekannte Fall von ornamen- tirten Borsten bei einem der Familie Lumbricidae zugeordneten Terri- colen betrifit den Criodrilus lacuum Hoffm. Vejdovskt zeichnet die Borsten dieses Wurms mit starker Ornamentirung'). Eine nähere Besprechung dieses Falles fand ich in jenem Werke nicht, auch keine Bestätigung dieser Thatsache in spätem Arbeiten über Criodrilus lacuum. Ich untersuchte deshalb das einzige im Hamburger Museum befindliche Exemplar dieser Art auf die Borsten hin und erkannte thatsächlich eine Ornamentirung an den letztern. Dieselbe entspricht im Allgemeinen der Zeichnung Vejdovsky's ; besonders die spiralige An- ordnung der Hervorragungen war bei einigen Borsten deutlich zu er- kennen ; doch war sie bei weitem nicht so stark ausgeprägt, wie nach Vejdoyski's Zeichnung angenommen werden müsste. In Canadabalsam- Präparaten wurde sie ganz unsichtbar; nur in Spiritus- und Glycerin- Präparaten trat sie einigermaassen deutlich hervor. In der Ausstattung mit besondern Gescblechtsborsten steht Ä. lönnbergi bisher einzig in der Familie Lumbricidae da. Wie die auffallende Lage des Gürtels bei der Geoscoleciden-Gattung Kynotus und das Vorkommen einer muskelmagenähnlichen Bildung am Ende des Oesophagus (im 17. Seg- ment) bei dem Geoscoleciden Siphonogaster stuhlmanni, so ist auch das Vorkommen von ornamentirten Borsten bei Criodrilus lacuum und Allolobophora lönnbergi, sowie das Vorkommen von besondern Ge- scblechtsborsten bei dieser letztgenannten Art geeignet, die Kluft zwischen den Familien Geoscolecidae und Lumbricidae zu über- brücken und die nahe Verwandtschaft dieser beiden Familien zu demonstriren. 1) -Vejdovsky, System und Morphologie der Oligochäten, Prag 1884, tab. 13,",fig. 13. 182 W. MICHAELSEN, Allolobophora caliginosa Sav. Fundort: Savannah, Georgia; 1. III. 1888 und 1889. Allolobophora beddardi n. sp. Diese Art liegt in einem einzigen Exemplar vor. Dasselbe ist leider in der Gürtelregion durchgebrochen, doch Hessen sich die Geschlechtscharaktere noch feststellen. Aeusseres: Das einzige Exemplar ist 19 mm lang, l'/s bis nahezu 2 mm dick und besteht aus 66 Segmenten. Der Wurm hat annähernd das Aussehen einer kleinen Allohophora putris Hoffm. Der Rücken und die Flanken zeigen am Vorderkörper einen schwachen röthlichen Farbenton; nach hinten geht derselbe in ein gleichmässiges Grau über. Der Bauch ist gelblich-grau. Der Gürtel hebt sich durch seine gelbe Färbung deutlich ab. Der Kopflappen ist mittelgross, regelmässig gewölbt. Ein dorsaler Fortsatz ist nicht vorhanden, doch weicht die Furche zwischen Kopf- lappen und Kopfring in ganzer Breite des Rückens etwas (kaum merk- lich) zurück, wohl nur in Folge des Vortretens der seitlichen Mund- ränder. Die Segmente des Hinterkörpers sind deutlich dreiringlig, die des Vorderkörpers einfach. Rückenporen habe ich nicht erkennen können. Die Borsten sind zart. Sie stehen zu vier engen Paaren in den einzelnen Segmenten, zwei lateralen und zwei ventralen. Die lateralen Paare sind deutlich enger als die ventralen (3:4). Die ventral- mediane Borstendistanz ist wenig grösser als die laterale, etwa ö^/gmal so gross wie die Entfernung zwischen den Borsten der ventralen Paare. Die dorsal -mediane Borstendistanz ist ziemlich genau gleich dem halben Körperumfang. Aeussere Geschlechtscharaktere: Der Gürtel ist scharf begrenzt. Er erstreckt sich über die Segmente 25—31, dorsal auch noch über die vordere Hälfte des 32. Segments. Er ist sattelförmig; die Körperpartie zwischen den ventralen Borstenpaarlinien bleibt gürtelfrei. Die Intersegmentalfurchen und Borsten sind in der Gürtel- region undeutlich erkennbar. Fünf Paar Pubertäts-Tuberkel finden sich auf den Segmenten 26—30. Sie sind nicht erhaben und zeichnen sich nur durch ihre helle, weissliche Färbung vom Gürtel ab. Sie liegen an den ventralen Grenzlinien des Gürtels, oberhalb der ventralen Borstenpaar-Linien. Die äussern Borsten der ventralen Paare liegen schon auf den Tuberkeln. Die 6 Pubertäts-Tuberkel einer Seite bilden Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. ISS ein breites, seitlich verwischtes Längsband. Die Intersegmentalfurehen durchsetzen dieses Längsbaud in derselben Schärfe wie die ventrale, gürtelfreie Körperpartie. Die männlichen Geschlechtsötinungen sind als quere Schlitze in der Borstenzone des 15. Segments, ausserhalb der ventralen Borsten- paare erkennbar. Sie sind von schwach erhabenen, hornig-gelbbraunen Drüsenhöfen umgeben. Die Drüsenhöfe sind nur klein und ragen nicht über die Grenzen des 15. Segments hinüber. Zwei Eileiteröffnungen , als schwach dunkle Punkte erkennbar, liegen auf der Borsteniione des 14. Segments, eben oberhalb der ven- tralen Borsteupaare, von den äussern Borsten etwa l^/2ina\ so weit entfernt, wie die Entfernung zwischen den beiden Borsten jener ven- tralen Paare beträgt. Geschlechtsorgane: Zwei Paar Samentaschen , birnförmige Säckchen, glaube ich in den Segmenten 7 und 8 gesehen zu haben, doch kann ich mich hierin getäuscht haben. Ehe ich den Wurm voll- ständig geöffnet und die Segmentzahlen genau festgestellt hatte, lösten sie sich los. Sie mündeten in den Linien der lateralen Borsten- paare aus. Eundort: Orlando, Orange Cnt., Florida, in einem verrotteten Baumstamme. Allgemeine Bemerkungen: Ä. heddardi steht der A. parva Eisen ^) und vielleicht auch der A. oUveirae Rosa ^) nahe. Sie unter- scheidet sich von beiden durch die Lage des Gürtels und der Tubercula pubertatis. In Bezug auf die männlichen Geschlechtsöffuungen scheint sie zwischen beiden zu stehen. Die Form des Kopflappen-Hinterraudes unterscheidet sie ebenfalls von jenen beiden Verwandten. Die nahe Verwandtschaft zwischen A. heddardi und A. parva wird besonders durch die Anordnung der Borsten manifestirt. JPontodrilus ? hermudensis Bedd. Fundort: Hillsborough, Ozona, Florida; am Meeresufer. Allgemeine Bemerkungen: Es liegen mir zwei nicht voll- kommen geschlechtsreife Exemplare einer Pontodrilus- Art vor, die möglicher Weise mit dem P. hermudensis Bedd. identisch ist. Eine 1) Eisen, Bidrag tili kännedomen om New Englands och Canadas Lumbricider, in : Öfvers. Kongl. Vet.-Akad. Förhandl. 1874. 2) Rosa, Allolobophora Ganglbaueri et A. Oliveirae, nuove specie di Lumbricidi europei, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Torino, V. 9, No. 170. 184 W. MICHAELSEN, genaue Bestimmung ist nicht möglich, da die Thiere in geschlecht- licher Beziehung noch zu wenig entwickelt sind. Fontodrilus sp. Fundort: Hillsborough, Ozona, Florida; am Meeresufer. Allgemeine Bemerkungen: Von demselben Fundorte, an dem die eben vorher erwähnten Würmer gesammelt worden sind, stammen einige unreife Würmer, die ebenfalls zur Gattung Fonto- drilus gehören , aber von jenen schon durch ihre Dimensionen zu unterscheiden sind. Für wesentlicher noch halte ich einen gewissen Unterschied in der Form der männlichen Geschlechtsöffnungen. Geodrilus eiseni n. sp. Dieser neuen Art gehört die Hauptmasse des von Herrn Dr. Lönn- BERG gesammelten Materials an, sowohl was die Zahl der Stücke, als auch was die Zahl der verschiedenen Fundorte anbetrifft. Aeusseres: Das grösste Exemplar ist 160 mm lang, 3— S'/g ^^ dick und besteht aus 165 Segmenten, Andere Stücke sind beträchtlich kleiner. Ein sehr kleines Exemplar, bei dem die männlichen Geschlechts- öffuungen mit ihren drüsigen Hautbildungen schon vollkommen aus- gebildet waren, bei dem aber von einem Gürtel noch nichts zu erkennen war, mass 30 mm in der Länge, IV2 ^^ ^^ der Dicke und bestand aus 123 Segmenten. Einige Exemplare sind am Rücken rauchgrau pigraentirt, während die Bauchseite bleich gelb-grau ist. Andere Exemplare sind auch am Rücken farblos. Dieser Unterschied beruht wohl auf verschiedenartiger Conservirung. Der Gürtel ist violett-grau. Der mittelgrosse, regelmässig gewölbte Kopflappen treibt einen dorsalen Fortsatz etwa bis zur Mittelzone in den Kopfring hinein. Die Seitenränder des Kopf lappen - Fortsatzes convergiren stark nach hinten zu. Eine Anzahl der Gürtelregion vorangehender Seg- mente sind mehr oder weniger deutlich dreiringlig. Die Segmente des hintern Körpereudes sind meistens stark verkürzt. Die Borsten haben die bei den Terricolen gewöhnliche sigmoide Gestalt; doch sind sie ornamentirt. Ihr äusseres Ende ist mit zahl- reichen, feinen, narbeuähnlichen Vertiefungen versehen. Der untere Rand der Vertiefung ragt etwas vor. Die Anordnung der Borsten ist nicht nur geringen individuellen Schwankungen unterworfen, sondern es finden sich auch Verschiedenheiten bei zwei benachbarten Seg- menten. Die normale, d. h, die bei weitem vorherrschende Anordnung ist folgende: Die ventral- mediane Borstendistanz (aa) beträgt ungefähr Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. 185 */i2, <^ie dorsal-mediane (dd) ^/g des ganzen Körperumfanges. Die laterale Borstendistanz (hc) ist etwas kleiner als die ventral-mediane. Die ventralen Paare (ah) sind etwas enger als die lateralen Paare (cd). Während die ventralen Paare (ab) annähernd ^/^ so weit sind wie die laterale Borstendistanz (6c), sind die lateralen Paare {cd) nur wenig kleiner. Es verhält sich ungefähr aa : ah : bc : cd : dd = 12: 5 :10: 9 :80. Gegen das Hinterende gleichen sich die Unterschiede zwischen den dl ei lateralen Borstendistanzen (ab, bc und cd) fast ganz aus; sie sind hier alle ungefähr um 1/3 kleiner als die ventral-mediane Borstendistauz (aa). Am Hinterkörper verhalten sich aa : ah :bc : cd : dd = 12 : 8 : 8 : 8 : 80. Die individuelle sowie die segmentale Abweichung entsteht durch eine Verengung der Paare (ab und cd) zu Gunsten der ventral- medianen wie der lateral-medianen Borstendistanzen ; so waren bei einem Exemplar von Florida die ventralen Paare (ab) nur ^/^ so weit wie die ventral-mediane Borstendistanz, die lateralen (cd) um Vs kleiner als die lateral-mediane Borstendistanz (bc). Dieses Exemplar zeichnete sich auch bei sonst normalen Dimensionen durch die grosse Segmentzahl aus (195) ; im üebrigen konnte ich keine wesentlichen Abweichungen von dem typischen G. eiseni finden (ich hebe die volle üebereinstimmuug in der Gestalt der Geschlechtsborsten besonders hervor). Die Verengung der Borstenpaare mag vielleicht zu der Ver- kürzung der Segmente in gewisser Beziehung stehen. Für wesentlich halte ich diese Abweichungen nicht, da sie auch bei einzelnen Seg- menten eines sonst normal ausgebildeten Thieres auftreten können. Ich glaube keinenfalls, dass man es hier mit einer besondern Art zu thun hat; für möglich halte ich es aber, dass diese Abweichungen von der typischen Form die Folge von Hybridation sind, etwa mit Q. singu- laris, bei dem enge Borstenpaare normal sein sollen, oder mit einer dritten, unbekannten Art dieser Gattung. Vielleicht auch ist diese Schwankung nur ein Anzeichen davon, dass der betreffende Charakter phylogenetisch jung ist. Die Geodrilen zeigen ja auch bei andern Organsystemen einen Mangel an Festigkeit (Ausmündungsstellen der Samentaschen) sowie Abweichungen in Verhältnissen, die bei den übrigen bis jetzt bekannten Acanthodriliden vollkommen gefestigt sind (Aus- mündung der männlichen Geschlechtsorgane). Meiner Ansicht nach ist es nicht angebracht, die Bedeutung dieser Schwankung in der Borsten- 186 W. MICHAELSEN, anordnung bei Geodrilus zu verallgemeinern und nun der Borsten- anordnung jeglichen Werth bei Gattungs - Definitionen abzusprechen. Wie ich andern Orts ausgeführt habe, sind derartige aberrante und schwankende Formen durchaus nicht geeignet, uns ein ürtheil über den Werth gewisser Charaktere zu verschaffen. Rückenporen konnte ich erst vom ersten Gürtelsegment an deut- lich erkennen. Die Nephridioporen liegen dicht hinter den Intersegmentalfurchen in den Linien der äussersten Borsten (Borstenlinie d). Aeussere Geschlechtscharaktere: Der Gürtel ist ring- förmig und erstreckt sich über die Segmente 13 — 17; dorsal geht er auch noch auf das 18. Segment über, Rückenporen, Intersegmental- furchen und Borsten sind auch in der Gürtelregion deutlich erkennbar. Zwei Paar Prostatadrüsen-Oeffnungen liegen auf den Segmenten 18 und 20 in den Borstenlinien b. Die beiden Poren je einer Seite sind durch eine Furche verbunden, die einen regelmässigen, nach der ventralen Medianlinie hin einspringenden Bogen beschreibt. Dort, wo diese Furchen die Borstenzone des 19. Segments schneiden, auf den Borstenlinien a, liegen die Oeffnungen der Samenleiter. Die ventralen Borsten der Segmente 18 und 20 sind äusserlich nicht erkennbar (wie die nähere Untersuchung ergab , sind diese Borsten in rudimentäre Penialborsten umgewandelt). Die äussern der ventralen Borsten (h) des 19. Segments sind unverändert deutlich erkennbar; die Innern ventralen Borsten (a) dieses Segments sind ausgefallen. Die ventrale Partie der Segmente 18—20, ein abgerundet viereckiges Feld, in dessen Ecken die Prostatadrüsen-Oeffnungen liegen, ist drüsig verdickt. Bei den meisten Exemplaren ist die Umgebung der Prostatadrüsen- Oeffnungen besonders stark tuberkelartig erhaben. Zwei Eileiteröönungen liegen der ventralen Medianlinie nahe, auf dem 14. Segment vor der Borstenzone. Sie sind von einem gemein- samen, ventral-medianen, quer-elliptischen Hof umgeben. Zwei Paar Samentaschenöffnungen liegen hinten auf den Segmenten 8 und 9, zwischen den Borstenlinien a und b. Ihre Lage variirt etwas. Meistens liegen sie dicht vor den Intersegmentalfurchen 8/9 und 9/10; bei einigen Stücken sind sie aber etwas nach vorn gerückt, im äussersten Fall bis auf die Borstenzone des betreffenden Segments (sie liegen dann zwischen den beiden Borsten der ventralen Paare). Die ventralen Borsten der Segmente 8 und 9 sind zu Geschlechts- borsten umgewandelt (siehe unten) ; sie erscheinen bei Betrachtung von aussen etwas zarter als die normalen Borsten. Die ventrale Partie der Segmente 8 und 9 ist drüsig verdickt. Die Regenwurm- Fauna von Florida und Georgia. 187 Bei einem Exemplar fand sich an der einen Seite eine über- zählige, dritte Samentaschenöffnung auf dem 7. Segment. Innere Organisation: Geodrilus eiseni ist meganephridisch. Die Nephridien münden jederseits vor der äussersten Borste, in der Borstenlinie d aus. Die ersten Nephridien finden sich im 3. Segment. Die Dissepimente 7/8 bis 11/12 sind stark, die Dissepimente 6/7 und 12/13 schwach verdickt. Das erste deutlich erkennbare Dissepi- ment trennt die Segmente 5 und 6. Der Darm zeigt interessante Organisationsverhältnisse. Auf den verhältnissmässig langen Munddarm folgt eine Partie, die mit einem umfangreichen, drüsig-musculösen , dorsalen Schlundkopf ausgestattet ist. Der Schlundkopf umgiebt eine dorsale, etwas nach hinten gerichtete, taschenförmige Ausbuchtung der Darmwand. Auf die Schlundkopf- partie folgt ein enger Oesophagus, der sich dann in den Segmenten 5 und 6 zu je einem kräftigen, cylindrischen Muskelmagen umbildet. Diese beiden Muskelmagen stossen hart an einander ; die sie trennende dünnwandige Partie ist auf ein Minimum von Länge reducirt. Der ganze Vorderdarm ist unregelmässig geknickt und die verschiedenen Theile desselben über einander weg gelegt. Bei vollkommener Streckung würde er die von ihm eingenommene Körperpartie bei weitem an Länge übertreffen. Der enge, ziemlich gerade nach hinten gehende Oesophagus ist sehr blutreich. Seine Wandung bildet schwache Längs- falten. Er besitzt keinerlei Anhangsorgane; doch ist er dafür mit einer andern Bildung ausgestattet. Im 14 und 15. Segment ist sein Umfang stark erweitert, sein Lumen jedoch durch zahlreiche, sehr tiefe Längsfalten eingeengt. Diese Längsfalten sind ziemlich dicht an einander gelagert; die höheren überragen und umfassen stellenweise die niedrigeren. Im tiefsten Grunde des Baumes, der zwischen den beiden Lamellen einer Falte liegt , innerhalb der in das Lumen des Oesophagus hineinragenden Kante der Falte verläuft stets ein meistens ziemlich starker Blutcanal. Diese Blutcanäle stehen mit dem Darm- blutsinus in Verbindung, oder vielmehr sie sind Theile desselben. Der dem Lumen des Oesophagus angehörende Zwischenraum zwischen den Falten ist mit Kalkconcrementen angefüllt. Es erscheint mir nicht zweifelhaft, dass man es hier mit einem Homologon und Analogon der Kalkdrüsen zu thun hat. Diese Bildung unterscheidet sich nur da- durch von den typischen Kalkdrüsen, dass sie nicht auf seitliche Darmtaschen beschränkt ist, sondern den ganzen Umkreis der Darm- wandung gleichmässig in Anspruch nimmt. Im 18. Segment geht der Oesophagus in den weiten, dünnwandigen Mitteldarm über. Der Mittel- Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 23 188 W. MICHAELSEN, (lärm ist mit einer dorsalen Typhlosolis ausgestattet. Am Anfange des Mitteldarms verlauft jederseits neben der Haupttyphlosolis eine undeutliche Neben typhlosolis. Das Rückengefäss ist einfach. Starke, herzartige Seitengefässe finden sich in den Segmenten 10 — 13. Geschlechtsorgane: Zwei Paar umfangreiche, büschelige Hoden ragen von den ventralen Partien der Dissepimente 9/10 und 10/11 nach hinten frei in die Segmente 10 und 11 hinein. Vielfach zertheilte Samensäcke ragen von dem Dissepiment 9/10 nach vorn in das 9., von dem Dissepiment 11/12 nach hinten in das 12. Segment hinein. In den Segmenten 10 und 11 finden sich freie, nicht in Samensäcken eingeschlossene Samenmassen. Den Hoden gegenüber, vor den Hinterwänden der Segmente 10 und 11, liegen zwei Paar Samentrichter frei in der Leibeshöhle. Die beiden aus den Samen- trichtern einer Seite entspringenden Samenleiter legen sich fest an einander, ohne zu verschmelzen. In vielen engen Windungen gehen sie, an die Leibeswand angelehnt, nach hinten. Dicht vor ihrer Aus- mündung (am 19. Segment, auf der Borstenlinie a) verschmelzen die beiden Samenleiter einer Seite. Zwei Paar Prostatadrüsen münden auf den Segmenten 18 und 20, in den Borstenlinien h aus. Die Pro- statadrüsen bestehen aus einem unregelmässig gebogenen, schlanken, musculösen Ausführungsgang und einem Drüsentheil. Der Drüsentheil ist ziemlich dick und compact, die Längenausdehnung ist jedoch noch deutlich ausgesprochen. Er ist ein- oder zweifach zusammengelegt. Seine Oberfläche ist unregelmässig höckrig. Der Hauptsache nach besteht er aus einem Conglomerat kleiner Drüsenzellen. Ein zarter, mit feinem Epithel ausgekleideter Canal, die Fortsetzung des Aus- führungsganges, durchzieht ihn in ganzer Länge. Ein feines Häutchen, das Peritoneum, überzieht die Drüsenmasse. Die ventralen Borsten der Segmente 18 und 20 sind in Penialborsten umgewandelt. Sie sind jedoch ungemein zart und liegen vollkommen in der Leibeswand verborgen, so dass sie nur an Schnittserien zu erkennen sind. Sie scheinen rudimentär zu sein. Sie sind schlank gertenförmig , etwa 0,5 mm lang (volle Länge?) und 0,008 mm dick. Eine feinere Sculptur war nicht erkennbar. Zwei umfangreiche, büschlige Ovarien hängen von dem ventralen Rand des Dissepiments 12/13 in das 13. Segment hinein. Ihnen gegen- über, vor dem Dissepiment 13/14 liegt je ein grosser, blumenkelch- förmiger Eitrichter, der, das Dissepiment 13/14 durchsetzend, in einen gerade gestreckten, ziemlich dicken Eileiter übergeht. Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. X89 In der Regel finden sich zwei Paar Samentaschen in den Seg- menten 8 und 9, auf deren hintern Partien sie ausmünden. Bei einem Exemplar war jedoch noch eine überzählige Samentasche linksseitig im 7. Segment zur Ausbildung gekommen. Wir finden also bei dieser Art als Anomalie, was bei G. singulnris Ude die Regel zu sein scheint. Die Samentaschen bestehen aus eiuem umfangreichen , sackförmigen Haupttheil, einem schlanken, unregelmässig gekrümmten, musculösen Ausführungsgang und einem kleinen , stielförmigen Divertikel mit knopfförmiger Anschwellung am freien Ende. Die eigenartigste Aus- bildung haben die ventralen Borsten der Samentaschen-Segmeute er- fahren ; sie sind zu Geschlechtsborsten umgewandelt. Sie sind schlanker als die entsprechenden normalen Borsten der benachbarten Segmente, ungefähr 0,5 mm lang und 0,02 mm dick, mehr oder weniger stark bogenförmig gekrümmt. Gegen das äussere Ende sind sie kaum merklich verjüngt. Ihr äusseres Ende bis fast zur Mitte, jedoch mit Ausnahme der äussersten Spitze, ist mit zahlreichen, länglichen, nar- bigen Vertiefungen versehen. Die Länge derselben kommt ungefähr der halben Borstendicke gleich ; ihr unterer Rand ragt zahnartig vor. Die äusserste Spitze ist glatt, klauenförmig zugespitzt, an der Innen- seite der Krümmung zugeschärft. Die Basis der klauenförmigen Spitze ist schwach erweitert. Mit diesen Geschlechtsborsten steht ein eigen- artiger Drüsenapparat in Verbindung. In ihrer Umgebung schiebt sich ein Lager kleiner Drüsenzellen zwischen die Muskelschicht und das äussere Epithel ein. Zellgrenzen sind in diesem Zellenlager nicht zu erkennen ; die Kerne erscheinen in eine granulirte Masse eingebettet. Verschiedene zarte, von einem einfachen Epithel ausgekleidete Canäle durchziehen dieses Zellenlager und münden dann seitlich in eine enge Einsenkung des äussern Epithels, an deren Grunde auch die Ge- schlechtsborstensäcke einmünden. Meistens sah ich zwei solcher Canäle in eine Geschlechtsborsten - Einsenkung einmünden, und zwar den einen von oben her, den andern von unten her kommend. Bei einem Präparat schien sich jedoch einer dieser Canäle zu gabeln und einen Ast nach hinten zu entsenden. Genau konnte ich dies jedoch nicht feststellen. Diese Bildung ist geeignet, die Bedeutung der Ge- schlechtsborsten klar zu stellen. Ich nehme an, dass jene Drüsen- zellen eine Reiz verursachende Flüssigkeit absondern , die an der rauhen Oberfläche der Geschlechtsborste adhärirt und bei der Be- gattung in Wirksamkeit tritt. Auf diese Art erklärt sich sowohl die Bedeutung der äussern Sculptur der Geschlechtsborsten wie auch die Bedeutung der hohlen Geschlechtsborsten, wie wir sie bei den Arten der Gattung Preussia und andern finden. 13* 190 ^W. MICHAELSEN, Fundort: Florida, Ceder-Hammock, in reichem, schwarzen Boden ; Lake Kola, Florida, 20. IL 93 ; Orlando, Orange Cnt., Florida, am Seestrande; Orlando, Orange Cnt, Florida, am Ufer kleiner Seen (Lake Orlando) 2. IX. 92, (Lake Leonore) 5. IX. 92 ; Arkadia, De Soto Cnt., Florida; Savanuah, Georgia, März 1889; Sanford, New York, 31. IIL 93. Allgemeine Bemerkungen: In den Arten des Genus Geo- drilus liegen uns eigenartige Formen vor , die der Unterfamilie ÄcanthodriUni zugeordnet werden müssen , wenngleich sie in ge- wissen , ziemlich wesentlichen Punkten von den übrigen Mitgliedern dieser Terricolen-Gruppe abweichen. Es sind aberrante Formen oder vielleicht besser Formen, bei denen die Unterfamilien-Charaktere noch nicht jene Festigkeit erlangt haben wie bei all den übrigen Gliedern jener Unterfamilie. Die in Rede stehenden Schwankungen von Acanthodrilinen- Charakteren betretfen die Zahl und die Ausmünduogs- stellen der Samentaschen sowie die Ausmündungsstellen der Pro- statadrüsen und Samenleiter. Von G. singularis Ude*) ist G. eiseni leicht zu unterscheiden; doch sind die Unterschiede zwischen beiden Arten wohl nicht so gross, wie nach einer Vergleichung der vorliegenden Beschreibung mit der Beschreibung Ude's angenommen werden müsste. Vor allem bin ich der Ansicht, dass eine Uebereinstimmung in der Lage der männlichen Geschlechtsöffnungen besteht. Ude sagt: „Unmittelbar hinter den ventralen Borsten des 17. Segmentes fand ich zwei kreisförmige, deut- lich erkennbare Papillen", und weist später nach, dass die Oeffnungen der vordem Prostatadrüsen auf diesen Papillen liegen. Ferner giebt er an, dass sich je ein Penialborstenpaar in unmittelbarer Nachbarschaft der Prostata-Ausführungsgänge findet. Nach Ude's Worten sind die Penialborsten des vordem Papillenpaares kaum als identisch mit den weiter oben erwähnten ventralen Borsten des 17. Segments anzusehen; es müssen also jene Penialborsten als Homologa der ventralen Borsten des folgenden, 18. Segments angenommen werden, und damit ergiebt sich eine Verschiebung der männlichen Geschlechtsöffnungen um ein Segment nach hinten. Auch bei G. eiseni sind die ventralen Partien der Segmente 17 — 19 etwas verkürzt; da zugleich die ventralen Partien der be- treffenden Intersegmentalfurchen unkenntlich sind, so ist eine genaue Segmentzählung nur bei gleichzeitiger Betrachtung der lateralen Borsten 1) Ude, Beiträge zur Kenntniss ausländischer Regen würmer , in: Zeitschr. f. wiss. Zool., V. 57, p. 69. Die Kegenwurm-Fauna von Florida und Georgia. ]^91 und der lateralen Intersegmentalfurclien möglich. Für unwichtig halte ich (nicht im Allgemeinen, sondern nur bei dieser Gattung) die An- ordnung der Borsten, die ja bei G. eiseni sogar individuellen und segmentalen Schwankungen unterworfen sein kann. Schliesslich scheint mir auch der Unterschied in der Zahl der Samentaschen nicht beson- ders wesentlich zu sein, finden wir doch bei G. eiseni als Anomalie, was bei G. singularis die Regel ist. Als hauptsächlichste Unter- schiede zwischen beiden Arten glaube ich die Gestalt der Prostata- drüsen und die Ausmündungsstellen der Samentaschen ansehen zu müssen. In welcher Beziehung die Gattung Geodrilus zur Gattung Biplo- cardia Garman ^) steht, kann ich nicht angeben, da mir die Ab- handlung Garman's nicht zugänglich ist. Geodrilus eiseni unterscheidet sich von Biplocardia communis zum mindesten durch die Unpaarig- keit des Rückengefässes. Ob die Verdopplung des Rückengefässes ein genügender Gattungscharakter ist, muss ich dahingestellt sein lassen. Perichaeta indica Horst. Fundort: Oviedo, Orange Cnt., Florida; Savannah, Georgia; Sanford, New York, 31. III. 93. Allgemein e Beme rkungen : Während die Betrachtung der äussern Charaktere mich von vornherein vermuthen Hess, dass die vorliegenden Stücke der Perichaeta indica Horst zugeordnet werden müssten, sprach ein scheinbar wesentlicher Punkt der Innern Organi- sation Anfangs gegen diese Bestimmung. Bei fünf Exemplaren, die ich öffnete (darunter mindestens eines von jedem der drei Fundorte), konnte ich keine Spur von Prostatadrüsen entdecken. Die Samenleiter gingen direct in die grossen , musculösen , U-förmig gebogenen Aus- führungsgänge über, ohne dass sich an der Uebergangsstelle irgend welche Drüsen entwickelt hätten, wie es für die Perichätiden normal ist. Bei einem sechsten Stück fand ich schliesslich an der einen Seite eine normal ausgebildete , scheibenförmige , vielfach eingeschlitzte Prostatadrüse, während an der andern Seite, wie bei den vorher untersuchten Exemplaren, jegliche Spur derselben fehlte. Weitere Stücke habe ich daraufhin nicht untersucht; dieser letzte Befund schien mir mit genügender Sicherheit klarzustellen, dass man in dieser eigenartigen Verkümmerung der Prostatadrüsen nur eine in syste- 1) On the anatomy and histology of a new Earthworm, in: Bull. Illin. State Labor. Nat. Hist., V. 3, Art. 4, p. 47. 192 W. MICHAELSEN, matischer Hinsicht unwesentliche Bildung zu sehen habe. Ich habe übrigens schon früher über eine Verkümmerung der Prostatadrüsen bei P. indica berichtet, nur ist bei jenem Fall die Verkümmerung nicht bis zum vollständigen Schwinden der Drüsenmassen gediehen. In einer Notiz über P. indica von Japan') stellte ich fest, „dass der Drüsentheil der Prostatadrüsen auffallend schwach entwickelt ist". Eine Verkümmerung der Prostatadrüsen ist auch bei andern Perichaeta- krten nachgewiesen worden, eigenthümlicher Weise nur bei Perichäten aus Japan. Da auch die P. indica in Japan vorkommt, so ist in dieser Uebereinstimmung vielleicht ein Hinweis darauf zu erblicken, dass Japan die eigentliche Heimath dieses vielfach verschleppten Thieres ist. Wie weiter unten gezeigt werden soll, besteht noch eine weitere Ver- wandtschaftsbeziehung zwischen P. indica und einer japanischen Peri- chaeta, der P. hilgendorfi Mich. Eine gleiche Art von Verkümmerung der Prostatadrüsen findet sich bei P. nipponica Bedd. und P. masa- taJcae Bedd. 2), während bei P. hilgendorß Mich.^) = P. roJcugo Bedd.^) auch der rausculöse Ausführungsgang geschwunden ist und die Samen- leiter (nach Beddard) vier Segmente weiter hinten ausmünden , als bei den Perichätiden normal ist. Es muss die Frage aufgeworfen werden, ob auch bei diesen Perichäten die Verkümmerung der Pro- statadrüsen eine variirende Bildung ist oder ob sie schon zu einem festen Charakter geworden. Was P. nipponica und P. masatahae an- betrifft, so kann vorläufig wohl kaum eine Entscheidung hierüber ge- troffen werden ; anders steht es mit P. hilgendorfi (rohugo Bedd.) ; Beddard beschreibt nämlich ein Exemplar, welches im Wesentlichen wie P. rokugo gebildet sein soll, doch an der einen Seite eine voll- kommen entwickelte Prostatadrüse an der normalen Stelle besitzt. Beddard hält dieses Exemplar für einen Bastard von P. rokugo einerseits und einem verwandten Wurm (P. sieboldi Horst '?) andrer- seits. Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschliessen, glaube viel- mehr, dass wir es hier mit einer P. rokugo zu thun haben, die, ab- weichend von der augenscheinlich zur Regel gewordenen Form , ein- seitig die Prostatadrüse der Vorfahren zur Ausbildung gebracht hat, gerade wie jenes eine von den untersuchten 6 amerikanischen P. indica- Exemplaren. Gegen diese letztere Auffassung scheint die Thatsache zu sprechen, dass die Ausmündung der Samenleiter bei P. rokugo von 1) Michaelsen, Terricolen der Berliner Zoologischen Sammlung II, in: Arch. f. Naturg., Jg. 58, V. 1, p. 34. 2) Beddabd, On some Perichaetidae from Japan , in : Zool. Jahrb., V. G, Abth. f. Syst. Die Regenwurm-Fauna vou Florida und Georgia. 193 der bei den Perichäten normalen und einseitig auch bei dem in Rede stehenden Exemplar abweicht; aber diese Abweichung ist doch wohl als eine directe Folge des Fehlens der Prostatadrüsen anzusehen ; dort, wo durch die Ausbildung der Prostatadrüse ein fester Aus- mündungsort vorgebildet ist, fehlt jeglicher Grund zu einer Abweichung von dem für die Perichäten normalen Zustand. Die weitere Ab- weichung, die jenes Exemplar nach Beddard's Ansicht von P, rokugo unterscheidet, die Stellung der gestielten Drüsen (stalked capsulo- genous glands) ist wohl als unwesentlich zu betrachten ; habe ich doch eine verschiedene Anordnung dieser Organe bei verschiedenen Exemplaren nachweisen können, die sicher der P. hilgendorfi (roJcugo Bedd.) zuzuordnen sind. Da nun festgestellt, dass die Verkümmerung der Prostatadrüsen in systematischer Hinsicht von nur geringer Bedeutung ist, so tritt die Frage an uns heran, ob die beiden so ähnlich gebildeten Perichäten, P. indica Horst und P. nipponica Beddard, noch länger auseinander- zuhalten sind. Der einzige Unterschied von Bedeutung liegt in der Gestalt der Samentaschendivertikel, die bei P. indica nur eine knopf- förmige Anschwellung am blinden Ende, bei P. nipponica ausserdem noch seitliche Knöpfchen tragen. Bedenklich für die Aufrechterhaltung der nach einem einzigen Exemplar aufgestellten P. nipponica erscheint mir der Umstand, dass die Zahl und Stellung der Kuöpfchen am Divertikel so stark variirt. Ueberzählige Samenkämmerchen an Samentaschendivertikeln kommen auch bei andern Terricolen vor (ich beobachtete einen solchen bei einer centralafrikanischen JBenhamia). Ein Anzeichen dafür, dass sich die beiden fraglichen Perichäten zum mindesten sehr nahe stehen, liegt in der Anordnung der Pubertäts- papillen. Dieselben liegen stets auf einem Theil der Samentaschen- segmente vor den Borstenzonen, etwas nach innen von den durch die Samentaschenöflfnungen markirten Längslinien. In Betreff der Zahl und der sie tragenden Segmente ist eine gewisse Schwankung zu con- statiren. Die folgende Tabelle mag eine Uebersicht der beobachteten Anordnungsweisen geben. 1 P. nipponica von Japan 7. 8. 9. Segment !(?)„ indica vom BerHn. Bot. Gart. 8. 9. „ ■'■ ?? »1 51 11 11 11 \Y)'^- 11 12 „ „ von Nord-Amerika 7. 8. „ 1 „ „ „ den Azoren 7. 8. „ 1 „ „ „ Nord- Amerika (-|)7. 8. „ l ii ^1 11 11 •• (y)8- 1, 194 ^- MICHAELSEN, Die Regenwurm-Pauna von Florida und Georgia. Bei manchen Exemplaren lassen sich gar keine Pubertätspapillen erkennen. Die Angabe (|) vor den betreffenden Segmentnummern in der Tabelle bedeutet, dass nur einseitig ein Tuberkel vorhanden ist. Von wesentliche!' Bedeutung ist diese Schwankung in der Anordnung meiner Ansicht nach auf keinen Fall. Eine interessante Eigen thümlichkeit der P. indica besteht darin, dass die Borsten ornamentirt sind. An den grössern ventralen Borsten des Vorderkörpers ist diese Ornamentirung besonders deutlich zu er- kennen ; sie besteht aus zarten, mehr oder weniger regelmässig an- geordneten Querstrichelchen oder Narben. Das ganze äussere Ende der sigmoiden Borsten ist mit dieser Sculptur versehen. Ich erkannte diese Ornamentirung nicht nur bei den amerikanischen Exemplaren von P. indica^ sondern auch bei denen von den andern Fundorten (von Japan, von den Azoren und vom Berliner Botanischen Garten). Da sie so zart ist, dass sie bei Canadabalsara- Präparaten vollkommen unsichtbar wird (nur in Glycerin- und Spiritus - Präparaten blieb sie deutlich), so erklärt es sich leicht, dass sie bisher übersehen wurde. Ich glaube die Vermuthung aussprechen zu dürfen, dass ornamentirte Borsten unter den Terricolen viel weiter verbreitet sind, als bisher anzunehmen war. Von besonderm Interesse war es mir, die japani- schen Perichäten des Hamburger Museums daraufhin nachzuunter- suchen. Bei P. schmardae Horst konnte ich keine Ornamentirung an den Borsten erkennen, sehr deutlich dagegen bei P. Mlgendorß Mich, (rokugo Bedd). Bei diesem letztern Wurm unterschied sich die Sculptur der Borsten kaum von der bei P. indica erkannten. Es ergeben sich also Verwandtschaftsmomente zwischen P. hilgendorfi und P. indica aus ganz verschiedenen Organsystemen. Es wäre zu wünschen, dass auch die übrigen Perichäten von Japan auf diese charakteristische Bildung hin geprüft würden. Nachdruck verholen. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. Von Franz Sickmann in Iburg. Das nördliche China, das bekanntlich mit Japan zur mandschuri- schen Subregion des paläarktischen Faunengebietes gehört, ist in hymenopterologischer Beziehung noch sehr wenig erforscht. Nur eine verhältnissmässig sehr geringe Anzahl von Arten ist uns aus diesem weiten Gebiete des chinesischen Reiches bisher bekannt geworden. Frederick Smith, der die meisten, aber leider auch oberflächlichsten Beschreibungen neuer Arten von dort liefert, nennt als Fundorte Nanking, Shanghai, Ningpo nebst Tein-tung und Ning-po-foo in der Nähe von Ningpo. Für die Mehrzahl der Arten wird jedoch einfach „North China" angegeben, ohne irgend einen Ort oder auch nur eine Provinz zu nennen. Die von den Naturforschern der Novara- Expedition in China gesammelten wenigen Hymenopteren stammen nach den An- gaben von H. DE Saussure aus Shanghai. Die allgemein bekannten russischen Reisenden Potanin und Przewalsky sammelten in der nordwestlichen Provinz Kanssu nebenbei Hymenopteren, die dann von dem sehr thätigen Dr. Morawitz in St. Petersburg bearbeitet wurden. Aus der nördlichsten Provinz Petscheli und den beiden benachbarten Provinzen Schansi und Schantung dürften kaum ein paar Arten be- kannt sein. Es verdient deshalb alle Anerkennung, dass mein Freund und früherer Schüler D. Weber, seit 1891 Lehrer an der Kaiserlichen Militärschule in Tientsin, sich die Aufgabe gestellt hat, die Hymeno- pteren-Fauna der nähern und fernem Umgebung Tientsins genauer zu 196 FRANZ SICKMANN, erforschen und auch auf seinen Reisen durch die nördhchen Gebiete nach Möglichkeit Hymenopteren zu sammeln. Da Weber schon als Schüler eine bedeutende Vorliebe für die Thier- und Pflanzenwelt zeigte, auch unter meiner Anleitung verschiedene Beobachtungen an- stellte und nebenbei Insecten, besonders Hymenopteren, sammelte, so darf mit Recht etwas Bedeutendes von ihm erwartet werden. Die stattliche Anzahl von Arten, die Weber in den beiden letzten Jahren nach und nach an mich sandte, zeugt nicht nur von dem grossen Eifer, mit welchem derselbe oft unter den schwierigsten Verhältnissen sammelte, sondern auch von seinem Verständniss und Geschick für diese Thätigkeit. Er sammelt nicht nur auffallende und grössere Arten, auch nicht bloss einzelne Stücke einer Species, sondern eben alles, was sich darbietet. So hat er von den häufigeren Arten meistens zahlreiche Exemplare in beiden Geschlechtern und ebenso ganz kleine, von vielen Sammlern kaum beachtete Arten, z. B. Chalcis, Diodontus, Nomioides etc., eingesandt. — Das Hymenopterenmaterial , soweit es in den folgenden Zeilen bearbeitet vorliegt, ist nach verschiedenen Seiten hin überaus interessant. Zunächst lernen wir eine ganze Reihe neuer, und wie ich hoffen darf, guter Arten kennen. Denn nur nach sehr sorgfältigem Literaturstudium oder nach Befragung unserer besten Autoritäten habe ich eine Art als neu beschriel)Pn. Ich will es deshalb nicht unterlassen, den Herren Handlirsch und Kohl in Wien, Dr. Morawitz in St. Petersburg, H. de Saussure und Frey- Gessner in Genf und Dr. v. Schulthess-Rechberg in Zürich auch an dieser Stelle meinen besten Dank für Mittheilung ihrer Ansichten über einige mir zweifelhafte Arten abzustatten. Meine kleine Arbeit giebt dann auch richtige und zuverlässige Aufschlüsse über die geo- graphische Verbreitung bekannter Arten. So ist es gewiss inter- essant zu sehen, dass einige derselben sich von dem fernsten Westen Europas bis zum äussersten Osten Asiens ausdehnen. Auffallend ist auch die geradezu ungeheure Häufigkeit einiger Cercerh- Arien und einzelner Vespiden. Doch mögen ausführlichere Mittheiluugen über manche in dieser Einleitung nur kurz berührte Punkte einer spätem Arbeit vorbehalten bleiben. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. J97 Tenthredinidae. Hylotoma Latr. Hylotoma flavicollis Cam. Cameron, in: Transact. Ent. Soc. Lond., 1876, p. 400. KiKBY, List of Hym., V. 1 (1882), p. 63, n. 40, tab. 10, fig. 17, ?. Ein ohne Zweifel dazu gehöriges S aus Tientsin. (Bestimmt von Dr. Kriechbaumer in München.) Ichneumonidae. Die Bestimmung, resp. Beschreibung der wenigen Ichneumoniden, welche Weber sandte, verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Kriech- baumer. JPachymer^tis Grav. I*ac1iy7nerus fiiscijjennis Kriechb. n. sp. S. Niger, nitidus, antennarum flagello hasi, tibiis anterioribus, posticarum basi et abdominis segmentis 2 — 4 cum apice primi rußs, alis fusco-hyaVmis, nervo recurrente interstitiali. — Long. 9 mm. Unserm P. calcitrator ähnlich, der ganze Körper sowie die Fühler und Beine etwas kräftiger, besonders aber durch die dunklen Flügel und die mit der Basalader zusammenstossende rücklaufende Ader ver- schieden und leicht zu unterscheiden. Segment 5 — 7 des Hinterleibes am äussersten Hinterrande schmal blass gesäumt. 1 S aus Tientsin. Lebt vermuthlich in einer dort einheimischen Cephus-krt. Ophion F. Ophion tnelanarius Kriechb n. sp, Niger, ex parte violascens, abdomine nitido, alis subfulvescenti- hijalinis, margine postico et externa (hoc late) violascenti-fusco, meta- noto clathrato-rugoso , postice abrupte declivi, stigmate angustissimo, rufescente, nervulo interstitiali. recto, nervo disco-cubitali arcuato, ner- vello medio rectangulariter fracto. — Long. ? 25 V2, S 22 mm. Vorderkörper mit grober Sculptur, schwarz, matt, behaart, Hinter- leib glatt und glänzend, theilweise veilchenblau schimmernd. Das Schildchen des $ scheint mir missgebildet zu sein, es ist nämlich längs der ganzen Mitte ausgehöhlt, die Aushöhlung in der Mitte etwas er- weitert, scharf gerandet ; auch der Hinterrücken ist in der Mitte aus- 198 FRANZ SICKMANN, gehöhlt, die Aushöhlung ziemlich weit von der Basis durch eine bogenförmige Leiste geschlossen, gegen die Mitte hin verwischt. Beim S ist das Schildchen grob gerunzelt, der Mittelrücken hat vor dem- selben eine kurze, eingedrückte Linie, der Hinterrücken ein scharf umgrenztes, länglich-dreieckiges, mittleres Basalfeld. 1 ? und 1 cJ vom Nankou-Pass bei Dschü-yang-guan auf Blättern eines blüthenlosen Baumes gefangen. Unter unsern einheimischen Arten dürfte 0. bombycivorus^ dieser Art am^nächsten stehen, von dem sich aber letzterer ausser der Farbe noch besonders durch den grob, fast netzartig runzligen Hinterrücken, den längern, fast ganz geraden Basaltheil der Radialader, die längere, ebenfalls ganz gerade Basalader unterscheidet. Will man die Art mit obigem homhycivorus nicht in die gleiche Gattung bringen, so müsste eine neue Gattung dafür gebildet werden (etwa Dictponotus, von öUtvov, Netz, und vidzog, Rücken). JExetastes Gray. 1. Exetastes fornicator F. Gr. Gravbnhokst, Ichneumonologia, V. 3, p. 402. Peking. 3. Exetastes notatus Hgr. nig^'ipes Gray. var. 1. Gravenhokst, 1. c. p. 117. Ein genau mit einem aus CuculUa ahrotani gezogenen Ex. der HARTiG'schen Sammlung übereinstimmendes S aus der Nähe von Peking. Evaniidae. Gasteruption Latr. 1. Gasteruption affectator Lin. Tientsin. 3. Gasteriiption sp. ? Tientsin. — Eine neue Art, die ich aber wegen ihres schlechten Zustandes nicht gut beschreiben kann. Chalcididae. Eeucospis Fabr. Leucospis japonica Walk. Walker, Not. Chalc, Part 4, p. 56. Beiträge zur Kenntniss der Hymennpferen-Fauna des nördlichen China. ^99 ScHLETTEßEE, Hymenopteren-Gattungen Leucospis etc., in : Berliner Ent. Zeitschr., V. 35, 1890, p. 193. Tientsin. Chalcis Fabr. Chalcis (Brachynieria) minutci L. Westw. Tientsin. Sphegidae. Crabro Fabr. 1. Crahro chinensis n, sp, $. Niger, flavo-variiis, cinereo-pilosus. Mandihulis flavis apice nigris; clypeo parte media producta apice truncata, aureo-sericeo, longitudinaliier carinato; spatio infrafrontali dense, suprafrontali minus dense punctato ; antennarum scapo flavo, flagelli articulo secundo tertio paulo longiore. Pronoti fascia flava, impressione media nigra interrupta; dorsulo antice dense, postice minus dense punctato ; scutello postscutelloque flavis, punctis suhgrossis; tuberculis humeralihus flavis, mesopleuris dense rugoso-punctatis, infra alas anteriores striis paucis ; metapleiiris minus dense, segmenti mediani lateribus densissime et subtilissime striatis; spatio cordiformi grosse rugoso-punctato ; area postica hene marginata, linea media partita, punctata et oblique rugoso- siriata. Äbdominis segmento primo dorsali minus dense, segmentis reliquis densius et subtilius punctatis; valvula supraanalis in medio profunde excavata, punctis grossis praedita. Segmento secundo maculis duabus (interdum segmento tertio macidis minoribus), segmento quarto et qiiinto fasciis vel integris vel interruptis flavis. Segmento ventrali secundo minus dense punctato. Femoribus nigris, pedum anter iorum genibus flavo-maculatis ; tibiis flavis, maculis nigris; metatarsis flavis, apice et ceteris tarsorum articulis nigris. Long. 10—11 mm. S. Feminae similis, sed differt: mandibulis nigris, apice piceis; clypeo argenteo-sericeo ; articulo flagelli sexto subtus emarginato; spatio cordiformi et parte postica segmenti mediani crasse rugosis, hac minus clare determinata, transverse striata, scutello nigro. Long. 8 — 8^/^ mm. ?. Kopf grau behaart, Gesicht matt, dicht, fast runzlig punktirt, Scheitel etwas glänzend, Punktirung weniger dicht, Hinterkopf zerstreut punktirt, Schläfen an den Netzaugen mit kurzer, silberweisser Be- haarung, ziemlich dicht und fein punktirt. Clypeus mit goldiger, in der Mitte mit silberfarbiger Pubescenz, die sich meistens gold-, aber 200 FRANZ SICKMANN, auch silberfarbig und weniger dicht bis zum Ende der Fühlergrube hinzieht; Vorderrand desselben wie bei Cr. vagus L. Mandibeln gelb mit schwarzer Spitze, mit einzelnen groben Funken und Runzeln; Fühlerschaft gelb, 1. Geisseiglied hellbraun gerandet, 2. etwas länger als das 3. Die Nebenaugen stehen in einem stumpfwinkligen Dreieck, die hintern sind von den Netzaugen weiter entfernt als von einander. Thorax oben braun-grau, an den Seiten und besonders unterhalb weiss- lich behaart ; das gelbe Pronotum hat in der Mitte einen deutlichen Eindruck von schwarzer Färbung und ist an den Seiten etwas abge- rundet ; Dorsulum in der vordem Hälfte matt und sehr dicht punktirt, weniger dicht ist die Punktirung der hintern Hälfte, hier die Punkte mit etwas glänzenden Zwischenräumen. Schildchen und Hinter- schildchen gelb, ersteres mit grober, wenig dichter, letzteres eben- falls mit grober, aber dichter Punktirung. Mesopleuren etwas matt, dicht punktirt-gerunzelt, unmittelbar unter der Basis der Vorderflügel etwas glänzend und mit einzelnen Runzelstreifen versehen ; Metapleuren wenig dicht, Seiten des Mittelsegments sehr dicht und fein quer- gestreift, matt-seidenartig glänzend. Der herzförmige Raum sehr un- deutlich begrenzt, grob punktirt-gerunzelt, eine Streifung kaum an- gedeutet. Durch die Mitte desselben zieht eine deutlich gekerbte, rinnenartige Linie, die sich bis zur Basis des Hinterleibes fortsetzt; der hintere Raum des Mittelsegments deutlich gerandet, herzförmig, durch die genannte Linie in zwei Hälften getheilt, beide punktirt und mit schräg nach oben gerichteten, mehr oder minder deutlichen Runzel- streifen. Schulterbeulen gelb, Flügelschuppen braun. Schenkel schwarz, Knie der beiden vordem Beinpaare mit gelbem Fleck; Schienen gelb, hinten schwarz gefleckt, die Flecken beginnen an der Spitze mit breiter Basis und ziehen zugespitzt gegen die Schieneu- wurzel; beim 1. Beinpaar erstreckt sich diese schwarze Zeichnung bis zur Basis, beim 2. bis zu ^/g, beim 3. bis zur Hälfte der Schienen. Metatarsen aller Beine gelb mit braun-schwarzem Endrande, die übrigen Tarsenglieder schwarz. Hinterleib gedrungen , in der Zeichnung mit Cr. vagus übereinstimmend ; erstes Dorsalsegment weniger dicht , die folgenden dicht und fein punktirt. Die obere Afterklappe mit tiefer Rinne, in welcher besonders an der Basis und an der Spitze sehr grobe Runzeln sich befinden. Die zweite Ventralplatte ist deutlich, aber nicht dicht punktirt. S. Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen, abgesehen von der geringern Grösse und den Geschlechtsmerkmalen, in folgenden Stücken : Mandibeln schwarz mit pechrother Spitze, Clypeus mit silber- Beiträge zur Kenntnis? der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 201 farbiger Pubescenz, 6. Geisselglied unten ausgerandet, Punktirung kräftiger; Scbildchen , Hiuterscbildchen und i^Jittelsegment grob ge- runzelt, die Streifen an den Seiten des Mittelsegments und auf dem sebr undeutlicb geraudeten bintern Räume desselben stärker und weniger dicbt ; Dorsalsegment 6 und 7 stärker als die vorbergebenden punktirt, letzteres mit einem kleinen Längseindruck wie bei Cr. vagus. Ventralsegment 2 deutlicb, aber nicbt dicbt, die folgenden sehr fein punktirt, alle scbmal braun gerandet. In der Nähe von Tientsin. Crahro chinensis gehört zur Gruppe Solenius Mok. und zwar in die Abtbeilung def Arten mit punktirtem Hinterleibe. Er steht dem Crabro vagus {.. nahe, noch näher verwandt scheint er dem Crahro jakowlewi Mor. zu sein, den ich jedoch nur aus der Beschreibung kenne (in : Horae Societ. Entom. Ross., V. 26, p. 170). 3. Crabro sibirieus A, Mor. Thyreopus sibirieus Mob., in: Bull. Acad. Tmp. Sc. St. Petersbourg, 1866. Kohl, Crabroninen der Section Thyreopus Lep , in : Zool. Jahrb. Spengel, V. 3, Abth. f. Syst., p. 543. Kaigan. 3. Crahro alatus Panz. var. basalis Smith. Smith, Catalogue of hymenopterous insects, Part 4, p. 415. Umgebung von Tientsin. JPhilanthics Fabr. 1. Fhilanthus coronatus Fabr. Systema entom., V. 2, p. 288, 3793. Häufig in der Nähe von Tientsin. 3. Fhilanthus hellmanni Eversm. Anthophilus hellmanni Eveesmann, in: Bull. Moscou, 1849, p. 400. Eine ausführliche Beschreibung des durch seine charakteristischen Fühler ausgezeichneten Männchens giebt F. Morawitz in : Horae Societ. Entom. Ross., V. 23, p. 153. Weber fing ein Männchen in der Nähe von Kaigan, 202 FRANZ SICKMANN, Bembex Fabr. Benibex weheri Handl. (Sickm. i. 1.). Handlirsch, Monographie der mit Nysson und Bembex verwandten Grabwespen, 7. Theil, in: Sitzgsber. K. Akad. Wiss. Wien, 1893, p. 657. Diese neue Art, welche ich dem Entdecker zu Ehren benannt habe, wurde in der Umgebung von Tientsin aufgefunden. Sti&us Latr. 1. Sti^us terininalis Eversm. EvERSMANN, Fauna Volgo-Uralensis, in: Bull. Moscou, 1849, p. 359. Handlirsch, Monographie, 6. Theil, ibid. 1892, p. 119. 3. Sti^us ruficomis Fabr. Fabricius, Mant. Insect., V. 1, p. 286, 1787. Handlirsch, Monographie, 6. Th., p. 150. Erstes Hinterleibssegment roth, ohne gelbe Zeichnung, schmal schwarz gerandet. Beide Arten wurden bei Tientsin in wenigen Exemplaren gesammelt. Cerceris Latr. 1. Cerceris gihhosa n. sp. $. Capite dense punctato, clypeo media parte haud elevata, sub- grosse punctata^ convexo^ antice vix impresso^ margine antico integro, lata truncato; scuto frontali gihhoso; oculorum marginibus internis clypeum versus paululum divergenübus ; flagelli articulo secundo fere duplo, tertio sesqui longiore primo. PronoU lateribus rotundatis ; dor- sulo, scutello, mesopleuris, parte postica segmenti mediani subgrosse pimctatis ; spatio cordiformi nitido, transverse strigoso. Äbdomine dense subgrosse punctato, segmento primo producto, area pygidiali fere elliptica^ marginibus lateraUbus tenuiter ciliatis, valvula infraanali penicillis brevibus, segmento secundo ventrali plaga basali elevata. Alis anferioribus apice infumatis. Long. 8—10 mm. S. Feminae similUmus ; flagelli articulo secundo fere tertio aequali. Long. 7 — 8 mm. Nigra, abunde flavo-picta., pedibus $ flavis, S flavis., nigro-maculatis. Weibchen. Kopf dicht und massig grob punktirt; der mittlere Theil des Clypeus in seiner ganzen Ausdehnung angewachsen, ziemlich Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 203 grob runzlig punktirt, gewölbt, ein Eindruck am vordem Theile kaum angedeutet, Vorderrand schwarz, gerade abgestutzt; Stirnschild in Form eines kegelförmigen Höckers, der namenthch von der Seite ge- sehen sehr deutlich vorragt. Netzaugen nach unten nur schwach convergent; 2. Geisseiglied kaum 2mal, 3. fast l'/gHial so lang wie das erste; die hintern Nebenaugen unter sich nicht ganz so weit wie von den Netzaugen entfernt. Pronotum ziemlich stark entwickelt, stärker als bei der verwandten C. eniarginafa Panz., an den Seiten abgerundet. Dorsulum und Mesopleuren ziemlich grob und dicht punktirt, ebenso und fast noch gröber der hintere Theil des Mittelsegments, dagegen zeigt das Hinterschildchen nur einige zerstreute , feinere Punkte. Metapleuren etwas schräg gestreift; Seiten des Mittelsegments in der Nähe der Metapleuren glänzend, fein und wenig dicht punktirt ; herz- förmiger Raum mit undeutlichen queren Runzelstreifen. Erstes Seg- ment des Hinterleibes deutlich länger als bei C. emarginata, die Punktirung desselben und der übrigen Rückensegmente gröber, aber weniger dicht als bei der genannten Art. Der mittlere Theil der obern Afterklappe elliptisch, runzlig punktirt, an den Seiten fein ge- wimpert, untere Afterklappe seitlich mit kurzen, feinen Endpinseln. Zweites Ventralsegment mit einer kleinen, erhabenen Platte, dieses und die 3 folgenden Segmente an den Seiten, 5. Segment in seiner ganzen Ausdehnung punktirt. Vorderflügel an der Spitze etwas angedunkelt. Mandibeln mit Ausnahme der schwarzen Spitze, Clypeus, Stirn- schild, Kiel zwischen den Fühlern, Fühlerschaft , ein kleiner Fleck hinter den Nebenaugen, der sich auch zu einer herablaiifenden Linie ausdehnen kann, und ein Fleck unterhalb der Mandibeln gelb. Fühler aussen braun, innen rostfarben. Am Thorax sind gelb: die Seiten- flecken des Pronotum, die Flügelschuppen mit Ausnahme eines etwas dunklern Punktes am Dorsulum, das Hinterschildchen, bisweilen eine verloschene Zeichnung des Schildchens, je ein Fleck an den Seiten des Mittelsegments, ein Fleck unten an den Mesopleuren, zwei kleine Querflecken vor den Mittel- und zwei kleine Längsflecken vor den Hinterhüften. Die Hüften , Schenkelringe und Beine gelb , doch ist die Kniescheibe der Hinterschenkel ganz schwarz, die Gelenke und Tarsen sind mehr oder minder gebräunelt. Die Dorsalsegmente 1 und 6 schwarz, 3 und 5 ganz gelb oder vorn mit schwarzer Ausrandung, 2 gelb, hinten mit schwarzer Ausrandung, 4 meistens mit stark unter- brochener, gelber Binde. Die Ventralsegmente führen mit Ausnahme des ersten und sechsten gelbe Binden, seltener gelbe Seitenmakeln. Männchen. 2. und 3. Geisseiglied fast von gleicher Länge. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 14 204 FRANZ "SICKMANN, ZeichnuDg wie beim Weibchen , doch fehlen die gelben Flecken vor den Hüften immer, die Flecken unterhalb der Mandibeln und an den Mesopleuren meistens, die Flecken des Mittelsegments selten. Seg- ment 2 an der Basis mit gelbem Querfleck, Segment 4 mit gelben Flecken an den Seiten, oder wie Segment 3, 5 und 6 mit gelber, vorn ausgerandeter Binde; Veutralsegmente mit grossen, gelben Seiten- flecken. Vorder- und Mittelschenkel entweder ganz gelb oder an der Basis mit schwarzem Fleck, Hinterschenkel gelb, an der Spitze in grösserer oder geringerer Ausdehnung schwarz gefleckt, Schienen gelb, Hiuterschienen an der Spitze meistens mit einem schwarzen Fleck, Tarsen gelb, die 4 letzten Glieder der Hintertarsen dunkel. Ziemlich häufig bei Tientsin. 2. Cerceris caspica F. Mor. F. MoEAwiTz, in: Horae Societ. Entom. Ross., V. 26, p. 213. Häufig in der Umgebung von Tientsin, wo Weber im Sommer 1892 153 Stück sammelte. Diese Art gehört wegen der sehr reichen gelben Zeichnung zu den schönsten der paläarktischen Region. Morawitz giebt als Fundorte Ryn-Pessky und Sara vschan: Darch (Turkestan) an. 3. Cerceris Itcctuosa Costa. Costa, Ach., in: Ann. Mus. Zool, Universit. Napoli, V. 5, p. 105, 1869. ScHLETTEREE , Hymenopteren - Gattung Cerceris Latr., in: Zool. Jahrb. SPENßEL, V. 2, p. 417. Zwei Weibchen aus der Umgebung von Tientsin. Bisher aufge- funden in Ungarn, Südfrankreich, Italien und Pendschakend. 4, Cerceris hortivaga Kohl. Kohl, ßaubwespen Tirols, in : Zeitschr. Ferdinandeum, 3. Folge Heft 24, p. 223. Nicht selten bei Tientsin; auch aus Korea bekannt. Bei den meisten Exemplaren ist der Hinterleib reichlicher gelb gezeichnet als bei den Tiroler Stücken. 5. Cerceris tuherculata Vill. var. bicornuta Sm. Smith, Catalogue of hymenopterous insects in the collection of the British Museum, Part 4, p, 455. Nicht selten bei Tientsin. C. bicornuta $ unterscheidet sich von C. tuherculata Vill. $ nur durch die tiefe Ausrandung des Clypeus und stimmt in allen übrigen Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China 205 plastischen Merkmalen mit derselben genau überein. Ob in der Natur Uebergänge von der rechtwinklig abgestutzten Form des Clypeusvorder- randes bei tuberculata bis zur tiefen Ausrandung bei hicornuta vor- kommen , ist mir unbekannt ; ein Weibchen meiner Sammlung aus Sarepta zeigt eine seichte Ausrandung, bei 25 Weibchen aus China ist der Clypeus gleichmässig tief ausgerandet. Die Zeichnung ist reich und schön goldgelb, während sie bei tuberculata bekanntlich schwefel- gelb vorkommt. Die Hinneigung zur röthlichen Färbung ist wenig ausgeprägt. Das Weibchen, welches Smith für seine Beschreibung vorgelegen hat, muss recht klein gewesen sein, da er nur eine Länge von 6 lines , ungefähr 13 mm , angiebt , während meine Weibchen 17 — 20 mm messen. Das Männchen, welches von Smith nicht be- schrieben ist, hat bei seiner goldgelben Zeichnung dieselbe Punktirung und dieselbe eigenthümliche Bildung des Metatarsus der Mittelbeine, wie wir sie bei tuberculata S finden. Nach diesen kurzen Andeutungen kann ich C. bicornuta nur für eine sehr interessante Varietät von C. tuberculata halten. 6. Cerceris sp. ? Tientsin. Eine sehr niedliche, langgestreckte neue Art , die für eine Be- schreibung leider in einem zu schlechten Zustande ist. Oxybelus Latr. 1. Oxybelus eximitis n. sp, ?. Niger, antennarum scapo flavo, flagello subtus rufo, mandibuUs rufis, apice nigris, fronte clypeoque pilis brevihus argenteis, vertice dense et fenuiter rugoso-punctato, ocellis inter se magis quam ab oculis remotis. Dorsulo et mesopleuris dense rugoso-punctatis ; pronoto, callis humeralibus, duobus punctis parvis scutelli, postscutello lamellisque flavis. Segmenti niediani mucrone brevi, lato, in apice exciso, lateribus et spatio postico strigosis. Äbdominis segmento primo superne perspicue longitudinaliter impresso, segmentis omnihus nitidis, tenuiter punctatis, primo, secundo, tertio quartoque maculis sat magnis, quinto punctis duobus flavis. Segmenta ventralia nitida, nigra, segmentum primum punctis parvis et non densis. Pedihis flavo- ei rufo-variis. Alis claris, venis laete rufescenfibus. Long. 6 mm. S. Feminae simillimus; segmenta 3—5 spinis minutis lateralibus, 14* 206 FRANZ SICKMANN, segmentum septimum apice excisum, segmenta 1 — 4 utrimque flavo- maculata, 5—6 flavo-fasciata. Pedes flavo-varii. Long. 4*4 vnm. Weibchen. Mandibeln brauu, an der Spitze schwarz; Behaa- rung des Clypeus und des Gesichts kurz, silberweiss, von oben herab gesehen mit einem Stich in Messinggelb; Fühlerschaft gelb, untere Seite der Geissei und Endhälfte des letzten Gliedes rostroth ; der Raum oberhalb der Fühler etwas glänzend, fein, nicht dicht punktirt, der übrige Theil der Stirn und der Scheitel runzlig punktirt. Neben- augen unter sich viel weiter als von den Netzaugen entfernt. Dor- sulum stark runzlig punktirt, mit ganz kurzer, spärlicher, hellbraun schimmernder Behaarung, Mesopleuren etwas weniger stark gerunzelt, mit kurzen weissen Haaren. Pronotum und Schulterbeulen gelb, beide durch eine gelbe Linie verbunden. Flügelschuppen glänzend, braun, nicht punktirt; Flügel hell, mit hellbraunen Adern. Schildchen an der Basis jederseits mit einem ziemlich kleinen, gelben Punkte, der deutliche Mittelkiel desselben setzt nur wenig auf das Dorsulum über, Punktirung stark, aber nicht dicht; Hinterschildchen und Lamellen gelb. Dorn kurz, gegen das Ende breiter, schwarz , am Ende heller und stark ausgerandet. Seiten des Mittelsegments mit Querstrichen, welche jedoch nicht dicht stehen, auch die Felderung auf dem Hinter- raume gestrichelt. Schenkel der Vorder- und Mittelbeine oben schwarz, unten gelb, glänzend ; Schienen gelb , aussen schwarz , Tarsen der Vorderbeine hellbraun, Hinterschenkel schwarz. Schienen schwarz, an der Basis und aussen gelb, Tarsen der Mittel- und Hinterbeine dunkel- pechbraun, die beiden Endglieder heller, Schiensporen fast glashell. Hinterleib schwarz, etwas glänzend, fein, nicht dicht punktirt , erstes Segment mit deutlichem Längseindruck zwischen der Horizontal- und Verticalfläche, auf beide etwas übersetzend, Segment 1 — 4 mit ziem- lich grossen, goldgelben Seitenmakeln, auf 2 am weitesten getrennt, Segment 5 mit zwei kleinen, gelben Punkten, Endsegment rissig-runzlig mit feiner, anliegender Behaarung, äusserste Spitze pechbraun. Ventral- segmente glänzend schwarz, an den Endrändern mit einzelnen hellen Haaren, erstes Segment fein, aber nicht dicht punktirt, die folgenden Segmente zeigen nur an den Seiten einzelne Punkte. Männchen. Das S unterscheidet sich vom $ ausser den Ge- schlechtsmerkmalen nur in folgenden Stücken ; es ist kleiner. Schild- chen und Hinterschildchen schwarz, 5. Dorsalsegment mit gelber Binde, 6. mit gelbem Querfleck, Segment 3—5 seitlich mit ganz kleinen Spitzen, Endsegment ausgerandet, pechbraun. Vorder- und Mittel- schenkel gelb mit schwarzem Fleck an der Oberseite, Hinterschenkel Beiträge zur Kenntuiss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 207 schwarz, alle Schienen gelb, mit schwarzem Fleck an der Innenseite, Tarsen gelb, gegen das Ende etwas bräunelnd. Von dieser niedlichen Art, welche durch die runzlige Sculptur des Dorsulums, durch den breiten, ausgerandeten Dorn und durch den deutlichen Eindruck auf dem ersten Dorsalsegmente ausgezeichnet ist, fing Weber nur ein Pärchen bei Tientsin. 3. Oxyhelus venustus n. sp, $. Niger, dense punctatus. Mandibulis flavis apice nigris; facie dense argenteo-pilosa ; scapo pedicelloque flavo-variegatis ; flagelli arti- cuUs partim nigris, partim rufis ; ocellis posticis inter se magis quam ah oculis remotis. Pronoto flavo; dorsulo sat dense punctata, breviter non dense piloso, vix aenescente ; callis humeralibus flavis ; mesopleuris rugoso-punctato, una cum sterno pilis argenteis sat brevihus; alis hyaUnis venis palUdis; tegulis flavis, rufo-maculatis ; scutello punctis duohus, postscutello lamellisque flavis. Spina angusta, lateribus parallelis, apicem versus pallida, leviter excisa. Segmenti mediani lateribus partim strigosis, partim laevibus; sxmtio postico rugoso, sin- gulis striis praedito. Femoribus nigris, flavo-, tibiis flavis, nigro-variis, tarsis omnibus rufescentibus, tibiarum posticarum calcar internum sat longum, metatarso longitudine fere aequale. Abdominis punctatura dorsulo subtiliore, segmentis 1 — 3 maculis duabus sat magnis, segmentis 4 — 5 fasciis vel integris vel anguste interruptis flavis, segmento ultimo laete ferrugineo. Segmetita ventralia nigra, nitida, punctata, margini- bus politis singulis pilis praeditis. Long. Al — 5 mm. $. Feminae simillimus, segmento ultimo rufo vel piceo. Long. 3^2 — 4^/2 mm. . Weibchen. Kopf dicht, etwas runzlig punktirt, zwischen den Nebenaugen weniger dicht. Gesicht dicht, Schläfen kurz und wenig dicht silberweiss behaart. Mandibeln gelb mit schwarzer Spitze. Fühlerschaft oben an der Vorderseite und Pedicellus am Endrande gelb gefleckt, die gelbe Farbe bei einigen Stücken in Braun verändert. Die G eissei glieder 2 und 3 meistens braun, die folgenden oben schwarz, unten braun, die Endglieder rostbraun, doch ist die Ausdehnung der braunen Farbe veränderlich. Die hintern Nebenaugen unter sich weiter als von den Netzaugen entfernt. Pronotum und Schulterbeulen gelb, beide meistens durch eine gelbe Linie verbunden. Dorsulum dicht punktirt, wenig erzfarbig, Behaarung kurz und anliegend, von vorn gesehen glänzend gelblich. Mesopleuren runzlig, sie sind, wie auch das Sternum, kurz silberhaarig. Schildchen jederseits mit einem 208 FRANZ SICKMANN, kleinen gelben Fleck, der Mittelkiel desselben geht eben auf das Dor- sulum hinüber. Hinterschildchen gelb, sehr selten in der Mitte schwarz, Lamellen ebenfalls gelb. Metapleuren mit einzelnen Querriefen. Dorn schmal, fast parallelseitig, schwarz, gegen die Spitze heller, hier nur wenig ausgerandet. Seiten des Mittelsegments nach hinten mit deut- lichen, nicht sehr dichten Querstreifen, welche nach vorn in der Nähe der Metapleuren allmählich verschwinden und hier meistens, besonders nach unten, eine glänzend glatte Stelle zeigen. Die Abtheilungen des hintern Mittelsegmeutraumes fein gerunzelt, unten mit wenigen, oben mit undeutlichen Querstreifen, das mittlere Dreieck unten an der Spitze glänzend, undeutlich quer gestrichelt, oben fein gerunzelt. Flügelschuppen gelblich bis hellbraun , Flügel glashell mit blassen Adern. Hüften der Mittel- und Hinterbeine am Ende unten bräunlich gefleckt, Schenkelringe am Ende gelb oder gelb-braun geringelt. Schenkel schwarz, gegen die Spitze gelb gefleckt, dieser Fleck ist an den Schenkeln des ersten Beinpaares am grössten, an den Schenkeln des dritten Beinpaares punktförmig. Schienen gelb, innen an der Spitze mit schwarzem Fleck, welcher bei dem ersten Beiupaar ganz klein ist oder wohl gar fehlt. Schiensporen bräunlich-gelb, der innere Sporn der Hintertibien ziemlich laug, meistens ^1^ der Länge des Metatarsus erreichend. Tarsen hellbraun. Der Hinterleib ist feiner als das Dorsulum punktirt ; Endränder der Segmente bräunlich, fast häutig; die letzten Segmeute am Endrande, die übrigen an den Seiten mit hellen Härchen. Die Zeichnung ist goldgelb, auf Segment 1 — 3 sind Seitenmakeln, die auf 1 am grössten, auf 2 am weitesten von einander entfernt sind; Segment 4 und 5 tragen je eine Binde, die entweder ganz oder in der Mitte schmal unterbrochen ist; End- segment hell rostroth. Ventralsegmente schwarz, mit Ausnahme der glänzenden Endränder fein, nicht dicht punktirt, Endränder mit ein- zelnen längern hellen Härchen. Das Männchen ist dem Weibchen sehr ähnlich, doch ist es kleiner, die Punktirung des Hinterleibes ist etwas dichter, Segment 6 schwarz oder mit gelbem Fleck, Segment 3 mit schmal unterbrochener Binde, 4 und 5 mit ganzen Binden; letztes Segment hell- bis dunkel- braun, bei einzelnen Stücken fast schwarz. Hüften des hintern Beinpaares unten gelb gefleckt, Sporn der Hintertibien kürzer, Beine mehr gelb. Bei einigen Exemplaren sind die Ventralsegmente pech- braun. Beide Geschlechter dieser neuen Art ziemlich häufig in der Um- gebung von Tientsin. Beiträge zur Kenntniss der Hymcnopteren-Fauna des nördlichen China. 209 Trypoocylon Latr. Trypoxylon tricolor n. sp. ?. Nigruni^ segmenfa secundum et tertium una cum niargine postico segmanti prinii rufa. Mandibulis festaceis apice rufis ; pa!2')is paUidis. Clypeo pilis argenteis, medio carinato, margine a?itico rotun- dato-truncato ; fronte convexa , tenuissime rugosa, singuUs punctis praedita. Flagelli articulo seeundo primo tertioque aequali; ocellis posticis inter se magis quam ah ocuUs remotis. Thorace laevi, nitido, pilis alhis 7ion densis ornato. Segmento mediana sulco vage impresso. Ahdominis segmento primo petioliformi gracili, longiore quam longi- tudo segmenti secundi^et tertii; segmento anali compresso, acuminato, singulis jjilis longis praedita. Femorihus nigris., tihiis testaceo-macu- latis, tarsorum pedum anteriorum articulis 1 — 3, metatarso pedum mediorum apice excepto sordide alhidis. Long. 14 mm. Eine durch ihren schlanken Körperbau ausgezeichnete Art. Man- dibeln scherbengelb mit roth-brauner Spitze, Palpen blassgelb. Clypeus mit dichten, silberweissen Haaren, die sich, freilich spärlicher, an den Innern Augenrändern herauf bis in die Augenausrandung erstrecken, der Vorderrand gerundet, etwas abgestutzt, mit einem Mittelkiel, der jedoch den Vorderrand nicht erreicht. Zweites Geisseiglied so lang wie das erste und dritte zusammen, alle Glieder oben schwarz, unten dunkel pechbraun. Vom vordem Nebenauge läuft eine vertiefte Rinne bis zu dem Höcker oberhalb der Fühlerwurzel, zwischen dieser Rinne und den Netzaugen eine rundliche Erhöhung, die sehr fein chagrinirt und mit einzelnen ziemlich flachen Punkten versehen ist. Nebenaugen unter sich weiter als von den Netzaugen entfernt. Hinterkopf und Schläfen mit weisslichen Härchen spärlich besetzt. Thorax glatt, glänzend, dünn weiss behaart, das Sternura ist in der Mitte mit einem feinen Längskiele versehen. Mittelsegment mit seichter Furche , die sich nach dem Ende hin etwas erweitert und vertieft, Schenkel schwarz, Vorderschienen an der Basis und vorn , Mittel- und Hinterschienen an der Basis gelb-braun ; die drei ersten Tarsenglieder der Vorder- beine und der Metatarsus der Mittelbeine mit Ausnahme der Spitze schmutzig-weiss, die übrigen Tarsenglieder wie auch die Schienen und Tarsen der Hinterbeine schwärzlich ; Sporen der Mittelschienen hell, der Hinterschienen etwas dunkler. Flügelschuppen pechbraun, Flügel hell mit fast schwarzen Adern ; die Aderreste, wie man sie z. B. bei Tr. figulus L. sieht, sind nicht bemerkbar. Abdomen sehr schlank; 210 FRANZ SICKMANN, Hinterleibsstiel lang und dünn, länger als das 2. und 3. Segment. Der Endrand des ersten Segments, das 2. und 3. Segment roth, die End- ränder der folgenden beiden Segmente dunkel pechbraun. Analsegment etwas zusammengedrückt, zugespitzt, an den Seiten und unten mit einzelnen längern Haaren versehen. Tientsin. Tr. tricolor scheint dem Tr. hicolor Sm. (Catal. of hymenopt. insects, Part 4, p. 377) ähnlich zu sein, doch ist die Beschreibung von Smith schon aus dem Grunde unzuverlässig, weil er ein Weib- chen mit 7 Hinterleibssegmenten beschreibt. JPison Spin. 1. JPison insigne n. sp. S. Nigrum, dlho-pilosum Facie infra argenteo-tomentosa^ dypei parte media producta rotundataque^ utrinique sinuafa. Flagelli articulo secundo tertio una cum primo longitudine aequali. Distantia oculorum in vertice evidenter major quam duplex longitudo flagelli articuli secundi; ocelli postici inter se minus quam ab ocello antico vel ab oculis remoti. Spatio infrafrontali opaco, dense, fere rugoso-punctato^ spaiio post ocellos dorsuloque subnitidis minus dense punctatis. Segmenfo mediana breviusculo, rugoso-punctato et striato, in medio longitudina- liter sulcato, spatio postico declivi subnitido, tenuiter transverse rugoso- striato, laterihus sparsim punctatis. Mesopleuris sat dense suhgrosseque punctatis, ante coxas medias in tuberculum productis ; mesosterno im- pressione transversa, quadriangula et profunda instructo ; coxis mediis dentis instar prolongatis. Coxis, trocJianteribus et femoribus punctatis. Äbdomine nitido, subtilissime atque sparsim punctato, segmenta ven- tralia 3 — 4 tumoribus duobus transversis , segmenta 2 et b tuberculis duobus praedita; segmentum ultimum ventrale profunde emarginatum duos dentes formans. Long. 11 mm. $ ignota. Schwarz, Clypeus und Gesicht bis zur Einbuchtung der Netzaugen mit silberweissem Filz bedeckt; Stirn, Hinterkopf, Schläfen, Thorax, Beine und Hinterleib mit hellgrauen oder weisslichen Haaren versehen. Kopfschild in der Mitte vorgezogen und dann gerundet (nicht zahn- artig, wie bei P. atrum Spin.), beiderseits bogig ausgeschweift. Gesicht bis zu den hintern Nebenaugen matt, dicht, fast runzlig punktirt, der Raum hinter den Nebenaugen und die Schläfen etwas glänzend, fein Beiträge zur Eenntniss der Hymenopteren-FauDa des nördlichen China. 211 und wenig dicht punktirt. Das 2. Geisselglied ist dem ersten und dritten zusammen gleich, der Abstand der Netzaugen auf dem Scheitel ist sichtlich grösser als die doppelte Länge des 2. Geisseigliedes. Die hintern Nebenaugen sind unter sich weniger weit als von dem vordem Nebenauge oder von den Netzaugen entfernt. Pronotum an den Seiten abgerundet, in der Mitte etwas verschmälert und ein wenig nach hinten gedrückt. Dorsulum etwas glänzend, fein und wenig dicht punktirt, Schildchen mit zerstreuten Punkten. Flügelschuppen schwarz, an der Aussenseite pechbraun; Flügel etwas getrübt mit dunklen Adern; die erste Discoidalquerader trifft vor dem Ende der ersten Cubitalzelle auf die Cubitalader, die 2. Discoidalquerader mündet deut- lich hinter der 2. Cubitalquerader in die 3. Cubitalzelle. Mesopleuren ziemlich dicht und stark punktirt, nach vorn dichter als nach hinten, sie endigen vor den Mittelhüften in einen nach unten geneigten Höcker. Von ausgezeichneter Beschaffenheit ist das Mesosternum. Es zeigt einen ziemlich grossen, tiefen, fast rechteckigen Quereindruck, der mit zerstreuten Punkten versehen ist. Die Mittelhüften sind an der Innen- seite in einen kleinen , etwas stumpfen Zahn ausgezogen. Hüften, Schenkelringe und Schenkel punktirt, letztere zum Theil gerunzelt punktirt. Das Mittelsegment ist kurz, in der Mitte mit einer etwas breiten und flachen Rinne versehen, welche undeutlich quergestrichelt ist. Zu beiden Seiten der Rinne verlaufen schräg nach hinten Runzel- streifen, welche anfänglich fein und undeutlich sind, dann aber gröber und deutlicher werden. Das Mittelsegment stürzt ziemlich steil ab, viel steiler als bei P. atrum und der folgenden Art; die Hinterfläche ist etwas glänzend, mit nicht ganz deutlichen, feinen Runzelstreifen, von oben bis zur Mitte seitlich fein gerandet. Die Seiten des Mittel- segments sind fein und nicht dicht punktirt. Die Hinterleibssegmente sind wenig eingeschnürt, glänzend, sehr fein und zerstreut punktirt, mit kurzen, weissen und wenig dicht stehenden Härchen versehen. Die Ventralsegmente sind stärker als die Dorsalsegmente punktirt. Seg- ment 3 und 4 haben je zwei ziemlich starke Querwülste, die sich von den Seiten schräg zur Mitte ziehen, Segment 2 und 5 zeigen je 2 Höcker. Das letzte Ventralsegment ist tief ausgerandet, so dass jederseits ein ziemlich starker Zahn entsteht. Die Endränder der Bauchplatten mit längern, grau-braunen Haaren versehen. Pison insigne zeichnet sich vor allen bekannten Arten dieser Gattung durch die charakteristische Einsenkung des Mesosternums, die zahnartige Verlängerung der Mittelhüften und durch die Quer- wülste der Bauchplatten aus. 212 FRANZ SICKMANN, Vou dieser neuen Art fand Weber 2 Männchen bei Dshü-jung-guan im Nankou-Pass. 2. JPiso7t assimile n. sp. ?. Nigruni, alhido-jnlosum. Clypeus in medio dentis instar pro- ductus, utrimque leviter sinuatus. Facie infra argenteo - tomentosa^ dense punctata. FJagelli articulo secundo primo duplo longiore. Ocellis posticis inter se magis quam ab ocnJis, sed minus quam ah ocello anteriore remotis. Distantia oculorum in vertice duplo major flagelU articuU secundi longitudine. Vertex post ocellos posticos linea laevi impressa instructus. Tempora tenuissime et sat sparsim punctata, JDorsulo , mesopleuris sternoque subnitidis , minus dense punctatis. Alarum tegulis piceis, alis perlucidis, nervis ohscuris., apice suhfumatis. Segmento mediana hreviusculo, in medio areae dorsalis hnpressione imperfecta., oblique striato^ area postica punctata, rugoso-striata, lateri- hus nitidis sparsim punctatis. Abdomine nitido., punctatura tenuissima dispersaque. Valvula supraanalis valde convexa., acuminata. Long. 8^/2 mm. S ignotus. Schwarz mit weisslicher Behaarung. Clypeus und Gesicht bis zur Augenausrandung mit einem silberweissen Haarfilz dünn bedeckt. Palpen pechbraun. Clypeus in der Mitte zahnartig vorgezogen, an beiden Seiten des etwas abgerundeten Zahnes seicht ausgeschweift. Zweites Geisselglied ungefähr doppelt so lang wie das erste. Die hintern Nebenaugen unter einander etwas mehr als von den Netz- augen, aber etwas weniger als von dem vordem Nebenauge entfernt. Die Entfernung der Netzaugen auf dem Scheitel beträgt etwa die doppelte Länge des 2. Geisseigliedes. Das Gesicht ist bis zu den Nebenaugen matt, ziemlich dicht, fast runzlig punktirt, der Scheitel etwas mehr glänzend und weniger dicht punktirt. Hinter den beiden Nebenaugen befindet sich ein glänzender, linienartiger Eindruck, der bis zu den Netzaugen reicht. Schläfen etwas glänzend, sehr fein und zerstreut punktirt. Dorsulura, Mesopleuren 'und Mesosternum ein wenig glänzend, nicht dicht punktirt. Hinterschildchen in der Mitte und vorn fein und zerstreut, an deu Seiten dichter und stärker punk- tirt. Mesosternum mit einem seichten Längseindruck. Hüften und Schenkelringe mit feiner Punktirung. Flügeldecken pechbraun, Flügel ziemlich klar, mit dunklen Adern, an der Spitze etwas rauchig getrübt. Die erste Discoidalquerader trifft ziemlich genau mit der ersten Cubital- querader, die 2. mit der 2. zusammen. Das Mittelsegment ist kurz, Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 213 uach hinten abgerundet, viel weniger steil abfallend als bei P. insigne. Die Horizoutalfläche desselben hat statt der Mittelrinne nach hinten nur einen ziemlich kleinen, ovalen, sehr deutlich eingefassten glänzen- den Raum, der mit einigen undeutlichen Querstreifen versehen und durch eine erhabene gerade Linie mit dem Hinterschildchen verbunden ist. Von letztem! entspringen deutliche Runzelstreifen, welche schräg über die Horizontalfläche laufen und deren Zwischenräume gerunzelt- punktirt sind ; Mittelrinne der abfallenden Hinterfläche deutlich, beider- seits punktirt und undeutlich quer runzelstreifig. Seiten des Mittel- segments etwas glänzend und besonders an den Metapleuren fein und zerstreut punktirt. Die Hinterleibsringe sehr wenig eingeschnürt, glänzend, sehr fein und zerstreut punktirt, oberes Analsegment stark gewölbt und zugespitzt. Bauchplatten etwas stärker als die Rücken- segmeute punktirt. Tientsin. Diese Art steht dem P. atrum nahe, ist aber schon durch die zartere Punktirung verschieden. Larva Fabr. 1. Ziarra aivathema Rossi. ßossi, Fauna etrusca, V. 2, p. 65. Kohl, Gattungen und Arten der Larriden Aut,, in: Verh. k. k. Zool.- bot. Gesellschaft, 1884, p. 238. In der Umgebung von Tientsin, nicht häufig. 3. Larva obsciira n. sp. $. Nigra, scapus, radicula, mandibulae ac spinulae tihiarum tarsorumque obscure rufo-picea, alarum tegulae ferrugineae. Clypei lati margine antico suharcuafo, suhtUissime punctato. Spatio infra- frontali polito, nitidissimo, suprafrontali tenuiter et minus dense punctato. FlagelU articulo secundo tertio aequdli. OcuU in vertice fere longitudine flagelli articuli secundi et fertii distant. Dorsulo sat dense, mesopleuris minus dense punctatis. Segmenti mediani area dor- sali linea mediana instructa, dense ruguloso-punctata, lateribus et area postica nitidis, sparsius et subtilius punctatis. Alis pellucidis, nervis piceis. Mesosterno et pedibus cinereo-pilosis, femoribus sat crassis. Äbdomine nitido (non polito), punctis valde dispersis. Area pygidlali lata, triangulari, subnitida, sparsim punctata. Long. 13 — 15 mm. S ignotus. 214 FRANZ SICKMANN, Schwarz, der Schaft, die Fühlerwurzeln, Mandibeln, Sporen und Dörnchen der Tibicu und Tarsen dunkel-pechbraun. Kopfschild breit, aber kurz, Vorderrand flach bogig, an der Basis und au den Seiten fein und reichlich punktirt, in der Mitte und vorn mit einzelnen Punkten. Palpen dunkelbraun niit hellerem Endgliede. Zweites Geissel- glied kaum länger als das dritte; alle Glieder mit Ausnahme des glänzend schwarzen ersten Gliedes fein grau tomentirt. Der unter dem Querwulst der Stirn liegende Gesichtsraum schön polirt und stark glänzend, das Nebenaugenfeld fein und etwas zerstreut punktirt; der quere Eindruck, in welchem das vordere Nebenauge liegt, glatt und glänzend. Hinterhaupt und Schläfen mit kurzer, grau- weisser Be- haarung, fein, nicht sehr dicht punktirt, bei weitem nicht so stark entwickelt wie bei L. anathema. Die Entfernung der Netzaugen auf dem Scheitel gleicht ungefähr der Länge des ersten und zweiten Geisseigliedes. Die Hinterwulst des Pronotums in ähnlicher Weise wie bei der genannten Art abfallend. Dorsulum mit kurzer, anliegender, hellbrauner Behaarung, ziemlich dicht und fein punktirt, Punktirung der Mesopleuren weniger dicht. Die Horizontalfläche des Mittelseg- ments dicht und fein gerunzelt, in der Mitte eine wenig hervortretende Längslinie, welche an beiden Seiten Anfänge undeutlicher llunzelstreifen zeigt. Die Seiten des Mittelsegraents etwas glänzend, fein und wenig dicht punktirt, unterhalb des Stigmas und oberhalb der Hinterhüften mit einigen kurzen Kunzeistreifen; die senkrechte Hinterfläche mit einer Mittelrinne, an beiden Seiten derselben mit feinen , ungleichen Runzelstreifen und feinen Punkten versehen, oben mit feiner, scharfer Kante, welche an den Seiten wenig deutlich ist. Flügel kaum getrübt, Adern dunkel pechfarben, Flügelschuppen rostfarbig. Beine schwarz, bei einem Stück die Innenseite der Vorderschienen und die Vorder- tarsen dunkel-pechbraun. Hinterleib glänzend, nicht polirt, wie bei L. anathema] 1. Dorsalsegment sehr fein und wenig dicht, 2 und 3. an der Basis sehr fein und ziemlich dicht, nach dem Endrande hin viel spärlicher punktirt, die Punktirung des 4. Segments schon mehr zerstreut, beim 5. fehlt sie fast ganz ; ausserdem zeigen Segment 2—5 etwas gröbere, sehr zerstreute Punkte. Das Pygidialfeld ist fast weniger convex, aber breiter als bei L. anathema, Punktirung stärker und reicher, nur die Basis und ein unbestimmtes mittleres Längsfeld ohne Punkte, gegen die Spitze hin ein kleiner, seichter Längseindruck. Die Punktirung der Ventralplatten viel spärlicher als die der Dorsal- segmente. Der seichte Marginaleindruck der Dorsalsegmente ist bei Segment 2—4 in der Mitte etwas nach vorn erweitert; Segment 1 und 2 Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren- Fauna des nördlichen China. 215 zeigen am Endrande seitlich Spuren eines weissen Filzes, der bei frischen Exemplaren wahrscheinlich eine viel grössere Ausdehnung hat. Weber fing 2 Weibchen bei Tientsin und eins bei Peking. Tachytes Panzer. 1. Tachytes sinensis Sm. Smith, Catalogue of hymenopterous insects of the British Museum, Part 4, p. 299. Die schlechte Beschatfenheit des einzigen Weibchens, welches Weber sandte, wie auch die oberflächliche Beschreibung von Smith lassen eine sichere Bestimmung dieser Art nicht zu , die sich durch ein reich goldiges Toment des Kopfes und Thorax, durch die Silber- binden der 4 ersten Dorsalsegmente und die eigenthümlich punktirten Ventralplatten auszeichnet. In der Beschatfenheit der Beine und Flügel weicht sie kaum von T. etrusca Rossi ab. Vielleicht liegt eine neue Art vor, was sich aber erst durch Einlieferung besserer Exem- plare feststellen lässt. Tientsin. 3. Tachytes ohsoleta Rossi. Rossi, Mant. faun. etrusc, V. 3, p. 143. Kohl, 1. c. p. 342. Tientsin. Talavus Latr. Palarus flavipes Fabr. Fabeicius, Spec. insect., V. 1, p. 470. Kohl, 1. c. p. 419. var. varius m. $, $. Niger^ capife, thorace abdomineque eburneo-pictis, pedihus rußs. In den Sculpturverhältnissen und der Grundfarbe des Körpers genau mit der Stammart übereinstimmend, aber elfenbeinfarbig sind: der Clypeus, 2 runde Makeln an den Seiten desselben, ein dreieckiger Fleck am untern Innenrande der Netzaugen , Endrand des Fühler- schaftes, eine in der Mitte unterbrochene Linie des Pronotums, Vorder- hälfte der Flügelschuppen, ein Querstrich auf dem Hinterschildchen, die Lamellen von den Vorderflügeln bis zum Hinterrande des Schild- chens und von den Hinterflügeln bis zum Hinterschildchen , ziemlich 216 FRANZ SrCKMANN, grosse, etwas schmale Seitenmakeln auf Segment 1—4, zwei kleine Flecken auf den Ventralsegmenten 2 und 3. Die Flecken auf Seg- ment 1 — öfters auch auf Segment 2 — haben nach hinten einen bräunlichen Schimmer. Diese schöne Varietät ist nicht selten bei Tientsin. Diodontus Curtis. Diodontus niinntus Fabr. Fabricius, Entoin. Syst., V. 2, p. 302. Umgebung von Tientsin. Sphex L. sens. lat. 1. Sphex alhisectns Lep. et Serv. Lepeletier et Serville, Encyclop. method. Entom., V. 10, p. 462. Kohl, Monographie der Grattung Sphex, in: Ann. k. k. Naturhist. Hof- museum, V. 5, p. 335. Tientsin, selten. 3. Sphex subfuscatus Dhlb, Dahlbom, Hymenoptera europaea, V. 1, p. 436. Kohl, 1. c. p. 354. Sehr häufig bei Tientsin. 3. Sphex umbrosus Christ. Christ, Naturgeschichte der Insecten etc., p. 293, tab. 29. Kohl, 1. c. p. 406. Nicht selten bei Tientsin. Ammophila K. sens. lat. 1, Ainniophila sabulosa L. LiNN:fe, Syst. Nat., V. 2, p. 941. Bislang fing Weber nur ein $ bei Tientsin. 3. Atnmophila n. sp. Diese neue Art steht der Ammophila sahulosa nahe, unterscheidet sich aber von derselben durch das viel schmalere Gesicht, durch die starken Querriefen des Dorsulums, durch den längern Hinterleibsstiel und durch die schwarze, nicht metallisch glänzende Färbung der Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 217 4 Endringe des Abdomens. Von einer Beschreibung nehme ich vor- läufig Abstand, da die Exemplare zu sehr verdorben sind. Hottentlich gelingt es meinem Freunde, weitere Stücke aufzufinden. 1 d und 1 ? wurden bei Tientsin gefangen, 1 S stammt aus Kaigan. 3. Ätmnophila sinensis n, sp. ?. Nigra, petioli secundo articulo , segmento secundo et tertio rufis. Clypei margine antico in medio truncato, vix anguste emargi- nato. Fronte subtilisshne rugosa, punctis parvis dispersisque punctata. FlageUi articulo secundo tertio dupJo lomjiore. Ocellis posticis multo plus ab ocidis quam inter se remotis. Pronoto producto et dorsulo transverse, scutello longitudinaliter rugoso-striatis; mesopleuris et meso- sterno rugosis et sparsim punctatis. Segmenti mediani area cordi- formi oblique rugoso-striata, lateribus minus clare rugoso-striatis. Alis sordide hyalinis , margine exteriore leviter infuscato , tegidis piceis. Äbdominis segmentis 4 — 6 pauhdum eoeruleo-micantibus. Long. 17 }nm. S ignotus. Schwarz, das 2. Glied des Hinterleibsstieles, das 2. und 3. Seg- ment des Hinterleibes roth, Flügelschuppen und Sporen pechbraun. Kopfschild sehr wenig convex, Vorderrand etwas abgestutzt, in der Mitte undeutlich schmal ausgerandet, fein gerunzelt und mit zer- streuten Punkten. Runzelung der Stirn feiner, auch die Punkte in derselben feiner und noch mehr zerstreut als auf dem Kopfschild. 2. Geisselglied doppelt so lang wie das 3.; Abstand der Augen auf dem Scheitel ungefähr gleich der doppelten Länge des 2. Geisselghedes. Die hintern Nebenaugen sind von den Netzaugen weiter entfernt als unter sich. Pronotum etwas verlängert und wie das Dorsulum mit feinen Querrunzelstreifen, die bis zu den Schulterbeulen reichen. An den Seiten der Mittelrinne und innerhalb derselben sind die Quer- streifen ganz undeutlich, es machen sich vielmehr Punkte und Runzeln bemerkbar. Das Schildchen ist längsgestreift. Mesopleuren und Mesosternum ziemlich fein gerunzelt, mit zerstreuten, tiefen Punkten; Episternalnaht der Mesopleuren weit über die Schulterbeulen hinaus- reichend, fast bis zum Sternum. Der herzförmige Raum des Mittel- segments mit schrägen Runzelstreifen, welche sich von der Mitte her ziemlich stark seitlich nach hinten ziehen; sie setzen zu den Seiten des Mittelsegments über und laufen dort schräg zu den Metapleuren. Flügel schmutzig-hell, Aussenrand ein wenig dunkler. Von ausgezeich- neter Beschatienheit ist die 3. Cubitalzelle, indem die 3. Cubitalquer- ader in ihrer Vereinigung mit der Cubitalader nicht einen Winkel, 218 FRANZ SICKMANN, sondern einen Bogen bildet. Der Tarsenkamm des Metatarsus der Vorderbeine sehr zart, ziemlich hell. Auch die zweireihige Behaarung der Vorderschenkel, die Behaarung >\l-s Kopfes und des Prosternums ist hell. Die hellen P'ilzmakeln am Thorax spärlich, sie beschränken sich auf die Schulterbeulen, einen Fleck an den Mesopleuren und das Ende des Mittelsegments, aber auch an diesen Stellen nur wenig ent- wickelt oder vielleicht abgerieben. Die 3 letzten Hinterleibsringe zeigen nur sehr wenig bläulichen Schimmer. Zwei Weibchen aus der Umgebung von Tientsin. ÄmmopJiüa sinensis scheint zunächst mit Ä. mocsdryi Feiv. ver- wandt zu sein, unterscheidet sich aber leicht durch die ganz andere Beschafienheit des herzförmigen Raumes auf dem Mittelsegment, durch die Gestalt der 3. Cubitalzelle (falls dieses Merkmal beständig sein sollte) und durch das verlängerte Pronotum. 4. Ammophila campestris Latr. Lateeille, Genera etc., V. 4, p. 54. Nicht selten in der Umgebung von Tientsin. 5. Ammophila tydei Gouill. GouiLLOu, Description de vingt especes d' Hymenopteres, in : Revue Zool., V. 4, 1841. Tientsin. Sceliphron Klg. s. 1. {Pelopoeus Latr. et aut.) 1. Sceliphron destillatorium, Illig. Tientsin. 3. Sceliphron kohli n. sp. $. Nigrum, capui et thorax cinereo-pilosa, thorax et pedes flavo- maculati, ahdominis petiolus flavus. MandibuUs nigris apicem versus piceis. Glypeo margine antico bilobato una cum facie parce aureo- tomentoso. Capite tenuiter rugoso, punctis subgrossis sparsim punctato. FJagelli articulo secundo tertio cum primo adjuncto aequali. Ocellis posticis ab oculis evidenter quam inter se multo plus remotis. Pronoto, dorsulo, segmenti mediani spatio cordiformi, lateribus et apice ejusdem segmenti rugoso- striatis. Mesopleuris minus dense, mesosterno dense punctatis. Äbdotninis petiolo sat longo gracilique. Älae flavescentes^ apicem versus violaceo-micantes. Unguiculis in medio dente parvo praeditis. Long. 18—20 mm. Beiträge zur Kenntniss der Hymenoptereu-Pauua des uördlichen China. 219 S. Feminae simillimus; fade clypeoque argenteo-tomentosis, clypeo antice truncato leviter emarginato, utrimque sinuato. Long. 16 mm. Weibchen. Kopf uud Thorax mit gelb-grauer Behaarung, die namenthch an den Schläfen, auf dem Kopfschilde, am Pro- uud Meso- steruum und am Ende des Mittelsegnients länger und stärker ist. Kopf ziemlich fein gerunzelt, mit etwas zerstreuten, grossem uud seichten Punkten versehen. Kopfschild und Gesicht goldig tomentirt, aber nicht dicht. Das Gesicht neben den Netzaugen ziemlich einge- drückt, Schläfen etwas weniger stark entwickelt als bei Sceliphron destillatum, weshalb der Kopf von der Seite gesehen recht schmal er- scheint. Vorderrand des Clypeus in der Mitte mit einer Einkerbung, die sich in einiger Entfernung jederseits in geringerer Ausdehnung wiederholt, so dass zwei kleine, nach vorn abgerundete Lappen ent- stehen, ähnlich wie bei Sceliphr. destillatum. Mandibeln schwarz mit pechbrauner Spitze. Fühlerschaft vorn gegen die Spitze gelb gefleckt, 2. Geisselgiied so lang wie das 3. mit dem 1. zusammen. Die hintern Ocellen sind von den Netzaugen sichtKch weiter als unter einander entfernt. Pronotum vorn mit feinen Runzelstreifen, Hinterrand gelb, in der Mitte schwarz und ziemlich tief eingedrückt. Dorsulum mit ziemlich feinen uud dichten Querrunzelstreifen, durch welche sich von dem Eindrucke des Pronotums bis gegen die Mitte des Dorsulum eine mehr oder minder deutliche kielartige Linie zieht. Schildcheu mit Längsrunzeln, Hinterschildchen gelb. Mesopleuren etwas glänzend, nach unten uud vorn dichter als nach oben und hinten punktirt, Meso- sternum ziemlich dicht punktirt. Hinter den Schulterbeulen ein läng- licher gelber Fleck, zwischen diesem und den Flügelschuppen ein rundlicher Fleck von gelber Farbe. Bei den Flügelschuppen ist die vordere Hälfte gelb, die hintere braun gefärbt, die Flügel sind gelb tingirt und haben an der Spitze einen violetten Schimmer. Die Runzel- streifen des herzförmigen Raumes sind viel gröber als auf dem Dorsu- lum, an der Basis laufen sie schräg zu den Seiten, von der Mitte an sind sie fast ganz quer gerichtet. Die Spitze des Mittelsegments hat einige derbe Querrunzeln, zwischen diesen und dem herzförmigen Räume ist der Hintertheil grob gerunzelt. Die Seiten des Mittelseg- ments sind glänzend und mit feinen Runzelstreifen versehen, welche schräg zu den glänzenden und glatten Metapleuren laufen, zwischen den Streifen zerstreute Punkte. Beim 1. und 2. Beinpaar sind die Spitzendrittel der Schenkel und die Schienen gelb, auch hat der Metatarsus der Mittelbeine gegen die Spitze einen mehr oder minder breiten, gelben Ring; Schenkelringe, Basaldrittel der Schenkel, Basal- Zool. Jahrb, Vlll. Abth. i. Syiit. ^5 220 FRANZ SICKMANN, hälfte der Schienen und der Metatarsus der Hinterbeine mit Ausnahme der Basis und Spitze gelb ; zweites Tarsenglied desselben Beinpaares, oft bräunlich. Sporen und Tarsendornen roth-braun. Das Klauen- zähnchen steht in der Mitte, während es sich bei ScelipJir. destillatum viel näher der Basis befindet. Der gelbe Hinterleibsstiel ist etwas länger als bei der genannten Art, die schwarzen Segmente sind bei frischen Stücken mit feinen gelblichen Härchen ziemlich dickt bedeckt, das letzte Segment hat seitlich und unten einzelne längere Haare. Das Männchen unterscheidet sich, abgesehen von den Geschlechts- merkmalen, vom Weibchen nur durch die in der Diagnose angegebenen Kennzeichen. Tientsin. Diese neue Art habe ich meinem sehr geehrten Freunde, dem be- rühmten Hymenopterologen F. Kohl in Wien, gewidmet. 3. Sceliphron deforme Sm. Smith, Catalogue of hymenopterous insects, Part 4, p. 231. Scheint bei Tientsin weniger selten zu sein als die erstgenannte Art. Bisher bekannt aus Hokodadi (Japan), Shanghai (Nord-China) und Jarkalo (Tibet). Mit den angeführten drei Arten sandte Weber auch einige Lehm- bauten in zwei verschiedenen Formen. Leider konnte nicht beobachtet werden, welcher Species sie angehören. In den Röhren des einen Baues fand ich ausser 2 Spinnen eine grosse Menge ganz kleiner Larven einer mir unbekannten Mantis-kvi. 4. Sceliphron (Chalyhion) inflexum n. sp, $. Caeruleum, metaUice resplendens ; palpi, mandibulae, flagelli articuli primo excepto, calcaria, tarsorum articuli et spimdae nigra, unguicuU ohscure picei ; caput, thorax, coxae, trochanteres, femora, ab- dominis peüolus albido-pilosa. Clypeo convexo, in medio linea laevi instructo, tenuiter rugoso, sparsim punctato, margine antico trilöbato. Flagelli articulo secundo tertio hreviore. Fade argenteo - tomentosa, dense, fere rugoso-punctata , verticis punctatura minus densa, fere dispersa. Ocelli ah oculis magis quam inter se remoti. Dorsulo non dense et sat irregulariter, scutello disperse, mesopleuris et mesosterno sat dense punctatis. Segmento mediano supra et postice tenuiter rugu- loso-striato, punctis non densis punctato, lateribus punctatis, minus clare ruguloso-striatis. Tegulis ohscure caeruleis, alis sordide hyalinis^ Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 221 apice leviter infumatis, nervis piceis. Äbdominis petiolo curvato, seg- mentis dorsalihus tomento albido tennissimo praeditis. Long. 16 mm. $. Feminae simillimus, antennae longiores. Long. 12 — 15 mm. Metallisch blau, Pronotum, Dorsulum und Schildchen besonders beim Männchen blau-grün, Hinterschildchen erzgrün. Kopf, Thorax, Hüften, Schenkelringe , Schenkel und Hinterleibsstiel ziemlich lang, aber nicht dicht weisslich behaart. Palpen, Mandibeln, die Geissel- glieder vom 2. an, Tarsen , Sporen und Dörnchen schwarz , Klauen dunkel-pechfarbig. Clypeus ziemlich convex, in der Mitte mit einer glatten Längslinie, die bei kleineren Stücken kaum angedeutet ist, fein gerunzelt, mit einzelnen grössern, flachen Punkten , Vorderrand in der Mitte dreilappig, Seitenlappen breiter als der mittlere, fast zahnartige Theil, alle drei Theile beinahe wagerecht vorstehend. Der untere Theil des Gesichts mit weissem Haarfilz , der etwas über die Fühlerwurzel hinausreicht. Gesicht bis zu dem vordem Nebenauge dicht punktirt, hinter den Nebenaugen ist die Punktirung feiner und zerstreut. Die hintern Nebenaugen sind von den Netzaugen sichtlich weiter als unter einander entfernt. 2. Geisseiglied etwas kürzer als das 3. Geringster Abstand der Netzaugen am Kopfschilde ungefähr so gross wie die Länge des 2. und des halben 3. Geisselgliedes, also viel kleiner als bei Sc. omissum Kohl. Pronotum in der Mitte mit einem tiefen Eindruck, nicht dicht punktirt. Dorsulum, Mesopleuren und Mesosternum ziemlich dicht, Schildchen etwas zerstreut punktirt ; die Mittellinie, welche sich über das Dorsulum und Schildchen zieht, ist nur schwach ausgeprägt. Rücken des Mittelsegments mit Quer- runzelstreifen, diese sind an der Basis und am Ende stärker, überall mit eingestreuten, ziemlich starken Runzelpunkten ; an den Seiten des Mittelsegments sind die Runzelstreifen etwas feiner und wenig deutlich. Metaplearen vom Mittelsegment wenig deutlich abgetrennt. Der Hinter- leibsstiel ist ziemlich stark aufwärts gebogen, die folgenden Segmente etwas dunkler-blau, mit einem zarten, hellgrauen Toment. Flügel- schuppen dunkelblau, Flügel etwas getrübt ; Aussenrand etwas dunkler, Adern dunkelbraun, FTügelmal fast schwarz. Das Männchen gleicht dem Weibchen, nur ist es kleiner, die Fühler etwas länger und das Endglied der Fühler mehr zugespitzt. Von dieser Art wurden 1 ? und 5 $S in der Umgebung von Tientsin gefangen. Sceliphron inflexum ist dem Chalyhion curvatum Ritsema (in: Notes Leyden Museum, V. 2, p. 226) ziemlich ähnlich , unterscheidet sich aber durch die schmächtigere Gestalt und die hellem Flügel. 15* 222 FRANZ SICKMANN, lieber die Beschaffenheit des Vorderrandes des Kopfschildes und über die Augeuentfernung hat Ritsema leider keine Angaben gemacht. Chalyb. curvatum stammt aus Japan. JPsen Latr. I*seii sx>. ? 2 Männchen aus Tientsin, welche einige Aehnlichkeit mit Fsen laevigatus Schenk haben. Sie wurden bei den Nestern gefangen, welche die Weibchen innerhalb der Rohrsteugel angelegt hatten , aus denen die Chinesen Matten zum Schutze der Veranden gegen Sonnen- strahlen verfertigen. Die Nester waren ganz mit Blattläusen angefüllt. Pompilidae. Salius Fabr. {Priocnemis Schiödte). 1. Salius variabilis Rossi var. forinosus Costa. Rossi, Fauna etnisca, p. 64. Costa, Fauna del Regno dl Napoli: Pompilidei, p. 11. Es wurde nur ein Weibchen bei Tientsin gefangen. 2. Salius gyrifrons Mor. MoKAwiTz, in: Horae Soc. Entom. Ross., V. 23, p. 122. Ein Weibchen bei Tientsin. Die Beschreibung von Morawitz passt vorzüglich auf das chine- sische Stück, nur ist der Nervus transversus der Hinterfiügel nicht interstitiell. JPonijyilus Fabr. 1. Pompilus quadri2)unctatus Fabr. Fabricius, Mantissa insect., p. 278. Magketti, Imenotteri della Lombardia, 3. Pompilidei, p. 49. Nicht selten bei Tientsin. 2. Tonipilus tripunctatus Dhlb. Dahlbom, Hymenopt. europ., 1, p. 49. Hier ist irrthümlicher Weise No. 22 statt 26 gesetzt. — Der von Dahlbom citirte Pomp, tri- punctatus Spinola ist ein Salius. 2 Weibchen wurden bei Tientsin gefangen. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 223 3. JPompilus albonotatus v. d. L,, Dhlb. V. D. Linden. Observations sur les Hymenopteres d'Europe, 1, p. 328. — Wesmael, Revue critique des Hymenopt., Fouisseurs, p. 31. — Dahlbom, 1. c. p. 53. Ein Weibchen bei Tientsin gefangen. Vier andere Pompüus-Arten lassen leider eine sichere Bestimmung nicht zu, weil sie zu sehr verdorben sind. Hoffentlich erhalte ich demnächst bessere Stücke. ScoUidae. Scolia Fabr. 1. Scolia (Diseolia) clypeata n. sp. $. Nigra; caput, pronotum, fascia segmenü secundi et tertii, macula tibiarum anteriorum lutea; caput, thorax, pedes et ahdominis hasis rufo-pilosa; segmenti 2 — 3 partim pilis luteis, partim nigris, segmenta 4 — 6 pilis nigris. Äntennis et mandihulis nigris, his rufo- harhatis. Clypeo in medio convexo et luteo, margine antico fere trun- cato una cum lateribus depressis nigrisque. Fronte sparsim punctata. Pronoto, dorsulo et metapleuris sat dense, segmento mediano dense punctatis. Tegulis nigris, punctatis, alis obscuris venis piceis. Pedum spinuUs et tibiarum calcoribus rubidis. Äbdominis segmento primo dense punctato, segmentis 2 — 4 disperse et tenuissim.e punctatis, seg- mentorum reliquorum punctatura densiore; segmentis ventralibus fere disperse punctatis. Long. 20 mm. $. Niger; caput, thorax, pedes et basis äbdominis einer eo-pilosa ; dorsulum autem et scutellum pilis brevibus nigris. Clypeo luteo, punc- tato, margine antico nigro, directe truncato. Mandibulis antennisque nigris. Fronte, vertice, occipite et linea lata post oculos luteis. Pro- noti maculis luteis, nigro - mar ginatis. Dorsulo ante tegulas luteo- maculato, sat dense punctato. Mesopleuris non dense punctatis, infra basim alarum luteo-maculatis. Scutello luteo; segmento mediano dense, postice minus dense, at grossius punctato. Tegulis nigris, alis obscu- ratis. Femoribus et tibiis pedum anteriorum luteo-maculatis. Abdomen punctatum, coeruleo-iridescens, segmenta 2 — 3 duobus maculis luteis, margines segmentorum nigro-, 1 — 4 in medio palUdo-fimbriati. Long. 15 mm. 2- Kopf dunkelgelb, fuchsroth behaart; die Mandibeln und Fühler, der Rand oberhalb der Fühlerwurzeln und das Kinn schwarz, 224 FRANZ SICKMANN, Der Clypeus ist in der Mitte gelb und gewölbt, der "zu einem sehr flachen Bogen abgerundete Vorderrand und die Seiten desselben ein- gedrückt und schwarz, gerunzelt. Stirn und Scheitel zerstreut und etwas unregelmässig punktirt. Thorax fuchsroth behaart; Pronotum gelb, schwarz gerandet. Dorsulum und Pronotum ziemlich dicht punktirt. Das Dorsulum zeigt Spuren von zwei gelb-rothen Längs- linien in einiger Entfernung von den Tegulis, auch das Schildchen hat in der Mitte eine verloschene, röthliche Längsmakel. Dorsulum und Schildchen zeigen eine kurze, schwarze Behaarung. Mittelsegment dicht punktirt, nach hinten steil abfallend. Flügelschuppen schwarz, vorn und nach der Mitte hin mit einzelnen groben Punkten, sonst sehr fein punktirt ; Flügel dunkel, mit braunen Adern, sehr schwach violett glänzend. Beine fuchsroth behaart, die Sporen der Tibien und die Dörnchen braun -roth, die Vorderschienen an der Aussenseite gelb ge- fleckt. Der Hinterleib ist an der Basis, besonders an den Seiten bräunlich behaart, Segment 2 und 3 haben einzelne gelbe Haare, Segment 1, 4 und 5 sind schwarz behaart, alle Segmente mit schwarzen Fransen, die nach hinten stärker werden. Das 1. Segment ist dicht, das 2. und 3. fein und zerstreut, das 4. und 5. ziemlich dicht punktirt. Die obere Analplatte ist hinten abgerundet , hell gerandet und mit kurzen, steifen, pechbraunen Haaren versehen. Das erste Ventral- segment ist an der Basis und an der abstürzenden Fläche glänzend polirt, in der Mitte wie die übrigen Segmente etwas zerstreut und ziemlich grob punktirt, doch hat die Basalhälfte der 3. Bauchplatte sehr feine Punkte. Behaarung zerstreut, auf dem 1. und 2. Segment schmutzig-gelb, auf den folgenden schwarz. S. Kopf, Thorax, Beine und Basis des Hinterleibes grau behaart. Mandibeln und Fühler schwarz ; Kopfschild gelb , zerstreut punktirt, der Vorderrand schwarz, breit und gerade abgestutzt. Stirn, Scheitel, Hinterkopf und ein breiter Streifen hinter den Netzaugen dunkel- gelb, ziemlich dicht gerunzelt punktirt. Pronotum beiderseits mit einem gelben, schwarz gerandeten Fleck. Dorsulum nicht ganz dicht punktirt, vor den Flügelschuppen ein kleiner, gelber Längsfleck; Schildchen zerstreut punktirt, gelb. Mesopleuren wenig dicht punktirt mit einem dunkelgelben Fleck unterhalb der Flügelbasis. Mittelseg- ment dicht punktirt, die steil abstürzende Hinterfläche ist in der obern Hälfte dicht und ziemlich grob, in der untern weniger dicht und seicht punktirt, in ähnlicher Weise nimmt die Punktirung der Seiten des Mittelsegments nach den Metapleuren zu ab, diese selbst zeigen nur oben und unten Punkte. Die Flügelschuppen sind schwarz. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 225 an der Basis mit einzelnen Punkten, Flügel ziemlich stark getrübt, bronzefarbig glänzend. Schenkel und Schienen des ersten Beinpaares mit einem kleinen, dunkelgelben Fleck, Schiensporen braun, die Sporen der Schienen des 2. und 3. Beinpaares , sowie alle Dörnchen der Beine fast schwarz. Erstes Hinterleibssegment ziemlich dicht punktirt, beiderseits mit einer kleinen, gelbrothen, verloschenen Makel; 2. und 3. Segment zerstreut und fein punktirt und mit einer gelben Seiten- makel versehen ; die Punktirung der Segmente 4 — 6 dichter. Die obere Analplatte hat einzelne gröbere Punkte und Haare und ist hell gerandet. Die Endränder der Dorsalsegmente 1—6 sind schwarz ge- franset, doch zeigen Segment 1 — 4 in der Mitte hellere Fransen. Die ganze Oberseite des Hinterleibes schön bläulich irisirend, die Bauch- seite, das Dorsulum und die Dorsalsegmente des Weibchens zeigen Spuren dieses Schimmers. Die Ventralplatten sind zerstreut punktirt, die Behaarung des ersten und theilweise auch des zweiten Segments grau, auf den folgenden Segmenten schwarz, Endränder stärker behaart. Die abstürzende Fläche des ersten Segments glänzend, die untere Analplatte mit schwarzen und ziemlich kurzen Dornen. Tientsin. Die gelbe Zeichnung scheint bei beiden Geschlechtern veränderlich zu sein. 3. Scolia (Discolia) unifasciata Ctrillo. Cyrillo, Entomol. neapolit. specim. prim., tab. 1, fig. 5. Saussure et Sichel, Catalogus specier. gener. Scolia, p. 7. Tientsin. 3. Scolia (IHscolia) 4-pustulata Fabr. FABRicros, Spec. insect., V. 1, p. 453. Saussure et Sichel, 1. c. p. 113. Ziemlich häufig bei Tientsin. 4. Scolia (Discolia) sinensis Sauss. Saussure et Sichel, 1. c. p. 322. Novara-Expedition, Zoolog. Theil, V. 2, Hymenoptera, bearbeitet von Saussure, p. 103, tab. 4, fig. 61, $. Nicht selten bei Tientsin. Das Weibchen, welches, soviel mir bekannt, noch nicht beschrieben ist, hat mit dem Männchen sehr grosse Aehnlichkeit, nur ist die Punktirung des Mittelsegments weniger stark. 226 FRANZ STCKMANN, JElis Fabr. 1. JElis (Dielis) iris Lep. Lbpeletier, Hymenopteres, V. 3, p. 547. Saussuke et Sichel, 1. c. p. 201, Nur ein Weibchen wurde in einiger Entfernung von Peking ge- fangen. 3. JElis (Dielis) annulata Fabr. Fabeicius, Entom. System., V. 2, p. 225. Saussuee et SiCHEii, 1. c. p. 196. Tientsin. Tiphia Fabr. Tiphia sp,? Tientsin. CJiri^sididae. JSedychrwm, Latr. 1. JETedychrum flarnrniilatum, Sm. Smith, in : Journ. Proceecl. Linn. Soc. London, 1859, p. 26. MocsÄEY, Monographia Chrysididarum, p. 160. Tientsin, bislang nur aus Celebes bekannt. Das Vorkommen dieser Art im nördlichen China mag merkwürdig scheinen ; doch hat Mocsary, dem ich ein Stück zur Ansicht sandte, meine Bestimmung für richtig erklärt. 2. JSedychriiTn nobile Scop. ScoPOLi, Entomologia Carniolica, 1763, p. 297. MOCSAEY, 1. c. p, 172. Tientsin. Stilbum Spin. Stilbmn cyanurii'm, Forst. FoESTEE, Novae species insectorum, 1771, p. 89. MocsäEY, 1. c. p. 190. Tientsin. Beitrage zur Kenntniss der Hymenoptcren-Fauna des nördlichen China. 227 Chrpsis L. Chrysis fuscipennis Brülle. Lepeletier, Hymenopteres, V. 4 par A. Brülle, p. 38. MocsäRT, 1. c. p. 370. Tientsin. Vespidae. Vespa L. Vespa crabro L. LiNNi:, Syst. Nat., 948, 3. Saussure, Monograpliie des guepes sociales, p. 130. Tientsin. Polistes Latr. 1. JPolistes gallicus L. LiNNife, 1. c. 947, 7. Saussure, 1. c. p. 48. Häufig bei Tientsin. 2. Polistes hehraeus Fabr. var, macaensis Fabr. Fabricius, Entom. System., V. 2, p. 274, 75 — 259, 22. Saussure, 1. c. p. 53. Häufig bei Tientsin. 3. Polistes chinensis Fabr. var»? Fabricius, 1. c. p. 261, 29. Saussure, 1. c. p. 56. Saussurb, Hymenoptera Novara-Expedition, p. 19. Weber fand das Nest in Tien - hsia - pu zwischen Cha - tan und Huai-lai-hsien unter dem Dache oberhalb der Hausthür. Nachdem er sämmtliche anfliegenden Wespen abgefangen, nahm er das Nest ab und sandte mir dasselbe mit einer ziemlich grossen Anzahl Wespen, von denen manche noch während Weber's Keise sich entwickelt hatten. Der Honig in den Zellen war sehr süss, eben so süss wie der Honig der Bienen. Die Herren de Saussure und Fret-Gessner hatten die grosse Freundlichkeit, auf meinen Wunsch diese eigenthümlich gefärbte und mir sehr zweifelhafte Art mit den verwandten Arten in Saussure's Sammlung zu vergleichen. Saussure hat dahin entschieden, dass die 228 FRANZ SICKMANN, gesandten Stücke eine dunkle Varietät von P. chinensis F. bilden, dass auch sein PoUstes novarae var. aus Japan (nicht die typische Art Pol. novarae von den Nicobaren !) und ebenso sein Pol. manda- rinus nur als Varietäten von Pol. chinensis anzusehen seien. Wiederum ein Beweis für die Nothwendigkeit einer monographi- schen Bearbeitung der Gattung PoUstes. Eumenidae. Discoelius Latr. Discoelius zonalis Panz. Panzbe, Paun. Germ., 81, 18. Saussure, Monogr. des guepes sollt., 26. Es wurde ein Weibchen bei Kaigan gefangen. Eumenes Fabr. 1. Eumenes coarctatus L. LiNNi;, Syst. Nat., 950, 11. Saussuee, 1. c. p. 31. Häufig bei Tientsin. 3. Eumenes decorattis Sm. Smith, in: Transact. Zool. Soc. London, N. S. V. 2, 1852, p.36. Saitssübe, Suppl. 138, 22. Einzeln in der Umgebung von Tientsin. Das Paar, welches Smith zur Beschreibung vorlag, stammte aus Tein-tung. Auch dort scheint die Art selten zu sein, denn der Autor schliesst seine Beschreibung mit den Worten : Only two specimens of this fine insect have come under my notice. 3. Dumenes latipes n. sp. S. Niger, flavo - variegatus , einer eo-pilosus. Mandihulis flavis, apice piceo. Clypeo flavo, margine aniico directe truncato, aJho-piloso. Antennarum scapo anfice flavo, postice nigro, flagelli arficulis subtus ferrugineis, superne una cum articulo ultimo reflexo nigtis. Capite sat dense subgrosseque punctato, temporibus tenuiter rugoso-punctatis. Ocellis posticis inter se et ab oculis pari spatio remotis. Pronoto flavo, ante tegulas nigro ; hoc et dorsulo et mesopleuris dense punctatis. Fascia scutelli, postscutello et maculis duabus segmenti mediani flavis. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 229 Segmento mediano posfice canäliculato in medio Tinea carinata prae- dito, apicem versus ohlique et minus clare rugoso- striata . Tegulis flavis, alis sordide flavescentibus, venis dbscuris, stigmate nigro. Fe- morum apice, tihiis tarsisque flavis. Metatarso pedum mediorum dila- tato, subtus piano, superne convexo. Petiolo ahdominis nigro, margine apicali flavo, pundato. Segmento secundo magno, nitido, nigro maculis dudbus et fascia lata ter sinuafa flavis, segmentls 3 — 4 flavo-margi- natis. Segmenfis ventralihus 2—6 in medio usque ad marginem posticum flavo- maculatis, valvula infraanali fere rotundato-truncata. Longitudo usque ad marginem apicalem segmenti secundi 15 mm. ? ignota. Schwarz, grau behaart, mit schön goldgelben Zeichnungen. Man- dibeln lang, gelb, Innen rand schwarz, Spitze pechbraun. Clypeus gelb, mit silberweissen Haaren, Vorderrand gerade abgestutzt. Fühlerschaft vorn gelb, hinten schwarz ; Geisselglieder unten rostfarbig , oben und das letzte hakenförmige Endglied schwarz. Ein kleiner Fleck oberhalb der Fühlerwurzeln, eine feine Linie von der Basis des Clypeus bis zur Ausrandung der Augen, eine abgekürzte feine Linie hinter den Augen und ein Fleck an den Schläfen in der Nähe der Basis der Mandibeln gelb. Stirn und Scheitel ziemlich dicht punktirt. Die hintern Neben- augen unter sich eben so weit entfernt wie von den Netzaugen. Netz- augen nach unten convergent, die geringste Entfernung derselben an der Basis des Kopfschildes beträgt ungefähr die Länge des 2. Geissel- gliedes. Thorax dicht punktirt, aber die Punkte etwas seicht. Pro- notum gelb, vor den Tegulis schwarz. Schildchen ziemlich stark ge- wölbt, ein verloschener Querfleck an der Basis desselben und das Hinterschildchen gelb. Mittelsegment hinten mit einer Längsrinne, in der Mitte derselben eine kielartige Linie, von dieser aus nach den Seiten hin etwas undeutliche, schräge Runzelstreifen ; die Seiten des Mittelsegments sind weniger dicht punktirt. Tegulae gelb , in der Mitte mit einem hellbraunen Punkt, vorn sehr fein punktirt, nach hinten mit einzelnen groben Punkten versehen ; Flügel gelblich getrübt, gegen die Spitze und besonders in der Radialzelle etwas bläulich schillernd, Adern dunkel, Flügelmal schwarz. Vorder- und Mittel- hüften schwarz, seitlich gelb gefleckt, Schenkel schwarz, an der Spitze gelb. Schienen und Tarsen gelb, Schienen der Mittel- und Hinterbeine mit sehr feinen, bräunlichen Dörnchen. Von besonderer Beschafi'enhen- heit ist der Metatarsus der Mittelbeine. Derselbe ist etwas verbreitert, unterhalb abgeplattet, oberhalb gewölbt und trägt der Länge nach auf der Höhe der Wölbung einen Streifen dichter, gelber Haare, 230 FRANZ SICKMANN, zwischen denen einzelne braune Dörnchen stehen ; auch das folgende Tarsenglied ist noch etwas erweitert. Pulvillum klein und schwarz. Das stielförmige erste Hinterleibssegment sehr fein chagrinirt, in der vordem Hälfte zerstreut, in der hintern dichter punktirt, eine Längs- rinne angedeutet, am Ende mit breiter, gelber Binde, die in der Mitte tief, an den Seiten seicht gebuchtet ist, in der gelben Binde beider- seits ein hellbrauner Punkt. Das 2. Segment verhältnissmässig recht gross, glatt und ziemlich glänzend, am Endrande unregelmässig ge- runzelt, die halsartige Basis mit einzelnen punktförmigen Eindrücken, die Marginalbinde breit, gelb, in der Mitte deutlich, an den Seiten schwach gebuchtet; in geringer Entfernung von der Basis eine in der Mitte unterbrochene, gelbe Binde, die etwas schräg nach hinten zieht, sich auf der Bauchplatte breit vereinigt und in der Mitte sich bis zum Endrande erweitert. Die folgenden Segmente sind zusammen- gezogen, man sieht indess deutlich gelbe Randbinden auf Segment 3 und 4 und gelbe Flecken in der Mitte der Bauchplatten 3—5. Die untere Analplatte ist am Ende flachbogig abgerundet. 2 Männchen aus der Umgebung von Tientsin, die leider schlecht conservirt siud. 4. Eumenes reflexus n. sp. S. Niger, parum flavo-variegatus , parce einer eo-püosus , capuf, fhorax, peüolus et segmentum secundum punctata. Mandibulis an- tennisque nigris; clypeo flavo, albo-piloso, tenuissime rugoso, punctis dispersis praedito, margine antico nigro, emarginato. Macula rotunda supra antennarum insertionem et linea abbreviata post oculos flavis. Fronte et vertice dense suhgrosseque punctatis. Ocellis posticis inter se magis quam ah ocuUs remotis, ocuUs magnis, clypeum versus valde convergentibus. Linea in medio pronoti et macula laterali flavis. Pronoto, dorsulo, mesopleuris et segmento mediana dense punctatis, metapleuris laevihus. Alarum tegulis fuscis vel nigris.^ alis ohscuratis, venis et stigmate nigris. Pedibus nigris, genibus fuscis. Petiolo minus dense punctata, margine postico anguste flavo-marginato. Äbdominis segmento secundo subcompresso, nitido, supra fere dense, in lateribus tenuissime disperseque punctata, flavo-marginato, margine postico piceo, polito , elongato et reflexo. Segmentis 3 — 7 subnitidis, tenuissime disperseque punctatis. Valvula infraanali rotundata. Long. 16 mm. ? ignota. Mandibeln und Fühler schwarz ; Clypeus gelb, anliegend weiss be- haart, sehr fein chagrinirt, mit zerstreuten, gröbern Punkten, Vorder- Beiträge zur Kenutuiss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 231 rand ausgerandöt. Bei einem Stück ist derselbe gelb, bei 2 andern breit schwarz und bei einem 4. sind auch die Seiteuränder des Clypeus schwarz. Netzaugen gross, stark convergent, die geringste Entfernung derselben au der Basis des Kopfschildes sichtlich geringer als die Länge des 2. Geisseigliedes. Oberhalb der Fühlerwurzelu ein kleiuer, gelber Fleck, der durch eine gelbe Linie mit dem Clypeus in Ver- biudiing steht, eine sehr leine gelbe Linie zieht sich von der Basis des Kopfschildes am iuneru Augenrande bis zur Ausbuchtung der Augen (bei 2 Exemplaren kaum angedeutet), eine schmale, abgekürzte Linie befindet sich auch hinter den Netzaugeu. Die hintern Nebeu- augen sind unter sich weiter als von den Netzaugen entfernt. Be- haarung von Kopf uud Thorax grau. Stirn, Scheitel und Thorax mit Ausnahme der glatten Metapleuren ziemlich kräftig und dicht punktirt. Pronotum in der Mitte mit einer kurzen, gelben Linie, an den Seiten mit einem gelben Fleck. Elügelschuppen dunkelbraun bis schwarz, mit zerstreuten Punkten ; Flügel, dunkel, mit schwarzen Adern und schwarzem Flügelmal, gegen die Spitze ein wenig blau schillernd. Beine schwarz. Knie, die Innenseite der Vorderschieueu , Basis aller Schienen und Sporen braun, auch die Tarsen mehr oder weniger bräunlich. Die Punktirung des stielförmigen ersten Hinterleibssegments nimmt von der Basis nach dem Eudraude oben au Dichtigkeit zu, ohne jedoch hier eigentlich dicht zu sein , die Seiten sind sehr fein und sehr zerstreut punktirt, der Unterseite fehlen die Punkte gänzlich, sie ist glänzend, fast polirt. Endraud oben schmal gelb, vor dem- selben ein etwas seichter, länglicher Eindruck. Zweites Segment etwas zusammengedrückt, oben und namentlich nach dem Eudraude zu ziem- lich dicht punktirt, die Seiten sind vorn noch ziemlich dicht, dann aber sehr fein und zerstreut punktirt, wodurch der Glanz hier stärker hervortritt. Die gelbe Hinterrandsbiude ist in der Mitte etwas ge- buchtet und läuft nach deu Seiten hin etwas spitz zu, erreicht jedoch nicht die Verbindung der Dorsal- mit der Ventralplatte. Ausgezeichnet ist das Ende des 2. Segments. Hinter der gelben Binde beginnt eine Vertiefung mit einer punktirten Linie, das Segment verlängert sich und biegt sich dann nach obeu, so dass eine deutliche, etwas durch- scheinende, glänzend polirte, dunkel-pechbraune Rinne mit stark auf- gestülptem Hinterrande entsteht. Die folgenden Segmente sind schwarz, sehr fein und zerstreut punktirt, ziemlich glänzend, ähnlich sind die Ventralsegmente. Die untere Analplatte ist am Ende abgerundet. 4 Männchen aus der Umgebung von Tientsin. 232 FRANZ SICKMANN, Eumenes reflexus gehört wohl in die Verwandtschaft des Eum. punctatus Sauss. MhyncJiium Late. 1. Hhj/nchium ornatum Sm. Smith, in: Transact. Ent. Soc. London, (N. S.) V. 2, Part 2, 1852, p. 36 tab. 8, fig. 10. Saussuke, Monogr. des guepes solit., SuppL, p. 173, n. 61. Id., in: Stettiner Entom. Zeit., Jahrg. 23, 1862, p. 182. Ein $ aus der Umgebung von Tientsin. Nach Smith wurde diese Art gefunden bei Tein-tung, near Ning- po, amongst the mountains. 2. Mhynchiufn flavopunctatum Sm. Smith, 1. c. p. 36. Saussuee, 1. c. p. 178, in: Stettiner Entom. Zeit., 1862, p. 192. Ein $ von Tientsin. 3. Mhynchium haemorrJioidale Fabr. var. Häufig bei Tientsin. Diese Varietät scheint dem Rh. ruhropictum Sm. (in: Proceed. Linn. Soc. London 1860, V. 4, p. 128) verwandt zu sein. Frey- G ESSNER hält sie nach einem Vergleich mit Saussure's Sammlung für eine Varietät von Rh. tahitense Sauss. Odynerus Latr. (Subg. Lionotus Sauss. 1. Odynerus dantici Rossi. Rossi, Fauna Etrusca, 2, p. 89, tab. 6, fig. 6. Saussuke, Monogr. des guepes solit., p. 192, Tientsin. 3. Odynerus parvulus Lep. Lepeletieb, Hymenopteres, V. 2, p. 631. Saussuke, 1. c. p. 193. Tientsin. 3. Odynerus minutus Fabr. Fabkicius, Entom. syst. suppL, p. 262. Saussuke, 1. c. p. 207. Tientsin, Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 233 4. Odynerus piibescens Thoms. Thomson, Opuscula entomol., V. 2, p. 85. Id., Hymenoptera Scandinaviae, V. 3, p. 49. Häufig bei Tientsin. Drei Weibchen sind stylopisirt. 5. Odynerus sp. ? Tientsin. Apidae. Bombus Latr. 1. JBombiis sp, ? 3. JBombus ignitus Smith ? Smith, in : Transact. Entom. Soc. London, 1873. Hsin-hua-cheng in der Mongolei. Nest in dem Fundamente eines lileinen Tempels. Beide Arten sehr stark verdorben, deshalb erstere gar nicht, letztere nur unsicher zu bestimmeo, B. ignitus Sm. ist nur aus Japan bekannt. Anthophora Latr. Anthophora sp, ? Tientsin. Gehört in die Abtheilung der blaugefranzten Arten. Xylocopa Latr. Xylocopa appendiculata Sm. Smith, in: Transact. Entom. Soc. London, 1852, p. 41. Smith, ibid., 1874, p. 272. Männchen und Weibchen aus der Umgebung von Tientsin; auch bekannt aus Ning-po-foo, Shanghai und Nanking. Ceratina Latr. Ceratina flavopicta Mor. MoBAwiTZ, in: Horae Societ. Entom. Ross., V. 24, p. 356. Da schon Smith in : Journ. Proceed. Linn. Soc. London, Novem- ber 1857, eine Ceratina flavopicta aus Borneo (Sarawak) beschrieben hat, die mit Ceratina flavopicta Mor. nicht identisch ist, so erlaube ich mir, diese letztere Art C. morawitzi zu benennen. 234 FRANZ SICKMANN. Das Männchen vorliegender Art war Morawitz unbekannt, ich hisse deshalb eine ausführliche Beschreibung folgen. S. Nigra, flavo-variegata. Lahro facieque flavis, punctis suh- grossis dispersis praeditis. Maiidlbulis nigris, apice obscure piceis. Äntennarum scapo sparsim 2Mnctato, ad basim et apicetn versus flavo- vel rufo-maculato; flagello nigro, subtus obscure piceo. Fronte et vertice non dense punctatis, teniporibus laevibus et nitidis, linea flava abbreviata post oculos. Fronoto linea flava praedito; dorsulo antice lateribus sat dense ac subtiliter punctato , in niedio laevi. Scutello flavo-maculato. Postscutello et segmento mediano opacis, rugoso-punc- tatis. Mesopleuris dense et sat tenuiter punctatis. Tegulis ferru- gineis, alis pellucidis, venis piceis. Femoribus pedum anteriorum superne nigris, infra flavis, femoribus pedum mediorum et posticorum nigris, apice flavis, tibiis flavis intus nigro-maculatis, tarsis flavis, fulvescentibus ; tibiarum calcaribus pallidis, pedibus omnibus albido- pilosis. Segmentis abdominis 1 — 5 subnitidis, sat dense subtilissimeque punctatis, 1 — 3 fasciis flavis interruptis, 4 — 5 fasciis mtegris, 6 — 7 subopacis, dense rugoso-punctatis. Segmentis 1 — 5 ventralibus tenuiter et subirregulariter punctatis, marginibus posticis piceis ; segmento sexto bilobato, lobis rotundatis, pilis stratis obductis, in medio squama nigra bidentata praedito. Long. 6 — 7 mm. Mandibeln schwarz, an der Spitze duukel-pechbrauu, Oberlippe gelb, je seitlich und in der Mitte an der Basis ein schwarz-brauner Punkt, Vorderraud mit einzelnen kräftigen Punkten. Clypeus, innerer Augeurand bis etwas oberhalb der Fühlerinsertion , meistens zwei kleine Flecken oberhalb der Fühler und eine abgekürzte Linie hinter den Netzaugen gelb. Der Clypeus mit einzelnen uuregelmässigen Punkten, die gelbe Platte zwischen Kopfschild und Netzaugen etwas häutiger, aber durchaus nicht dicht puuktirt. Fühlerschaft punktirt, schwarz, an der Basis und an der Spitze gelb oder bräunlich gefleckt, Geissei oben schwarz, unten dunkelbraun. Fühlergruben polirt, Stirn und Scheitel nicht dicht punktirt, Schläfen glatt und glänzend. Eine Linie des Pronotums und Schulterbeulen gelb. Dorsulum vorn und an den Seiten ziemlich dicht punktirt, in der Mitte glänzend, fast ohne Punkte, oberhalb der Tegulae oft ein kleiner, gelber Läugsfleck, Tegulae hellbraun, Flügel hell mit braunen Adern. Schildchen unbestimmt gelb gefleckt. Hiuterschildchen und Mittelsegmeut matt, runzlig punk- tirt, an den Seiten deutlich fein punktirt, Mesopleuren dicht punktirt. Vorderhüfteu bisweilen mit einer gelben Linie, Vorderschenkel oben grösstentheils schwarz, die Spitze und unten gelb, Mittel- und Hinter- Beiträge zur Kenntnlss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 235 schenke! schwarz mit gelber Spitze, alle Schienen gelb, nach innen dunkelbraun bis schwarz gefleckt ; Tarsen gelb, etwas bräunlich, Sporen blass. Behaarung des Mesosternums und der Beine weisslich. Dorsal- segmente 1 — 4 etwas glänzend , fein , etwas unregelmässig punktirt, 5—7 dicht gerunzelt punktirt. Erstes Segment mit 2 gelben Bogen- linien, die in der Mitte auch zusammenstossen können , 2 — 3 mit in der Mitte stark unterbrochenen, seitlich etwas erweiterten Binden, 4 mit ganzer oder in der Mitte ganz schmal unterbrochener, 5 mit ganzer, in der Mitte und an den Seiten sehr wenig erweiterter Binde, 6 entweder schwarz oder mit feinem, gelbem Querstrich. Ventral- platten etwas glänzend, hell behaart, unregelmässig und ziemlich fein punktirt, Endränder meistens braun. Das 6. Segment ist zweilappig, Lappen braun, abgerundet, mit längern, anliegenden, gelb-braunen Haaren dicht bedeckt, in der Mitte des Segments eine kleine, schwarze, zweizähnige Schuppe. Weber fing Männchen und Weibchen dieser Art ziemlich häufig bei Tientsin auf den Blüthen einer Tamarix. Andrena Latr. 1. Andrena pilipes Fabr. ScHMiEDEKNEOHT, Apidae europaeae, p. 509. Tientsin. 3. Andrena thoracica Fabr. Schmiedeknecht, 1. c. p. .522. Tientsin. Woniioides Schenck. Noniioides varleffata Oliv. Oliviee, Encyclop. method., V. 4, p. 1.39. Handlirsch , Bienengattung Noniioides Schenck , in : Verhandl. k. k. Zool.-bot. Gesellsch. Wien 1888, p. 402. Häufig bei Tientsin auf den Blüthen einer Tamarix- Art. Alle Weibchen haben auf dem Dorsulum vor dem Schildchen eine gelbe Querbinde, wie es auch Morawitz 1. c. p. 357 von den Exemplaren aus der südlichen Mongolei angiebt. JSoniia Latr. 1. Nomia sp, ? Tientsin. Scheint der Nomia concinna Smith (in : Suppl. of the Journ. Proceed. Zool. Jahrb. Vlll. Abtli. f. Syst. IG 236 ^- SICKMANN, Beiträge zur Kenntniss d. Hymenopt.-Fauna des nördl. China. Linn. Soc. London, p. 91) aus Makassar verwandt zu sein. Das ein- zige Weibchen, welches Weber sandte, ist leider stark verdorben. 3. Womia chalybeata Sm., Westw. M. S. Tientsiü, nicht eben selten. Smith erwähnt diese Art zuerst in den Proceedings Linn. Soc. London 1858, p. 5 als Nomia chalybeata Westwood M. S. und ver- gleicht sie mit seiner daselbst beschriebenen Nomia formosa von Celebes. Eine Beschreibung nach Exemplaren von Shanghai liefert Smith, in: Trans. Entomol. Soc. London 1875, p. 59. Auf tab. 2 ist das merkwürdig gebaute Hinterbein des Männchens abgebildet. Colletes Latr. Colletes hylaeiforniis Eversm. EvKRSMANN, Fauna hymenopterol. Volgo-Uraleusis, in: Ball. Moscou 1852, V. 2, p. 1. Tientsin. Crocisa Latr. Croeisa raniosa Lepel. Lepeletier, Hymenopteres, V. 2, p. 451. Es wurde ein Weibchen in der Nähe von Peking auf den Blüthen des Buchweizens gefangen. Noniada Fabr. Nomada furva Panz. Panzer, Faun. Germ., 55, 23. Schmiedeknecht, Apidae euroiD., p. 198. Ein S aus der Umgebung Tientsins. Coelioxys Latr. 1. Coelioxys acuininata Nyl. Ein S von Tientsin. 3. Coelioxys coronata Förster. Förster, in: Verh. Naturh. Ver. Rheinl. Westfalen, Jahrg. 10, 1853. Zwei ?? aus der Nähe von Tientsin. Frommannsclifi Buchdriickerei (Hermann Pohle) in .Jena. — 1322 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. Von Dr. L. ßeh in Strassburg. Die Bucht von Hohwacht ist der südwestlichste Theil der Schles- wigischen oder der Kieler Bucht im weitem Sinne. Sie wird ge- bildet von dem Küstenstrich zwischen der Ausmündung der Kieler Bucht im engem Sinne und der Insel Fehmarn. Gerade westlich von dem kleinen Seebade Hohwacht ist ihr Centrum, das man auch als Hohwachter Bucht im engern Sinne bezeichnen kann. Was sie in faunistischer Beziehung wohl zum interessantesten Theile der Ostsee machen dürfte, ist ihr grosser Salzgebalt. Sie ver- dankt ihn den beiden Unterströmen, die aus dem Kattegat durch die beiden Belte eindringen, einerseits und dem völligen Mangel an Süsswasserzufluss andrerseits. Denn die Verbindungen mit den an ihr liegenden Binnenseen sind seit mehreren Jahren geschlossen, um diese auszusüssen. — Der Unterstrom des kleinen Beltes läuft die Küste herab, dringt theils in den Kieler Hafen ein, prallt aber in seiner Hauptstärke direct in die Hohwachter Bucht. Der stärkere, aber nicht ganz so salzreiche Unterstrom des grossen Beltes fliesst zwischen den Inseln Laaland und Langeland hindurch und ergiesst sich eben- falls gerade mitten in die Hohwachter Bucht. Von da wenden sich beide nun vereinigte Ströme gen Osten, um theils direct in die freie Ostsee, theils durch den Fehmarn-Belt in die Neustädter Bucht ein- zumünden. Begünstigt werden beide Ströme durch die fast das ganze Jahr hindurch wehenden Seewinde, die nur im September und October dauernden Landwinden Platz machen, welche dann den Meeresboden mehrere hundert Meter weit trocken legen. Aber selbst da bleiben Zool. Jahrb. VUl. Abth. f. Syst. 17 238 L. REH, beide Ströme bestehen, werden aber zu warmen Oberströmen, die das wärmere Wasser der Nordsee hereinführen, weshalb gerade diese Monate die besten Bademonate sind. So stark ist besonders der Strom des grossen Beltes, dass er in manchen Wintern haushohe Eisschollen von der skandinavischen Küste hereinführt, um sie vor Höh wacht zu gewaltigen Eisbergen über einander zu thürmen, die dann oft die Schiffahrt bis in den Mai hinein unmöglich machen. Die „Pommerania" stellte bei ihrer Untersuchung im August des Jahres 1871 den Salzgehalt in der Mitte der Hohwachter Bucht aller- dings nur auf 0,731% an der Oberfläche und 2,159% in 9 Faden Tiefe fest. Allein ich glaube bestimmt, nach meinen Erfahrungen und den Aussagen der Hohwachter, dass er im Allgemeinen höher ist, be- sonders an der Oberfläche. Das Ufer der Hohwachter Bucht besteht aus Sand. In langen, zum Meere senkrechten Wellen erhebt sich das Land bis über 20 m und senkt sich bis unter den Meeresspiegel, so dass die Mitte der Wellenthäler meist von einem See ausgefüllt wird. Nach dem Meere zu fallen diese Höhenzüge steil ab, treten aber nie ganz an die nor- male Wassergrenze heran, so dass der eigentliche Strand sehr flach ist. In den Erhebungen liegen in grossen Massen erratische Blöcke, die dann das Ufer zu einem Felsenmeere machen und sich weithin in die See als mehr oder weniger breite Steinbänke erstrecken. Ihr Geröll bedeckt grosse Strecken des Ufers. Eine sehr grosse Steinbank verläuft in der Mitte der Bucht von Osten nach W^esten und erhöht den Meeresboden um mehrere Meter. Der Abfall des Ufers ist sehr flach. Nur vor den frühern Aus- flüssen der Binnenseen ist der Grund etwas ausgewaschen und nähern sich die Tiefenlinien in starkem Bogen dem Ufer. Dafür erheben sich dann in ihrer Verlängerung weiter draussen öfters Sandbänke. Die Tiefen in grösseren Entfernungen vom Ufer schwanken zwischen 14 und 20 m. Die Flora ist die gewöhnliche. Auf Steingrund erheben sich prachtvolle Wälder von Blasentang, die sich durch die hellgrüne Schattirung des sonst tiefblauen Wassers weithin bemerkbar machen. Die Tiefen von 3—8 m etwa werden meistens von dicht stehendem Seegrase erfüllt, das dem Wasser einen dunkleren Schein giebt. An manchen Stellen, so direct bei Hohwacht, werden seine abgestorbenen Reste in solchen Massen an das Land geworfen, dass sie den ganzen Strand fusshoch bedecken und gegen das Wasser hin sich als eine Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 239 fast meterhohe, steile, vielfach zerrissene Wand erheben, die durch ihre grotesken Formen ebenso das Auge erfreut, wie sie bei wärmerem Wetter durch ihre Ausdünstungen den Geruchssinn beleidigt. An flachen Stellen, besonders da, wo Geröll den Boden bedeckt, breiten sich prachtvoll lichtgrüne Easen der zierhchen Entero- morphen aus. NatürUch sind auch grosse Strecken des Meeresbodens gänzlich frei vom Pflanzenwuchs und lassen den nackten Sand noch aus mehreren Metern Tiefe heraufleuchten. In den grössern Tiefen sterben die Pflanzen allmählich ab und gehen durch die Kegion des vermodernden Seegrasses in die des Moders über. In Betrefl" der Fauna war von vorn herein zu erwarten, dass die Thiere nicht so sehr wie in den meisten übrigen Theilen der Ostsee den dieser eigenthümlichen Charakter der Verkümmerung zeigten, so- wie dass sich hier noch mehr solche Formen träfen, die eine allzu grosse Verminderung des Salzgehalts und einen beträchtlichen Wechsel der Temperaturen nicht vertragen. Dies waren denn auch die Ge- sichtspunkte, die mich veranlassten, gerade die Hohwachter Bucht zum Gegenstand meiner Untersuchung zu erwählen. Es ist mir natürlich nicht möglich, wie es auch nicht meine Ab- sicht ist, ein nur annähernd vollständiges Bild der dortigen Fauna zu geben. Dazu reichten weder meine Zeit noch die mir zur Verfügung stehenden Hülfsmittel aus. Gerade eine Auswahl, wie sie mir in die Hände fallen musste, war am geeignetsten, zu zeigen, ob meine Voraussetzungen sich als richtig erwiesen oder nicht. — Nebenbei glaube ich noch manche interessante bionomische Beobachtung gemacht zu haben. Mein Aufenthalt in Hohwacht fiel in die Zeit vom 24. Juli bis zum 5. August 1894. Ich machte im Ganzen neun erfolgreiche Fänge mit dem Schleppnetze, je drei in Blasentang und lebendigem See- grase, zwei in altem Seegrase, einen in Moder, und dazwischen noch einige kleinere auf Sand. Ausserdem benutzte ich fast ständig das Schwebnetz, las die Steine und Felsen am Ufer ab, sah fast jeden Morgen nach, was an den Buttnetzen der Fischer hängen geblieben war, u. s. w. Was mir zuerst in die Augen fiel, war der ungeheure Indivi- duenreichthum so vieler Arten, selbst der Land- bezw. Strandthiere, auf die ein kurzer BUck überhaupt von Interesse sein dürfte. Ging man am Tage den Strand entlang, so sah man ihn, soweit 17* 240 L. REH, er feucht war, geradezu lebend von kleinen Fliegen, die in sinnver- wirrender Menge und Beweglichkeit vor dem drohenden Fusse nach allen Seiten in eigen thümlich hüpfender Weise auseinander stoben. Da, wo er trocken und unbewachsen war, machten sich überall flüchtig enteilende Laufspinnen (etwa 3 Arten) bemerkbar, deren bester Schutz ihre ausgesprochene Sandfarbe gewesen wäre. Ständige Gäste und Begleiter waren kleine Marienkäferchen. Morgens sassen sie auf dem Bett, beim Baden nahmen sie sofort Besitz von den abgelegten Kleidungsstücken, beim Spazierengeheu trug man sie mit sich herum, beim Essen setzten sie sich auf Schüsseln und Teller; fuhr man mit dem Boote hinaus aufs Meer, so flogen sie auf Ruder und Segel, zog man das Schwebnetz empor, so lagen gewiss einige der armen Gesellen ertrunken darin, und legte man sich endlich Abends nieder, so spazierten sie wieder auf dem Bette umher. Begab man sich Abends an den Strand, so schwirrten Fliegen so dicht um einen herum, dass man kaum sprechen konnte, und vor den Füssen setzten in mächtigen Sprüngen Strandhüpfer davon, so dass es aussah, als wenn aus einer Schüssel hoch herab auf einen Tisch Erbsen geschüttet würden. Kein Wunder, dass auch die Vögel ungemein häufig waren, be- sonders die Uferschwalben, deren Nester sich oben an den steilen Sandwänden Loch an Loch reihten. Bei der Meeresfauna fiel mir zunächst der fast gänzliche Mangel makroskopischer Thiere an der Oberfläche auf. Ausser Quallen fing ich mit meinem Schwebnetz nur ins Wasser gejagte geflügelte Land- insecten und nur ein einziges Mal, bei sehr starkem Winde, See- thiere: und das waren von Pflanzen losgerissene Asseln und Floh- krebse. Selbst Cladoceren, für die mein Netz allerdings etwas weit- maschig war, sah ich nur vereinzelt. Schwämme bedeckten in zahlreichen Arten die verschiedenen Pflanzen in ziemlichen Mengen. Nie dagegen fand ich sie auf Krebsen oder Molluskenschalen. Hydroiden waren nicht häufig. Sie sassen besonders auf Blasentang und i^Msws-Schalen. Mir fiel besonders eine Sertularie auf, die ich für Sertularia pumila halte. Sie sass öfters auf ersterem, aber nie in verzweigten Stöckchen, sondern immer nur in kurzen, 10 — 15 mm langen, geraden Stämmchen mit breiter Basis und jeder- seits 8 — 10 recht grossen Kelchen. Von Medusen war nur Aurelia aurita vorhanden, zwar in ungeheurer Menge, aber nie in dichten Bänken. Doch sollen nach Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 241 Aussage der Fischer auch solche vorkommen, und zwar so dicht, dass die Boote nicht hindurch fahren können. Im Wasser sah ich sie immer nur einzeln, doch lagen sie am Strande oft in solchen Massen, dass man keinen Schritt machen konnte, ohne auf eine zu treten. Besonders in den letzten Tagen, als der Strand trocken lief, sah man sie überall liegen. Bei solchen an den Strand getriebenen, bezw. liegen gebliebenen Quallen konnte man einen interessanten Vorgang beobachten. Während sie im Wasser fast immer sich in glocken- förmiger Gestalt zeigten, breiteten sie, besonders die grösseren, sich hier völlig flach aus. Durch ihr Gewicht und die drehende Wirkung' der Wellen sanken sie langsam in den Sand ein, und zugleich be- gannen die Saudkörner, sie vom Rande her nach der Mitte hin zu- zudecken. So konnte man oft verschieden grosse, kreisrunde Löcher sehen, durch die noch die Gallertmasse hindurch sichtbar war, was den Eindruck einer Pupille noch erhöhte. Schliesslich verschwand auch diese Oeffnung, und nur eine schwache Erhöhung des Sandes zeigte noch den Ort an, wo eine Meduse begraben war. — Mau kann sich leicht denken, wie ein solcher Vorgang den Grund legen kann zu einer spätem Versteinerung selbst so zarter Wesen. Ich habe oft versucht, ob man an solchen auf den Strand ge- worfenen Quallen noch Lebenszeichen wahrnehmen könne. Ich habe sie zu diesem Zwecke auf alle mögliche Art und Weise mechanisch gereizt, aber immer vergebens. Ich habe sie auf die Hand gelegt, auf die Exumbrellar- und die Subumbrellarseite : sie Hessen die Mund- arme schlaff liegen oder hängen, ohne die geringste Bewegung. Auch an den Tentakeln war eine solche nicht wahrzunehmen. — Warf man sie aber ins Wasser, so sah ich sie oft sofort, als wenn nichts ge- schehen wäre, wieder anfangen zu schwimmen. Ihre Lebenszähigkeit muss auf jeden P'aU eine sehr grosse sein. Mein Schleppnetz riss eines Tags einer grossen Qualle ein kleines Stück ihres Randes ab. Ich hielt dies noch einige Tage im Wasser und sah es fast fortwährend die charakteristischen rhythmischen Schwimmbewegungen ausführen. Leider war es mir nicht möglich, die Beobachtung länger fortzusetzen und eventuell etwas über die Regenerationsfähigkeit dieses Stückes festzustellen ^ ). Die Grösse der von mir gesehenen Quallen schwankte zwischen 4 und 40 cm Durchmesser. Die meisten, auch die kleineren, hatten reife Gonaden von jenem wunderbar zarten Rosa. Erst in den letzten 1) Eimer, Ueber künstliche Tlieilbarkeit von Aurelia aurita und Cyanea capillata, in: Verhdl. med. phys. Ges. Würzburg, N. F. V. 6. 242 ^ REH, Tagen bemerkte ich immer häufiger Thiere mit braunen Embryonal- massen an den Krausen der Mundarme. Eine eigen thüraliche Erscheinung, die mit der von Dunkek *) be- schriebenen Aehnlichkeit hat, erregte oft mein Erstaunen. Ich sah nämlich ziemlich häufig am Ufer Quallen, deren Rand nach oben um- geschlagen war und sich mehr und mehr der Mitte näherte, so dass er sich oft zu einem kleinen, über der Exumbrella befindlichen Loche zusammengezogen hatte. Das Ganze machte den Eindruck eines etwas abgeplatteten Augenbulbus, etwa ähnlich dem der Wale, mit median- 'wärts abgeschnittenen Muskeln (die Mundarme). Denn zugleich war auch der Schirm sehr stark verdickt und fühlte sich prall und nicht mehr schleimig an. Wie bemerkt, fand ich dieses eigenthümliche Ver- halten nur an Thieren in nächster Nähe des Ufers, was mich auf den Gedanken brachte, dass es ein Schutz sein solle gegen die Reibung am Sande : das Umkrempeln des Randes, um die dort hegenden Sinnesorgane in Sicherheit zu bringen ; die Annahme einer hohen, kugligen Gestalt an Stelle der sonstigen, flacheren, um nicht so leicht auf den flachen Strand geschleudert zu werden, bezw. dort liegen zu bleiben; das Prallwerden, um mehr Widerstand leisten zu können und die Elasticität zu erhöhen. Indess, und das ist das Sonderbarste, ich sah diese ganze Erscheinung nur bei kleinen und mittelgrossen Indi- viduen, um so häufiger, je kleiner, um so seltener, je grösser sie waren. Nachträglich fiel mir dann ein, dass ich etwas Aehnliches diesen Sommer mehrere Male bei Hydra fusca gesehen hatte. Ich hielt mir eine grössere Anzahl derselben einige Zeit in kleinen Gefässen, in denen sie leicht zu beobachten waren. Zu meinem Erstaunen fing hie und da plötzlich eine an, ohne ersichtlichen Grund, sich langsam um- zustülpen. Immer mehr rückte der Mund am eignen Körper in die Höhe. Die Fusscheibe musste loslassen und verschwand ebenfalls, während das Thier langsam zu Boden fiel. Die Sache ging so weit, dass ich glaubte, nun müsse die Basis am andern Ende wieder heraus- kommen. Da trat für kurze Zeit, mehrere Minuten lang, ein Ruhe- zustand ein, und dann begann die Rückstülpung, nach deren Be- endigung das Thier sich wieder einen neuen Ansatzpunkt suchte ^). 1) In: Archiv f. Naturgesch., Jahrg. 60, V. 1, Heft 1. 2) Von Interesse dürfte es sein, dass ich eine grosse Qualle in einem kleinen Gefässe mit 10-procent. Formaldehyd-Lösung conservirte. Obgleich die Lösung dadurch beträchtlich verdünnt wurde, erhielt sich die Qualle ausgezeichnet. Sie blieb in Gestalt und Durchsichtigkeit wie lebend. Jeder einzelne Tentakel war vollkommen erhalten und erkennbar. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 243 Auch 1 Lucernaria octoradiata hatte ich das Glück aus etwa 10 m im Seegrase zu erhalten. Seerosen konnte ich leider keine erbeuten. Doch versicherten die Fischer, dass man sie im Herbste auf dem trocken laufenden Strande, etwa 150 — 200 m vom Normalufer entfernt, zahlreich finde. Von Echinodermen scheint Ophioglypha alhida in grössern Tiefen ziemlich häufig zu sein. Ich selbst fing allerdings keine, da- gegen konnte ich sie jeden Morgen in zahlreichen Exemplaren an den Buttnetzen der Fischer ablesen. Leider waren alle mehr oder weniger verletzt. — Ihre Grösse war ziemlich beträchtlich. Mein grösstes, gut erhaltenes Exemplar hatte bei einem Scheibendurchmesser von fast 1 cm eine freie Armlänge von 4 cm ; ein andres, mit abgebrochnen Armen, hatte 12 mm Scheibendurchmesser. Astracanthion rubens ist natürlich ganz gemein. Jeder Schlepp- netzzug brachte eine Anzahl mit herauf, einerlei auf welchem Grunde ich gefischt hatte. Doch erwies sich dieser von Einfluss auf die Ge- stalt der Thiere. Die wenigen Exemplare, die ich auf Sand fing, waren unverhältnissmässig dickleibig und -armig, breit und plump, so dass sie beim ersten Anblick an Ästerina, selbst an Pentaceros erinnerten. Die an Pflanzen lebenden Seesterne hatten die normale, schlanke Gestalt, wobei vielleicht die vom Seegras etwas spitzere Arme hatten als die vom Blasentang. Ich lasse hier die Maasse zweier annähernd gleich grossen Thiere folgen : Sand- Seegras- Exemplar Exemplar Mundmitte bis Armspitze 18,2 mm 17 mm Armspitze — gegenüberliegenden Interradius 26 „ 21,5 „ Freie Seitenlänge des Armes 15 „ 14,5 „ Breite der Armbasis 8,8 „ 5,2 „ Scheibenhöhe in der Mitte 7,4 „ 4,9 „ Leider habe ich die Farben dieser verschiedenen Varietäten nicht beachtet. Die von mir selbst gefangenen Seesterne waren sehr klein (1 cm Durchmesser) bis mittelgross. Dagegen werden sie in grössern Tiefen Nur die herrlichen Farben der Radialcanäle und Gonaden verblassten so, dass nur noch ein Anflug übrig blieb. — Nicht ganz so zufrieden war ich mit meinem Conservirungsversuch von Astracanthion rubens und Orangon vulgaris. Blieb bei beiden auch die Gestalt erhalten, so verloren erstere doch fast gänzlich die Farbe, während letztere lebhaft roth, wie ge- kocht wurden. 244 L. REH, sehr gross. Das grösste Exemplar, das ich von den Buttnetzen er- hielt, hatte obige Maasse wie folgt : 88, 103, 76, 19 (21) »), 14. Aehnlich grosse Exemplare sah ich häufig, und nach den Aussagen der Fischer sollen sich noch grössere ziemlich oft finden. Würmer. Von Turbellarien fing ich nur eine Leptoplana tremellaris im vermodernden Seegras ^) und 2 — 3 kleinere Arten, die ziemlich häufig an Steinen waren. Es fiel mir auf der Suche nach ihnen bald auf, dass sie fast immer an der Unterseite von marmorirten Gesteinen (Graniten u. s. w.) krochen, an homogenen (Kalksteinen u. s. w.) dagegen sich sehr selten fanden. Ich erkläre mir dies aus dem Um- stände, dass jene viel rauher und unebner sind als diese und so ein- mal das Festhalten in der Brandung wesentlich erleichtern und dann auch durch Gruben, Furchen u. s. w. mannigfache Verstecke darbieten. Nemertes gesserensis fing ich in mehreren Exemplaren im alten Seegrase, z. Th. ziemlich gross (über 20 mm lang). Ein ganz junges, unbestimmtes Exemplar der Gattung Oncho- laimus fand ich im Blasentang. Von Halicryptus spinulosus fischte ich 2 Stück im alten See- grase. Piscicola geometra erhielt ich in 2 kleinen Exemplaren aus Blasentang. Ärenicola marina war natürlich ungeheuer häufig. Der ganze unbewachsene Meeresboden war mit ihren Häufchen bedeckt. Doch sind die Thiere selbst schwer zu erhalten, da sie sehr tief, 30 — 40 cm tief im Sande vergraben sind. Ich selbst habe mit einer gewöhnlichen Schaufel bei halbstündigem, angestrengtem Graben nur 2 Stück er- halten. Die Fischer graben sie bei flachem Wasser mit Dreizack- gabeln zum Ködern, Und mit einer solchen gelang es meinem Segel- jungen in kurzer Zeit, über ein halbes Hundert zusammenzubringen. Scoloplos armiger scheint sonderbarer Weise nicht häufig zu sein. Wenigstens erhielt ich nur 3 kleine Thiere aus Seegras und sandigem Schlick. Amphitrite johnstoni fing ich im Blasentang, 1 grosse, 3 kleine. Euchone papulosa fand ich nur einmal im Blasentang und zwar sehr klein. 1) Ich habe hier zwei Maasse angeführt, weil der Arm an der Basis etwas eingeschnürt ist und sich gleich darauf etwas verdickt. 2) Hierunter verstehe ich natürlich nicht das vom Ufer, sondern das von grösserer Tiefe des Meeres. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 245 Spirorhis nautiloides war dagegen wieder äusserst häufig. Auf allen Pflanzen sassen ihre Schalen in dichten Massen. Phyllodoce maculafa fing ich im alten Seegras, in 1 grösseren und 2 kleinen Exemplaren. Polynoe cirrata war natürlich wieder überall gemein. Eine ganz junge, unbestimmbare Nereis fing ich im Seegrase. Bryozoen bedeckten in zahlreichen Arten und grossen Massen die verschiedenen Seepflanzen, besonders den Blasentang. Auch auf den meisten ^wccmww- Schalen wuchsen ihre Rasen. B a 1 a n i d e n sassen in ungeheuren Mengen auf allen grössern, nicht zu nahe am Normalufer gelegenen Felsblöcken. Etwa 30 — 40 cm unter dem normalen Wasserspiegel war ihre obere, scharf markirte Grenze, ihre untere, nicht so scharfe, etwa 5 — 10 cm über dem Boden. Der Raum dazwischen war so vollständig von ihnen bedeckt, dass vom Stein fast nichts mehr zu sehen war; ja, oft sassen sie sogar über- einander. Die Schalen waren nicht so gross und dabei sehr flach, etwa 5 mm hoch, bei 15 mm Basaldurchmesser. Die Basis war häutig, so dass die Schale sich leicht durch ein unter ihr steiles Ende geschobenes Messer abheben Hess. Wollte man dies vom andern Ende aus versuchen, so zerbrach regelmässig die Schale. — Die Scuta und Terga bildeten bei den meisten die ganz charakteristische Figur, die Darwin bei B. halanoides abbildet. Auch sonst passten für diese Exemplare die Merkmale dieser Art. Viele jedoch zeigten ebenso be- stimmt die für B. crenatus charakteristische Figur, wenn auch die übrigen Merkmale nicht völlig übereinstimmten. Eine recht grosse Anzahl endlich schien zu keiner der beiden Formen zu gehören, sondern bildete alle möglichen Mittelformen. Auf fast allen, selbst auf ihren Scuta und Terga, sassen kleine, halbkuglige, sehr feste Algen. Auf Cladoceren musste ich, wie schon oben bemerkt, wegen der Maschenweite meines Schwebnetzes verzichten. Amphipoden und Isopoden waren in unglaublichen Mengen vorhanden. Alles wimmelte von ihnen : auf den Steinen liefen sie überall herum, und von jedem aus dem Wasser gezogenen Pflanzen- büschel fielen sie in dichtem Regen herab. Nur nach der freien, tiefern See hin wurden sie weniger zahlreich, und an der Oberfläche fehlten sie so gut wie ganz. Mit jedem Fange bekam ich sie so massenhaft, dass ich sie in meinem Kübel, den ich zum Aufbewahren und Aussuchen benutzte, von der Oberfläche mit Gläsern abschöpfen musste, um zu der übrigen Ausbeute zu gelangen. Dabei kam mir 246 L. REH, eine scharf ausgeprägte, positive Phototaxis dieser Thiere zu statten, indem sie sich immer an den Stellen dicht ansammelten, an denen augenblicklich das meiste Licht einfiel, so dass ich sie bequem dahin lenken konnte, wohin ich sie haben wollte. Vielleicht dürfte es auch damit zusammenhängen, dass diese Kruster so gern aus dem Wasser heraus und an den Wänden der Bütte in die Höhe krochen, wo sie meistens eintrockneten. Bei solchen Massen war natürlich an ein Aussuchen nicht zu denken. Ich nahm nur von jedem Fange aufs Gerathewohl eine kleine Probe. Bathyporeia pilosa erhielt ich in 2 Exemplaren aus der Region des vermodernden Seegrases. Calliope laeviuscula las ich ziemlich häufig von Steinen ab. Gammarus locusfa war naturlich die Art, die die grosse Masse ausmachte. Die Thiere waren immer klein, höchstens 12 mm lang. Nur 1 Exemplar aus grössrer Tiefe erreichte eine Länge von 18 mm. Aber dies wich, obgleich es in vielen Merkmalen durchaus zu dieser Art zu gehören schien, in vielen andern, wie z. B. der auffallenden Länge der Fühler (12 mm), besonders aber in seinem ganzen Habitus so sehr von den andern Individuen ab, und näherte sich ebenso sehr der Art G. marinus, dass ich nicht umhin kann, es als eine Mittelform zwischen beiden Arten zu bezeichnen. Amathilla sahinei fing ich in wenigen Exemplaren in grösseren Tiefen im Seegras. Merkwürdiger Weise bestanden bei allen die Neben- geisseln statt aus 5 — 6 kurzen, gedrungenen aus 3 langen, schlanken Gliedern. Microdeutopus gryllotalpa war nicht selten im Blasentang. In ebensolchen Massen wie diese schwimmenden Krebse kamen auch die springenden am Strande vor (s. S. 240). Talitrus locusta und Orchestia littorea belebten ihn Abends in un- geheurer Anzahl. Vor jedem Schritte stoben sie auseinander, wie die Wassertropfen, wenn man in eine Pfütze patscht. — Die erstem waren nicht ganz so zahlreich wie die letztern, doch machten sich ihre grossen, dicken, weissen Gestalten überall bemerkbar. — Beide Formen erreichten nur wenig über Mittelgrösse. Von den Isopoden war Idothea tricuspidata ebenso häufig wie die Gammarideu. Ebenso mannigfaltig wie die vorhandnen Grössen waren die vorhandnen Farben. Doch wird erstere nicht beträchtlich. Mein grösstes Exemplar misst 17 mm Länge bei 5 mm Breite. Der Durchschnitt war bedeutend kleiner. Oft fand ich ein kleines von den Zur Fauna der Hohwachter Bucbt. 247 Füssen eines grossen vom Rücken her umfasst: ob dies mit der Be- gattung zusammenhängt, vermag ich nicht zu sagen. — Auch über die Farbenverschiedenheit etwas festzustellen, war mir nicht möglich. laera marina war sehr häufig, besonders an Steinen. Es gilt in dieser Beziehung für sie alles oben (S. 244) für die Planarien Ge- sagte. Die Art blieb klein ; an Steinen massen sie durchschnittlich 3 — 4 mm, an Pflanzen waren sie noch kleiner. Hier vermochte ich einen Einfluss der Umgebung auf die Farbe festzustellen : die von Steinen abgelesenen Exemplare waren fast alle einfarbig dunkelgrau, die aus dem vermodernden Seegrase röthlich-braun, die von Blasentang hellgelb, einige grün mit dunklen Querbinden. — Eine Eigenheit dieser Thiere, die offenbar mit ihrem Leben in der Brandung zusammen- hängt, war mir beim Fange ausserordentlich lästig. Sie vermögen sich nämlich ungemein fest zu klammern, selbst an den glattesten Gegenständen. Sie vom Steine auf die Messerklinge zu bringen, ge- lang verhältnissmässig leicht, aber von da ins Sammelglas nur mit den grössten Schwierigkeiten. Heftigstes Schütteln der Messerklinge, in der Luft oder im Wasser, blieb erfolglos; man musste sie mit vieler Mühe auf dem Rand des Glases abstreifen. Aber selbst da hielten sie sich so fest, dass ich sie gegen ihren Willen nicht ablösen konnte. Man musste sie immer erst einige Minuten sich beruhigen lassen und sie dann durch plötzliches Ueberspülen überraschen. Uebrige Crustaceen. Mysis vulgaris fing ich nur 2 Mal mit dem Schleppnetz im Seegrase, aber eines Abends gelang es mir, mit einem einzigen Schlage meines Handnetzes zwischen den Badekarren mehrere hunderte zu fangen. — M. flexuosa erhielt ich nur in 1 Exem- plar aus dem Seegras. Garneelen scheinen zum mindesten in dieser Jahreszeit nicht häufig in der Hohwachter Bucht zu sein. Ich fing wenigstens nur 4 Stück Crangon vulgaris in Blasen tang. Die Fischer benutzen sie zwar gelegentlich zum Ködern, legen ihnen aber sonst weiter keine Bedeutung bei, ein Zeichen, dass sie überhaupt nicht häufig sind. Pagurus bernhardus, in den Schalen von Buccinum und Fusus, findet sich sehr selten in den Buttnetzen. Ich konnte leider keine erhalten. Carduus maenas ist sehr gemein, am Strande unter den Steinen in kleinen Exemplaren (5 — 6 cm Schalenbreite), weiter draussen in grössern (10 — 15 cm). Erstere sind in der Jugend einfarbig grau- braun ; später sind sie prachtvoll grün, gelb und schwarz gezeichnet. Zu meiner grossen Freude brachte mir eines Morgens ein Fischer 248 L. REH, ein schönes Exemplar von Hyas aranea, das an einem seiner Netze hängen geblieben war, mit einer Schildlänge von 7 und einer Breite von 5 cm. Von Insecten sah ich sehr zahlreiche Mückenlarven in Wucherungen der Seegrasblätter der Länge nach hinter einander auf- gereiht. Das häufigste der Mollusken ist natürlich, wie zu erwarten, Mytilus eduUs. Er dürfte dort überhaupt wohl das häufigste Thier sein. Es ist in der That nicht vorstellbar, in welch ungeheuren Massen er vorkommt. An allen Seepflanzen, in allen Tiefen sitzen seine Schalen in dichten Büscheln. Und doch ist diese Zahl ver- schwindend gegen die der Individuen der Strandregion. Rings um die Basis der Felsblöcke und Steine bilden sie dicke Kränze, die jene so fest verkitten, dass selbst kleine Steine nicht loszureissen sind. Es sah von weitem aus, als seien die Steine in einen blau-schwarzen Morast hineingequetscht, der überall zwischen ihnen herausquelle. Aber selbst das sollte mir noch keinen richtigen Begriff von der un- glaublichen Fruchtbarkeit dieser Species geben. Als in den letzten Tagen die See zurück trat, waren grosse Plätze des Strandes, be- sonders da, wo er geröllreich war, mit einer mehrere Centimeter hohen Schicht dieser Thiere bedeckt. Die Dichtigkeit der Grashalme auf einer guten Wiese muss verschwinden gegen die der Miesmuschel- schalen an diesen Stellen. — Es ist begreiflich, dass für grosse Thiere da kein Platz war. So waren denn auch die Schalen alle klein, im Durchschnitt 20 mm lang, 12 mm hoch. Nur an Pflanzen fand ich einzelne grössere Exemplare, so von 7 cm Länge und 3 cm Höhe. Auch am Strande waren grössere leere Schalen nicht häufig. — Die Farbe der an Steinen festsitzenden Schalen war ein tief dunkles Blau- schwarz ; an Pflanzen und auf Sand kamen, mit jenen gemischt, oft sogar in einem Büschel, auch sehr viele helle vor. Auch behaarte und unbehaarte fanden sich neben einander. Modiolaria discors war nicht häufig. Ich bekam nur einige kleinere Exemplare aus dem vermodernden Seegras. Das grösste mass 8,5 mm Länge, 5,2 mm Höhe und 3,8 mm Dicke. — Von M. nigra fing ich überhaupt nur ein einziges, ganz junges Thier, ebenda. — Beide Arten hatten sehr dünne Schalen, die ich denn auch nie am Strande fand. Cardium edule muss sehr häufig sein. Wenigstens bedecken seine leeren Schalen in jeder Grösse den ganzen Strand. Mit meinem Netz fing ich dagegen nur selten einige, die immer ganz klein waren. Nur Zur Fauna der Hohwachter Bucht, 249 einmal, zwischen 2 und 3 m Tiefe, auf Sand, riss das Netz mit fühl- barem Rucke eine ganze Colonie los, etwa 30 Stück, die ziemlich gross waren. Meine grösste, trockne Schale misst 36 mm Länge, 32 mm Höhe, 25 mm Dicke. — C. /asciatum kommt vereinzelt überall vor, aber immer ziemlich klein. Cyprina islandica erhielt ich leider nur in leeren, aber noch mit Cuticula versehenen Schalen aus den Buttnetzen. Auch die Fischer versicherten, dass sie nie lebende Thiere fingen. Am Strande fand ich sie nie. Die Schalen waren recht gross. So fand ich eine linke Schale von 65 mm Länge, 60 mm Höhe und 20,5 (die ganze also 41) mm Dicke. Tellina haltica fing ich nur in 2 kleinen Exemplaren im alten Seegrase. Auch ihre Schalen kamen nie am Strande vor. Corhula gibha fand ich sogar nur ein einziges Mal, ebenfalls im alten Seegrase, in einem ganz kleinen Exemplar. 3Iya arenaria ist ganz gemein. Ihre Schalen sind am Strande fast ebenso häufig wie die von Cardium edule. Lebend jedoch ist sie sehr schwer zu erhalten, da sie sich sehr tief in den Sand eingräbt. Mein einziges Exemplar brachte mir mein Segeljunge mit den Sandwürmern. — Die grösste trockne Schale, die ich besitze, misst 70 mm Länge, 44 mm Höhe, 13,6 mm Dicke. Auf Nacktschnecken musste ich verzichten, da mir keine Gläser zum Aussuchen zu Gebote standen. So fiel mir auch nur ganz zufällig eine Aeolis exigua in die Hände, aus Blasentang. Nur Acera hullata bekam ich mehrere Male. Sie scheint hier sehr klein zu bleiben. In flacherm Wasser und auf sandigem Schlick ist sie heller und kleiner (4 mm lang, 3 mm dick), im vermodernden Seegrase dunkler und grösser (7 mm laug, 4 mm dick). Die Littorinen waren natürlich wieder sehr gemein, sowohl lebend im Wasser als auch ihre leeren Schalen am Strande. Besonders an den Steinen sassen sie in grossen Mengen, mit Vorliebe in den Fugen und kleinen Löchern, welch letztere sie zu erweitern, bezw. zu ver- tiefen scheinen. Auch sie waren im Durchschnitt klein; doch waren grössere Exemplare mit dicken, festen Schalen nicht gerade selten. Immerhin hatte die grösste Littorina liUorea, die ich fand, nur 18 mm Höhe bei 13 mm grösster Breite. Die meisten Schalen dieser Art waren einfarbig, schmutzig-dunkel mit undeutlichen Streifen; nur die an Pflanzen lebenden zeigten hellere Farben mit deutlicher Spiral- streif ung. Auch die Gestalt letztrer wich etwas ab von derjenigen der au Steinen lebenden Thiere. Während diese grösser, mit abgeriebenem, 250 L. REH, abgestumpftem, glattem Gewinde und fast runder Mündung waren, hatten jene bedeutend kleinere Schalen, ein hohes, sehr spitzes Gewinde von fast concaven Conturen und scharfe Spiralrippen ; auch war die Mün- dung länglich, nach unten fast in einen Winkel ausgezogen. Doch dürften diese Unterschiede wohl mehr durch mechanische Einwirkungen auf die Schale bedingt sein als durch innere Varietätsverschiedenheiten. — L. ohtusata fand ich nur in Blasentang, in kleinen Exemplaren. Mein grösstes hat 6 mm Höhe bei 7,5 mm Dicke. — Auch L. rudis wird nicht viel grösser. Sie zeichnete sich dadurch aus, dass die Mündung innen ziemUch stark roth gefärbt war, besonders bei den Jungen, bei denen sich diese Farbe fast bis zu Purpur steigert. Diese Art fand ich nur au Steinen. Die beiden Lacunen, Lacuna alhida und divaricata, erhielt ich häufig, in ziemlich normal grossen Exemplaren, letztere ebenso oft in der blassen als in der gestreiften Varietät, die in einigen Exemplaren sehr hübsch in einander übergingen. Rissoiden waren sehr zahlreich, sowohl an Steinen {Rissoa octona besonders) als auch an Pflanzen, wobei die vom Blasentang etwas heller gelb waren. Eine Anzahl der Exemplare war unzweifelhaft zu bestimmen als R. octona, inconspicua und Hydrohia ulvae. Die meisten jedoch bildeten Mittelformen, die man keiner der drei Arten, ja nicht einmal der beiden Gattungen mit Sicherheit hätte zuweisen können. Erschwert wurde die Bestimmung durch die Kleinheit und völlige Glätte der Schalen. — Auch Eierschnüre dieser Schnecken hingen überall an den Pflanzen. Cerithium reticulatum fand ich jn 5, z. Th. leeren Schalen im alten Seegrase und im Moder. Die grösste war 9,2 mm lang, 2,9 mm dick. Buccinum undatum bringen die Fischer in ihren Netzen immer in grösserer Anzahl mit. Die Thiere werden recht gross und auch dick- und festschalig. Das grösste, etwas schlanke Exemplar, das ich mit- genommen habe, misst 61 mm Länge, 38 mm Dicke. Doch dürfte das nur der Mittelgrösse entsprechen, da ich selbst wesentlich grössere leere Schalen in den Händen der Kinder gesehen habe. — Eigen- thümlich ist, dass die Schalen meist dicht mit Bryozon und zwar nur mit solchen besetzt sind. — Auch Eierkapseln dieser Schnecke erhielt ich. — Am Strande fand ich ihre Schalen nie. Häufiger noch und besser entwickelt ist Fusus antiquus, das ebenfalls mit den Fischernetzen hereinkommt. Ein ebenfalls nicht gerade besonders grosses Exemplar, das ich besitze, misst 100 mm 1 Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 251 Länge und 63 mm Dicke. Meist sind die Schalen unbewachsen, wenn aber, dann fast nur mit Hydroiden. Auch ein Packet Eierkapseln wurde mir gebracht, die etwa 13 mm Durchmesser haben. Der Stamm der Mantelthiere war verhältnissmässig reich vertreten. Besonders an Blasentang, aber auch an Seegras und an alten Muschelschalen sassen die Thiere. Am häufigsten waren die beiden auch von Möbius aufgeführten Cynthia-Arten, dann Äscidia canina und Cione intestinalis. Ferner fand ich noch Molgula macro- siphonica und noch 3 — 5 Arten, die ich nicht bestimmt habe, z. Th. aus grössern Tiefen. Von Fischen wurde während meines Aufenthalts nur Goldbutt, Tlatessa vulgaris, gefangen. Doch ging auch häufig der Dorsch in die Netze. Zweimal wurde mir von Fischern Agonus cataphractus ge- bracht, von der für die Ostsee recht stattlichen Länge von 26, bezw. 25 cm. Stichlinge sah ich besonders des Morgens bei Sonnenaufgang zwischen den Steinen. Leider habe ich verabsäumt, von diesen, wie auch von den zahlreich vorkommenden andern kleineu und jungen Fischen zu fangen. Einer allgemeinern bionomischen Beobachtung möchte ich hier noch gedenken. Es war nämlich merkwürdig, wie rasch die meisten Thiere abstarben, viel rascher, als ich es bei Süsswasserfängen gewöhnt bin. Im Allgemeinen durfte ich keinen Fang über Nacht stehen lassen, besonders nicht, wenn Seegras darin war. Fänge mit Blasentang oder Sand hielten sich schon besser. Die ersten Thiere, die abstarben, waren die Gammariden und einige Würmer, besonders Polynoe cirrata. Dana folgten ziemlich rasch die Seesterne, die jungen Muscheln und die Hydrobien. Die grössern Muscheln und Schnecken hielten es schon ziemlich lange aus. Am widerstandsfähigsten erwiesen sich die Asseln. Möbius führt unter den wirbellosen Thieren der Ostsee 16 Arten auf, als in der Mitte der Hohwachter Bucht, bei 9 Faden Tiefe, auf sandigem Schlick gefunden. Von diesen 16 habe ich sonderbarer Weise nur 9 gefangen. Da ich aber über 50 bestimmte und vielleicht 20 unbestimmte Arten habe, sind für diesen Ort mindestens 50 Arten neu: an sich schon ein zufriedenstellendes Ergebniss. Von meinen bestimmten Arten führt Möbius 22 von einer grössern Anzahl Fundorte, also weiter in der Ostsee verbreitete auf, und 27 nur von 1-3. Es sind also über die Hälfte der Arten in der Ostsee selten. Auch von den 7 bei Möbius für Hohwacht augeführten, von mir nicht gefundenen Thieren sind 3 weiter verbreitet, 4 wenig. Und 252 L. REH, unter den von mir nicht bestimmten sind gewiss noch mehrere für die Ostsee neue Arten. Ueber die Hälfte der Arten aus der Hohwachter Bucht ist in dem Nördlichen Eismeer heimisch: ein gewiss sehr grosser Antheil. Dagegen fing ich nur ein Süsswasserthier {Piscicola geometra) in wenigen, kleinen Exemplaren. In Bezug auf die Ausbildung der Thiere sind zwei scharf ge- trennte Gebiete zu unterscheiden: das der Uferregion und das des freien, tiefern Meeres. Die Thiere des erstem Gebiets haben wenigstens in so fern den Ostsee-Typus, als sie zum grössten Theile recht klein sind. Die des letztern Gebiets dagegen erreichen die normale Grösse. Ich weise hin auf die Echinodermen, Gammarus locusta bezw. marinus, Carduus maenas, Buccinum undatum und Fusus antiquus. Als charakteristische Eigenschaft der Ostsee-Mollusken führt MöBius an, dass ihre Schalen so dünn seien, dass sie sich zwischen den Fingern zerreiben Hessen. In der Hohwachter Bucht trifft dies nicht ganz zu. Denn alle Schalen von lebenden Mollusken waren dick, z. Th. auffallend dick und stark. Aber wenn das Thier abgestorben war, verfiel die Schale verhältnissmässig rasch. Es fiel mir schon in den ersten Tagen auf, dass die am Strande liegenden Schalen sich merkwürdig kreidig anfühlten, dass sie ausserordentlich morsch waren und so sehr leicht zerbrachen. Auch Buccinum- und jPwsws-Schalen, die ihres Thieres beraubt wurden, zeigten diese Erscheinung nach einigen Tagen. Ob dies allein daher rührt, dass die Weichthiere aus dem an kohlensaurem Kalke armen Wasser nur wenig dichte Schalen abscheiden könnten, oder ob nicht vielmehr das Wasser der Ostsee auf die todten Schalen chemisch einwirkt, kann ich natürlich nicht entscheiden. Auf jeden Fall ist das festzuhalten : Die Fauna der Hohwachter Bucht, insbesondre die des freien Meeres, zeigt in auffallend geringem Grade die Verkümmertheit der übrigen Ostsee-Thiere, sondern sie ist verhältnissmässig sehr gut entwickelt. Noch mehr als alle Beschrei- bungen und Worte ergiebt sich diese Thatsache aus dem ganzen Habitus meiner Sammlung. Suchen wir uns dies zu erklären, so wären zwei Ansichten mög- lich. Die eine nimmt an, dass die Fauna der Hohwachter Bucht eine Art Relicteufauna wäre, dass von den Thieren, die zu frühern Perioden in der ganzen Ostsee gelebt haben, nur an dieser Stelle eine Anzahl übrig geblieben seien, die sich normal entwickeln können, da hier Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 253 durch die ständigen Zuströmungen das Wasser salzreicher ist. Für sie ist also allein die Zuströmung des Wassers genügend. Die andre Ansicht würde annehmen, dass durch die Beltströme, den ünterstrom des Frühjahrs und Sommers, den Oberstrom des Herbstes und Winters, ständig neues Thiermaterial zugeführt würde, das sich hier unter den günstigen Bedingungen längere Zeit halten könne als in den übrigen Theiien der Ostsee. Für sie wäre also das in den Strömen enthaltende Thiermaterial ausschlaggebend. Für beide Ansichten lassen sich Thatsachen erbringen. Für erslere die, dass so grosse Thiere wie Buccinum und Fusus nicht ein- geschleppt werden köuneu, und vor allem, dass auch ihre Schalen nach dem Tode der Thiere so leicht zerfallen. — Für letztere spricht vor allem die auflallend grosse Menge junger Thiere, besonders Muscheln und Würmer. Ist ja allerdings die Anzahl der Jungen der der Alten immer um ein Vielfaches überlegen, so überraschte mich doch oft der fast gänzliche Mangel alter Thiere. Dann tritt in der Kieler Bucht von Zeit zu Zeit Ophioglypha alhida in ungeheuren Mengen auf, um in manchen Jahren ganz zu verschwinden. Schliess- lich ist es eigen thümlich, dass man nie Thiere von Cyprina islandica findet, während ihre frisch abgestorbenen Schalen recht häufig sind: es liegt die Erklärung nahe , dass die lebenden Thiere eingeführt werden, aber doch rasch absterben. Zudem zeigen gerade diese Schalen am wenigsten die kreidige Zersetzung. Wie überall, wird auch hier die Erklärung in der Mitte liegen. Es wird wahrscheinlich zu allen Zeiten die Fauna der Hohwachter Bucht sich durch bessere Entwicklung vor der der übrigen Ostsee aus- gezeichnet haben. Die Bedingung dazu war einmal der ständige Belt- zustrom des Nordseewassers, der schon an sich den Thieren bessere Entwicklung ermöglicht, dann aber besonders die in diesen Strömen enthaltene Lebewelt, die die alt angesessene beständig wieder aufi'rischt und kräftigt. Ob die verschiedene Ausbildung der Ufer- und der Tiefenthiere allein vom Unterschied des Salzgehalts abhängen soll, scheint mir nicht wahrscheinlich. Ich glaube vielmehr, dass die viel stätern Lebensbedingungen, unter denen die letztern leben, ihnen eine bessere Entwicklung zusichern als erstem ihre wechselnden Bedingungen. Ich denke da vor allem an die Temperatur. Verhältnissmässig häufig traf ich Artübergänge, bezw. Mittel- formen, wie zwischen Gammarus marinus und locusta, Baianus hala- noides und crenatus, den Rissoiden u. s. w. Auch das scheint mir Zool. Jahrb. VIU. Äbth. f. Syst. 18 254 L. REH, dafür zu sprechen, dass dem vorhandenen Thierstanim ständig neues Material zugeführt wird. Wie Herr Dr. Pfeffer mir gegenüber äusserte, zeichnet sich auch die Fauna der Neustädter Bucht vor der der übrigen Ostsee durch gute Entwicklung aus, nähert sich in ihrem Habitus mehr der Nordsee Fauna und hat ebenfalls eine Anzahl polarer Formen, die der übrigen Ostsee fehlen und selbst in der Nordsee eigentlich nicht mehr heimisch sind. Sie bildet also eine Parallele zur Hohvvachter Fauna. Wie wir oben gesehen haben, geht ein Theil des Belt-Unterstromes aus der Hohwachter Bucht durch den Fehmarn-Belt in die Neustädter Bucht. Es dürfte also für deren Fauna dieselbe Erklärung gelten wie für die jener. W^ir sehen so, wie sich die Voraussetzungen, unter denen ich das Studium der Fauna der Hohwachter Bucht unternahm, so ziemlich erfüllt haben. Mag auch hier und da noch Manches zweifelhaft sein : das ist ja bei einer so beschränkten Fangzeit nicht anders zu erwarten. Immerhin glaube ich aber gezeigt zu haben, dass sich auch ein Ab- stecher von der grossen Heerstrasse der Biologischen Meeresstationen nach kleinen, irgendwie charakteristischen Gebieten lohnen kann. Und so dürften eingehendere Untersuchungen der Hohwachter Bucht, be- sonders wenn sie zu verschiedneu Jahreszeiten angestellt werden (ich denke hier besonders an die Herbst- und Wintermonate, wenn der warme Oberstrom aus der Nordsee hereindringt, oder wenn die herr- schenden Landwinde das Ufer weithin freilegen) noch genug des Werthvoüen offenbaren. Und gerade die lohnendste Aufgabe konnte ich nicht in Angriff nehmen, die Erforschung der drei an die Bucht grenzenden Binnenseen, von denen zwei zu verschiednen Zeiten vom Meere abgeschlossen wurden, während der dritte noch durch eine schmale, aber tiefe Fuhrt mit ihm in Verbindung steht und dessen Wasser je nach den Jahreszeiten und meteorologischen Verhältnissen im Salzgehalte schwankt. Zum Schluss ist es mir noch ein Bedürfniss, den Herren Dr. Pfeffer, Dr. GoTTSCHE und Dr. Michaelsen vom Naturhistorischen Museum zu Hamburg und Herrn Dr. Fischer in Bergedorf für ihre gütige Unterstützung beim Bestimmen meiner Fänge meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 255 Strand Steine Sand Blasen- tang lebendes Seegras todtes Seegras Moder Actinien + + Lucernaria octoraddata + Ophioijlypha albida + Astracanthioii rubens * f + + + -f Leptoplana Iremellaris + Nemertes gesserensis + Oncholaimiis sp. juv. -f Halicryptus spimdosus + Piscieola yeometra + Arenicola marina 4- Seoloplos armiger 1 -f + Amphitrite johnstoni + Enchone papillosa + Spirorbis nautiloides + + -f Phyllodoce 7naculata Polynoe cirrata + + + + + Nereis sp. juv. + Bryozoen + + + + Baianus + Bathyporeia pilosa + Calliope laeviuscula + Oammarus locusta + -f + „ marinus (?) + Amathilla sabinei + Microdeutopus gryllotalpa + Talitrus locusta + Orchestia littorea + Idothea tricuspidata + + + + + laera marina* + + + + Mysis vulgaris + + „ flexuosa . + Crangon vulgaris + + Pagurus bernhardus + Carcinus maenas* + -f Hyas aranea + Mytilus edulis * (+) + + + + + -t- Modiolaria discors + „ nigra + Gardium edule (f) + + + -f „ fasciatum ( + ) + + + + + Gyprina islandica + Tellina baltica + Corbula gibba + Mya arenaria (+) + Aeolis exigua + Acera bullata * + + + Littorina littorea * (+) + + + + „ obtusata ( + ) + „ rudis (+) + 18* 256 L. REH. Zur Fauna der Hohwaditer F?ncht. Strand Steine Sand Blasen - tang lebendes Seegras todtes Seegras Moder Laeuna albida „ divarieata Rissoa octona* + + + + + + + + + ., inconspicua * Hydrobia ulvae * Cerithium reticulatum Buceimim undatum Fusus antiqutis Ascidien + + + + + + + + + + + Anmerkung. Die -f- bezeichnen die häufigsten Fundorte ungleich verbreiteter Arten, die ( + ) in der ersten Rubrik das Vorkommen leerer Schalen am Strande, die * hinter den Namen, dass die betreffenden Arten je nach ihren Fundorten variiren. Nachdruck verboten. Ueberaetxungsreeht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikaüischen Ameisenfauna. Von Prof. C. Emery in Bologna. (Schluss)i). Hierzu Tafel 8. Als ich deu ersten Theil dieser Arbeit einsandte, hoffte ich den Rest in kurzer Zeit nachliefern zu können. Verschiedene Umstände machten eine Verzögerung des Abschlusses unumgänglich, was aber auch seine gute Seite hatte. — Einerseits wurde es dem unermüd- lichen Fleiss des Herrn Pergande möglich, weiteres Material zu sammeln und einzusenden. — Andrerseits wurde mir erst vor kurzem, durch die Güte der Herren Director Geheimrath Prof. Möbius und Dr. H, Stadelmann, die Mittheilung einiger Typen Roger's aus der Sammlung des K. Museums für Naturkunde in Berlin bewilligt. Auch vom K. K. Hofmuseura in Wien erhielt ich durch Herrn Adjunct Gustos A. Handlirsch einige interessante Ameisen. — Zuletzt schickte mir noch mein Freund, Herr Dr. Georg Dieck, eine Serie Ameisen, die er für mich in British Columbia gesammelt hatte. Allen diesen Herren, sowie meinen Freunden und FachcoUegen Andre, Forel, Mayr und Wasmann, welche mich durch interessante Mittheilungen und Zusendung von Exemplaren mehrfach unterstützten, sage ich hier meinen aufrichtigsten Dank. Bologna, im December 1894. 1) Siehe Zoolog. Jahrb., Bd. 7, Abth. f. Syst., p. 633. 258 C. EMERT, I. Specieller TheiJ. 3 Subfamilie: Porylini. Eciton Latr. Ä. Klauen der $9 mit eiaem Zahn [subg. Eciton sensu str.\ M» omnivorum Ol. (nee Koll. nee Mayr). Formica omnivora Ol., Encycl. meth. Insect., V. H, p. 496 (excl. syjion.) 1791. Formica coeca Latr., Hist. nat. Fourm., p. 270, 1802. Eciton coecum Mayr, in: Wien. Entom. Zeit., V. 5, p. 116, 1886. Myrmica rubra Bucklet, in : Proc. Entom. Soc. Philadelphia 1866, p. 335. Lauidus latreillei Jurine, Nouv. Meth. etc., p. 283, 1807. Labidus sayi Halbem., in: Stanbury Expl. Utah, p. 366, 1852. Ich erhielt nur wenige $$ aus Texas und 2 SS ebendaher. Durch Alfaro's Beobachtungen scheint mir bewiesen, dass Labidus latreillei das S dieser Art ist. Sowohl 9 wie S variiren sehr bedeutend: die kleinsten SS mit schmaler, zweiter Cubitalzelle entsprechen dem Typus der Art, dessen Originalexemplar ich im Museum zu Genf gesehen habe; L. sayi aus Texas kommt dem Typus sehr nahe; die SS aus Costa Rica sind etwas grösser und reichlicher behaart, mit breiterer Cubitalzelle. — Es scheint mir ausser Zweifel, dass Myrmica rubra BucKL. dem $ dieser Art entspricht. In St. Catharina, Brasilien, erreichen die grossköpfigen 9$ die stärkste Entwickelung : die daselbst vorkommenden SS sind auffallend gross und entsprechen der von Shuckard als L. jurinei beschriebenen Form. L. servillei Westw. halte ich ebenfalls für eine Varietät des S von E. omnivorum. Ein Exemplar aus Honduras in meiner Samm- lung entspricht bezüglich der dunklen Flügel der Beschreibung ziem- lich gut. Andere Stücke aus Paraguay bilden den Uebergang zu latreillei. B. Klauen der 9$ ohne Zahn [subg. Äeamatus Emery]. JE. scJvmitti Emery. Bull. Soc. Entomol. ital., V. 26, p. 183, 1894. 9 Fusco-ferruginea^ capite obscuriore., abdomine pedibusque ru- Beiträge zur Kenntniss der nrndairiPrikanischeD Ameisenfauna. 259 fescentibus, capite, thorace pedunculoque opacis^ creberrime punctatis et foveoUs piligeris haiid confluentibus, in metanoto et pedunculo minoribus, in genis evanescentibus, in pleuris nullis^ reliquo abdomine, mandibulis, scapis et pedibus nitidis; capite longiore quam latiore, occipite emarginato, angulis acutis^ oculis distinctis, antennarttm scapo crasso, funiculi articulis mediis paulo crassioribus quam longioribus ; thoracis dorso pone mesonotum distincte depresso, pronoto antlce mar- ginato; pedunculi segmento 1. longiore quam latiore, subtus inermi, 2. postice latiore, latitudine maxinia vix breviore. Long. 3 — 3 ^/,j mm. Doniphan, Ripley Co., Missouri, von Herrn Pergande erhalten. Am nächsten mit E. sumichrasti Mayr verwandt, aber kleiner; Kopf etwas schmaler, hinten weniger tief ausgeschnitten, die Hinter- ecken daher viel weniger vorragend; das Metanotum hinten mehr ge- rundet. Die Sculptur ist auch viel weniger rauh, die Grübchen des Kopfes und des Thorax viel kleiner und nicht confluirend, auf den Wangen keine eigentliche Grübchen, sondern nur kleinere, haartragende Punkte. In der citirten Arbeit habe ich diese Art nicht eigen thch be- schrieben, sondern nur in die Bestimmungstabelle der Äcamatus- Arten aufgenommen. Dasselbe gilt für E. californicum, subsp. opacithorax und E. carolinense. -E. sumichrasti Mayr. Nach Mayr in Texas: sonst in Mexico und Centralamerika. jEJ. californictim Mayr. Ich erhielt diese Art aus St. Francisco, Californien, von Herrn FOREL. subsp. opacithorax Emery (1. c. p. 184). Doniphan, Ripley Co., Missouri, von Herrn Pergande. Vom Typus der Species dadurch zu unterscheiden, dass das Pro- mesonotum auf dem Rücken, wenn auch nicht sehr regelmässig, doch überall punktirt, das Metanotum sehr dicht tingerhutartig punktirt und glanzlos ist. E, carolinense Emery. \1. c. p. 184. $. E. californico, subsp. opacithorace, simillima, sed capite magis elongato, antennarum breviorum scapo crasso, vix ultra dimidiam 260 C. EMERY. longitudinem capitis producto , segmento pedunculi 1 . haud longiore quam latiore, 2. transversa distinguenda. Long. 2^/^~-Z mm. Nord-Carolina, von Herrn Pergande gesandt. Die Sculptur dieser östlichsten Form unter den nordamerikanischen Arten ist ungefähr dieselbe wie bei E. californicum, subsp. opacithorax; die Art unterscheidet sich aber von letzterer hauptsächlich durch den länglicheren Kopf, die verhältnissmässig kürzeren Fühler, deren Schaft zurückgebogen, kaum über die Hälfte der Kopflänge hinausragt, sowie durch die kürzern Stielchensegmente. Dadurch steht die neue Art zum südamerikanischen E. nitens Mayr ungefähr in demselben Ver- hältuiss wie opaciihorax zu californicum und dürfte deswegen vielleicht richtiger als eine Subspecies von nitens betrachtet werden. Myrmica coeca Buckl (1. c. p. 339) gehört sehr wahscheinlich zur Gattung Eciton. Folgende Arten wurden nach dem S allein beschrieben. Ihre $$ sind nicht bekannt, gehören aber vermuthlich zum Subgenus Aca- matus^). * E. (Labidus) mexicanuni F. Sm. E. (Labidus) subsulcatus Maye, in: Verh. Zool. Bot. Ges. Wien, 1886, p. 440. Aus Texas. 1) Von Herrn Pergande erhielt ich folgende neue Art, die ich hier beschreibe: E. melanocephaluni n. sp. — $. Capite abdomineque cum pedunculo nifidis, sublaevibus., fhorace opaco., creberrime punctata ; capite picea, antice rufescente, mandibulis., antennarum., flagello, pedibus et pedunculo obscurius. tharace dilutius rufa-ferrugineis, reliqua ab- domine picea; capite avato, pastice haud emarginato, aculis distinctis., mandibulis rugosis, opacis, scapa marginem occipitis fere attingente, thoracis dorsa suturis indistinctis, metanato parum depresso, postice ratundata, pedunculi segmenta 1. vix langiore quam latiore., 2 p)rae- cedente parum latiore. Long. 3 — 4V2 »*»*• Tepic, Mexico. In der Form der Körpertheile und besonders des Kopfes, dessen Hinterrand kaum ausgerandet und dessen Hinterecken abgerundet und durchaus nicht vorspringend sind, kommt diese Art dem E. pilosum F. Sm. nahe, unterscheidet sich aber davon auf den ersten Blick durch die ganz andere Sculptur und Färbung : der Kopf zeigt ausser den Beiträge zur Eenntniss der nordainerikanischen Ameisenfauna. 261 JE. (Labidus) melshaemeri Halbem. Aus Utah beschrieben; auch in Texas. JE. (Labidus) harrisi Haldem. Ebendaher. E. (Labidus) minus E. T. Cresson. Texas. E, (Labidus) nigrescens E. T. Cresson. Texas. Subfamilie : Ponerlni. Tribus: Ämblyoponii. Stigniatomma Rog. S. pallipes Hald. Typhlopone pallipes Haldeman, in : Proc. Acad. Philadelphia, V. 2, p. 54, 1844. f Stigmatomma serratum Roger, in: Berlin. Entom. Zeit., V. 3 p. 251, 1859. ? Arotropus binodosus Provancheb, in: Natural. Canadien, V. 12, p. 207, 1881. Diese Art scheint in den Oststaaten weit verbreitet, aber doch selten ; wenn Arotropus binodosus Prov., wovon ich überzeugt bin, zur selben Art gehört, auch in Canada. Ich verdanke Herrn Pergande ein $ und ein S aus Pennsylvanien. Das ? ist nicht grösser als die $9, ja sogar kleiner als mein grösster $, sonst, abgesehen von den grösseren Augen sowie der An- wesenheit der Punktaugen und der Flügel, vom 2 nicht verschieden. Das S ist dem von Forel beschriebenen S. gheorgieffi. sehr ähn- lich und nur in folgenden Punkten von der Beschreibung abweichend : der Clypeus hat eine grössere Zahl sehr kleiner Zähne ; die Fühler sind feinen, zerstreuten, haartragenden Punkten keine deutliche Sculptur, während der Thorax sehr dicht, fingerhutartig punktirt und ganz glanz- los ist; das 1. Stielchenglied ist fein punktirt, aber glänzend. Der Rücken des Thorax ist an der Grenze zwischen Meso- und Metanotum nicht sattelartig eingedrückt, sondern das Metanotum steht nur etwas tiefer als das Mesonotum, wodurch die Profillinie des Rückens etwas ge- schlängelt erscheint. Das 1. Stielchenglied hat vorn-unten nur einen ganz kleinen Zahn. 262 C. EMERY, weniger schlank, nur das 2. Geisselglied ist mehr als doppelt so lang wie dick, die übrigen weniger als zweimal so lang wie dick; das Me- sonotum ist durchaus matt, . gilva Rog. (Taf. 8, Fig 10). Von dieser Art liegen mir zwei typische $$ aus dem Berliner i) JJiscothyrea antarctica n. sp. — 9. Testacea^ subülis- siine et tenuissime pubescens, pilis erectis omnino destituta, thorace superne convexo, haud marginato, metanoti pagina declivi subplana, marginata^ superne utrinque dente minute, obtuso. Long. 2 mm. Neu-Seeland, Nordinsel; von Capt. Beoun gesammelt und mir von Herrn W. W. Smith zugesandt. — Die neue Art unterscheidet sich von der nordamerikanischen durch die bedeutendere Grösse und den seitlich nicht gerandeten Thoraxrücken. Roger's Beschreibung ist zu kurz, um eine genauere Vergleichung der beiden Arten zu gestatten. Ich werde an anderm Ort eine Abbildung geben. Beiträge zur Renntniss der nortl amerikanischen Ameisenfauna. 267 Museum vor. In der Gestalt der Körpertheile ist sie am nächsten mit der südeuropäischen P. ochracea Mayr verwandt. Der Thorax ist aber in seiner Vorderhälfte mehr glanzlos, die Farbe viel dunkler. Die abschüssige Fläche des Metanotums ist zwar nicht senkrecht, wie Roger angiebt, aber doch sehr steil abfallend, stark glänzend, etwas ausgehöhlt und in ihrer oberen Hälfte mit einem ziemlich scharfen, erhabenen Seitenrand versehen. Die Mandibeln haben 7 spitze Zähne, welche nach vorn an Grösse zunehmen ; sie sind glänzend, nur an der Basis aussen gestrichelt. Der Fühlerschaft erreicht beinahe den Hinterhauptsrand. Augen sehr klein, punktförmig^). — Von den übrigen nordaraerikanischen Arten durch die steile hintere Fläche des Metanotums und die dicke Schuppe zu unterscheiden. Sie ist auch grösser als P. coarctata. JP. opacicejyfi Mayr. Einige $$ aus Texas von Herrn Pergande scheinen mir vom brasilianischen Typus nicht verschieden. P. coarctata Latr. subsp. pennsylvanica Buckl. P. contracta Mayr, in: Verh. Zool. Bot. Ges. Wien, 1886, p. 438. P. pennsylvanica Bucklby 1. c. p. 171, 1866. Da mir aus den Central- und Oststaaten der Union nur eine Ponera-Art vorgelegen hat und die Beschreibung Bucklet's auf die- selbe gut passt, so zweifle ich nicht, dass ich letztere richtig ge- deutet habe. Beim $ der amerikanischen Form ist die Stielchenschuppe etwas dicker und viel breiter als beim europäischen Typus, nach vorn auch weniger verschmälert. Die Punktirung ist auf dem Kopf etwas feiner, auf dem Thorax und Stielchen viel deutlicher und dichter, wesshalb diese Theile ziemlich glanzlos erscheinen, besonders wenn die Pubescenz gut erhalten ist. Die Farbe variirt nicht unbedeutend; einige Exem- plare sind ganz röthlichgelb mit etwas dunklerm Kopf und Hinterleib ; andre dunkelbraun mit röthhchen Gliedmaassen. Das $ lässt sich durch ähnliche Merkmale vom europäischen $ unterscheiden. Die Schuppe ist etwas dünner als beim $. Ich habe nur entflügelte Exemplare gesehen. 1) Ich habe ehemals angegeben, dass P. ochracea Maye $ keine Augen hat. Bei 2 kleinern j^ aus Neapel und Sicilien finde ich an der Stelle der Augen nur ein kleines Grübchen. Ein etwas grösseres Exemplar aus Corsica hat ganz kleine Augen mit 4 — 5 Facetten. 268 C. EMERT, Das S gleicht dem europäischen sehr; in den Flügeln verbindet sich aber die Costa recurrens etwas weiter von der Gabelung mit dem hintern Ast der Costa cubitalis, ungefähr wie bei der europäischen P. punctatissima. Mir liegen Exemplare von D. Columbia, Pennsylvanien, N. Jersey, Virginia, Maryland, Mississippi und Florida vor. — Ein $ aus Ohio von Herrn Dieck ist etwas grösser und mit breiterer Stielchenschuppe, dabei auch gröber punktirt. JP. ti'igona Mayr var. opacior Forel. Los Angeles, Californien; einige $$ und 2 SS von Herrn Per- GANDE. Erstere sind den 9$ aus S. Thomas ganz gleich. Letztere sind den geflügelten SS jener Form aus Neapel, welche bis jetzt zu P. punctatissima Rog. gezogen wurde, ausserordentlich ähnlich und von denselben überhaupt nicht zu unterscheiden. Form des Kopfes und der Schuppe, Sculptur, spitzenloses Pygidium, Flügelgeäder ganz gleich. Leptogenys Rog. L. septentvionalis Mayr. Lobopelta septentrionalis Mayr. in : Verh. Zool. Bot. Gres. Wien, 1886, p. 438. Mayr beschreibt diese Art aus D. Columbia; ich erhielt 2 9$ aus Colorado von Herrn E. T. Cresson. Vielleicht ist Ponera texana BucKL. auf dieselbe Art zu beziehen. Die Beschreibung passt darauf ziemlich gut bis auf den Satz: „A Prolongation of the carina of the clypeus extends back to near the Vertex." Auch Ponera elongata Buckl. dürfte eine Leptogenys sein. Von einer unbestimmten Art dieser Gattung besitze ich einige gelbe SS aus Texas. Tribus : Odontomachii. Odontomachus Latr. O. haematodes L. subsp. insularis Guer. Odontomachus texanus Bucel. 1. c. p. 335. Atta brunnea Patton, in: Amer. Nat., 1894, p. 618. Das einzige mir vorliegende Exemplar aus Florida wurde mir Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisetifauna. 269 von Herrn Forel zugesandt. Es gehört zur subsp. insularis Guer. — Nach Mayr auch in Georgia und Texas. O. clarus Rog. Atta clara Patton 1. c. p. 619. Texas : in meiner Sammlung von Herrn R. Oberthür. Nach der Beschreibung ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln, zu welcher dieser Arten 0. texanus Buckl. gehört: meiner Ansicht nach wahrscheinlich zu haeniatodes und wegen der geringen Körpergrösse wohl auch zur subsp. insularis. — Neuerdings hat Patton (in: Amer. Naturalist, July 1894, p. 618—619) unter dem Namen Atta hrunnea (Roger) den 0. haematodes und als Atta clara Patton den 0. clarus aus S. Georgien aufgeführt. Bekanntlich hat Roger niemals eine Ameise mit dem Namen „J.^to hrunnea'"'' belegt. Subfamilie: Myrmicini. Tribus : Pseudomyrmii. JPseudomyrtna Gu^r. I*» pallida F. Sm. Florida. P. flavidula F. Sm. Ein Exemplar aus Key West, Florida, scheint mir zu dieser durch gelbe Farbe mit einem Paar schwarzen Flecken an der Basis des Hinterleibes, sowie durch den schwach eingedrückten Thorax charakterisirten Art zu gehören, wobei ich bemerke, dass in Südamerika mehrere derart gefärbte, unter einander nahe verwandte Formen vor- kommen, welche einer genauem Revision sehr bedürfen. Ich bin auch nicht sicher, ob diese Ameise von der vorigen specifisch verschieden ist. I*. elongata Mayr. Key West, Florida, von Herrn Pergande; Mayr beschrieb sie aus Neu Granada. P: brunea F. Sm. Haw Creek, Volusia Co., Florida, von Herrn Pergande. Zool. Jahrb. Vm. Abth. l. Syst. 19 270 C. EMERY, Ich glaube nicht zu irren, wenn ich die mir vorliegenden $^ auf diese aus Mexico beschriebene Art beziehe; ich erhielt dieselbe auch von Costa Rica und Nicaragua. — Der $ ist besonders charakterisirt durch das vorn auffallend gestielte 2. Segment des Hinterleibsstielchens, wie Smith in der Beschreibung erwähnt. Der Kopf ist wenig länger als breit, die Kopfseiten gebogen, die Hinterecken abgerundet, die Augen flach, etwa halb so lang wie der Kopf; die Fühler sind kurz, ihre mittlem Glieder nicht länger als dick. Der Thoraxrücken ist vor dem Metanotuin stark eingedrückt; Pronotum durchaus nicht ge- randet, Mesonotum scheibenförmig, gewölbt, Metanotum abgerundet. Der Umriss des 1. Stielcheugliedes ist, von der Seite betrachtet, oben vorn gerade oder schwach concav, hinten gewölbt; von oben gesehen, länglich oval, vorn halsartig verlängert. Das 2. Segment ist breiter als lang, conisch, hinten abgerundet ; vorn deutlicher als bei den meisten Arten halsartig ausgezogen. Das ganze Thier ist glänzend, Kopf und Abdomen stärker als der Thorax, Metanotum ziemlich matt. Aeusserst fein genetzt-punktirt, auf dem Thorax schärfer. Anliegende Pubescenz nur an den Gliedern und am Abdomen sichtbar; nur sehr wenige Borsten. Farbe rothbraun, Kopf, Metathorax und Beine dunkler, Ab- domen pechbraun; Mandibeln, Fühler und Tarsen gelb; der $ aus Costa Rica ist noch dunkler. Länge 3— S'/g mm. Beim $ (aus Costa Rica) ist der Kopf länglicher, seine Seiten gerade, parallel, die Augen grösser; das 2. Stielchenglied ist mehr abgerundet, weniger deutlich gestielt. Länge 4V2 mm. Die Flügel sind gelblich mit braunem Stigma. JP. sp. ? Ausser den vorigen Arten besitze ich einen $ von Mariposa, Californien, welcher einer wahrscheinlich neuen Art angehört : der P. pallens Mayr sehr ähnlich, aber durch länglicheren Kopf und im Verhältniss kleinere Augen unterschieden. Ponera lincecumi Buckl. aus Texas gehört ohne Zweifel zur Gattung Pseudomyrma. Die Beschreibung passt auf keine mir be- kannte Art. — Wegen Atta lincecumi Buckl. siehe unten bei Solen- opsis geminata. Beiträge zur Renntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 271 Tribus: Myrmicii^). Myrmecina Curtis. M. latreillei Curt. subsp. americana n. suhsp. Die mir vorliegenden amerikanischen $^ dieser Art sind den europäischen gegenüber durch den Clypeus ausgezeichnet, welcher, wie Mayr bereits bemerkte, kaum eine Spur des Mittelkieles und viel schwächere Zähne am Vorderrande hat. Die Zähne an der Basis des Metanotums sind stark und spitz. — Bei den Exemplaren, die ich als Typus der Unterart betrachte, sind letztere beinahe so laug wie an der Basis breit ; die Dornen desselben Segments sind lang und gegen die Spitze auffallend dünn und nach oben und aussen gekrümmt. Mir liegen von dieser Form nur $$ aus D. Columbia vor, welche wie die gewöhnlichen europäischen Exemplare gefärbt sind. var. hrevispinosa n. var. Als solche bezeichne ich eine Form aus D. Columbia, welche an ihrer geringen Grösse und kurzen Metanotumdornen zu erkennen ist. Farbe meist heller: hellbräunhch-gelb, Scheitel, Hinterkopf, Rücken des Thorax, Stielchen und Hinterleib gebräunt, manchmal dagegen ebenso dunkel wie der Typus. Basalzälme des Metanotums ein wenig kleiner; Dornen viel kürzer, dreieckig, nicht oder wenig länger als an der Basis breit, nicht gekrümmt. — ^ 2V2 nam lang; ? SVg mm lang. Zwei $9 aus N. York und Pennsylvanien sind grösser und sehr dunkel. Hierher auch je ein $ und ein ? aus Carolina im Ber- liner Museum. Ein S, ebendaher, ist dem $ von Europa sehr ähnlich, durch die ganz hellgelben Fühler, die hellem Beine und die schärfere Sculptur des Scutellums und der Stielchenglieder unterschieden. Formicoxenus Mayr. F, nitidulus Nyl. Das k, k. naturhistorische Hof-Museum in Wien erhielt durch Herrn Plason einige 2$-Exemplare dieser Art mit dem Zettel „Rocky Mountains". Trotz sorgfältigster Vergleichung mit europäischen Stücken konnte ich keinen Unterschied finden ; es sind grössere $2, 1) Ich begreife unter diesem Namen vorläufig die üfj/rmim, Cremasfo- gastrii^ Solenopsisii und Formicoxenii Foeel's, deren Trennung, meiner An- sicht nach, z. Th. auf oberflächlichen und werthlosen Charakteren beruht. 19* 272 C. EMERY, deren 2. Stielchensegment etwas breiter und schärfer punktirt ist als bei $$ aus Schweden, aber gerade in dieser Beziehung mit grössern $$ aus Frankreich übereinstimmend. Welche Form von Formica in N. Amerika den Formicoxenus bewirthet, ist nicht bekannt. Tomognathtis Mayr. T, americanus n. sp. $. Picea, pilosa et microscopice puhescens, capite fhoraceque cre- berrime reticulato-punctatis, illius dimidio postico et fronte tarnen laevioribus, nitididis, clypeo laevi, nitido, medio depresso et late emar- ginato, mandihularum margine masticatorio dente apicali valido^ aliis- que 3—4 hrevibus, obtusis armato, antennarum flagelli articulo 1. tribus sequentlbus paulo breviore^ 2 — 6 transversis; tJiorace versus metanoti basin depresso, sutura tarnen non impressa, spinis brevibus, rectis, divergeniibus ; abdominis nitidissimi pedunculo punctulato, segmento 1. antice breviter petiolato^ postice cum nodo squamiformi, 2. transverse ovato, praecedente fere duplo latiore^ subtus mutico, scapis et pedibus sine pilis erectis. Long. 2V2 — 2^/4 mm. Washington D. C, im Neste von Leptothorax curvispinosus Mayr von Herrn Pergande gefunden. F^in Exemplar aus Beatty, Pennsyl- vanien, ohne weitere Angabe. Von der europäischen Art unterscheidet sich diese Art haupt- sächlich durch die geringere Grösse, die dunkle Farbe, die nicht ge- streifte Stirn, die viel dünnern Dornen des Metanotums und das 2. Stielglied, welches unten keinen Dorn hat. JEpoecits Emery. In: Ann. Soc. Entom. France, V. 61, C. R., p. CCLXXVI, 1892. $. Der Clypeus setzt sich zwischen den Fühleransätzen fort: er ist vorn in der Mitte eingedrückt und zweizähnig; das Stirnfeld ist schmal, vertieft, die Stirnleisten kurz, die Stirn in der Mitte mit flachem Eindruck. Die Mandibeln sind schmal, am Ende mit 3 kleinen Zähnen. Maxillartaster IgKedrig, Lippentaster 2gliedrig. Die Fühler sind meist 12ghedrig, seltner llgliedrig; der Schaft ist lang und dünn, das 1. Geisseiglied von bedeutender Länge, das 2. bei 12glied- rigen Fühlern etwas länger als das 3., bei llgliedrigen Fühlern fast doppelt so lang (es entspricht dann zwei verschmolzenen Gliedern) ; die Keule ist schlank, 3gliedrig, das letzte Glied am längsten, das viertletzte Glied deuthch länger als das vorhergehende, aber viel Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Aineisenfauna, 273 kleiner als das folgende. Der Thorax ist lang und nicht hoch, das Mesonotum vorn etwas bucklig, das Metanotum unbewehrt. Am Hinterleibsstielchen ist das 1. Segment vorn stielartig verengt, oben mit einem schuppenartigen Knoten, das 2. quer, unten mit stumpfem Zahn. Hintere Beine ohne Sporen. Flügel mit einer geschlossenen Cubitalzelle ; die Querader verbindet sich mit der Cubitalader an der Theilungsstelle ; keine Discoidalzelle. S. Clypeus und Stirnfeld wie beim $; Mandibeln schmal, spitzig. Fühlerschaft etwas kürzer als beim $ ; bei 2 Exemplaren fand ich die Fühler 12gliedrig, bei einem nur llgiiedrig, die Keule auffallend schlank. Thorax ohne Parapsidenfurchen. Hinterleibsstielchen wie beim ?. $. Unbekannt, wahrscheinlich nicht vorhanden. Die Bildung des Clypeus, der Mandibeln und der Fühler, deren Keule nur wenig verdickt ist, erinnern an das $ von Änergates, ob- schon der Habitus sehr verschieden ist. — Sehr auffallend ist die Aehnlichkeit des $ und des S unter einander, sogar die Zahl der Fühlerglieder ist in beiden Geschlechtern die gleiche. S und $ unter- scheiden sich hauptsächlich an dem etwas kürzern Fühlerschaft der erstem und an den Genitalien, welche beim S aus der Hinterleibsspitze hervorragen. In meiner vorläufigen Diagnose habe ich die Fühler beim $ als llgiiedrig beschrieben, wie sie zufällig beim untersuchten Exemplar sich vorfanden. Am Exemplar, dessen Kopf ich zur Untersuchung der Mundtheile zergliederte, waren beide Fühler 12gliedrig, aber rechts das ,3. Geisseiglied sehr klein und nur auf einer Seite der Geissei deutlich. M pergandei n. sp. (Taf. 8, Fig. 11, 12). $. Fusco-picea, mandibuUs, antennis, pedihus et abdominis petiolo testaceis^ nitida, disperse punctata, punctis profundis piUgeris, abdo- mine nitidissimo, fere impunctato, pilis longis hirta, haud pubescens, antennis et pedibus haud pilosis. Long. 2 — 2^/^ mm. Alae hyalihae stigmate testaceo, costis dilutioribus. S. Feminae simillimus et similiter sculptus, coloratus et pilosus. Long. 2 mm. Die Abbildungen werden zur ausführlicheren Darstellung der Körperform genügen. Die Sculptur besteht aus zerstreuten, tiefen Punkten, aus welchen je ein langes Haar entspringt. Fühler und Beine sind reichlich abstehend behaart. Die Bildung des Kopfes und des Thorax ist in beiden Geschlechtern beinahe gleich. 274 C. EMERY, Diese Art wurde von Herrn Pergande nur einmal im Neste von Moyiomorium minutum var. minimum gefunden. In demselben Neste waren auch geflügelte $? und SS von Monomorium vorhanden. Als beide Arten zusammen in eine Glasröhre gesteckt wurden, begannen die Ejmecus-^'^ die Monomorium-SS anzugreifen und tödteten einige davon. Es gelang nicht, $9 von Epoecus zu finden; wahrscheinlich existiren solche nicht. Diese Ameise würde sich also in ihrer Lebens- weise dem europäischen Anergates anschliessen. Monomorium Mayr. M, minutum Mayr var. minimum Buckl. Myrmica minima Bucklet, in : Proc. Ent. Soc. Philadelphia, 1866, p. 338. M. atra Bucklet, ibid., p. 342. Mayr erwähnt diese Art aus N. York, Pennsylvanien, D. Columbia, Virginia, Florida, Colorado, und ich erhielt sie in allen drei Geschlechtern von Herrn Pergande aus D. Columbia. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass Buckley's Myrmica minima die nordamerikanische Form von Monomorium minutum ist. Ein sehr kleines $ derselben Ameise hat Buckley als M. atra ? beschrieben. Der $ dieser Varietät ist durch die sehr dunkle Farbe, die Grösse (fast 2 mm) und die starke Einschnürung zwischen Mesonotum und Metanotum der atlantischen (var. carhonarium F. Sm.) und der westindisch-centralamerikanischen (var. ebeninum Forel) Form ähn- lich, unterscheidet sich aber von letzterer durch das mehr abgerundete, nicht oder sehr undeutlich zweihöckrige Metanotum ; von beiden durch das viel undeutlicher gestielte, mit dickerra, auf dem Profil drei- eckigem Knoten versehene 1. Stielchenglied. Das $ ist kräftig gebaut, etwas heller gefärbt, der Thorax etwas breiter als der Kopf; Stielchenprofil ungefähr wie beim $, die Knoten kräftig, quer, 2. Segment mindestens iVg mal so breit wie lang, an den Seiten runzlig punktirt Länge 4^2—5 mm. Andre? aus N. York sind bedeutend kleiner, mit schmalerm Thorax, der sogar etwas schmaler ist, als der Kopf erscheint, und minder breiten Stielchen- knoten (das $ von var. carhonarium aus Azores hat einen auffallend schmalen Thorax und viel weniger breite Knoten als die eben er- wähnten N. Yorker Stücke). Das S ist S'/a — ^Va mm lang. Am Thorax sind Pronotum, hinterer Theil (abschüssige Fläche) des Metanotums und ein Theil der Pleuren ziemlich glatt und glänzend ; der Rest gestreift. Da mir Beiträge ?ur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauns. 275 Exemplare von andern Varietäten zur Vergleichung fehlen, kann ich unterscheidende Merkmale, die aus den Beschreibungen nicht erkenn- bar sind, nicht angeben. Im Neste dieser Art fand Herr Pergande zwei Arten von Gast- ameisen, nämlich Epoecus pergandei und Leptothorax {Dichotliorax) pergandei. M. floricola Jerd. Äita floricola Jerdon, in: Madras Journ. etc., V. 17, p. 106, 1851. Monomorium poecilum Roger, in: Berlin. Ent. Zeit., V. 7, p. 199, 1863. Monomorium speculare Mayr, in: Sitzber. Akad. Wien, V. 53, p. 509, 1866. In Florida von Herrn Pergande gesammelt. Sonst in West- indien und Südamerika; diese jetzt in den Tropen weit verbreitete Art ist wahrscheinUch aus Ostindien importirt. Zur Synonymie dieser Art ist auch M. poecilum Rog. zu rechnen , dessen Beschreibung darauf vorzüglich passt. M. pharaonis L. In Nordamerika ist diese kosmopolitische Art mehrfach gefunden worden : in wärmern Gegenden im Freien, sonst (z. B. in Washington) als Hausameise. Gewiss eine eingeführte Art, deren ursprüngliche Heimat wahrscheinlich im ostindischen Gebiet zu suchen ist. Myrmica molesta Sat und minuta Say gehören, wie ich unten beweisen werde, nicht zu dieser Art, sondern zur Gattung Solenopsis. Sehr wahrscheinlich wird das in Westindien und in einem grossen Theil der Tropenwelt verbreitete (aus Ostindien eingeführte) M. de- structor Jerd. auch in den südlichen Staaten der Union gefunden werden. Xenomyrniex Forel. X. stolli Forel, subsp. floridanus n. suhsp. Der $ dieser Unterart unterscheidet sich vom Typus aus Guate mala nur durch seine geringere Grösse (l-V^ bis fast 2 mm), seinen schmalem Kopf, dessen Seiten mehr parallel und minder gebogen sind, und durch die Färbung. Kopf und Thorax sind rostbraun, der Hinter- leib schwärzlich, Stielchen, Beine und Fühler mehr oder weniger gelb- lich ; das letzte Glied der Keule gebräunt. 276 C. EMERY, In Florida von Herrn Pergande mit dem Zettel „Lake Worth, June 5., 87, in twig of Xyderoxylon masticodendron". Ein nicht sehr gut erhaltenes S gleicher Herkunft mit gleich- lautendem Zettel scheint hierher zu gehören, aber, wie mir Herr Pergande schreibt, ist er nicht sicher, dass es aus demselben Neste stammt. Die winzige Grösse und die 12gliedrigen Fühler machen es sehr wahrscheinlich. — Der Kopf ist kurz, die Augen weit nach vorn gerückt; die Mandibeln sind klein, schief gestutzt, der Clypeus gewölbt, unbewehrt. An den Fühlern ist der Schaft cylindrisch, dünn, so lang wie die beiden folgenden Glieder zusammen; das 1. Geissel- glied ist kaum dicker als der Schaft, kuglig; die folgenden viel dicker, ungefähr so lang wie dick; die 4 letzten länger, das letzte beinahe so lang wie die beiden vorhergehenden zusammen. Der Thorax ist unglücklicher Weise etwas gedrückt, er scheint eine Spur von Par- apsidenfurchen darzubieten. Das Stielchen ist dem des $ ähnlich ; der Hinterleib ist keulenförmig ; die Geschlechtsorgane sehr klein. Die Flügel sind beschädigt; sie scheinen ein sehr reducirtes Geäder zu haben. Länge P/^ mm. Solenopsis Westw. S. geminata Fab. Ausser den bereits von Mayr in der Synonymie dieser Art auf- geführten Namen scheinen mir von den ßucKLEY'schen noch Myrmua saxicola, M. saheana und Atta hrazoensis hierher zu gehören ; auch A. lincecumi, welche Mayr als Pseudomtjrma deutet, passt viel besser auf S. geminata: offenbar gehörte das von Mayr untersuchte typische Exemplar nicht zu Atta Uncecumi, sondern zu Ponera lincecumi, welche nach der Beschreibung wohl eine Fseudomyrma sein dürfte. Diese kosmopolitische Art bietet in ihrem grossen Verbreitungs- bezirk sehr bedeutende Variationen dar, und es Hessen sich in Süd- amerika mehrere Formen unterscheiden. Deswegen wäre eine Revision der Gruppe auf Grund von typischen Exemplaren der gewöhnlich als Synonyme aufgeführten Formen sehr wünschenswerth. Es wäre ja nicht unmöglich, dass einige derselben als besondere Species betrachtet werden müssten, denn es sind mir mit S. geminata nahe verwandte, aber specifisch verschiedene Formen schon bekannt geworden. Leider fehlt mir gegenwärtig das zu einer solchen Arbeit nöthige Typen- Material. — Ich will indessen nicht unbemerkt lassen, dass die Be- schreibung und Abbildung von Westwood's S. mandihularis auf keine Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 277 mir bekannte amerikanische Form passt, wohl aber auf ostindische, welche durch das zweihöckrige Metanotum von den westlichen stark abweichen. S. geminata ist in den südlichsten Staaten der Union ziemlich verbreitet. Die nordamerikanischen Exemplare des $ gehören meist einer ganz hellen Form mit ziemlich dickem 1. Stielchenknoten an, welche der Myrmica saevissima F. Sm. entspricht. Solche Exemplare liegen mir vor aus Californien (Colorado desert), Louisiana und Florida. $9 aus Texas sind manchmal dunkler und gehen dadurch zur typischen Form, wie sie von Fabricius beschrieben wurde, über. Sie entsprechen der von Mc Cook als S. xyloni beschriebenen Varietät. S. mölesta Say. Myrmica molesta Say, in: Boston. Journ. N. bist., V. 1, 1836, p. 293. ? Myrmica minuta Say, ibid. p. 294. Myrmica exigua Buckley, in: Proc. Entom. Soc. Philadelphia, 1866, p. 342. Solenopsis debilis Mayr, in: Vei-h. Z. B. Gres. Wien, 1886, p. 461. Laut brieflichen Mittheilungen von Herrn Pergan de ist S. debilis Mayr in Washington eine häufige Hausameise ^); da übrigens die von Say gegebene Beschreibung des $ von Myrmica molesta besser auf eine Solenopsis als auf ein Monomorium, passt, so muss ich die Ansicht meines Correspondenten theilen, dass Say jene Solenopsis und nicht Monomorium pharaonis vor sich hatte. Erstere ist in N. Amerika einheimisch, während letzteres durch den Handel, wahrscheinlich aus Ostindien, importirt ist und vor 60 Jahren, als Say schrieb, wohl nicht so allgemein verbreitet war wie jetzt. — Sehr wahrscheinlich gehört auch 31. minuta Say hierher; die Grössenangabe „three fifths of an inch" beruht zweifellos auf einem Schreibfehler, denn eine '■^/^ Zoll lange Ameise würde zu den grössten Arten gehören. Auch von Myrmica exigua glaube ich, dass sie ohne Zweifel auf dieselbe Species gezogen werden muss. Die Art wurde aus der Um- gegend von Washington beschrieben, deren Ameisenfauna, Dank Herrn Pergande's Sammelfleiss, jetzt sehr gut bekannt ist. Die Beschreibung 1 ) Darf man auch mit Porel annehmen, dass kleine Solenopsis- Arten, u. a. die europäische S. fugax, meistens als Hausräuber auf Kosten der Brut anderer Ameisen leben, so thun sie dies doch nicht ausschliesslich. Hier bei Bologna habe ich S. fugax häufig auf Wiesen, an Knochen oder an Leichen kleiner Thiere nagend gefunden. 278 C EMERY, des 9 passt auf keine andere mir bekannte Form aus jener Gegend; die des $ bezieht sich offenbar auf das S ; ich denke, dass Bucklet die Geschlechter verwechselt hat. Die Exemplare aus Washington, welche ich als Typus der Art betrachte, stimmen ganz genau mit der Beschreibung Mayr's sowie mit den von demselben eingesandten Originalexemplaren der S. debilis tiberein. — Von Exemplaren aus Pennsylvanien und S. Dakota ist nur zu bemerken, dass die $+ etwas dunkler sind; $ und S sind vom Typus nicht zu unterscheiden. var. validiuscula n. var. Von dieser Form sind mir nur 92 bekannt und zwar aus S. Jacinto und Los Angeles in Californien. Sie sind entschieden grösser und dunkler als S. molesfa (bis zu 2 mm); der 2. Stielchenknoten ebenso geformt, aber im Verhältniss zum 1. etwas kleiner als bei molesta. Der Clypeus zeigt seitlich von den 2 gewöhnlichen Zähnen je einen eckigen Vorsprung, der viel deutlicher ist als bei molesta. Solange Geschlechtsthiere nicht vorliegen, lässt sich nicht entscheiden, ob diese Form nur als Varietät oder als Unterart, resp. sogar als Species gelten muss. S. pollux FoREL, var. texana n. var. Ich erhielt einige 99 aus Texas von Herrn Pergande, welche der westindischen S. pollux Forel sehr nahe stehen und die gleiche Bildung des Stielchens und des Thorax darbieten. Der Kopf hat etwas weniger gerundete Hintereckeu, und die Stirnleisten sind nach hinten etwas mehr verlängert. Das Thier ist auch etwas grösser und nicht ganz so blass gefärbt. — Ausser diesen Unterschieden, auf welche mich Herr Forel aufmerksam machte, konnte ich keine er- kennen. — Ohne Kenntniss der <$($ und ?$ ist eine Bestimmung des Werthes solcher Merkmale nicht gut möglich. Von S. molesta unterscheidet sich diese Art durch die sehr blasse Farbe, die spärliche Behaarung, das auf dem Profil mehr abgerundete Metanotum, die, von oben gesehen, unter sich weniger ungleichen und nicht so breiten Stielchenglieder. — Länge nicht ganz IV4 mm. S. picta n. sp. S. tenuis Mayk, in : Verh. Z. B. Ges. Wien, 1886, p. 462 jnec S. tenuis Mayr ibid. 1877, p. 874]. 9. S. tenui simillima sed minor, antennarum scapo breviore, Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Atneisenfauna. 279 capitis longitudinis V4 ^ci'ud superante, capite postice latius truncato, angulis posficis minus rotundatis, metanoti parte hasali et declivi sub- aequilongis et nodis pedunculi magis inaequalibus, primo a latere cuneiformi distinguenda. Long. P/s — 1^/3 *wm. Florida : von Herrn Fernande in einer Cynipiden-Galle von Quer- cus phellas gefunden. Diese Art ist auf den ersten Blick in Farbe und Sculptur der S. tenuis sehr ähnlich und wurde von Mayr nicht ohne Zweifel auf dieselbe bezogen. Die Vergleichung mit einem vom Autor freund- lichst überlassenen Originalexemplar der S. tenuis aus Brasilien Hess mich Unterschiede erkennen, die ich als specifische betrachte. — Vor allem will ich die geringere Länge des Fühlerschaftes betonen, welcher zurückgebogen mit seiner Spitze etwa 3/4 der Kopflänge erreicht; bei tenuis reicht der Schaft viel weiter nach hinten, und seine Spitze ist vom Hinterrand um weniger als Ve ^^^^ Kopflänge entfernt. Der Kopf erscheint bei der neuen Art von oben gesehen mehr quadratisch und hinten deutlicher abgestutzt, weil seine Hinterecken weniger ge- rundet sind. Der Thorax ist etwas weniger schlank, von der Seite gesehen erscheinen am Metanotum die basale und abschüssige Fläche fast gleich lang, sind allerdings gegen einander nicht deutlich ab- gegrenzt; bei tenuis ist die abschüssige Fläche wenig mehr als halb so lang wie die Basalfläche und bildet mit derselben einen abgerun- deten, aber deutlichen stumpfen Winkel. Das erste Stielchenglied ist, von der Seite gesehen, mehr keilförmig, sein vorderer Umriss weniger ausgehöhlt. Von oben gesehen erscheint der 2. Knoten deutlich etwas breiter als der erste. — Die Farbe ist gelbroth, Fühler und Beine heller, Hinterleib bräunlich; oder rostroth, Fühler und Beine heller, Kopf und Hinterleib pechbraun. Ä madara Rog. Die Originalbeschreibung ist zur sichern Erkennung der Art ganz ungenügend, da jetzt aus Amerika mehrere Arten bekannt sind, deren Arbeiter viel schwächer sculptirt sind als S. fugax, daher bei ge- wöhnlicher Lupenvergrösserung keine deutliche Sculptur erkennen lassen, und da auf den Mangel der abstehenden Behaarung, welche leicht abgerieben sein könnte, nicht viel Werth zu legen ist. Die geringe Grösse des $ (3 mm) und andere Merkmale desselben würden auf S. pollux Forel gut passen ; aber der 9 dieser Art ist viel kleiner als fugax \ das V von S. molesta ist dagegen zu gross. 280 C, EMERY, Im Berliner Museum für Naturkunde ist, wie mir Herr Dr. Stadel- mann schreibt, kein Originalexemplar dieser Art vorhanden. Crematogaster Lund. C. lineolata Say. Die grösseren, mit deutlich trapezförmigem 1. Segment des Stiel- chens versehenen nordamerikanischen Crematogaster- Xrte.-a, welche wir als Formenkreis der C. lineolata Say bezeichnen können, sind unter einander so nahe verwandt, dass es schwer ist, zwischen den einzelnen Formen etwa constante Unterschiede zu finden. Wenn ich nun C. ashmeadi Mayr als besondere Species beibehalte und noch zwei neue Arten aufstelle, so würde es mich doch nicht wundern, wenn es später nöthig sein sollte, jene Arten wieder einzuziehen und auf den Rang von Unterarten herabzusetzen. — C. lineolata ist jenseits des Oceans der Vertreter der ebenso proteusartigen und mit ihr wohl auch phylogenetisch verwandten C. seutellaris Ol. des paläarktisch- afrikanischen Gebietes, einer Art, deren Abgrenzung gegen die nahe verwandten inermis Mayr, suhdentata Mayr etc. die gleichen Schwierig- keiten bietet. Das sehr bedeutende Material, das ich gross tentheils Herrn Per- GANDE verdanke, umfasst Exemplare aus etwa 140 verschiedenen Nestern. Unter dem Speciesbegriff C. lineolata Say vereinige ich die Formen, deren 9$ folgende Eigenschaften vereinigen : Sculptur variabel; der Kopf meist zum Theil glänzend, seltner (subsp. coarctata und var. suhopaca) ganz matt, punktirt, oder fein längsrunzlig; Thorax punktirt oder daneben noch unregelmässig längs- runzlig, nicht wurmartig gerunzelt. — Pubescenz auf Schienen und Ftihlerschaft meist kurz und wenig abstehend, bei subsp. pilosa und einer var. von laeviuscula aber bedeutend länger und am ganzen Leibe reichlicher. — Farbe sehr veränderlich, selten ganz gelbbraun, meist roth-braun mit dunklerm Kopf; Hinterhälfte des eigentlichen Hinterleibes schwarz-braun oder der ganze Hinterleib, abgesehen vom Stielchen, pechschwarz. — Der Fühlerschaft überragt, zurück- gebogen, den Hinterhauptsrand gewöhnlich nicht mehr als um seine grösste Dicke und ist bei kleinern $9 verhältnissmässig länger. — Die Dornen des Metanotums sind ziemlich lang, divergirend und ge- wöhnlich gegen die Spitze etwas nach aussen gekrümmt. I Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 281 Die vielen Formen dieser Art lassen sich folgendermaassen in Unterarten und Varietäten eintheilen: subsp. C. lineolata Sat. Typus. Es ist überhaupt nicht möglich zu eruiren, welche Form damals Say vorgelegen hat, als er seine Myrmica lineolata beschrieb. Ich behalte diesen Namen für die gemeinste Form, welche zugleich in Be- zug auf Sculptur zwischen den Extremen die Mitte hält. Beim $ sind Stirn und Scheitel in der Mitte stark glänzend, Hinterkopf und Seiten fein gerunzelt, die Wangen runzlig getreift; auch der Clypeus und das Stirnfeld sind fein gestreift, aber glänzend, und an den Seiten der Stirn sind ein Paar feine Runzeln sichtbar. Die Mandibeln sind scharf gestreift und glanzlos. Der Thorax ist matt verworren runzlig mit Tendenz zur Längsstreifung. Die Meta- notumdornen sind ziemlich lang, divergirend, am Ende in der Regel etwas nach aussen gekrümmt. Das 1. Stielchenglied ist sehr deutlich breiter als lang und nach vorn stark verbreitert mit abgerundeten Vorderecken. Die abstehende Behaarung ist massig lang und nicht reichlich, die Pubescenz an Fühlerschaft und Tibien sehr kurz und kaum ab- stehend. — Farbe roth-braun, der Kopf dunkler; Farbe der Fühler und Beine wie die des Thorax; Endhälfte des Hinterleibes pechbraun. Die betreffenden $$ sind braun-schwarz mit etwas heilem, manch- mal hellbraunen Mandibeln, Fühlern, Suturen des Thorax, Stielchen und Beinen. Hinterer Theil der Stirn und Hinterkopf glänzend. Flügel wasserhell mit lichtbraunen Adern ; manchmal sind sie an der Basis leicht bräunlich getrübt. Das S lässt sich von den mir bekannten $$ der Varietäten und Unterarten nicht gut unterscheiden. Die Sculptur bleibt sich ziemlich gleich : das Mesonotum mit Ausnahme einer kleinen Fläche an den •Hinterecken ist matt und fein längsgerunzelt, mit eingestochenen, zer- streuten Punkten. Das Scutellum und ein Theil der Pleuren ziemlich glänzend; ebenso der Hinterkopf. Die Mandibeln sind parallelrandig, am Ende mit 3 spitzen Zähnen. Am Metanotum sind an der Stelle der Dornen nur stumpfwinklige Beulen vorhanden. An den Fühlern sind die Mittel- und Endglieder deutlich länger als dick, aber darin giebt es manche Abweichung. Auch die Sculptur des Kopfes variirt, indem der ganze Hinterkopf in einigen Exemplaren durchaus punktirt und matt erscheint. Die Flügel sind meist wasserhell, aber auch oft mehr oder weniger gelblich-brauu. Zu solchen ü mit dunklen Flügeln 282 C. EMERT, kenne ich die $$ nicht; die $5 lassen sich vom Typus nur durch etwas stärkere Sculptur unterscheiden, indem der Hinterkopf deutlich punktirt erscheint. In den Oststaaten, wie es scheint, verbreitet: meine Exemplare sind aus D. Columbia, Virginia und Florida. Hierher beziehe ich auch eine Varietät aus Colorado, welche mir in allen drei Geschlechtern vorliegt und in der Sculptur mit lineolata typus ziemlich übereinstimmt. Der $ ist rostbraun, mit hellem Glied- maassen. 1. Stielchenglied deutlich breiter als lang. Auffallend sind bei dieser Form die kurzen und dicken, stark divergirenden Dornen des Metanotums. Die Körpergrösse ist gering: 5 bis 3 mm, $ 6 mm lang. — Sollte diese Form sich als beständige alpine Varietät er- weisen, so dürfte für sie ein neuer Name geschaffen werden. Vorläufig möchte ich sie als eine verkümmerte Nestvaiietät von lineolata typus betrachten. Nicht unähnliche Zwergforraen des ? mit abweichend ge- stalteten Dornen liegen mir in wenigen Exemplaren von Washington D. C. vor. Von der oben beschriebenen „typischen" Form führen ganz all- mähliche Uebergänge zu den weiter aufzuführenden Varietäten: var. lutescens n. var. Der $ unterscheidet sich vom Typus lediglich durch die Farbe: der ganze Körper ist schmutzig lehmgelb, mit etwas dunklerm Kopf (besonders Vorderkopf) und dunklem Hinterleibsende. Auch der Fühlerschaft ist meist etwas dunkler. Zu dieser extremen Farbenvarietät kenne ich die geflügelten Ge- schlechter nicht. Das $ einer Mittelform zwischen typus und lutescens ist hellbraun mit drei etwas wolkigen, pechbraunen Längsstreifen am Mesonotum. D. Columbia, N. Jersey, Virginia. var. cerasi Fitch. Unter diesem Namen sandte mir Herr Pergande eine Varietät, deren $ sich vom Typus durch etwas stärkere Grösse, viel schwächere Sculptur des Thorax und etwas längere und dünnere Metanotumdornen unterscheiden lässt. Bei der Form, die ich dieser Beschreibung zu Grunde lege, ist der Thorax fein punktirt, mit wenigen feinen Längs- runzeln und zeigt eine Spur von Glanz. Die Farbe ist hellröthlich- braun, mit pechschwarzem eigentlichem Hinterleib, dessen Basis allein röthlich erscheint. Sculptur des Kopfes und Behaarung wie beim Typus. I I Beiträge zur Kenntniss der nordameiikanischen Ameisenfauna. 283 $ und S mir unbekannt. Zwei ?? einer Uebergangsform mit dunkler Farbe, etwas rauherer Sculptur des Thorax und dickern Dornen haben den ganzen Hinter- kopf gestreift und glanzlos. Bei einer andern Form, deren $ den Uebergang zu lineolata typus bildet, verhalten sich $ und s der nciidamerikanischen Ameisenfauna. 301 var. Impressum n. var. Ein ^-Exemplar von Richs Spring, N. York, weicht von den vorigen durch dunklere Färbung, etwas bedeutendere Grösse sowie den viel breitern und tiefern Eindruck zwischen Mesonotum und Metanotum ab. An letzterem sind die Zähne sehr kurz, stumpf und mehr nach oben gerichtet. Sculptur wie bei subsp. diecJci, der Kopf hinten etwas weniger glänzend, die Runzeln des Thorax gröber und in geringerer Zahl. Ein etwas beschädigtes S aus Canada stimmt zu Mayr's Be- schreibung von subsp. nearcticum ziemlich gut, aber das Flügelgeäder ist wie bei S. brevicorne. Von letzterm unterscheidet es sich durch geringere Grösse, glänzenden Thorax und kürzere Fühler mit ver- hältnissmässig längerm Schaft und dickern Geisseigliedern. Ob es zu einer der eben beschriebnen Formen gehört und zu welcher, muss vorläufig unentschieden bleiben. Subgenus Aphaenoyaster Mayr. S. (Aphaen.) mariae Forel. Aus Florida nach Forel ; von Herrn Pergande in D. Columbia gesammelt. — Bis jetzt nur $ bekannt. S. (Aphaen.) tenesseense Mayr. Äphaenogaster laevis Mayk. Myrmica suhrubra Buckley. Nach Mayr in Pennsylvanien, D. Columbia, Maryland, Virginia, Tenessee; ausserdem in N. York und Carolina, var. ecalcaratum n. var. Aus N. Hampshire von Herrn Forel eingesandt. Der $ unter- scheidet sich vom südlichem Typus der Art durch die äusserst dünnen und kurzen Sporen der hintern Beine, welche einem etwas dickern Haar gleichen. Sculptur und Farbe wie beim Typus. S. (Aphaen.) subterraneum Latr. subsp. occidentale n. subsp. Der 9 steht der mitteleuropäischen typischen Form der Art sehr nahe: der Kopf ist etwas länglicher, mit schlankem Fühlern, deren mittlere Geisselglieder sehr deutlich länger als dick sind, deren Schaft Zool. JaUrb. VUl. Abth. 1. tiyst. 21 302 C. EMERt, aber den Hinterrand des Kopfes nur sehr wenig überragt. Der Thorax ist glänzender, das Metanotum nur punktirt, ohne Querrunzeln, seine Basalfläche oben nicht depress. Dornen wie bei subferraneum^ etwas kürzer als von einander entfernt. — $ und S'. {Messor) Juliamini Pergande. Äphaenogaster juliana Pergandk, ibid., p. 164. aus Nieder Californien haben mir nicht vorgelegen. Beide gehören zur Untergattung Messor, und zwar ist erstere mit S. perganäei, letztere mit S. andrei verwandt. Pogonomyrrnedc Matr. JP. barbattis F. Sm. var. molefaciens Buckl. 9 und ? dieser in Texas lebenden Form sind vom mexicanischen Typus der Art nicht zu unterscheiden ; sie dürfte sogar mit demselben vermengt werden, wenn nicht die SS durch ihre abweichende Färbung sich davon unterscheiden Hessen. Der Kopf des $ ist sehr gleichmässig und fein gestreift, am Scheitel gröber als einwärts von den Augen ; analysiren wir diese Streifung genauer, so ergiebt sich, dass jede Längsrunzel des Scheitels je 2 solchen am Innenrand der Augen entspricht; in ihren Zwischen- räumen sind Spuren einer Zwischenrunzel erkennbar; der Grund der Streifen ist ziemlich glänzend und nur sehr undeutlich genetzt; die Streifung wird unterbrochen durch spärliche borstentragende Punkte oder Grübchen. Die Mandibeln sind sehr gleichmässig und scharf gestreift, am Aussenrand gegen die Spitze eine glatte Fläche. Der Thorax ist fein gestreift, die Streifen ziemlich regelmässig, auf dem Pronotum bogig, am Vordertheil des Mesonotums längsgerichtet, sonst oben quer, an den Seiten schief. Beide Stielchenknoten sind mehr oder weniger deutlich quergestreift. Farbe hellroth, Mandibeln und manchmal eine wolkige Binde am Rande des Basalsegmentes des eigentlichen Hinterleibes braun-roth. Das ? ist ungefähr so sculptirt und gefärbt wie der $. Das Scutum und das Scutellum glänzend und schwach längsgestreift. Das S ist ganz hellröthlich mit etwas dunklerm Abdomen. Die Streifung des Kopfes ist nur am Scheitel deutlich, obgleich schwach und fein; die Mandibeln glatt und glänzend. — Beim Typus sind Kopf und Thorax braun, die Beine und der Hinterleib roth; die Mandibeln ziemlich undeutlich gestreift. Beiträge znr Kenntniss <1er nordsinprikanischen itneisenfanna. 309 var. fuscatus n. var. Als solche bezeichne ich eine Form aus Colorado, deren $ dem Typus nahe steht, aber durch dunklere Färbung ausgezeichnet ist. Der Körper ist braun-roth, mit dunklern Mandibeln ; der Hinterleib zum Theil oder ganz braun. Sculptur etwas stärker als bei harhatus i. sp. und var. mohfaciens, die Stielchenknoten matt, dicht gestreift. Die Längsstreif uDg des Mesonotums dehnt sich manchmal auf das Pronotum divergirend aus; eine Andeutung dieser Sculptur sehe ich auch an einigen Texaner 99 von molefaciens. Andere 29 aus N. Mexico sind noch etwas dunkler, aber schwächer sculptirt, ungefähr wie bei molefaciens. ??, welche zu etwas heilern 99 aus Colorado gehören, sind dunkler als das ? von molefaciens ; das Abdomen hat dunkelbraune Querbinden am Hinterrand der Segmente ; sonst wie molefaciens. S unbekannt. Noch andere 99 aus Colorado sind dunkel braun-roth mit rothem Hinterleib, der eine wolkige, braune Querbinde trägt. Die Sculptur des Thorax ist rauher und unregelmässiger und bezeichnet einen Uebergang zu folgender: subsp. rugosus n. subsp. Als besondere Unterart bezeichne ich eine Form aus S. Jacinto, Californien, welche durch viel rauhere Sculptur ausgezeichnet ist. Ich hätte sie sogar als Species aufgestellt, wenn die oben erwähnten 99 aus Colorado nicht den Uebergang zu harhatus bildeten. Bei den mir vorliegenden 99 sind Thorax, Beine, Stielchen sowie Basis und Spitze des eigentlichen Hinterleibes braun-roth, Kopf, Schenkel und Rest des Hinterleibes dunkelbraun. — Der Kopf ist hinten gröber und viel minder regelmässig gestreift als bei harhatus, zwischen je 2 Längsrunzeln sind Spuren von 2 — 3 feinern bemerkbar ; jede Runzel des Scheitels entspricht demnach 3 — 4 solchen am Augen- innenrand; die Mandibeln sind gröber und minder regelmässig, mehr runzlig gestreift als bei harhatus. Die Streifung des Thorax besteht aus sehr groben, unregelmässigen Runzeln, am Pronotum und Meso- notum geschlängelt und ziemlich verworren, sonst hauptsächlich quer- gestellt. Der Knoten des l. Stielchengliedes ist ziemlich stark, un- regelmässig gerunzelt, sein vorderer stielartiger Abschnitt kürzer als gewöhnlich bei harhatus; das 2. Segment ist runzlig punktirt. ? -unbekannt. S6 aus Bernardiuo Co., Californien, welche wohl zu dieser Form 310 C. EMERY, gehören, sind ungefähr so gefärbt wie der mexicanische Typus von harhatus, aber noch etwas dunkler; Kopf und Thorax pechbraun, Fühler, Beine und Hinterleib dunkelroth. Die Mandibeln sind grob und ziemlich scharf längsgerunzelt. JP, suhdentatus Mayr. Hat mir nur aus Californien vorgelegen, woher ich ihn von Herrn Andre erhielt. Mayr erwähnt dieselbe Art auch von Connec- ticut, eine Angabe, die mir fraglich scheint. JP. occidentalis E. T. Cresson. Nach Mayr in Colorado, Kansas, Nebraska, Nevada, Wyoming, Utah, Arizona. Ich besitze nur wenige $9 dieser Art, welche in der Sculptur des Kopfes gewisse Unterschiede erkennen lassen, deren Werth zu bestimmen ich nicht im Stande bin. Mein Freund, Herr Prof. FoREL, gab mir ein von Herrn Rothney auf Honolulu gesam- meltes Exemplar dieser Art, was, da die Gattung Pogonomyrmex sonst ausschliesslich amerikanisch ist, von Interesse sein dürfte. var. subnitidus n. var. Der 9 unterscheidet sich vom Typus der Art durch etwas glän- zende Oberfläche des Kopfes, was davon abhängt, dass die zwischen den Streifen dicht gestellten Punkte weniger tief sind und ihr Grund glänzend bleibt. Auch das Stielchen ist minder matt als bei occiden- talis; sonst alles wie bei dieser Form. Einige 9$ aus S. Diego Co., Californien, von Herrn Pergande. JP. hadius Latr. (nee Mayr). Formica hadia Latk., Fourmis, p. 238, 1802. Myrmica transversa F. Sm., Cat. Br. Mus., p. 128, 1858. Atta crudelis F. 8m., ibid. p. 170. Pogonomyrmex crudelis Mayr, in: Ann. Soc. Nat. Modena, V. 3, p. 170, 1868. Pogonomyrmex transversus Maye, in: Verb. Z. B. Ges. Wien, 1886, p. 450. ? Myrmica brevipennis F. Sm., 1. c. p. 130, 1858. Herr Pergande machte mich darauf aufmerksam, dass die von Mayr als P. hadius bestimmte Art nur in Californien vorkommt und deswegen nicht der von Latreille aus Carolina beschriebenen Formica hadia entsprechen kann. Die LATREiLLE'sche Beschreibung passt aber ganz gut auf die in den Südweststaaten heimische dornenlose Art. Ich nehme darum keinen Austand, sie mit derselben zu identificiren und die SMiTH'sche Myrmica transversa und Atta crudelis als Syno- nyme zu ihr zu stellen. Beiträge zur Kenntniss cler nordamerikanischen Ämeisenfanna. 311 Ich sah nur Exemplare aus Florida ; ausserdem kommt sie in Georgien (Smith) und Carolina (Latreille) vor. F. californicus Buckl. Myrmica californica Bucklet, in: Proc. Entomol. Soc. Philadelphia^ 1866, p. 236. Pogonomyrmex hadius Maxe, in: Verh. Z. B. Ges. Wien, 1870, p. 971; 1886, p. 450 (nee Latk.). Die Beschreibung Buckley's kann nur auf eine hellrothe, dorn- lose Form von Pogonomyrmex passen: aus geographischen Gründen diese Art. Meine Exemplare erhielt ich von Herrn Pergande aus S. Jacinto, S. Californien. var. estebanius Pergande. In: Proceed. Californ. Acad. Sc. (?), V. 4, p. 33, 1893. Eine Varietät mit etwas schlankerm Stielchen und von dunklerer Färbung hat Herr Pergande unter diesem Namen beschrieben und mir zugesandt. S. Esteban, S. Borgia und Margarite Island in Nieder-Californien. subsp. longinodis n. suhsp. Ich würde diese Form als besondere Species aufgeführt haben, wenn nicht die var. estebanius vermuthen Hesse, dass es Uebergänge von P. californicus zu derselben giebt. — Der 9 unterscheidet sich von dem des P. californicus durch das schlankere Stielchen, dessen 2. Glied nicht so hoch ist wie lang; beim 1. Stielchenglied ist der vordere stielartige Abschnitt kürzer als der sehr lange und oben zu- gespitzte Knoten. Sculptur schwächer als bei californicus; Streifung seichter, Punktirung auf den Zwischenräumen noch schwächer ; Stiel- chen nur fein punktirt, ohne Runzeln. Farbe ziemlich hellroth, Hinter- leib mit Ausnahme des Stielchens und der Basis braun. Colorado Desert, Californien, von Herrn Pergande. Einen Schlüssel zur Bestimmung der Pogonomyrmex-Arten hat Mayr in: Verhandl. Zool. Bot. Ges. Wien, 1887, p. 608 gegeben. Myrmica Latr. (Mayr sensu str.). M. mutica n, sp. 9. Laete rufa, opaca, abdomine (excepto segmento pedunculi 1.) pedibusque nitidis; caput creberrime punctatum, longitrorsum rugoso- sfriatum et punctis piligeris major ibus impressum, antennarum scapo hasi lenifer arcuato, flagelU clava 5 articulata. Thorax spinis desti- tutus, dorso medio sellae instar depressus, quoad sculpturam superne capiti similis, pleuris fortius longitrorsum rugosis, metanoto rotundato, 312 C. EMERT, postice transverse rugoso; abdomen segniento pedunculi 1. creherrinie pundafo, opaco, antice petiolato, postice cum nodo rotundato. 2. laevi- ore, nitido, sequentihus nitidissimis. Long. 4^2 — 5 w*w. Denver, Colorado, vou Herrn Pergande eingesandt. Herr Andre erhielt dieselbe Art aus N. Mexico. Diese Form vertritt in N. Amerika die paläarktische M. ruhida, welcher sie sehr ähnlich ist; sie könnte auch zu derselben als Unter- art gezogen werden. Die Sculptur ist überall dichter und schärfer, daher der ganze Körper mit Ausnahme des 2. Stielchengliedes und des eigentlichen Hinterleibes mehr glanzlos, Hinterkopf und Prothorax matt, punktirt und längsgeruuzelt; auch die Beine sind deutlich punk- tirt, wovon ruhida nur unbedeutende Spuren zeigt. M. punctiventris Rog. Herr Pergande sandte mir alle drei Geschlechter aus D. Columbia (August 23). Das noch unbeschriebene S unterscheidet sich von den andern Arten (wie die $? und $$) durch die groben Punkte des Ab- domens. Fühlerschaft gerade, länger als die Hälfte der Geissei ; Keule 4gliedrig. — Mayr erwähnt diese Art noch aus N. Jersey und Virginia. M. rubra L. Von den zur rwfera-Gruppe gehörigen Formen führt Mayr aus Nordamerika M laevinodis, ruginodis, sulcinodis, scabrinodis und lobicornis auf. Ich habe nur von scabrinodis Exemplare gesehen, die von den europäischen nicht unterschieden werden können. Die mir bekannten Formen lassen sich in folgender Weise unterscheiden : subsp. brevinodis n. subsp. Als Typus dieser Unterart betrachte ich einige helle 9$ vom Utah Salt Lake. — Hellroth, Scheitel und Mitte des Hinterleibes gebräunt. Sculptur des Kopfes ungefähr wie bei rugulosa Nyl., in der Mitte gestreift, seitlich genetzt, mit punktirtem Grund der Furchen und Maschen. Fühlerschaft an der Basis bogig gekrümmt. Thorax mit feinen, massig langen, etwas gekrümmten Dornen. 1. Segment des Hinterleibsstielchens auffallend kurz, noch ein wenig kürzer als bei sulcinodis Nyl.; das obere Profil steigt schwach concav auf, bildet dann einen ziemlich scharfen Winkel und steigt mit ungleichmässiger Curve wieder ab ; beide Knoten sind matt punktirt, der erste etwas gerunzelt, der zweite seitlich mit einigen länglichen Grübchen. Beiträge zur Kenntniss iler nonlimeiikanischen Ameisenfauna. 313 Länge 4 mm. — Von dieser extremen Form kenne ich nur Ar- beiter. Andere $$ aus Colorado, S. Dakota und N. York weichen durch dunklere Farbe, bedeutendere Grösse, rauhere Sculptur und stärker, d. h. etwas mehr winklig gebogenen Fühlerschaft ab. Sie bilden etwa den Uebergang zu sulcinodis; darunter ein $ von S. Dakota. Ein S von Colorado, im Flug gefangen, gehört vielleicht dazu; es unterscheidet sich vom S der M. sulcinodis durch etwas kürzern Fühlerschaft, der nicht ganz so lang ist wie die halbe Geissei, und durch schwächere Sculptur. Stiinfeld fein punktirt, nicht gerunzelt. Durch diese Merkmale hat dieses Exemplar Aehnlichkeit mit dem cJ von laevinodis Nyl., aber die Fühlerkeule ist, wie bei sulcinodis, 4gliedrig. Die Tibien sind wie bei sulcinodis kurz und schief behaart. var. sulcinodoides n. var. Noch andere $$ aus S. Dakota, Utah und Maine nähern sich durch den noch schärfer gebogenen, fast geknickten Schaft nocii mehr der echten M. sulcinodis. Das Stielchen ist aber nicht so stark und regelmässig gefurcht wie bei der europäischen Gebirgsform. — Ein wirklich typisches Exemplar von M. sulcinodis hat mir aus Nord- amerika nicht vorgelegen. Ich vermuthe, dass Mayr meine hrevinodis als ruginodis, ihre var. als sulcinodis gedeutet hat. Diese Formenreihe entspricht etwa den von Forel erwähnten Uebergängen zwischen ruginodis und sul- cinodis in Europa. subsp. scahrinodis Nyl. Unter diesem Namen vereinige ich jene F'ormen, deren Kühler- schaft deutlich geknickt ist und an der Knickung entweder keinen Zahn oder einen solchen oder sogar einen Lappen tragen, deren L Stielchenknoten oben mehr oder weniger abgerundet ist, der 2. oben meist fein punktirt und glanzlos, seitlich längsgerunzelt, oder mit länglichen Grübchen. Wir können folgende Formen unterscheiden: var. fracticornis n. var. $. Klein, dunkel gefärbt; Fühlerschaft geknickt, an der Basis wenig compress, ohne oder mit einem kleinen, spitzen Zahn. Thorax mit auffallend kurzen Dornen (in dieser Beziehung fast wie laevinodis). 314 C- EMERY, — Connecticut von Herrn Pergände; Buflalo (N. York), von Herrn Wasmann erhalten. Andere 59 aus Dakota sind etwas heller, der Scapiis an der Basis mehr compress. Bei einem dazu gehörigen $ trägt er einen deutlichen, schielen Lappen. Diese Form bildet den Uebergang zu: var. sabuleti Meinert. Myrmica sabuleti Meinert, in: Bidrag Danske Myrers Naturh., p. 55' 1860. Dies ist die gemeinste Form in Nordamerika. Dieselbe oder eine fast identische Form kommt auch in Europa vor und entspricht meiner Ansicht nach der von Meinert aufgestellten M. sabuleti, welche ich wegen der Fühlerbildung sowohl des 9 wie des $ nicht zu lobicornis bringen kann, wie Andre thut, sondern zu dieser weit verbreiteten Varietät von scabrinodis. Die 9$ und ^$ sind durch kein constantes Merkmal von der typischen scabrinodis zu trennen. Das S vireicht davon ab durch den bedeutend längern Fühlerschaft, welcher bei den amerikanischen Exemplaren etwas mehr als V3 der Geissei lang ist; bei den euro- päischen etwas kürzer, zwischen V4 ^^^ Va- ^^ Europa ist dieses Verhältniss ziemlich variabel, und ich möchte deswegen auf geringe Schwankungen desselben kein besonderes Gewicht legen. Die ameri- kanischen $$ haben durchschnittlich kürzere Metanot um dornen als die europäischen, aber auch hierin ist die altweltliche Rasse sehr ver- änderlich. Der Fühlerschaft der $$ ist in dieser Varietät an der Basis deutlich compress, au der Knickung mit einem kleinen, schiefen, spitz-zahnartigen Lappen. Ich erhielt Exemplare aus Nebraska, S. Dakota, Virginia, N. Jersey, D. Columbia, Massachussetts. Eine Abstufung dieser Varietät bilden $$ und $? aus Virginia, Maryland, N. Jersey und Connecticut, deren Fühlerschaft an der Biegung noch stärker plattgedrückt ist und einen kurzen, aber deut- lich schaufeltörmigen Lappen trägt, der sich an der hintern Seite des Schaftes in die entsprechende Kante des Basaltheiles fortsetzt; sonst wie die andern Exemplare. — Bei den mir vorliegenden SS ist der Fühlerschaft etwas kürzer als Vs ^er Geissei. — Derart bilden so- wohl $ als S den Uebergang zur var. schencki. Andere ?? aus S. Dakota und Connecticut sind kleiner und dunkelgefärbt und stehen daher der var. schencki noch näher. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 315 var. schencki n. var. Myrmica lohicornis Foeest., Hymenopt. Studien, p. 69, 1850. — $, ^. — — ScHENCK, Beschreibung Nassauischer Ameisenarten, p. 82, 1852. - 9, ?, S. — — Mayb, Pormicina Austriaca, in: Verh. Z. B. Ges. Wien, 1856, p. 412 (nee Mayb, Europ. Form., 1861). — — Mayr, in : Verh. Z. B. Ges. Wien, 1886. Diese Form wurde bis jetzt mit M. lohicornis Nyl. verwechselt und vermengt. - Der 9 ist von derselben durch längere Dornen des Metanotums verschieden. Der 1. Knoten des Stielchens ist auch oben meist weniger winklig, oder sogar etwas depress und abgerundet. Die Farbe der amerikanischen Exemplare ist meistens ziemlich dunkel, schmutzig braun-roth, Kopf und Hinterleib schwärzlich. — Was aber diese Form von lohicornis besonders unterscheiden lässt, sind die Fühler des $. Der Schaft ist dicU und kurz, kürzer als bei sahuleti und selten länger als V4 ^^^' Geissei, bei den meisten europäischen Exemplaren etwas kürzer, nahe der Basis stumpf geknickt. Ich erhielt von Herrn Pergande $$ dieser Form aus Maine und N. Jersey; ein $ von N. Hampshire sandte mir Herr Prof. Forel. Aussergewöhnlich helle $9 und ?$ besitzt das Berliner Museum aus Carolina ; dazu ein $ mit besonders grossen und spitzen Zähnen am Metanotum. Einige etwas zu sahuleti übergehende 99 theilte mir Herr Wasmann aus Buffalo, N. Y., mit. In Europa scheint diese Ameise im Flachland verbreitet zu sein. ScHENCK beschrieb das charakteristische . pyramicus Rog. Diese Art ist in den Südstaaten verbreitet und variirt in der Farbe sehr bedeutend; sonst auch in Westindien, Guiana, Südbrasilien, Argentinien und Chile. Mayr erwähnt sie von Virginia, Florida, N. Mexico, Colorado. Herr Pergande sandte sie mir aus Californien in allen drei Geschlechtern. Die Exemplare aus letzterm Lande entsprechen in der Färbung dem Typus: sie sind roth mit schwarz-braunem Hinterleib. Der MAYR'scheu Beschreibung des $ ist hinzuzufügen, dass das Geäder ganz wie bei Forelius nur eine geschlossene Cubitalzelle bildet; die Querrippe verbindet sich mit dem vordem Ast der Cubitalrippe ; keine Discoidalzelle. Das S ist 2—2^2 mm lang. Schwarz; Kopf quer viereckig; Mandibeln gezähnt, Clypeus gewölbt, Fühlerschaft kürzer als die 2 332 C. KMERY, ersten G-eisselglieder. Metanotura mit sehr kurzer Basalfläche, hinter derselben schief gerade abfallend. Schuppe niedrig, knotenförmig. Genitalien auö'allend gross. Flügel wie beim ?, aber der Stamm der Cubitalrippe ist unterbrochen und fehlt manchmal ganz und gar. Dieser Unterschied im Flügelgeäder der ?? und SS ist constant und findet sich auch an südbrasilianischen Exemplaren, welche einer ganz schwarzen Varietät angehören. Ebenso verhält sich das S von Fo- relius mac-cooJci. Die Aehnlichkeit im Flügelgeäder bestätigt die von mir auf die Structur des Pumpmagens begründete Verwandtschaft der beiden Gattungen. var. flavus Mac Cook. Aus Colorado und Florida. Forelitis Emert. F. mac-cooM Mc Cook. Hat mir aus Texas vorgelegen. Nach Mate auch in D. Columbia — Sonst auch in Südbrasilien. Nach Mayr dürfte Formica tenuis- sima BucKL. zu dieser Art gehören. Tapinoma Foerst. T. sessile Sat. Formica sessilis Say, in: Boston Journ. etc., p. 287, 1836. Tapinoma boreale Roger, in: Berlin. Ent. Zeit., V. 7, p. 165, 1868. Formica parva Buckl., 1. c. p. 159, 1866 (nach Maye). Tapinoma boreale Provancher, in: Add. Faun. Canada., Hymenopt., p. 238, 1887. Diese Art ist weit verbreitet und wohl im ganzen Gebiet der Vereinigten Staaten gemein. Sie variirt in Grösse und Färbung sehr beträchtlich. Hellere Exemplare sind schmutzig gelb-roth mit heller oder dunkler braunem Kopf und Hinterleib. Solche helle Stücke ent- sprechen dem T. horeale Rog. Was Roger von im Verhältniss zu T. erraticum kürzerm und mit minder zahlreichen Zähnen versehenem Kaurand der Oberkiefer des $ schreibt, beruht auf einem Irrthum, den man leicht begeht, wenn man Exemplare mit geschlossenen Man- dibeln untersucht, denn bei extremer Schliessung der Kiefer wird ein guter Theil des Kaurandes unter dem Clypeus verborgen und seine Länge darum unterschätzt. Dass dem so ist, davon habe ich mich durch Untersuchung eines Originalexemplares aus der Sammlung des k. Mu- Beiträp^e zur Kenntniss der uordBinerikanischeii Ameisenfauna. 333 seums für Naturkunde in Berlin überzeugt. Bei kleinen $9 ist über- dies die Ausrandung des Clypeus nur sehr schwach ausgeprägt. Die Geschlechtsthiere sind verhältnissmässig kleiner als bei T. erraücum: $ 3 — 3^2 mm; $ 3V2 — 4 mm. Das $ lässt sich wie der $ von der europäischen Art an der Clypeusbildung unterscheiden. Beim $ ist die Subgenitalplatte (Mayr's Hypopygiura) viel weniger tief ausgerandet als bei erraücum^ ihre zwei Zipfel viel kleiner und weniger vorspringend, kaum ventralwärts gebogen. T. pruinosum Rog. Tapinoma boreale Mayr, in: Verh. Z. B. Ges. Wien, 1886, p. 434, (nee Rüg.). Roger beschrieb diese Art aus Cuba; Herr Pergande sandte mir ein ^-Exemplar aus Bahama, auf welches die Beschreibung vor- züglich passt, sowie ähnliche, von Herrn Mayr als T. boreale Rog. bestimmte $$ aus Florida. — ? und S unbekannt. Diese Art unterscheidet sich von kleinen Exemplaren des T. ses- sile durch den etwas länghchern Kopf, mit bogigen Seiten und breiter abgestutztem Hinterrand. Die Basalfläche des Metanotums ist nicht viel kürzer als das Mesonotum und geht bogig in die abschüssige Fläche über (bei sessile ist die Basalfläche des Metanotums kürzer als die Hälfte des Mesonotums und bildet mit der abschüssigen Fläche einen deutlichen, wenn auch abgerundeten Winkel). Abstehende Haare sind am Hinterkopf sowie auf dem Thoraxrücken und der Oberseite des Abdomens in geringer Zahl vorhanden; bei reinen Exemplaren sind besonders einige lange Borsten auf dem Pronotum aufiällend (bei T. sessile und erraücum trägt der Thorax oben kein einziges Haar), Clypeus kaum ausgerandet, in der Mitte vorn mit schwachem Längseindruck. var. anale Er. Andr^. Tapinoma anale Er. AndbS, in: Revue d'Entom., 1893, p, 148. Diese Ameise wurde jüngst von Herrn Andre aus N. Mexico beschrieben $$ von S. Jacinto, Californien, die ich von Herrn Per- gande erhielt, entsprechen der Beschreibung ganz genau. Ein $ von Margarite Island, Nieder-Californien, ist dunkler und bildet den Ueber- gang zum Typus. Aehnlich gefärbte Exemplare liegen mir vom Mis- sissippi-Gebiet (Nebraska, Missouri, Mississippi) vor. — Ich kenne nur Arbeiter. Zool, Jahrb, VlU. Abth. f. Syit. 23 334 C. EMERY, Subfarailie: Camponotini (Nachträge). Flagiolepis Mayr. P. longipes Jerdon. Nach Herrn Pergande (in: Proceed. Calif. Acad. Sc, (2) V. 4, p. 163) in Nieder-Californien ; offenbar aus Oceanien oder Ostindien importirt. JPrenolepis Mayr. JP. longicomis Latr. Diese kosmopolitische, durch den Handel verbreitete Ameise kommt in Washington D. C. in Häusern vor. Mayr führt unter den nordamerikanischen Ameisenarten auch P. vividula Nyl. auf und betrachtet als Synonyme derselben Formica picea Buckl. und F. terricola Buckl. Da aber vor den Arbeiten Forel's unter jenem Artnamen allerlei verschiedene Species vermengt wurden, wäre jetzt eine nochmalige, genauere Bestimmung der betreffenden Formen, namentlich der dazu gehörigen SS, nöthig. Jßasius (Fabr.) Mayr. In meine ßestimmungstabelle der nordamerikanischen Lasius- Arten hat sich ein schwerer Schreibfehler eingeschlichen, indem (p. 637} die Behaarung bei var. aphidicola lang, bei subsp. minufus kurz genannt wird: das Gegentheil ist richtig. Also: Zeile 8 von unten : statt lang lies kurz, „ 5 „ „ „ kurz „ länger. L. flavus L. Die blasse, kleiuäugige Form von Südeuropa, welcher die nord- amerikanischen Exemplare gehören, wurde neuerdings von Forel als subsp. myops beschrieben (Forel, Les formicides de la province d'Oran, in: Bull. Soc. Vaudoise Sc. Nat., V. 30, No. 114, 1894). Formica (L.) Mayr. F. sanguinea subsp. ruhicunda Emery ^). 1) Während alle nordamerikanischen Formen der F, sanguinea sich von den europäischen durch den unbefleckten ganz rothen Kopf Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 335 var. suhnuda n. var. ^. Durch die Färbung dem Typus der Unterart ähnlich, die rothen Theile aber etwas heller: roth mit schwarzem Hinterleib, die Mandibelu wenig dunkler als der Kopf. Durch das Fehlen einer bei gewöhnlicher Lupenvergrösserung sichtbaren Pubescenz an Kopf und Thorax ausgezeichnet. Auch die abstehende Behaarung ist sehr kurz und spärlich: auf dem Hinterkopf nur wenige Borsten; auf dem Thoraxrückeu meist gar keine; auf jedem Hinterleibsring 2 Reihen sehr kurzer Borsten. Das Metauotum ist nicht winklig, sondern er- scheint, von der Seite gesehen, stark abgerundet. Länge 6 — 7 mm. Bei Yale in British Columbia von Herrn Dieck gesammelt. In demselben Tubus fand sich ein $ von F. fusca var. subsericea^ wohl als Sklave der F. sanguinea. F. lasioides Em. var. picea n. var. Eine Anzahl 9$ aus Yale, British Columbia, von Herrn Dieck gesammelt, unterscheiden sich vom Typus der Art durch die Färbung, welche ganz dieselbe ist wie bei F. fusca-suhpoUta var. neogagates. Von letzterer hauptsächlich durch die kürzern Fühler und Beine und durch die aufrechten Haare am Fühlerschaft leicht zu unterscheiden. Die Grösse variirt bedeutend. Länge 3^/^— 5 mm. Einige $j von Hill City, S. Dakota, von Herrn Peegande, bilden den Uebergang von dieser Varietät zum Typus. Unter den europäischen Arten kommt F. lasioides am nächsten der F. nasuta Nyl., welche aber am Fühlerschaft keine abstehenden Haare hat. F. pallidefulva Late. 2 9$ , welche dem Typus der Art sehr nahe kommen, sandte mir Herr Peegande von Doniphan, Missouri. Eine genauere Kenntniss der in den Gebirgsgegenden der Central- stäaten vorkommenden Formen dieser Art wäre sehr zu wünschen. unterscheiden, ist eine Varietät derselben Art, die ich aus Yokohama, Japan, in 3 $5 erhielt, durch besonders dunkle Färbung ausgezeichnet. — Ich bezeichne diese Form als var. fusciceps n. var. Beim 9 er- reicht der braun-schwarze Fleck des Scheitels seitlich die Augen und an den Hinterecken bleibt manchmal nur eine sehr geringe Fläche dunkel rostroth. Die rothen Theile sind auch viel dunkler als bei den dunkelsten mir bekannten Exemplaren aus Europa. 23* 33() C. EMERY, Caniponotus Mayr. C. maculatus subsp. tortiiganus n. subsp. $ media. Steht in der Sculptur der subsp. vicinus und besonders deren var. niüdlventris nahe, nnterscheidet sich aber davon durch den nicht deutlich phittgedrückten Schaft, die längern, einander näher liegenden Stirnleisten, den Clypeus, dessen Lappen etwas schmaler ist und mit ganz abgerundeten Vorderecken, den niedrigen Metathorax sowie den durchaus stachellosen untern Rand der hintern Schienen. Von subsp. ocreatus unterscheidet sich diese Form durch Sculptur, Färbung und stachellose Schienen. — Kopf, Thorax und Schuppe dicht runzlig punktirt, glanzlos, der eigentliche Hinterleib schwach glänzend, aber sehr deutlich unregelmässig quergestrichelt. Pubescenz spärlich und kurz; Wangen ohne abstehende Borsten. — Farbe rostroth, Schenkel heller, Mandibeln, Fühlerschaft und Abdomen gebräunt. Länge 9 mm ; Kopf 2,6 X 2,3 ; Scapus 2,2 ; Hinterschenkel 2,5. Ein 9 aus Dry Tortugas, Florida, von Herrn Peegande. subsp. ocreatus Emery. Zur Beschreibung dieser Unterart ist zu bemerken, dass am Metanotum selbst der grossen 99 die Basalfläche beinahe 2 mal so lang ist wie die abschüssige, wodurch sie von subsp. mac-coohi und vicinus abweicht, welche ein viel höheres Metanotum besitzen. — Die mexicanische subsp. picipes Ol. unterscheidet sich von allen diesen Formen durch die abstehenden Borsten an den Wangen. Bei allen sind die Schienen mehr oder weniger mit Stacheln besetzt. C. castaneus subsp. americanus Mayr. Vom K. K. naturhistorischen Hof-Museum in Wien erhielt ich die Typen dieser Art zur Ansicht. Der 9 ist ganz so gebaut wie die ^9 aus D. Columbia, aber nur dunkler gefärbt als jene , wie ihn Mayr beschreibt. Das unter demselben Namen beschriebene $ gehört nicht zu dieser Art, sondern zu C. herculeanus var. pictus Forel. C. erythropus Pergande ist == mina Forel. C. fragilis Pergande betrachte ich als Varietät von C. fumidus ROG.; etwas kleiner als var. pubicornis und reichlicher abstehend be- haart. Der Unterschied ist aber sehr gering. Will man beide Formen Beiträge zur Kemitniss fler norJuineriknuischen Ameisenfauna. 337 nicht auseinander halten, so niuss der Name var. fragilis als der ältere gelten. C. sayi subsp. hicolor Pergande. Diese neue Unterart wird in : Proc. Calif. Acad. Sc, (2) V. 4, !>. 161 (1894) in allen drei Geschlechtern aus Nieder-Californien be- schrieben. C. senex F. Sm. Eine Form dieser Art, welche dem Typus nahe steht, sandte mir Herr Pergande von den Key West Inseln, Florida. Eine typisch neo- tropische Species, in vielen Formen über ganz Südamerika verbreitet. Zum Schlüsse des speciellen T heiles dieser Beiträge sollen noch die von Say, Bucklet und Provancher beschriebenen nordamerikani- schen Ameisenarten aufgeführt werden, deren Deutung bis jetzt nicht mit Sicherheit gelungen ist und welche deswegen iu den vorhergehenden Seiten sowie in Mayr's Arbeit zum Theil nicht erwähnt wurden. Es sind : Formica Forniica Formica Myrmica Myrmica Myrmica Myrmica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Name: lauta Say triangularis Say dislocata Say corrugata Say opposita Say inflecta Say dimidiata Say nova-anglae Buckl. nortonii Buckl. americana Buckl. connecticutensis Buckl gnava Buckl. occidentalis Buckl. monticola Buckl. gracilis Buckl. atra Buckl. virginiana Buckl. Wahrscheinliche Deutung: Camponotus marginatus var. 9 ? Wegen des Flügelgeäders der $S und der geringen Grösse sehr wahrscheinlich zur Gattung Phei- dole gehörig. Myrmica sp. ? Formica sp. ? Formica sp. ? Camponotus marginatus var.? Formica sp.? Formica pallidefulva var. ? Lasius claviger? Lasius sp.? Tapinoma sessile? Camponotus marginatus var. ? Formica pallidefulva var. ? 53» C. EMERT, Name: Wahrscheinliche Deutung : Formica arenicola Buokl. p Formica politurata Buckl. Formica subpoUta var.? Formica septentrionale Buckl. Camponotus marginatus var.? Formica tejonia Buckl. Camponotus sp. ? S Formica tenuissima Buckl. Nach Matr =Forelius mac-cooki ? Formica perminuta Buckl. Brachymyrmex sp. ? Formica picea Buckl. Nach Mayr = Prenolepis vivi- dula Ntl. Formica lincecumi Buckl. Formica sp. ? Formica festinata Buckl. Camponotus ? Formica masonia Buckl. ? Formica saxicola Buckl. Lasius sp. ? Formica foetida Buckl. ? Formica subspinosa Buckl. Dolichoderus sp.? Polyergus texana Buckl. 9 Ponera texana Buckl. Leptogenys sp.? Ponera elongata Buckl. Leptogenys sp.? Ponera lincecumi Buckl. Pseudomyrma sp. ? Myrmica diver sa Buckl. Pheidole sp.? Myrmica coeca Buckl. Eciton sp. ? Myrmica montana Buckl. Leptothorax? Myrmica lineolata Buckl. Myrmica sp.? Myrmica scdbrata Buckl. ? Myrmica sublanuginosa Buckl. ? Atta picea Buckl. Pheidole sp.? Atta pennsylvanica Buckl. Pheidole sp.? Oecodoma virginiana Buckl. Strumigenys sp.? Oecodoma pilosa Buckl. 9 Formica pallitarsis Prov. ? Formica mellea Prov. Lasius sp.? Myrmica incompleta Prov. Myrmica rubra subsp.? Crematogaster scutellaris Prov. Crematogaster lineolata subsp.? Beiträge zur Kenntniss dei- nordatnerikaniscben Ameisenfauna. 339 II. Allgemeiner Theil. Vergleichende Uebersieht der nordamerikanischen Ameisenfauna; Herkunft der in Nordamerika lebenden Ameisen i). Im vorigen Abschnitt dieser Arbeit habe ich die mir bekannt gewordenen Formen der nordamerikanischen Ameisen einzeln be- sprochen, ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu andern und be- sonders zu europäischen Formen erörtert. Vollkommene Identität der dies- und jenseit des Oceans vorkommenden Ameisenarten, welche so weit ging, dass ich trotz besonders darauf gerichteter Aufmerksam- keit keinen Unterschied finden konnte, wurde, wenn wir von den durch den Handel eingeschleppten Species absehen, nur in wenigen Fällen bestätigt: so z. B. bei Lasius flavus, Formtcoxenus nitidulus, Leptofhorax muscorum, Myrmica scabrinodis (var. sahuleti und schencM). Meist Messen sich geringere oder grössere Verschiedenheiten erkennen, welche mich zur Aufstellung von besondem Varietäten oder Sub- species veranlassten. Die Beziehungen der nordamerikanischen Ameisenfauna zur euro- päischen sind die wichtigsten und bestimmen den holarktischen Charakter jener Fauna. Die Vergleichung lehrt aber, dass während ihrer Wanderung von einem Continente zum andern oder von irgend welchem Ursprungsort auf beide Continente die Arten sich morpho- logisch in grösserm oder geringerm Maass umbildeten. — Ob auch in den Instincten Variationen stattgefunden haben, wurde bis jetzt nicht mit Sicherheit festgestellt; doch lassen einige Beobachtungen von Mc Cook ^) über Formica rufa annehmen, dass dies wenigstens für gewisse Arten thatsächlich geschehen ist. Die meisten Gattungen der europäischen Ameisenfauna sind auch in Nordamerika einheimisch. Die einzige Gattung aus Nordeuropa, welche in Amerika bis jetzt nicht gefunden wurde, ist die arbeiter- 1) Dieser Abschnitt bildete den Gegenstand eines von mir in der entomologischen Abtheiliing der 66. Versammlung Deutscher Naturf. u. Aerzte in Wien am 25. September gehaltenen Vortrages. 2) in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1884, p. 57 K 340 C. EMERT, lose Schmarotzerameise Anergates. In Südeuropa leben dagegen mehrere Gattungen, welche den atlantischen Ocoan nicht überschreiten, wie Strongylognaihus , Leptanilla , Cardiocondyla'^) , Oligomyrmex, Bothriomyrmex, ÄcantJiolepis, Plagiolepis '^), und z. Th. im ostindischen Gebiet durch zahlreiche Formen vertreten sind. Dafür besitzt wiederum Nordamerika einen Vertreter von Aner- gates in der nahe verwandten Gattung Epoecus^ die ebenfalls der Arbeiter zu entbehren scheint; ferner eine besondere Gruppe der Gattung Leptothorax, Dichothorax, und eine Untergattung von Lasiiis^ Acanthomyops, die sonst nirgends in der Welt vorkommen. — Dazu kommen noch eine Anzahl von Gattungen, welche für das südamerika- nische Gebiet charakteristisch sind: Eciton, Pachycondyla, Pseudo- myrma, Pogonomyrmex, ^enomyrmex, Cryjjtocerus, Atta^ Dorymyrmex, Forelius, Brachymyrmex, ferner Arten der kosmopolitischen Gattungen Leptogenys und Odontomachus^ welche bis jetzt in Europa weder lebend noch fossil gefunden wurden. Zu den kosmopolitischen Gat- tungen können wir auch Discothyrea rechnen, w^ovon die einzige früher bekannte Art in Nordamerika lebt, eine hier neu beschriebene in Neu- Seeland. Es lassen sich also die nordamerikanischen Ameisen in zwei Gruppen theilen : a) die eine begreift die Gattungen, welche auch im paläarktischen Gebiet vertreten sind; b) die andere besteht aus Gat- tungen, welche ihre Hauptverbreitung in Südamerika haben ^). Erstere muss wiederum in zwei Abschnitte zerlegt werden: einer- seits giebt es Gattungen, welche einzig und allein dem holarktischen Gebiet zukommen oder daselbst ihre Hauptverbreitung haben, wenn auch einzelne Arten viel weiter reichen. Solche sind vor allem die 1) Cardiocondyla emeryi Foeel wurde aus Westindien (S. Thomas) beschrieben (ob importirt ? ) ; lebt ausserdem in Syrien, Madagascar und auf den Seychellen. 2) Die ostindische Plagiolepis longipes Jerdon wurde auch in Chile (Novara) und Nieder-Californien gefunden ; ohne Zweifel durch den Handel eingeschleppt. 3) Das Gebiet, welches ich hier als „Nordamerika" behandle, ent- spricht nicht dem gleichnamigen Welttheil der Geographen und auch nicht dem Begriff der nearktischen Region. Aus praktischen Gründen habe ich mich hauptsächlich mit der Ameisenfauna der Vereinigten Staaten und Canada befasst. Das Hinzuziehen von Mexico würde die Zahl der Arten neotropischer Herkunft sehr vergrössert haben. Aber ich hatte keine Gelegenheit, einigermaassen genügendes Material aus j"ener Gegend zu bekommen. BeUrStfe «ur Renntniss der nordamcrikanischen Ameisenfanna. 341 grosse nordische Gattung Formica, ferner Lasius, Myrmica, Myrme- cocystus, die Untergattung Messor des grossen Genus Stenamma und mehrere kleinere Genera (Formicoxenus, Tomognatlius, das subg. Stenamma, Polyergus, vielleicht Proceratium) . Auch gewisse Arten- gruppen mancher weiter verbreiteter Gattungen mögen dazu gerechnet werden ; so die holarktischen Species von DoUchoderus, eine Gruppe von Leptofhorax-krten, welche dem europäischen L. acervorum nahe stehen M, einige Camponotus- Arten, wie C. herculeanus und Ver- wandte, C. marginatus, die mit Äphaenognsfer fulva verwandten Formen, welche sich der europäischen sw&^erranea-Gruppe anschliessen, obschon die betreffenden Gattungen sehr weit verbreitet sind. - Ueber das angebliche Vorkommen von Lasius im australischen Gebiet"') und in Chile s. weiter unten. Andere Gattungen sind weiter verbreitet, einige sind geradezu kosmopolitisch, wenn sie auch zum Theil jetzt nur in wärmern Gegenden vorkommen, so z. B. Ponera, Leptogenys und wohl die meisten Gattungen der Ponerinen, obgleich viele in Folge ihrer versteckten Lebensweise nur aus wenigen Ländern bekannt sind. Ferner die Gattungen Monomorium, Crematogaster, Pheidole, Strumi- genys, Cnmponotns. — Leptothorax und Solenopsis -^ ) fehlen im austra- lischen Gebiet, — DoUchoderus, Tapinoma und Prenolepis in Afrika; letztere Gattung hat aber in Madagascar mehrere Arten. Durch meine Studien über die Ameisen des sicilianischen Bern- steins") habe ich dargethan, dass Europa im Beginn der Tertiärzeit eine Ameisenfauna von indisch-australischem Gepräge besessen hat, welche zur Zeit der Bernsteinbildung in Sicilien noch unvermischt lebte, während nördlich von dem damals Europa quer durchziehenden Meere Vertreter dieser Fauna mit Formica, Myrmica und andern Typen der 1) Von den übrigen nordamerikanischen Leptothorax-Arten sind L. curvispinosus, scJiaumi und riigatidus mit dem europäischen flavi- cornis verwandt; andere sind ganz eigenthümliche Arten. Keine schliesst sich den südamerikanischen Formen der Gattung an. 2) Die australischen Arten von Myrmecocystus gehören, wie mir Herr Prof. Fokel mittheilt, nicht zu dieser Gattung, sondern zu Melo- phorus. 3) Nach Mayr (in: Journ. Museum Godeffroy, Heft 12, 1876) findet sich die kosmopolitische S. geminata auch auf Tahiti und Neu-Seeland; ob eingeschleppt? 4) Le formiche dell' Ambra Siciliana ecc., in : Memor. Acad. Bo- logna, (5) V. 1, 1891. 342 C. EMERY, jetzt lebenden holarktischen Gattungen die Wälder des Samlands be- wohnten. Nach Schwund jenes Meeres drang die nördliche Fauna nach Süden bis zum Mittelraeer vor. Dann kam die Eiszeit, welche die indische Fauna im Norden vernichtete und spärliche Ueberreste derselben, mit den arktischen Formen gemischt, auf die wärmern Stellen von Südeuropa vertrieb. Von dort wanderte später die jetzige Ameisenfauna wieder in die vom Eis befreiten Länder von Mittel- und Nordeuropa zurück. Aber durch das Mittelraeer, die afrikanische Wüstenzone und das östliche Steppengebiet waren einer neuen Ein- wanderung tropischer Formen schwer zu überwindende Hindemisse geboten. Die europäische Fauna blieb verhältnissmässig arm. Obgleich die ehemalige Araeisenfauna von Nordamerika nach den Fossilien nicht beurtheilt werden kann, so vermögen wir doch aus der Vergleichung mit andern Faunen und aus dem, was wir von der Palä- ontologie anderer Gruppen wissen, uns einen Begriff zu machen von der Bildungsweise der jetzigen Ameisenbevölkerung jenes Continentes. In dieser Beziehung ist die Paläontologie der Säugethiere, wie bereits v. Jhering^) dargethan hat, von ganz besonderm Interesse, und zwar deswegen, weil das Alter der Säugethiere und der Ameisen ungefähr das gleiche sein dürfte. Beide Gruppen haben sich unter den gleichen geographischen Verhältnissen differenzirt und auf der Erdoberfläche zerstreut. Es wird also von besonderm Interesse sein, auf die Ge- schichte der Säugethiere einen Blick zu werfen -). Die ersten Spuren von Säugethieren rücken weit in das meso- zoische Zeitalter hinaus, bis in den Jura und sogar die Trias. Aber schon damals waren diese Thiere weit verbreitet: ähnliche Formen von Multituberculaten (Plagiaulaciden) und Triconodonten sind sowohl in Europa als in Nordamerika und in Afrika gefunden worden. Wir dürfen deshalb vermuthen, dass der Stamm der Säuger noch viel älter ist und wohl bis zum Perm oder zum Carbon reicht. Welche Vertheilung von Erde und Meer, welche Verbindungen der bereits trocken liegenden Abschnitte der jetzigen Continente da- mals bestanden, ist uns leider unbekannt. Vielleicht verband während der mesozoischen Zeit ein grosses pacifisches Festland die alte und 1) H. V. JhbrinCt, Die "Ameisen von Rio Grande do Sul, in : Berlin. Entom. Zeit., V. 39, 1894, p. ,821 ff. 2) Zum Theil entnehme ich diese Darstellung dem Schlusscapitel von Zittel's Handbuch der Paläontologie. Beiträge zur Eenntniss der nordamerikanisclien Ameisenfauna. 343 neue Welt mit Australien und Neu-Seeland und vermittelte die Ver- breitung der primitiven Säugethiere. — Jene ursprüngliche Säuger- fauna ist völlig ausgestorben : nur die australisch-papuanischen Mono- tremen sind wahrscheinlich die stark modificirten Nachkommen der Plagiaulaciden, während die Triconodonten und Trituberculaten zu den Stammeltern der Marsupialier und Placentalier wurden^). Wahrscheinlich wurde schon zu Beginn des Tertiärs Neu-Seeland von der übrigen Welt getrennt. Bald darauf erfolgte die Scheidung der grossen Schöpfungsgebiete der Tertärzeit, indem Nordamerika mit Europa und Asien als grosses nördliches System von Südamerika sowie von Afrika und von Austra- lien abgetrennt wurden. Wir müssen uns aber jene Trennungen nicht einfach als Theilung eines zusammenhängenden Continents in mehrere Stücke denken. Es waren offenbar viel verwickeitere Er- eignisse: ich stelle mir vor, dass Inselgruppen und grössere Fest- landsabschnitte mehrfach mit einander in Verbindung traten und wieder durch breite Meeresstrecken abgeschlossen wurden. — Als jene Scheidung erfolgte, waren bereits Halbaöen, lusectivoren, niedere Carnivoren, Nager, Edentaten und niedere Ungulaten vorhanden; sie dürften aber nicht tiberall gleich vertheilt gewesen sein, wodurch es verständlich wird, dass manche Gruppe in einer Region fehlen, in einer andern vertreten sein konnte. Von der Säugethierfauna Afrikas zur Zeit seiner Abtrennung giebt uns Madagascar einen ziemlich genauen Begriff, wenn wir von PofamocJioerus absehen, welcher wohl später über die Mossambique- Strasse eingewandert ist *). Die Mehrzahl der jetzigen Säugethiere Afrikas wanderte erst viel später vom indischen Gebiet ein ^). Südamerika behielt ^vermuthlich eine Zeit lang Beziehungen zu 1) Vergl. H. F. Osborn, The rise of the Mammalia in North- America. Abstract, in: American Journ. Sc, (3) V. 46, p. 379 ff. 1893. 2) Eine Hebung von nicht mehr als 100 Faden würde die Mossam- bique-Strasse etwa um die Hälfte enger machen, daher das Durch- schwimmen für ein bereits an das Leben im Wasser gewöhntes Thier sehr erleichtert haben. Das Gleiche gilt für die pleistocänen Hippopo- tamus-Arten. Neben denselben gefundene Knochen von Bos scheinen domesticirteu Rindern angehört zu haben (vergl. Forsyth Major, in: Philos. Transact., V. 185 B, 1894, p. 35). 3) Diese geistreiche Hypothese verdanken wir Huxlet (vergl. Wallace, Island Life, 2. ed., 1892, p. 419); sie giebt uns die beste Erklärung der faunistischen Verhältnisse Afrikas und seiner Beziehungen zu Madagascar. 344 C. EMERT, Australien, was durch die schöne Entdeckung Ameghino's von fossilen diprotodonten Beutelthieren im Eocän von Patagonien als erwiesen gelten dürfte. Aber diese Beziehungen sind wohl nicht ganz so ein- fach gewesen, wie Manche annehmen. Sehr wahrscheinlich bot Süd- amerika auch noch Beziehungen zum grossen nördlichen Gebiet, als Afrika davon bereits abgetrennt war. Der unerwartete Fund von Resten eines Gl^2)todon-SiYÜgQn Thieres in den Phosphoriten Frank- reichs ') ist in dieser Beziehung von grösstem Interesse und lässt weitere derartige üeb( rraschuugen erwarten. Vom mittlem Eocän an dürfen wir annehmen, dass Afrika, Australien, Südamerika drei abgesclilossene Landgebiete bildeten und vom grossen Hauptcontinentalsystem des Nordens vollkommen ge- trennt waren ^), oder wenigstens mit ihm nur noch indirecte Ver- bindungen bekamen ^). Während des Eocäns und Oligocäns scheint die phyletische Ent- wicklung der Säugethiere in den verschiedenen bis jetzt erforschten Theilen des nördlichen Systems ziemlich gleichmässig vor sich ge- gangen zu sein ; ein lebhafter Austausch von neuen Formen fand zwischen Eurasien und Nordamerika statt. Die Entstehung der Haupt- gruppen der Carnivoren und der Perissodactylen sowie der Suiden, Traguliden und Cameliden unter den Artiodactylen und vieler aus- gestorbener Gruppen fällt in jenes Zeitalter. — Aber bereits im Miocän lässt sich eine Scheidung des Systems in zwei besondere Faunengebiete deutlich erkennen. Das eine, welches wir als arktisches bezeichnen können, und welches Nordamerika mit dem nördlichen Theil Eurasiens umfasst, war das Vaterland der meisten Perissodactylen und der Hirsche. Das andere, welches sich über Südasien und die Malayischen Inseln erstreckte, dürfte das indische Gebiet genannt werden ; es war das 1) H. TiLHOL, in: Ann. Sc. Nat. Zool., (7) V. 16, p. 129 ff., 1893. 2) Damit behaupte ich nicht, dass jedes jener Gebiete ein zusam- menhängendes Ganzes bildete, und es ist wohl anzunehmen, dass, wie Wallacb für Australien, v. Jhering für Südamerika zu beweisen ver- sucht haben, ein jeder jeuer Contiuente in frühern Zeiten ein System von zwei oder mehreren getrennten Festlandsstücken oder grossen Insel- gruppen bildete. 3) Nach Hedley, in: Ann. Mag. Nat. Hist., (6) V. 14, p. 390 — 392, Nov. 1894, wäre Australien vielleicht noch im Miocän mit Südamerika verbunden gewesen und erhielt später vom papuanischen Gebiet her eine jetzt über Queensland verbreitete neue Fauna und Flora. Zu dieser letzten Einwanderung gehören wohl nebst eigentlich papu- anischen auch ursprünglich indische Formen. Beiträge zur Kenntnis^ der norciamerikanischen Ameisenfauna. 345 Verbreituiigscentrum der Canielopardaliden uud Cavicornier, der Ele- fanten, der altweltlichen Atfen und vielleicht auch der Maniden sowie von Orycteropus uud Hippopotamus. Diese indische Fauna verbreitete sich weiter auf die Mittelmeer- länder und Südeuropa und später, gegen Ende des Miocäns oder im Pliocän, auch über Afrika, welches dieser Einwanderung den grössten Theil seiner jetzigen Bevölkerung verdankt. Beinahe zu gleicher Zeit entstand der Zusammenhang zwischen Nord- und Südamerika und in Folge dessen die Einwanderung ark- tischer und sogar indischer Thiere bis in den südlichsten Theil des neotropischen Gebietes ^). Die Paläontologie der Säugethiere führt uns also zur Annahme folgender Hauptzüge der Vertheilung des Festlandes und ihrer Ver- änderungen im Laufe der geologischen Zeitalter: Ausgedehnte Verbindungen zwischen Theilen von Eurasien, Australien, Afrika und Amerika, welche Mesozoisch j zur allgemeinen Verbreitung einer primitiven, aus- gestorbenen Säugethierfauna führten. V Abtrennung von Neu-Seeland. Eocän [Abtrennung von Afrika. [Abtrennung von Südamerika und von Australien. [Im grossen nördlichen System grenzen sich ein Oligocän \ arktisches und ein indisches Fauneugebiet l ab. 1 Hebung der Grenzen zwischen dem indischen Gebiet und dem arktischen sowie zwischen ersterm und Afrika. Zusammenhang zwischen Nord- und Südamerika. Wenn wir nun die Ameisenfauna der Erde mit der Säugethier- fauna vergleichen, so lässt sich ein gewisser Parallelismus in der Ver- theilung einzelner Gruppen erkennen, welcher, obschon uns zuverläs- 1) Ich habe nicht die Absicht, alle zur Erklärung gewisser faunistischer Beziehungen ersonnenen Landverbindungeu Südamerikas zu discutiren. Was die v. JnERiNG'sche Archelenis betrifft, so scheint mir die Annahme eines solchen versunkenen Festlandes, wenigstens zur Er- klärung der amerikanischen Ameisen Verhältnisse überflüssig. — Näheres werde ich bei der Besprechung der Dorylinen auseinandersetzen. 346 C. EMERY, sige^Jpaläontologische Urkundeu für die Ameisen, abgesehen vom europäischen Gebiet, fast gänzhch fehlen, entschieden auf einen gleichen Ursprung hinweist. Es ist aber dabei zu bemerken, dass Ameisen, besonders im geflügelten Zustand, Wasserstrecken überwinden können, wodurch ihre Vertheilung auf der Erdoberfläche eine etwas verschiedene wird und local entstandene Gruppen sich leichter über weit entfernte Länder verbreiten können. In dieser Beziehung ver- halten sich aber wiederum die einzelnen Gattungen, ja sogar die ein- zelnen Species einer Gattung verschieden von einander, so dass neben kosmopolitischen Arten andere nahe verwandte nur auf einem sehr beschränkten Gebiete zu Hause sind. Wenn nun die gleiche Art auf der ganzen Erde oder über sehr weite Strecken verbreitet ist, so dürfen wir wohl behaupten, dass ihre Zerstreuung auf der Erdober- fläche, d. h. ihre Wanderung von der Ursprungsstätte aus, erst in ver- hältnissmässig recenter Zeit, d. h. nicht vor dem Pliocän stattgefunden hat. Es ist überhaupt nicht zulässig, ans der weiten Verbreitung einer Species oder einer Gattung ohne weiteres zu schliessen, dass sie älter sei als eine andere, deren Gebiet in engere Grenzen ein- geschlossen blieb. Einen solchen Fehler hat v. Jhering mehrfach begangen. So schreibt er z. B.^): „Alle poly nesischen Genera sind kosmopolitisch. Wir müssen daraus schliessen, dass diese Genera aus der Mitte der Secundärepoche stammen, wie dies ja für einen Theil derselben schon nachgewiesen sein soll." — Ich halte den Schluss nicht für nothwendig. Jene Genera sind kosmopolitisch ge- worden, weil sie ein hohes Wanderungsvermögen besitzen, und aus demselben Grund sind sie dazu befähigt gewesen, auf die polynesischen Inseln zu kommen. Und wenn v. Jhering fragt, warum Wasser und Wind nur „uralte" kosmopolitische Formen transportiren, andere nicht, so finde ich daran nichts Verwunderliches : sie transportiren ja gerade jene Formen, welche in Folge ihrer Lebensweise oder anderer Eigen- schaften zu solchen Wanderungen befähigt und deswegen kosmopolitisch geworden sind, nicht aber solche, die sich der Möglichkeit einer See- oder Luftreise niemals aussetzen oder dieselbe nicht vertragen können; letztere mögen ebenso alt sein wie erstere, werden aber nie kosmo- politisch werden, v. Jhering fragt 2), warum die Thynniden auf Australien beschränkt geblieben und nicht auf die oceanischen Inseln gekommen sind, während Bienen, Grabwespen und Faltenwespen überall 1) V. Jhering, 1. c. p. 425, 2) 1. c. p. 438. Beiträge zur Kenntniss der iioi'damerikaniscben Ameisenfauna. 347 verbreitet sind. Gerade dieses Beispiel spricht zu Gunsten von Wallace's Wanderungstheorie : die Thynniden komraeu in Australien und Südamerika vor, nicht auf den Inseln Polynesiens. Warum? Nicht etwa, weil sie jünger sind als die Bienen, denn ihr Vorkommen in den zwei oben genannten Gebieten muss für v. Jheking als Beweis ihres hohen Alters gelten ; sondern nur weil ihre $$ flügellos sind und auf der Erde leben, wahrend die gut fliegenden $? der Bienen und anderer Hymenopteren ihr Geschlecht leicht auf weite Gegenden transportiren können, wie es in beschränkterm Maass die schwach fliegenden, aber doch geflügelten $$ der meisten Ameisen auch thun. Thynniden können zu ihren Wanderungen nur Festlandsverbindungen benutzen und werden deshalb nie auf oceanische Inseln kommen, wo- hin fliegende Bienen und Ameisen, welche derartiger Brücken nicht bedürfen, leicht auf den Flügeln des Windes gelangen. Dass Meeres- strömungen allerlei Thiere, und gerade Landschnecken, welche den Hauptpfeiler des logischen Gebäudes v. Jhehing's gegen Wallace bilden, transportiren müssen, hat, meiner Ansicht nach, Sempera) er- folgreich bewiesen. Es liegt mir fern, die Ansichten v. Jhering's über mesozoische Geographie bestreiten zu wollen; aber durch so alte Verbindungen der jetzigen Continente und Inseln ist es nicht möglich, das Vorkommen identischer oder sehr nahe verwandter Arten auf fern liegenden Landstrecken zu erklären. Da nun die dazu nothwendigen pliocänen oder mindestens miocänen Verbindungen ent- schieden geleugnet werden müssen, so bleibt kein anderer Ausweg übrig, als einen Transport durch Wind und Meeresströmungen an- zunehmen. Künftige biologische Forschungen werden lehren, wie die Ameisen übers Meer wandern. Sehr interessant ist in dieser Beziehung die Beobachtung v. Jhering's, dass die ganze Bevölkerung gewisser Ameisen- nester (u. a. der kosmopolitischen Solenopsis geminata) bei Ueber- schwemmung sich zu einer Kugel lebender Ameisen versammelt, welche vom Wasser schwimmend getragen wird^). Es lässt sich denken, dass solche Kugeln event. von den Flüssen ins Meer getrieben werden und so von einer Insel zur andern gelangen. Für andere kosmopolitische 1) C. Sempee, Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere. Leipzig 1880, 2. Theil, p. 101 ff. 2) Herr Dr. G. Dieck, welchem ich dies auf der Naturforscher- Versammlung in Wien erzählte, theilte mir mit, dass er in Nieder-Sachsen bei Ueberschwemmungen Aehnliches beobachtet habe. 348 C. EMERY, oder auf Inseln weit verbreitete Ameisen wie Odontomaehus haema- todes, Technomyrmex albipes, Oecophylla smaragdina, Plagiolepis lon- gipes u. a. bleibt der Modus der Wanderung noch festzustellen. Nur von einer Gruppe von Ameisen können wir behaupten, dass sie unfähig ist über Wasserstrecken zu setzen: es sind die Dorylinen, deren W' eibchen (nach den ?$ von Borylus zu urtheilen) flügellos sind und unter der Erde leben. Ihre Verbreitung hängt darum aus- schliesslich von Festlaudsverbindungen ab. Darum haben sie den Weg von Afrika nach Madagascar, von Südamerika nach den Antillen nicht finden können. Ihre Vertheilung ist deswegen für die Feststellung geographischer Verhältnisse vergangener Zeiten von besonderm In- teresse. Merkwürdiger Weise fällt die Vertheilung der Dorylinen auf der Erde mit derjenigen der Affen ziemlich zusammen, was auf ein gleiches Alter beider Thiergruppen zu schliessen berechtigt *). Wie bei den Affen finden sich altweltliche und neuweltliche Untergruppen. Wir können es als erwiesen betrachten, dass es im Eocän und sehr wahrscheinlich vor Ende des Miocäns in Afrika keine Affen gegeben hat und dass letztere mit den Dorylinen erst im späten Tertiär aus dem indischen Gebiet eingewandert sind ; sie konnten deswegen nicht die Archelenis v. Jhering's als Brücke zu ihrer Wanderung über den Ocean benutzen ^). Viel wahrscheinlicher ist, wie auch der Fund eines eocänen Affen in Patagonien zeigt, dass die Primaten sich in Indien und Südan)erika aus Prosimiern parallel entwickelten. Ebenso geschah es für die Dorylinen, welche, wie meine bezüglichen noch nicht abgeschlosseneu Untersuchungen zeigen, sich aus der weit ver- breiteten und auch in Australien vertretenen Gruppe der mit Cera- pachys^ ÄcantJiostichus u. dergl. verwandten Gattungen entwickelten ^). In der Bildung der männlichen Genitalien sowie des Flügelgeäders stehen die indisch-afrikanischen Borylus und Aenictus einander nahe und weichen von den amerikanischen Eciton weit ab. Eine der mesozoischen Fauna von Ursäugethieren entsprechende 1) Nachdem ich diese Zeilen geschrieben habe, erfahre ich durch meinen Freund, Herrn Prof. Forbl, dass Aenictus- AxtQn jüngst in Queensland gefunden worden sind. Eine derselben wäre sogar vom ost- indischen Ae. hengalensis Mayr nicht specifisch verschieden. Letzterer Umstand lässt eine in cänozoischer Zeit, wohl über Neu-Guinea statt- gefundene Einwanderung annehmen. Vergl. oben S. 344, Fussnote 3. 2) Vergl. V. Jhering, 1. c. p. 437 ff. 3) Mit der Reihe der Myrmicinen haben sie durchaus nichts ge- meinsam; vergl. V. Jhebinö, 1. c. p. 427. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ämeisenfauna. 349 Ameisenbevölkerung der Erde kann in den zum Theil sehr weit ver- breiteten, wenn auch verborgen lebenden und nicht sehr artenreichen Gattungen der Ponerinen erkannt werden. Sie bilden den Stamm der Formiciden. Auch einige Gattungen der Myrmicinen dürften sehr alt sein. Sie finden sich gegenwärtig auf der ganzen Erde, zum Theil sogar in Neu-Seeland, einer Gegend, welche vielleicht seit dem Jura von den übrigen Landgebieten völlig abgeschlossen geblieben ist. Dass aber viele Gattungen, welche ein sehr hohes Alter erreichen, in Neu- Seeland nicht gefunden worden sind, darf uns nicht wundern, einer- seits, weil sie vielleicht jenes Land noch nicht erreicht hatten, als es vom Meer umgeben wurde, andererseits, weil die jetzige Fauna von Neu-Seeland oflenbar nur einem Bruchtheil seiner damaligen Thierwelt entspricht. Neu-Seeland ist mehrfach zum Theil unter Wasser ge- kommen, wie seine tertiären Ablagerungen beweisen; ferner hat es eine Eiszeit durchgemacht ; alles Ereignisse, welche für wärmeliebende Landthiere verhängnissvoll gewesen sein dürften. Ausserdem ist es nicht unmöglich, dass ein Theil der jetzigen Ameisen Neu-Seelands, z. B. Monomorium-kYten, spätere Einwanderer aus Australien sind. Herr W, W. Smith schreibt mir, dass Termiten, sowie unter den Ameisen die charakteristischen Arten von Ponerinen sowie Strumi- genys und Orectognathus nur auf der Nordinsel vorkommen, während die Südinsel keine anderen Ameisen hat als 5 Arten von Monomorium, 1 Huheria undLasius advena, wovon gerade die Mehrzahl jene Arten aus- machen, welche möglicher Weise eingewandert sind. Ich möchte ver- mutlien, dass auf der Südinsel die Eiszeit alle Termiten und Formiciden vernichtete und von den alten Ameisen nur ein Theil auf der wär- mern Nordinsel überlebte, wovon einige später als geflügelte Wanderer über das Meer vom Wind getragen nach dem Süden zurückkehrten. Die frühe Abtrennung Afrikas von der übrigen Erde giebt sich kund im Fehlen der ganzen Abtheilung der Dolichoderinen (abgesehen von je einem Technomyrmex in Madagascar und Südafrika und von den mediterranen Arten Tapinoma erraticum und Bothriomyrmex meridionalis) sowie von Eciatomma und Prenolepis. Madagascar bietet uns ein ziemlich getreues Bild der altafrikanischen Ämeisen- fauna: es fehlen auf dieser Insel gerade die charakteristisch indischen Gattungen Polyrhachis , Äcantholepis , Oecophylla^ Myrmicaria, von welchen wir annehmen können, dass sie erst im späten Tertiär ihren Weg nach Aethiopien gefunden haben. Dass aber manche jetzige Ameise von Madagascar erst später dahin über die Mossambique-Strasse gewandert ist, beweist ihre specifische Identität mit südafrikanischen Arten; so Zool. Jahrb. VHl. Abth. f. Syst. 24 350 c. emrry, z. B. Crematogaster tricolor Gerst., Tetramorium hlochmanni Forel, Camponofus maculatus Fab. etc. etc. Das Vorkommen einer Anzah] von Prenolepis- Xrten auf Madagascar bildet indessen ein schwieriges Problem, das ich nicht zu lösen im Stande bin. Der Abtrennung des südamerikanischen Festlandes sowie Austra- liens vom grossen nördlichen System ging die Entstehung der Haupt- gattungen der Dolichoderinen sowie des Stammes der echten Dorylineu voraus; letzterer gelangte aber in Australien niclit zu weiterer Aus- bildung. Die Gattung JDolichoderus ditt'erenzirte sich in Südamerika zu mannigfachen Formen ; mit ihr entwickelten sich in dieser an Ameisen und überhaupt an Insecten jeder Art so erstaunlich reichen Region eine Anzahl S(mst nirgends vorkommender Gattungen und Artengruppen, wie die echten Cryptocerinen, die Attinen, Myrmelachista, Azteca etc., welche der neotropischen Ameisenfauna ihr eigenthüm- liches Gepräge verleihen. Die Gattung Tetramorium sammt den mit ihr verwandten Mer- anoplus und TriglyphMhrix sowie Cataulacus bleiben für die alte Welt charakteristisch. Sie sind sowohl in Indien wie in Afrika und Madagascar vertreten, und die vielen eigenthümlichen Tetramorium- kxiQU in letztge- nannter Insel scheinen zu beweisen, dass sie eigentlich zur alttertiären äthiopischen Fauna gehören; in Australien scheint Tetramorium (ab- gesehen vom kosmopolitischen T. guineense Fab.) zu fehlen, während Meranoplus mehrere eigene Arten aufweist. Südamerika besitzt da- gegen nur 2 abweichende Arten von Tetramorium. Sowohl die Tetra- mon'wm-Gruppe als Cataulacus sind oöenbar alte Typen, welche aber zur Zeit der Abtrennung von Afrika und Südamerika noch selten und ungleichmässig vertheilt waren. Als das grosse nördliche Festlandsystem sich in ein arktisches und ein indisches Gebiet dififerenzirte, bildete ein jedes seine eigene Ameisenfauna aus. Das arktische Gebiet, das Land der Hirsche und der Nashörner, war auch die Ursprungsstätte der Formica, Foly- ergus, Lasius, Myrmica sowie einzelner Gruppen der Gattungen Stenamma und Leptothorax, der mit C. herculeanus verwandten Formen von Camponotus, der arktischen Gruppe von Dolichoderus ^ ) und anderer, kurzweg die Heimath der jetzt Europa, Nordasien und Nord- 1) Sehr bemei-kenswerth ist die Aebnlichkeit der arktischen DoK- choderus-A.rte\i mit ihreu australischen Gattungsgenossen, wie ich be- reits früher hervorgehoben habe (in: Bull. Soc. Entom, Ital., V. 24, 1894, p. 229. Beiträge zur Keuntniss der nordamei'ikanischen Ameisenfauna. 351 amerika gemeinsamen Ameisen. — Dass der Zusammenhang und der Faunenaustausch zwischen Europa und Amerika hauptsächlich über Ost- asien stattgefunden hat, scheint die Vertheilung von Liometopum micro- cephalum in Osteuropa und Westnordamerika, die ähnliche Vertheilung der kornsammelnden Arten von Stenamma (subg. Messor) sowie das Vor- kommen von Camponotus pennsylvanicus in Japan und Sibirien zu be- weisen. Leider sind die Ameisen von China und Sibirien sowie von West- nordamerika sehr wenig bekannt. — Das indische Gebiet, das Land der Ochsen, Giratfen und Antilopen, der Elefanten und des Schuppen- thieres, sandte seine Erzeugnisse nach Südeuropa und Afrika. Ihm ver- dankt wohl die paläarktische Fauna ihre Pheidolemi& Monomorium, Tetra- morium caespitum, Crematogaster sordidula, Plagiolepis, Äcantholepis, Bothriomyrmex und vielleicht auch andere Arten. Aus der Mischung dieser Fauna mit der arktischen entstand die jetzige paläarktische Thierwelt. — Aber auch aus dem arktischen Gebiet kamen einzelne Thiere nach Indien. Wie nach Pawlow^) die Rhinocerotiden von Nordamerika nach Europa und erst später nach Indien und Afrika gelangten, so wanderte Camponotus pennsylvanicus bis nach Birmanien, Myrmica ritae Em, bis Borneo, Stenamma {Messor) barharum L. sogar bis zur Südspitze von Afrika. In Südeuropa bildete, wie ich nachgewiesen habe, die indische Fauna neben einer mesozoischen Urfauna den altern Theil der Ameisen- bevölkerung, zu welcher die arktischen Elemente erst im Miocän hin- zukamen. Die vom Norden vorrückenden Formen verdrängten wie ein Heer von Eroberern, von der Abkühlung des Klimas begünstigt, die meist auf subtropische Verhältnisse eingerichteten frühern Ein- wohner bis auf wenige Arten ; aber die Bernsteineinschlüsse zeigen uns, welche reiche Ameisenfauna Europa damals besessen hat. Seitdem Südamerika vom nördlichen System getrennt wurde, blieb Nordamerika offenbar viel selbständiger als Europa. Es gehörte später ausschliesslich zum arktischen Gebiet und hatte wohl keine directe Beziehung zum indischen. Die eigentliche arktische oder holarktische Fauna ist darum wahrscheinlich in Nordamerika lange Zeit einzig und allein Herrin des Landes geblieben, während im paläarktischen Fest- lande die Nachbarschaft des wohl nicht überall scharf abgegrenzten indischen Gebietes einen bedeutenden Einfluss ausübte. Sollte in Nordamerika jemals eine Bernsteinfauna entdeckt werden, so würde 1) M. Pawlow, Etudes sur l'histoire paleontologique des Ongul^s, i: Bull. Soc. Natur. Moscou., V. 6, p. 137 et suiv., 1892. 24* 352 C. EMERY, sie der jetzigen Fauna Europas (resp. der jetzigen nordamerikanischen) viel ähnlicher aussehen als der europäischen Bernsteinfauna ; sie dürfte bereits einen entschieden holarktischen Habitus gehabt haben. Die eigentlich arktischen Gattungen bildeten vermuthlich in Nordamerika nebst den mesozoischen Urformen die Mehrzahl der miocänen Ameisen fauna. Letztere enthielt aber wahrscheinlich auch einige eigenthümliche, zum Theil ausgestor- bene Formen oder auch solche, die jetzt nicht mehr im nearktischen Gebiet vorkommen 0- — Gb Ameisen indischen Ursprungs nach Nord- amerika gelangt sind, wie unter den Säugethieren der Bison und die Mastodonten, ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Vielleicht ist Myr- mecina, eine Gattung, welche im malayisch-papuanischen Gebiet durch mehrere Arten vertreten ist, solch ein aus der Ferne gekommener Einwanderer; vielleicht auch Colobopsis und Monomorium minutuni. Tetramorium eaespitum ist nach Amerika zweifellos durch den Handel eingeführt worden. Die nordamerikanischen Crematogaster lineolata, ashmeadi, ver- miculata und pundulata sind unter einander sehr ähnlich und zugleich mit einigen mexicanisch-westindischen (C opaca Mayr, sanguinea ROG.) sowie mit der viel ausgedehntem paläarktischen und afrika- nischen Gruppe der C. scutelJaris Gl., inermis Mayr, aeqypüaca Mayr etc. nahe verwandt. Sehr wahrscheinlich hat Nordamerika die Stamm- formen jener Arten aus der paläarktischen Region bekommen; aber woher sind sie in diese hinein gekommen? Wollte man nach der jetzigen Hauptverbreitung und dem Reichthum an Formen urtheilen so müsste man Afrika als ihre ursprüngliche Heimath ansehen. Ich will lieber die Frage otfen lassen. — G. minutissima und missouriensis sind neotropischen Ursprungs. Als der Zusammenhang mit Südamerika hergestellt wurde, drangen viele neue Formen in das ihnen eröffnete nördliche Gebiet ein. Das Heer der Eroberer rückte von Süden nach Norden vor und wurde bald durch das rauhe Klima der Eiszeit zurückgehalten, nahm aber mit dem Schwinden der Gletscher und der zunehmenden Sommer- 1) Vielleicht gehört zu diesen die, wie es scheint, jetzt auf West- indien beschränkte Gattung Macromischa, wobei ich bemerken möchte, dass ein Theil der amerikanischen Arten sowie die 2 afrikanischen und die in Europa im Bernstein fossilen möglicher Weise nicht zur selben Gattung gerechnet werden dürfen. — Ueber Pogonomyrmex, Dory- myrmex etc. weiter unten. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 353 wärme seinen Marsch nordwärts wieder auf. So gelangte Atta tardi- grada Buckl. trotz des kalten Winters bis nach Pennsylvanien, Eciton- kviQn bis nach Missouri und Nord-Carolina '), Cryptocerus, Pseudomyrma und Xenomyrmex in Florida; und mit diesen eigent- lich südamerikanischen Gattungen wanderten Pheidole-, Solenopsis-, Crematogaster-^ Camponotus- Arten südamerikanischer Herkunft die gleichen Wege. Sie bilden alle zusammen den neotropischen Bestand- theil der nordamerikanischen Fauna ^). Noch eine besonders interessante Frage rauss hier behandelt werden : Fand auch eine Wanderung von Ameisen in umgekehrter Richtung, von Nordamerika nach Südamerika statt? Und damit ver- bindet sich auch die Frage, ob das südamerikanische Faunengebiet ein einheitliches ist oder, nach v. Jhering's Vorgang, in zwei früher getrennte Gebiete, Archiplata und Archiguiana, getheilt werden soll. Wenn wir die jetzige Ameisenfauna von Südamerika betrachten, so lassen sich für jedes dieser Gebiete charakteristische Gattungen aufweisen : für Archiplata die Genera Pogonomynnex^ Borymyrmex^ Forelius, eigenthümliche Monomorium-kriew von australichem Habitus und in Chile die kleine Gattung Heteroponera nebst den bis jetzt zu Lasius gestellten Arten; für Archiguiana die grosse Schaar der Attinen, Cryptocerus, Eciton, Azteca etc. Beide Faunen sind in Nord- amerika vertreten, und zwar kommen alle drei erstgenannten charak- teristischen Gattungen der Archiplata in den Südstaaten der Union und Mexico vor (Dorymyrniex auch in Westindien und Cayenne). Ich habe durchaus keinen Grund, die v. jHKRiNo'sche Darstellung der geographischen Verhältnisse von Südamerika in frühern geologi- schen Zeiten anzufechten; aber auch zugegeben, dass sie vollkommen richtig ist und dass jede der damals unabhängigen Festlandsstrecken ihre eigenen Ameisen erzeugte, so glaube ich doch nicht, dass aus der jetzigen Vertheilung derselben die Ursprungsheiraat der einzelnen Gattungen klargelegt werden kann. Die Ameisen sind Thiere, welche sich leicht über weite Gebiete verbreiten. Manche Arten von Pheidole, Crematogaster, Eciton, Camponotus etc. erstrecken sich ohne be- deutende Aenderung von Centralamerika oder von Mexico bis nach 1) Die Entdeckung des Eciton carolinense beweist, dass diese Gat- tung nicht, wie Jheeing auf Grund der ihm bekannten Funde glaubte, durch den Mississippi abgegrenzt wird. 2) Ich habe hier die in Mexico vorkommenden Ameisen nicht in Betracht gezogen; die arktische Fauna tritt hier zurück und die neo- tropische wird überwiegend. 354 C. EMERY, Südbrasilien und Paraguay. Als Pogonomyrmex, Dorymyrmex und Forelms vom La Plata-Gebiet nach Nordamerika, oder umgekehrt, wanderten, dürften sie wohl auf dem langen Wege zahlreiche Ab- kömmlinge zurückgelassen haben ; davon ist aber nichts übrig geblieben als eine aberrante Art von Pogonomyrmex (P. nägelii Forel) in Brasilien. Das bedeutet offenbar, dass diese Gattungen im eigentlich tropischen Südamerika jetzt keine günstigen Existenzbedingungen mehr finden und dass ihr Fehlen daselbst sich nicht daraus erklärt, dass sie nie da waren, sondern daraus, dass sie dort jetzt nicht mehr leben können. Ihre Wanderung geschah wahrscheinlich den Anden entlang zu einer Zeit, wo das Klima minder heiss und deswegen die Vegetation eine andere war als jetzt. Sie wurden später, beim Ein- tritt neuer Vegetationsverhältnisse, von der tropischen Ameisenfauna aus einem Theil ihres frühern Gebietes verdrängt. Aus dem Grund, weil die südlichen Arten von Pogonomyrmex und Dorymyrmex zahl- reicher sind als die nördlichen, dürfte man zunächst annehmen, dass die Wanderung dieser Thiere von Süden nach Norden geschehen ist. Es ist aber durchaus nicht unwahrscheinlich, dass diese Ameisen gleich den südamerikanischen Didelphys , Hirschen, Cameliden und Mast- odonten nordamerikanischer Herkunft sind. Ohne dafür strenge Be- weise aufi'ühren zu können, neige ich mehr zur letztern Annahme ^). Man könnte aber auch denken, dass die Einwanderung dieser Ameisen in ihre jetzigen getrennten Gebiete in viel älterer Zeit statt- gefunden hat und dass sie zur mesozoischen Urfauna gehören. Früher neigte ich zu dieser Anschauung, bin aber davon zurückgekommen. Wäre dem wirklich so, dann würde die specifische Identität von Dorymyrmex pyramicus und Forelius mac-cooki im nördlichen und südlichen Gebiet ein äusserst merkwürdiger Fall von Unveränderlich- keit der Arten sein. Ich glaube, dass die Vertheilung der Ameisen in Südamerika hauptsächlich von klimatischen und Vegetationsverhältnissen bedingt wurde. Offenbar können die Ameisen der temperirten Prairiengegend nicht die gleichen sein wie die des tropischen Urwaldes. Pogono- myrmex, und Dorymyrmex sind gerade Ameisen der Prairien und der Pampas; ihre Verbreitung entspricht dem Ueberwiegen der üppigen 1) Auch V. Jhbbinct (1. c. p. 416) neigt dazu, die südamerikanischen Pogonomyrmex aus Nordamerika abzuleiten. — Die Anwesenheit von P. occidentalis auf Honolulu ist ausserdem sehr bemerkenswerth und kaum anders zu erklären als durch eine Meer- oder Luftwanderung, welche in nicht sehr alten Zeiten stattgefunden haben dürfte. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 355 Grasvegetation, Als im Pliocän der Faunenaustausch zwischen Nord- und Südamerika stattfand, mögen die Prairie-Ameisen in den höhern Gegenden von Columbieu, Peru und Bolivien zu ihrer Wanderung günstige Existenzbedingungen gefunden haben, die jetzt nicht mehr bestehen. Eine andere südamerikanische Gattung, welche über Archiplata und Nordamerika verbreitet ist, wenn auch in den äquatorialen Gegenden nicht fehlend, ist Brachymyrmex. Die Mehrzahl der beschriebenen Arten lebt in Südbrasilien und 2 Arten (beide unbeschrieben) in Chile. Ihre Herkunft möchte ich unentschieden lassen. Nun komme ich zu Lasius. Das angebliche Vorkommen von Arten dieses Genus in Neu-Seeland und in Chile hat zur Annahme geführt, dass diese Gattung eine ausserordentlich alte ist und wie Stigmatomma, Acanthoponera und andere Ponerinen bis weit in das mesozoische Zeitalter hineinreicht. Ein so hohes Alter glaubte ich für eine Gattung aus der Gruppe der echten Camponotinen nicht ohne Weiteres annehmen zu dürfen und hatte mir viel Mühe gegeben, um eine Erklärung dieser geographischen Verhältnisse zu finden, als ich von einer der chilenischen Arten das $ kennen lernte, welches mir durch die mächtig ausgebildeten Copulationsorgane durchaus nicht Lasms-artig vorkam. Die generische Stellung wurde dadurch in Frage gestellt, was mich veranlasste, die chilenische und die neuseeländische Art zu zergliedern, um den Pumpmagen zu untersuchen : es ergab sich, dass dieses Organ nicht wie bei Lasius, sondern wie bei Plagio- lepis gebaut ist. Die fraglichen Arten sind daher überhaupt nicht mit Lasius verwandt, sondern sie gehören zur sonst australischen Gattung Melophorus. - Nach dem Gesagten halte ich Lasius für eine typisch arktische Gattung, deren südliche Ausläufer in Asien sich nicht weiter als bis zum Himalaja erstrecken ; in Südamerika und in Neu-Seeland kommt sie überhaupt nicht vor. Wird nun angenommen, dass die im Gebiet der Archiplata lebenden Ameisengattungen Pogonomyrmex, Dorymyrmex und Forelius nicht zur alttertiären Fauna jenes Festlandstückes gehören, sondern von Nordamerika her im Pliocän eingewandert sind '), so bleibt (abgesehen 1) Manche Species anderer Gattungen dürfen wohl dieselben Wan- derungen gemacht haben. Der von mir jüngst beschriebene Camponofus borellü aus Argentinien ist mit den nordamerikanischen C. mac-cooki und vicinus sehr nahe verwandt und vielleicht vom Norden gekommen. Vielleicht sind auch andere (ob alle?) südamerikanische Unterarten von C. maculatus nördlichen, resp. indischen Ursprungs ! 356 C. EMERY, von der Ponerinen- Gattung Heteroponera mit nur 1 Species) über- haupt keine für jene Fauna eigene Ameisengattung übrig. Die Ameisenfauna von Archiplata war vermuthlich ebenso arm wie die neuseeländische und bestand vielleicht einzig und allein aus Ponerinen, Melophorus, Monomorium und Dacetoninen, wobei ich die nahe Verwandt- schaft des südbrasilianischen Genus Äcanthognathus mit dem neusee- ländischen Orectognathus hervorheben will. Diese Fauna wurde ostwärts der Anden von den dahin strömenden archiguianischen und nordamerika- nischen Ameisen überschwemmt und erhielt sich in Chile, wenn auch nicht un vermischt, doch reiner fort. Auch die Ameisenfauna Australiens dürfte zur Zeit der Abtren- nung jenes Continents hauptsächlich aus Ponerinen und wenigen Myr- micinen-Gattungen, wie Sima, Monomorium und Podomyrma bestanden haben. Auch Melophorus ist gewiss eine echte australische Gattung ; sonst dürften sämmtliche Camponotinen, welche mit wenigen Aus- nahmen entschieden indische Affinitäten aufweisen, und wohl auch Meranoplus und die nicht sehr zahlreichen Pheidole und Cremato- gaster später nach und nach auf dem Wege des Malayischen Ar- chipels eingewandert sein ^). Ob die Dolichoderinen Australiens, wie ich verrauthe, zur Urfauna dieser Region gehören oder nicht, möchte ich unentschieden lassen. Bemerkenswerth scheint mir der Umstand, dass die gegenwärtig nur in Australien und Neu-Caledonien lebende Gattung Leptomyrmex im sicilischen Bernstein gefunden worden ist. Dolichoderus, Iridomyrmex, Tapinoma, Bothriomyrm^ex sind jetzt weit verbreitet. Die Ameisenfauna, welche die diprotodonten Beutelthiere auf dem australischen Ende Südamerikas, v. Jhering's Archiplata, begleitete. 1) Dass viele Species erst in neuerer Zeit vom indischen Gebiet nach Australien eingewandert sind, oder umgekehrt, beweist die sehr nahe Verwandtschaft mancher Polyrhachis- tmd Camponotus -Arten Australiens mit malayischen, so z. B. : P. guerini Rog. mit laüfrons RoG., P. relucens Late. und var. hector F. Sm. mit mayri Bog., C. ma- culatus-novaehollandiae Mayk mit C. maculatus-mitis F. Sm. und die Identität anderer, wie P. rastellata Latk. Sonst sind aber die Ameisen Australiens noch zu wenig bekannt und eine gründlichere Erforschung jenes Festlandes sehr zu wünschen. — Eine continentale, wenn auch indirecte Verbindung mit Südasien ist durch die Anwesenheit von Aenictus in Queensland angedeutet (vergl. oben S. 348 Anm.) Sind die Anschauungen Hedley's richtig, so dürfte diese Gattung in Neu-Gtiinea vorkommen und zum papuanischen Theil der australischen Fauna ge- hören. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Aroeisenfauna. 357 dürfte der damaligen Fauna Australiens und Neu-Seelands ähnlich gewesen sein und wie diese hauptsächlich aus Ponerinen und Myrmi- cinen bestanden haben, welchen sich auch noch Dolichoderinen und wenige niedere Camponotinen hinzugesellten. Nach diesem Excurs kehre ich auf die nordamerikanischen Ameisen zurück. Die jetzige Ameisenfauna von Nordamerika kann in folgende Bestandtheile zerlegt werden: A. Mesozoische Urfauna'). a) Die meisten Ponerinen: Stigmatomma, Ponera, Procera- tium? Sysphincta? Discothyrea, Leptogenys. b) Einige Myrmicinen: Sirumigenys, Monomorium, Lepto- thorax ? Die Myrmicinen: Stenamma, Pheidole, Solenopsis, Crema- togaster sowie die Camponotinen: Prenolepis, Campo- notus sind wahrscheinlich sehr alt, aber jedenfalls viel minder primitiv als die oben aufgeführten Ponerinen, B. Zur arktischen (holarktischen) Fauna gehörig. a) Mit paläarktischen Formen verwandt: Ponerinen: Ponera coarctafa, trigona und gilva. Myrmicinen: Myrmica, Messor, Aphaenogaster, Stenamma, Leptothorax (zum Theil), Formicoxemis, Tomognathus, Myrme- cina, Monomorium minutum, Crematogaster lineolata und Ver- wandte (Arten von Solenopsis?). Dolichoderinen: Dolichoderus, Liometopum, Tapinoma. Camponotinen: Lasius , Formica, Polyergus, Myrmeco- cystus, Camponotus herculennus und Verwandte, C. marginatus (die Unterarten von C. maculatus?), C. (Colobopsis) impressa (Prenolepis imparis?), Leptothorax- Arten. b) Speciell nearktisch : Lasius (subg. Äeanthomyops), Leptothorax (subg. Dichothorax und andere), Epoecus; ? Pogonomyrmex, Dorymyrmex, Forelius (ob aus Archiplata?) 1) Die Aufführung eines Gattungsnamens unter dieser Rubrik soll nur bedeuten, dass die betreffende Gattung zur mesozoischen Weltfauna zu gehören scheint, nicht aber, dass sie schon zu jener Zeit in Nord- amerika lebte. 358 C. EMERY, C. Neotropischer Herkunft (aus Archiguiana). Dorylinen: Eciton. Ponerinen: Odontomachus, Facliycondyla (einzelne Arten von Ponera, Leptogenys?). Myrmicinen: Pseudomyrma, Cryptocerus, Atta ; Xeno- myrmex, sämmtliche Pheidole- Arten, Crematogaster minutis- sima und missouriensis (Arten von Solenopsis?). Dolichoderinen: Azteca kommt in Mexico vor und dürfte in Texas kaum fehlen. Camponotinen: Brachymyrmex ? Camponotus abdominalis, senex , mina, , fumidus , socius und andere. Einige Preno- lepis. D. In neuerer Zeit (durch den Handel) eingeführt. Teframorium caespitum, T. guineense; Monomorium phara- onis, floricola ; Pheidole megacephala ? Prenolepis fulva, longi- cornis; Plagiolepis longipes. Durch diese Tabelle sind die Resultate der vorangehenden Er- örterung, soweit sie sich auf Nordamerika bezieht, in übersichtlicher Form dargelegt. Es bleiben aber noch viele Fragen ungelöst oder zweifelhaft. Manche werden wohl später in ein besseres Licht kommen, wozu eine gründlichere Kenntniss der exotischen Faunen von grossem Werth, eine von Specialisteu durchgeführte Bearbeitung der gegen- wärtig noch sehr schlecht bekannten fossilen Ameisen geradezu noth- wendig sein dürfte. Beiträge zur Kennfniss der nordameiikanischen Ameisenfauna. 359 Erklärung der Abbildungen. Tafel 8. Fig. 1. Sysphincta melina, it grösstes (J Breite der Cephalothorax öl mm 2| mm Länge des Cephalothorax 5i ,i 21 „ Länge eines Beines vom 3. Paare 8| mm Länge eines Beines vom L Paare 6i „ Länge eines Beines vom 4. Paare 5i n Alle Exemplare Coli. Semper. Das grösste laut Semper's Katalog „aus Cahebe, Süsswasser- Brackwasser" ; Zaraboanga. Das mittlere suis Area; Palaosinseln. Das kleinste aus Lima divaricata; Ubay. JPinnotheres cardii n, sp, (Taf. 9, Fig. 4 und 5 ; Taf. 10, Fig. 4.) Rückenschild nicht viel breiter als lang, nicht kreisrund, sondern mehr viereckig, nackt, glatt, in der Mitte nicht stark gewölbt, aber nach vorn und den Seiten stark abfallend, Hinterrand nicht eingebuchtet, sondern nach aussen abgerundet. Stirn ragt nach unten vor. Pig- mentirte Augen sind vorhanden. Alle Extremitäten sehr schlank. 25* 368 OTTO BÜRO ER, Sclieeren auffallend laug. Handglied doppelt so lang wie hoch und auch doppelt so laug wie die Finger. Das 4. ikünpaar ist etwas kürzer als die 3 vordem Paare, welche annähernd gleich lang sind. Krallen aller Reine sind fast gleich ; sie sind kurz, gedrungen und be- sonders bei den vordem 3 Paaren stark nach iuueu gekrümmt. Auch Scheeren und Beine sind fast völlig nackt. Propodus der 2. Gnatho- poden ziemlich schlank, vorn abgerundet ; Dactylus griffelförraig, am Innenrande des Propodus nahe seinem Gelenk inserirt, hinter der Spitze des Propodus beträchtlich zurückbleibend. 1 eiertragendes $ aus Cardium unedo; Burias (Philippinen). — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 9 mm Länge des Cephalothorax 8 „ Mit diesem $ zusammen ist ein männlicher Pinnotheres aufge- funden, der aber so mannigfach von dem ? abweicht, dass ich es nicht ohne weiteres für erlaubt halte, ihn zur selben Art wie das $ zu rechnen, indess es auch vorläufig nicht für angezeigt erachte, für den- selben eine besondere Art aufzustellen. Die Differenzen sind haupt- sächlich folgende : Die Stirn des S springt stark vor ; in Folge dessen ist das Rückenschild sogar etwas länger als breit (4f mm lang, 4| mm breit). Die Scheeren sind plump; das Handglied ist fast so lang wie hoch, die Finger sind sehr klein. Die Beine sind an ihrer Innenseite stark behaart. Das Abdomen verjüngt sich nach seiner Spitze zu all- mählich. Es stimmen $ und S überein, was die 2. Gnathopoden an- geht. Flnnotheres gracilis n. sp, (Taf. 9, Fig. 6 und Taf. 10, Fig. 6.) Erinnert an P. affinis. Cephalothorax wenig breiter als lang; annähernd kreisförmig. Nicht stark, aber gleichmässig gewölbt ; nackt und glatt. Handglied der Scheeren doppelt so lang wie die Finger und auch doppelt so lang wie hoch. Das 2. Beinpaar ist länger als die übrigen; 1. und 3. sind annähernd gleich lang, das 4. ist be- deutend kürzer als jene. Die Krallen des 2. Beinpaares sind ziemlich kräftig, die der übrigen sind bedeutend kürzer und sehr klein. Alle sind nur wenig nach innen gekrümmt. Die Schenkelglieder der Beine an ihrer Innen- und Aussenseite stark behaart. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist lang, nicht auffällig verjüngt, sondern am Ende abgerundet. Der Dactylus ist griöelförmig, nach seinem Ende zu ver- Ein Beitrag zur Kenntniss der Pianotherinen. 369 jungt, am lunenrande des Propodus iüserirt uud diesen nicht über- ragend, sondern etwas hinter dessen Spitze zurückbleibend. Es liegen mir 3 $$ vor. Maasse: grösstes 5 Breite des Cephalothorax 6| mm Länge des Cephalothorax 5t ,> Länge eines Beines vom 1. Paare 7 mm Länge eines Beines vom 2. Paare 10 „ Coli. Semrer. — Parasit in Solen. — Fundort: übay. I*innotheres coarctatus n. sp. (Taf. 9, Fig. 7 und Taf. 10, Fig. 7.) Cephalothorax breiter als lang, in seiner hintern Hälfte seitlich eingebuchtet, im Uebrigen kreisförmif»^, ziemlich gleichmässig und stark gewölbt, Stirn nicht deutlich hervortretend. Handglied der Scheere fast doppelt so lang wie die Finger, nach der Basis der Finger zu höher werdend. Alle Beine schlank und an Breite nicht wesentlich, dagegen sehr an Länge verschieden. Das 3. Beinpaar übertrifft alle übrigen, welche sich ziemlich gleich sind, bedeutend an Länge. Die Krallen der vordem beiden Paare sind einander ziemlich gleich, kurz gedrungen und gerade, kaum merklich länger sind die des 3., die des 4. dagegen über doppelt so lang wie jene, aber auch fast gar nicht gekrümmt. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist etwa drei- eckig geformt, seine Basis ist breit, nach seinem Ende zu ist er stark verjüngt. Der Dactylus ist spateiförmig, am lunenrande des Propodus inserirt und am Ende abgerundet; er überragt den Propodus beträchtlich. Maasse: Breite des Rückenschildes 13| mm Länge des Rückenschildes 11 „ Länge eines Beines vom 3. Paare 15 „ Länge eines Beines vom 4. Paare 12| „ Länge eines Beines vom 2. Paare 13 „ Länge der Krallen vom 2. Beinpaare 1 „ Länge der Krallen vom 4. Beinpaare 2|^ „ Coli. Semper. — Fundort : Zamboanga, aus „Cahebe", Süsswasser- Brackwasser. JPinnotheres barbatus n, sp. (Taf. 9, Fig. 8 und Taf. 10, Fig. 8.) Rückenschild fast kreisrund, wenig breiter als lang, nackt, stark 370 OTTO BÜRGER, und gleichmässig gewölbt ; Stirn nicht, dagegen der hintere Rand etwas vorspringend. 1. Beinpaar kürzer als die übrigen, die alle ziemlich gleich lang sind, Krallen des 4. Beinpaares ein wenig länger und dünner als die übrigen. Alle Beine sind schlank und zierlich, des- gleichen die Scheeren. Propodus der 2. Gnathopoden überaus breit, am Ende abgerundet. Dactylus ebenfalls breit, nach seinem Ende zu verjüngt, in der Mitte des Innenrandes vom Propodus inserirt, diesen nicht überragend, sondern etwas hinter seiner Spitze zurück- bleibend. Gnatliostegit im Verhältniss zum Propodus schlank. Die Scheeren mit Ausnahme der Finger und die Gehbeine (auch deren Krallen) tragen einen Haarpelz, der sich aus gefiederten Haaren zu- sammensetzt. Solche finden sich auch an den 2. Gnathopoden und bilden einen dicken Schopf am Propodus. An der untern Hälfte des Gnathostegiten treten die einfachen Borsten mehr hervor. 1 $ aus Bonax sp. — Fundort: Aibukit. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 5| mm Länge des Rückenschildes 4| „ Finnotheres tnodiolicola n. sp, (Taf. 9, Fig. 9 und Taf. 10, Fig. 9.) Cephalothorax etwas breiter als lang; nicht kreisrund, sondern mehr trapezförmig; besonders nach vorn steil abfallend. Stirn deut- lich hervortretend. Handglied der Scheeren dick, etwa oval geformt. Finger auffallend kurz. Handglied doppelt so lang wie die Finger, aber kaum 1^ mal so lang wie hoch. Gehbeine sehr schlank, die beiden hintern Paare unbedeutend kürzer als die beiden vordem. Das 4. ist das kürzeste, besitzt aber die längsten Krallen ; diese sind auch beim 3. Paar ein wenig länger als beim 1. und 2. Krallen alle nur wenig nach innen gekrümmt. Propodus der 2. Gnathopoden ziemlich schmal, nicht verjüngt, vorn abgerundet. Dactylus schlank, griffei- förmig, am Innenrande des Propodus inserirt, diesen nicht überragend, sondern etwas hinter seiner Spitze zurückbleibend. Innerer Rand des Gnathostegiten springt oben stark mit einer Ecke vor, welche ge- zähnelt ist. 1 ? aus Modiola philippinarum. — Fundort: Philippinen. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 8 mm Länge des Rückenschildes 7 „ Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 371 Pinnotheres arcophilus n. sp. (Taf. 9, Fig. 10 und Taf. 10, Fig. 10.) Rückenschild breiter als lang, trapezförmig, nicht stark, aber gleichmässig gewölbt, nackt und glatt. Stirn hervortretend. Hiuter- rand ziemlich gerade. Handglied der Scheeren über doppelt so lang wie die auffallend kleinen Finger. Beine sehr schlank, alle annähernd gleich lang. Krallen alle wenig nach innen gekrümmt, ziemlich lang und schlank. Die der vordem 3 Beinpaare annähernd gleich lang, die des 4. doppelt so lang wie die des 3. Propodus der 2. Gnatho- poden lang und am Ende abgerundet. Dactylus fingerförmig, etwa in der Mitte des Innenrandes vom Propodus inserirt, hinter dessen Ende bedeutend zurückbleibend. 2 $?, von denen eins Eier trägt, und 1 d; dieses ist viel kleiner als die $?, sein Rückenschild ist fast kreisrund und so breit wie lang, Krallen der beiden hintern Beinpaare länger als die der vordem, aber die Krallen vom 4. Beinpaar kaum länger als vom 3. Am Ab- domen sind die beiden Endglieder ziemlich gleich breit, aber bedeutend schmäler als die vordem Glieder. Aus Area. — Fundort: Ubay. — Coli. Semper. Maasse: «rösstes 5 ^ Breite des Rückenschildes 6 mm S^ mm Länge des Rückenschildes 5^ „ 3^ „ JPlnnotheres tenuipes n. sp. (Taf. 9, Fig. 11 und Taf. 10, Fig. 11.) Cephalothorax annähernd kreisrund, nur wenig breiter als lang (Breite 6| mm, Länge 6 mm), gewölbt, glatt. Die Scheeren sind schlank, das Handglied ist 1| mal länger als die Finger und etwa doppelt so hoch wie lang. Die Gehbeine sind laug und sehr schlank. Sie sind fast alle gleich lang, das hintere Paar ist aber noch dünner als die vordem. Die Krallen der 3 vordem Paar Gehbeine sind kurz, relativ breit und bis auf die gekrümmte Spitze fast gerade. Die Kralle des hintersten Paares ist über doppelt so lang wie die der vordem, sehr schlank und in seiner ganzen Länge etwas nach innen gekrümrat. Scheeren und Beine sind auf der Innenseite mit einem kurzen Haarfilz besetzt. Der Propodus der 2. Gnathopoden verbreitert sich nach seiner Basis zu ausserordentlich, der Dactylus ist etwa nur halb so schmal, fingerförmig, am Ende nur ganz wenig verbreitert 372 OTTO BÜRGER, und so lang wie der Propodus. Dactylus am Innern Rand des Pro- podus dort eingefügt, wo derselbe eine Ecke in Folge seines plötzlich aufwärts steigenden Randes bildet. Der Gnathostegit springt an seinem Innern Rande im obern Drittel mit scharfer Ecke vor. Aus der Lunge einer Holothurie. — Coli. Semper. — Fundort: Ubay. Pinnotheres palaensis n. sp, (Taf. 9, Fig. 12 und Taf. 10, Fig. 12.) Die sechseckige Form des Rückenschildes ist sehr deutlich aus- geprägt. Der hintere Rand desselben ist nur wenig eingebuchtet ; die rundliche Stirn springt etwas vor. Von den Ecken sind die vor- dem und seitlichen ziemlich scharf, die hintern völlig abgerundet. Das Rücken Schild ist nicht sehr stark gewölbt, es fällt von der Mitte nach allen Seiten gleichmässig ab. Es ist nackt. Fast in der Mitte des Rückenschildes etwas nach hinten gerückt kommt eine dreieckige Figur zum Ausdruck. Alle Extremitäten sind sehr schlank. Das Handglied der Scheere ist doppelt so lang wie die Finger. Die beiden hintern Paar Gehbeine sind ein wenig länger als die vordem, aber Paar 4 ist etwas kürzer als 3. Bedeutend länger als die der vordem Gehbeine sind die Krallen vom Paar 3 und 4. Sie sind annähernd gleich lang und etwa 3 mal so lang wie vom Beinpaar 2. Alle Krallen sind nur wenig gekrümmt. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist breit, massig verjüngt, an seinem Ende abgerundet. Der Dactylus ist in der Mitte seines Innenrandes inserirt, lang und sehr schlank, griifelförmig, nach seinem Ende zu verjüngt. Er überragt den Pro- podus nicht nur nicht, sondern bleibt beträchtlich hinter dessen Spitze zurück. Innenrand des Gnathostegiten im obern Viertel vorgewölbt und gezähnelt, sonst nach der Basis zu fast gerade ver- laufend. 1) Ein eiertragendes $ aus Area scapha. — Fundort: Palaos- Inseln. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 104^ mm Länge des Cephalothorax 8 „ Länge eines Beines vom 2. Paare 9 „ Länge eines Beines vom 3. Paare 11 „ Länge eines Beines vom 4. Paare 10 „ 2) 4 zum Theil eiertragende ?? aus Area sp. — Fundort: Palaos- Inseln. — Coli. Semper, weichen von dem an erster Stelle be- Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 373 schriebenen $ nur etwas in der Gestalt des Cephalothorax ab. Die Ecken sind nämlich stärker abgerundet. Maasse: grösstes ^ Breite des Cephalothorax 10|^ mm Länge des Cephalothorax 8 „ 3) 4 meist eier tragende ?? aus Placuna sella. — Fundort : Ubay. — Coli. Semper, welche von 1 zum Theil dadurch abweichen, dass der Hinterrand des Rückenschildes etwas eingebuchtet ist. 4) rechne ich zu dieser Art 2 ?? und 2 SS aus Byssoarca sp. — Fundort: Burias (Philippinen). — Coli, Semper, Die SS sind bedeutend kleiner als die ??. Ihr Rückenschild ist stärker gewölbt, an den Seiten abgeplattet, aber sonst ziemlich kreis- rund. Die Stirn springt stark nach vorn vor. Die Scheeren sind klein, das Handglied ist im Vergleich mit den ?? verkürzt und ver- breitert. Die Endglieder des männlichen Abdomens sind gleich breit. Maasse: grösstes 5 grösstes ^ Breite des Rückenschildes 7 mm 3| mm Länge des Rückenschildes 5|- „ 3| „ JPinnotheres latissimtis n, sp. (Taf. 9, Fig. 13 und Taf, 10, Fig 13.) Unterscheidet sich von P. palaensis auffällig durch die noch be- deutendere Breite seines Rückenschildes im Verhältniss zur Länge. Dasselbe ist fast um ^r breiter als lang und weist somit Proportionen auf, wie wir sie bei Pinnixia antreffen. Ferner ist der hintere Rand stark eingebuchtet. Die Scheeren sind autfallend breit und seitlich sehr stark zusammengedrückt. Der unbewegliche Finger ist viel kürzer als der bewegliche. Die Gehbeine verhalten sich wesentlich wie bei Ä. palaensis, desgleichen Propodus und Dactylus der 2. Gnathopoden. Indessen verhalten sich ihre Gnathostegiten anders, da sie am Innenrande nicht gezähnelt sind. Fundort: Manila, — Coli. Semper, Maasse : Breite des Rückenschildes 9 mm Länge des Rückenschildes 6| „ I*innotheres similis n. sp, (Taf, 9, Fig. 14). Steht P, latissimus sehr nahe, Rückenschild um ^ breiter als lang, glatt und nackt, wenig gewölbt. Stirn nur ein wenig nach unten vortretend. Hinterrand nur ganz schwach eiuge- 374 OTTO BÜRGER, buchtet, Scheeren viel schlanker als bei P. latissimus, weniger zusammengedrückt, beide Finger gleich lang. Krallen des 3. Beinpaares zwar läoger als die des 1. und 2., aber kürzer als die vom 4. 2. Gnathopoden ganz wie bei P. latissimus. Fundort: übay. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 9 mm Länge des Rückenschildes 6 mm JPinnotheres rhombi/er n. sp. (Taf. 9, Fig. 15 und Taf. 10, Fig. 14.) Die sechseckige Gestalt des Rückenschildes kommt sehr auffallend zum Ausdruck. Namentlich die vordem und seitlichen Ecken springen ziemlich scharf vor. Das Rückenschild erinnert sehr an das von P. palaensis, indess ist es im Verhältniss zur Länge weniger breit als dort und stärker gewölbt. Der hintere Rand ist tief eingebuchtet? die rundliche Stirn springt vor. In der Mitte des Rückenschildes' dem hintern Rande genähert, bemerkt man eine rautenförmige Figur. Die Scheeren sind viel schlanker als bei P. palaensis und seitlich nicht comprimirt. Die beiden hintern Paar Gehbeine sind länger als die vordem; das hinterste Paar ist das längste. Die Krallen der beiden vordersten Paar Gehbeine sind ausserordentlich kurz, die der beiden hintern sehr lang. Die des 3. Paares sind kürzer und dünner als die des 4. Auch hinsichtlich der 2. Gnathopoden erinnert unsere Art auffallend an P. palaensis, da Dactylus und Propodus sich ebenso wie dort verhalten und auch der Gnathostegit in der Form kaum abweicht. 2 $$ aus Pectunculus aurifluus. — Fundort: Ubay. — Coli. Semper. Maasse: grösseres ^ kleineres 5 Breite des Rücken Schildes 9 mm 7i- mm Länge des Rückenschildes 7-|„ 5f » JPinnotheres latus n. sp, (Taf. 9, Fig. 16 und Taf. 10, Fig. 15.) Cephalothorax bedeutend breiter als lang, Hinterrand gerade, sonst bogenförmige Begrenzungslinien zeigend. Die rundliche Stirn ragt ein wenig hervor. Handglied der Scheere nicht ganz doppelt so lang wie die Finger ; an der Basis der Finger etwa so hoch, wie die Finger lang sind. Alle Beine schlank, das 3. Paar etwas länger als die Ein Beitrag zur Kenntniss der PinnotherineD. 375 Übrigen. Das kürzeste Paar ist das vorderste; das 4. Paar ist nur ein wenig länger als jenes, aber bedeutend dünner als alle übrigen Beine. Krallen der 3 vordem Beinpaare sehr kräftig, d. h. lang und dabei dick; nur wenig nach innen gekrümmt, Krallen des 3. etwas, des 4. Paares bedeutend länger als die der übrigen, aber dabei schlanker als jene. Propodus der 2. Gnathopoden ziemlich breit, nach der Spitze zu nicht verjüngt, sondern abgerundet. Dactylus in der Mitte des Innenrandes vom Propodus inserirt, mehr spatel- als griffei- förmig, den Propodus nicht überragend, aber seine Spitze erreichend. Innerer und äusserer Rand des Gnathostegiten in der obern Hälfte fast gerade einander parallel verlaufend. 1) 4 eiertragende $? aus Pinna sp. — Fundort : Burias. 2) 4 eiertragende ?$ aus Pinna nigrina. — Fundort: Palaos- Inseln. — Beide Coli. Semper. Maasse: Grösse eines ? von 1). Breite des Rückenschildes 16| mm Länge des Rückenschildes 12f „ Länge eines Beines vom 3. Paar 21 „ Länge eines Beines vom 4. Paar 16 „ Länge eines Beines vom 2. Paar 18^ „ Länge eines Beines vom 1. Paar 154- „ Krallen vom 2. Beinpaar lang 2-|- ,, Krallen vom 4. Beinpaar lang 4:^ „ Pinnotheres pernicola n. sp. (Taf. 9, Fig. 17 und Taf. 10, Fig. 16.) Cephalothorax bedeutend breiter als lang, nackt, glatt, massig gewölbt, aber nach vorn stark abfallend. Alle Extremitäten schlank und zierlich. Handglied der Scheere 11 mal so lang wie die Finger. Von den Beinen ist das 3. Paar das bei weitem längste, das 1. Paar das kürzeste ; 2. und 3. Paar stimmen an Länge ziemlich überein. Die Krallen der beiden hintern Beinpaare sind auffallend länger als die der vordem. Die des 3. Paares sind aber länger als die des 4. Die Krallen des 2. Paares sind etwa 3 mal, die des 4. nur etwa doppelt so lang wie die des 2. Die Krallen vom 1. und 2. Beinpaar sind annähernd gleich lang. Von den Krallen sind nur die des 3. Bein- paares stärker nach innen gekrümmt, die übrigen gerade. Die 2. Gnathopoden verhalten sich ähnlich wie bei P. gracilis. Der Pro- podus ist ziemlich breit, nur vorn etwas verjüngt, er endet abgerundet. Der Dactylus ist ziemlich kurz, am Innenrande des Propodus inserirt, 376 OTTO BÜRGER, fingerförmig, nach seinem Ende zu verjüngt und etwas nach dem Pro- podus zu gekrümmt; er überragt den Propodus nicht, sondern reicht nur genau bis zu dessen Spitze, 1) Ein eiertragendes ?. Maasse : Breite des Cephalothorax 7^ mm Länge des Cephalothorax Länge eines Beines vom 2. Paar Länge eines Beines vom 3. Paar Länge eines Beines vom 4. Paar Coli. Semper. Aus Perna sp 5^ 7 mm; Kralle | 12^ „ Kralle 2^ 6f „ Kralle U Fundort: Ubay. 2) Noch ein eiertragendes $, bei dem die Krallen des 3. Bein- paares fast so lang sind wie die des 4. Maasse : Breite des Rückenschildes Länge des Bückenschildes Aus ? — Fundort: Ubay. — Coli. Semper. 8| mm 6^ „ Finnotheres parvulus Stimpson. (Tai 9, Fig. 18 und Taf. 10, Fig. 17.) Stimpson, in : Proceed. Acad. Nat. Soc. Philadelphia, 1858, p. 108. DE Man, Bericht üb. d. v. Dr. J. Brock im ind. Archipel gesam. Deca- poden und Stomatopoden, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 53, 1887, V. 1, p. 383 und Rep. podophthalmous Crustacea of the Mergui Archip., in: Journ. Linn. Soc. London Zool., V. 22, 1888, p. 105. Obtmann, Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums, in: Zool. Jahrb., V. 7, Abth. f. Syst., 1894, p. 699, tab. 23, fig. 12. Rückenschild breiter als lang, Hinterrand gerade oder etwas ein- gebuchtet. Stirn etwas vorspringend. Die beiden hintern Beinpaare länger als die vordem, annähernd gleich lang; ijjre Kralleu sind länger als die übrigen. Die Kralle des hintersten Beinpaares ist aber etwas dünner imd länger als die des 3. Nur die Krallen des 4. Beinpaares sind auffallend nach innen gekrümmt, die andern fast gerade. Dac- tylus grifielförmig, den Propodus nicht überragend. 1) 2 ?? aus Mytilus. — Fundort: Burias (Philippinen). — Coli. Semper. Maasse : grösstes 5 Breite des Rückenschildes 9 mm Länge des Rückenschildes 7^ „ 2) stelle ich hierher ein $ von Burias, das sich aber von den Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 377 vorher beschriebenen durch sein etwas breiteres Rückenschild, die ein wenig langem Scheeren und die letzten beiden Beinpaare unterscheidet. Von diesen ist nämlich das 4. Paar kürzer als das 3. Vielleicht re- präsentirt das mir vorliegende $ eine besondere Art. Maasse : Breite des Rückenschildes 11^ mm Länge des Rückenschildes 8| „ Pinnotheres exiguus n. sp, (Taf. 9, Fig. 19 und Taf. 10, Fig. 30.) Scheint eine sehr kleine Art zu sein, die P. parvulus sehr nahe steht. Cephalothorax breiter als lang, sechseckig, hinterer Rand etwas eingebuchtet, Stirn vorragend. Scheeren und Beine ganz wie bei P. parvulus. Weicht von P. parvulus hauptsächlich durch den Dac- tylus der 2. Gnathopoden ab, welcher nicht hinter der Spitze des Propodus zurückbleibt, sondern genau bis zu dieser reicht, 4 $$, von denen 3 Eier tragen. — Fundort : Palapa auf der Insel Samar. — Coli. Semper. Maasse: grösstes 5 Breite des Cephalothorax 5| mm Länge des Cephalothorax 4| ,, JPinnotheres consors n. sp, (Taf. 9, Fig. 20 und Taf. 10, Fig. 18.) Aus derselben Circe wie P. rotundatus. Unterscheidet sich von diesem durch den etwas breitern Cephalothorax, welcher auch stärker gewölbt ist und die kürzern und gedrungenem Scheeren. Handglied kaum doppelt so lang wie die Finger der Scheere. Die Gehbeine stimmen bis auf die Krallen mit denen der vorausgehenden Art über- ein. Krallen vom Paar 3 und 4 gleich lang. Dactylus der 2. Gna- thopoden noch länger und schlanker als bei jener; erüberragtden Propodus nicht, reicht aber bis zu dessen Spitze. Der Gnatho- stegit springt mit seinem Innenrande in seinem obern Viertel mit scharfer Ecke vor. Mit P. rotundatus zusammen aus Circe. — Fundort : Palaos-Ins. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 10| mm Länge des Rückenschildes 8f „ 378 OTTO BÜRGER, J^nnotheres rotundatus n. sp. (Taf. 9, Fig. 21 und Taf. 10, Fig. 19.) Breite des Cephalothorax im Verhältniss zur Lauge weniger be- deutend als bei deu übrigen sechseckigen Piunotheren. Hinterer Rand des Rückenschildes nicht eingebuchtet, sondern gerade. Stirn stark vorspringend. Die Beine verhalten sich ganz wie bei P. pa- laensis. Scheereu stärker und länger als dort. Der innere Rand des Gnathostegiten springt in seinem obern Viertel mit einer rundlichen Wölbung vor. Dactylus des 2. Gnathopoden lang, griff ei- förmig, Basis ziemlich breit, ziemlich stark verjüngt, den Pro- podus bedeutend überragend. Handglied 2\ mal so lang wie die Finger, Aus Circe. — Fundort : Burias (Philippinen). — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 12 mm Länge des Cephalothorax 11 », Breite der Stirn 2| „ JPinnotheres nudifrons n. sp. (Taf. 9, Fig. 22 und Taf. 10, Fig. 20.) Sechseckige Gestalt des Rückenschildes tritt scharf hervor, trotz- dem die Ecken abgerundet sind; breiter als lang, Stirn nach unten stark vorragend, Hinterrand des Rückenschildes eingebuchtet, Rücken- schild massig gewölbt nach vorn steiler abfallend. Handglied der Scheeren gedrungen, nicht viel länger als hoch, doppelt so lang wie die Finger. Beine schlank, 1. Paar kürzer als die übrigen, diese an- nähernd gleich lang, Krallen der vordem beiden Beinpaare kurz und gedrungen, die hintern dünn und mindestens doppelt so lang wie die vordem. Die Krallen des hintersten Beinpaares sind die längsten. Am wesentlichsten weicht P. nudifrons von den übrigen sechseckigen Pinnotheren durch den Dactylus der 2. Gnathopoden ab. Derselbe ist kurz und kegelförmig (er besitzt eine sehr breite Basis und ver- jüngt sich stark), überragt den breitern, am Ende abgerundeten Pro- podus nicht, reicht aber genau bis zu dessen Spitze. 2 eiertragende $?. — Fundort: Lapinig. — Coli. Semper. Maasse: grösstes 5 Breite des Cephalothorax 7 mm Länge des Cephalothorax 6 „ Ein Beitrag zur Eenntniss der Pinnotherinen. 379 Pi'nriotheres ff laber n. sp. (Taf. 9, Fig. 23 und Taf. 10, Fig. 21.) Rückenschild breiter als laug, trapezförmig, glatt, uackt und fast eben, nur nach den Seiten und vorn stark abfallend, Hinterrand ge- rade, Stirn ein wenig nach unten vortretend. Alle Extremitäten zier- lich und schlank; Handglied der Scheere fast doppelt so laug wie die Finger und mehr als doppelt so lang wie hoch. Das 2. Bein- paar das längste, 1. und 3. Beinpaar annähernd gleich lang, 4. etwas kürzer. Die Kralleu aller Beine sehen fast übereiu aus; sie sind sämmtlich sehr kurz. Dactylus der 2. Guathopodeu lang und griftelförmig, an der Spitze des kurzen Propodus inserirt und diesen weit überragend. 2. Gnathopoden erinnern au die von P. longipes. P. glaber unterscheidet sich von ihm besonders durch die Gestalt des Rückenschildes, das dort mehr viereckig ist, ferner durch die Beine, welche dort noch schlanker sind. Mir liegen vor 5 $$, von denen 3 Eier tragen, und 6 S^. Die eiertragenden $$ sind viel grösser als die SSi welche sich ausserdem von den ?? durch die relativ grössern und viel gedrungenem Scheeren unterscheiden. Das Handglied ist fast so hoch wie lang. Ferner ist das Rückenschild fast so lang wie breit und die Stirn ragt etwas nach vorn vor. Aus Tapes turgida. — Fundort : Palaos-Inseln. — Coli. Semper. MaaSSe: grösstes 5 grösstes ^ Breite des Rückenschildes 9 mm 5 mm Länge des Rückenschildes 7 „ 4f „ Pinnotheres longipes n. sp. (Taf. 9, Fig. 31 und Taf. 10, Fig. 22.) Cephalothorax fast so lang wie breit. Nach voru und den Seiten stark abfallend, annähernd viereckig, ziemlich glatt und nackt, Hinter- rand gerade, Stirn nach unten etwas vorragend. Scheeren schlank, Handglied etwa doppelt so lang wie hoch und auch doppelt so lang wie die Finger. Beine sämmtlich sehr schlank, 2. Paar etwas länger als die übrigen, 4. Paar ist das kürzeste. Die Kralleu des 2. Paares sind etwas länger als die übrigen, welche ziemlich kurz und wenig gekrümmt sind. Die Beine sind völlig nackt. Sehr charakteristisch sind die 2. Gnathopoden. Der griiielförmige, ziemlich lange Dactylus ist an der Spitze des kurzen Propodus inserirt und ragt also weit über diesen hinaus. 1 $. — Fundort : Aibukit. — Coli. Semper. 80 OTTO BÜRGER, Maasse : Breite des Cephalothorax 8f ram Länge des Cephalothorax 8 „ Länge eines Beines vom 2. Paar 11 „ Länge eines Beines vom 3. Paar 9 „ Länge eines Beines vom 4. Paar 7 „ Finnotheres impressus n. sp. (Taf. 9, Fig. 24 und Taf. 10, Fig. 23.) Sehr P. glaher ähnlich. Indessen sind die Scheeren noch dünner und schlanker als dort. Dactylus der 2. Gnathopoden länger als bei P. glaher. Hauptunterschied von dieser Art besteht in der Form des Gnathostegiten. Derselbe springt bei P. impressus im oberen Drittel seines Inuenrandes mit scharfer Ecke vor, bei P. glaher ist er dort abgerundet und nur wenig vorgewölbt. Die 3 vordem Beinpaare sind annähernd gleich lang, das 4. ist wesentlich kürzer. 2 eiertragende ??. — Fundort: Aibukit. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 7| mm Länge des Rückenschildes 6i » JPlnnotheres laevis n. sp, (Taf. 9, Fig. 25 und Taf. 10, Fig. 24.) Rückenschild trapezförmig, ziemlich flach, nackt und glatt, etwas breiter als lang, Hinterrand eingebuchtet. Alle Extremitäten sehr schlank, besonders die Scheerenfüsse. Die beiden vordem Paar Geh- beine etwa gleich lang, die beiden hintern kürzer, das 4. Paar kürzer als das 3. Alle unbehaart. Dactylus an der Spitze des Propodus inserirt, kurz-kegelförmig. 1 eiertragendes ? aus Coralliophaga sp. — Fundort: Palaos-Ins. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 6| mm Länge des Cephalothorax 5t « IH>nnotheres trapezi/ormis (Nauck). (Taf. 9, Fig. 26 und Taf. 10, Fig. 25.) Syn. Holothuriophilus trapeHformis E. Nauck, Das Kaugerüst der Brachyuren, in: Z. wiss. ZooL, V. 34, 1880, p. 66 und J. G. de Man, Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 381 Uebersiclit der indo-pacifischen Arten der Gattung Sesarma etc., in : Zool. Jahrb., V. 2, 1887, p. 721. Cephalothorax bedeutend breiter als lang (Breite 14 mm, Länge 10 mm), glatt, ohne Furchen. Hinderrand und Seitenränder gerad- linig, letztere verlaufen mit einander fast parallel. Der Vorderrand beschreibt einen flachen Bogen. Die Stirn ist schmal und fällt senk- recht nach unten ab. Augen sind vorhanden. Das Handglied der Scheere ist fast doppelt so lang wie jeder der Finger und etwa 1^ mal so lang wie hoch. Die Scheere besitzt an ihrem untern Rande einen dichten, bartartigen Haarfilz; sonst ist sie völlig glatt. Der Carpus des 2. Gnathopoden ist grösser als der Propodus. Der Dactylus ist am freien Ende keulenförmig verbreitert, er überragt den Propodus etwas und ist am Innenrande desselben, nahe dem Carpalgelenk, ein- gefügt. Dactylus und Propodus sind mit sehr langen, der Carpus mit kürzern, starken Borsten besetzt. Alle Gehbeine sind kurz. Die 3 vordem Paare sind annähernd gleich lang, das 4., hinterste Paar, ist etwas kürzer. Die Krallen sind alle gleich lang und fast gar nicht gekrümmt. Die Gehbeine weisen an ihrer Innenseite einen Haarpelz auf, sonst sind sie nackt und glatt. Das Originalexemplar ist ein eiertragendes ?. — Coli. Semper. — Fundort : ? — Aus Holothuria maxima Semper. Ein zweites, noch nicht beschriebenes Exemplar ist viel kleiner als das vorige und ein $. Länge des Cephalothorax 8|^ mm, Breite 5 mm. Das Abdomen ist ziemlich breit, verjüngt sich allmählich nach hinten und endet abgerundet. Coli. Semper. — Fundort : Mazatlan. — Aus Holothuria inornata Semper. JPinnotheres holothuriae Semper. (Taf. 9, Fig 27 und Taf. 10, Fig. 26 und 36.) C. Semper, Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere, Leipzig 1880, V. 1, p. 78 und 99. Das Rückenschild dieser grossen Art ist bei den $? mehr vier- eckig als rund, wenig breiter als lang, nackt, ziemlich stark und auffallend gewölbt ; sein hinterer Rand ist fast geradlinig, der vordere beschreibt einen sehr flachen Bogen; die Seitenränder verlaufen des- gleichen geradlinig und einander parallel. Bei den mir vorliegenden S3 beschreiben auch die Seitenränder je einen Bogen, so dass das Rückenschild mehr rund aussieht. Ferner ist bei den SS das Rücken- schild ziemlich flach. Die Stirn springt nach vorn vor. Ihr vorderer Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 26 382 OTTO BÜRGER, Rand ist fast gerade abgestutzt und nur in der Mitte ein klein wenig eingebuchtet. Bei den $? fällt das Etickenschild nach vorn ziemlich steil ab. Die Stirn springt ebenfalls, aber nach unten, vor. Die Scheeren sind gedrungen, das Handglied ist nur 1| — 1^ mal so lang wie die Finger und etwa H mal so lang wie hoch. Handglied und Finger sind aussen nackt. An seiner Innenseite dagegen ist das Hand- glied mit einem dichten und langen Haarfilz besetzt, der auf die Fingerbasen übergreift. Die 3 vordem Paar Gehbeine sind gleich lang und überein gebaut. Sie sind ziemlich schlank. Ihre Endglieder, die Krallen, sind sehr kurz, dünn, etwas nach innen gekrümmt und etwa nur } so lang wie die vorletzten Glieder. Das 4. Paar Geh- beine ist etwas länger als die übrigen. Es hat dies seinen Grund in den sehr langen Kralleu, mit denen es ausgestattet ist. Dieselben sind um das 3— 4fache länger als die Krallen der übrigen Beine und kommen der Länge des vorletzten Gliedes der 4. Gehbeine gleich. Diese riesigen Krallen sind schlank, aber doch relativ dick und fast vollständig gerade. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist an- nähernd dreieckig ; an der Basis sehr breit, nach seinem Ende zu allmählich verjüngt und schliessHch abgerundet. Der Dactylus ist ziemlich breit, am Ende noch etwas mehr verbreitert, also spatei- förmig; er überragt den Propodus nicht, sondern bleibt etwas hinter seiner Spitze zurück. Der Gnathostegit ist kurz und sehr breit. Sein innerer Rand springt im oberen Drittel stark vor. Mir liegen 8 ?? und 3 SS vor. Letztere sind alle ausserordent- lich klein. Von den $$ sind grosse und kleine Formen vorhanden. MaaSSe : grösstes O kleinstes O grösstes ^ Breite des Rückenschildes . . . . 11| mm 6 mm 5f mm Länge des Rückenschildes .... 10|^ „ 5| „ 5| „ Parasit in der Lunge von Stichopus variegatus^ in der noch eins der mir vorliegenden Individuen eingeschlossen ist. Coli. Semper. — Fundort: Zamboanga. Finnotheres semperi n, sp, (Taf. 9, Fig. 28 und Taf. 10, Fig. 27.) Rückenschild kaum breiter als lang, ziemlich kreisrund, nicht stark gewölbt, rauh, mit einem sehr kurzen Haarfilz bedeckt. Stirn vorragend, Hinterrand nach aussen vorgewölbt. Scheeren relativ sehr gross. Handglied fast so hoch wie lang, etwas länger als die Finger, aber ziemlich dünn. Beine kurz, ziemlich breit und deshalb plump Ein Beitrag zur Kenutniss der Piimotheriueii. 383 aussehend. 1. und 2. Paar annähernd gleich lang, 3. und 4. kürzer, aber das 4. noch bedeutend kürzer als das 3. Krallen aller Beine gleich, kurz, in eine sehr feine Spitze auslaufend, diese nach innen gekrümmt. Beine und Scheeren (auch die Basis der Finger) mit einem kurzen, dichten Haarfilz besetzt. Propodus und Dactylus der 2. Gnathopoden völhg gleich lang und auch ziemlich gleich breit. Letzterer am Gelenk des erstem inserirt. Propodus nach seiner Spitze zu allmählich etwas verjüngt, Dactylus indessen ein wenig spateiförmig verbreitert. Gnathostegit kurz und breit, sein Innenrand in der Mitte stark vorgewölbt. 1 $ und 1 (J; Gnathostegit bei letzterm relativ grösser als beim ?, S Abdomen am Ende gerade abgestutzt, nicht stark verjüngt. $ und S in der Grösse nicht auffallend verschieden. Aus der Cloake von Holothuria fuscocinerea. — Fundort: Java. — Coli. Bleekjjr. Maasse : $ S Breite des Rückenschildes 7 mm Q^ mm Länge des Rückenschildes 61 ,? 61« Finnotheres flaviis Nauck. (Taf. 9, Fig. 29 und Taf. 10, Fig. 29 und 35.) E. Nauck, Das Kaugerüst der Brachyuren, in: Z. wiss. Zool., V. 34, 1880, p. 66. J. G. DE Man, Uebersicht der indo-pacifischen Arten der Gattung Se- sarma etc., in : Zool. Jahrb., V. 2, 1887, p. 720. Cephalothorax nur wenig breiter als lang (z. B. $ Breite 11 mm, Länge 9| mm ; Breite 9| mm, Länge 8f mm ; S Breite 7 mm, Länge 6 mm). Seitenränder annähernd parallel und geradlinig verlaufend. Vorder- und Hinterrand beschreiben einen flachen Bogen. Rücken- schild in der Mitte stark gewölbt. Der ganze Körper und auch die Extremitäten sind mit einem kurzen, dichten Haarfilz bedeckt. Nur die Finger der Scheeren und die Mitte des Rückenschildes sind glatt; vielleicht ist bei letzterm, wie de Man meint, der Filz abgerieben. Das Handglied der Scheere ist etwa doppelt so lang wie hoch und U mal so lang wie die Finger. Das hintere Paar des Gehbeine ist etwas kürzer als die vordem. Die Krallen sind alle gleich lang und laufen in eine sehr feine Spitze aus, welche nach innen gekrümmt ist. Propodus der 2. Gnathopoden an seiner Basis verbreitert, nach seiner Spitze zu allmählich verjüngt; Dactylus breiter als der 26* 384 OTTO BÜRGER, Propodus, an dessen innerer Ecke am Carpalgelenk eingefügt, an der Spitze keulenförmig verbreitert und den Pro- podus etwas überragend. Gnathostegit an seinem Innenrande in der Mitte stark vorgewölbt und hier gezähnelt. Vom Propodus und Dactylus geht ein Schopf von langen, starken Borstenhaaren aus. Mit solchen ist auch der Gnathostegit, vornehmlich in seinem mittlem und untern Abschnitt, besetzt. Mir liegen 6 SS und 6 $? vor, erstere sind alle nur annähernd halb so gross wie die $$. Das männliche Abdomen ist sehr schmal, an seinem Ende gerade abgestutzt und in seinen 4 Endgliedern nur wenig verjüngt. Coli. Semper. — Fundort: Zamboanga (Philippinen). Von derselben Art liegen mir noch 2 $? und 3 SS vor, welche Semper bei Ubay in einer Inicht weiter bestimmten Holothurie auf- gefunden hat. Sie sind Doch bedeutend dichter behaart als die vorigen, selbst die Finger der Scheeren sind von der Behaarung nicht frei. Die SS sind etwas grösser als die vorigen (beim grössten S beträgt die Breite 9| mm, die Länge 8^ mm). I*innotheres ortwianni n. sx>* (Taf. 9, Fig. 30 und Taf. 10, Fig. 28.) Cephalothorax wenig breiter als lang, rundlich, stark gewölbt, nach vorn besonders steil abfallend, nackt, Stirn nur wenig nach unten vorragend. Scheeren kräftig. Handglied etwa 1| mal so lang wie die Finger. Handglied und Finger aussen nackt, an ihrer Innenfläche aber mit einem langen und dichten Haarfilz besetzt. 4. Paar Beine etwas läüger als die übrigen, diese alle gleich lang. Krallen der vor- dem 3 Paar ungemein kurz, stummelartig, des 4. Beinpaares aber sehr lang (etwa so lang wie das vorletzte Glied des Beines). Auch die Beine tragen alle an ihrer Innenseite einen langen, bartartigen Haarbesatz, selbst die Krallen besitzen ihn, indess ist er hier kürzer. Propodus des 2. Gnathopoden schlank, nach vorn etwas verjüngt, Dactylus am Innenraude desselben inserirt, nach dem Ende zu ver- breitert, spateiförmig, die Spitze des Propodus erreichend. Propodus und Dactylus tragen einen langen Schopf gefiederter Borsten, mit solchen ist auch der Gnathostegit besetzt. Auch die Borsten, aus denen der Haarfilz der Scheeren und Beine sich zusammensestzt, sind gefiedert. 1 eiertragendes $. Fundort: Aibukit. Coli. Semper. Ein Beitrag zur Eenntniss der Pinnotherinen. 385 Maasse : Breite des Cephalothorax 15mm Länge des Cephalothorax 14 „ Kralle vom 3. Beinpaar 1 „ Kralle vom 4. Beinpaar 3^ „ Genus: Durekheimia (Rüppell in M. S.) de Man. Die Ränder des Rückenschildes sind nach aufwärts gekrempt, es wird durch eine mediane, rifiärtige Erhebung in eine rechte und linke Hälfte getheilt. Merus und Ischium der 2. Gnathopoden verwachsen. Dactylus der 2. Gnathopoden vorhanden. Augen rudimentär. Durchheimia caeca n, sp, (Taf. 9, Fig. 33 und Taf. 10, Fig. 31.) Diese Form fällt besonders durch ihr sehr eigenthümlich gestal- tetes Rückenschild auf. Die Ränder desselben sind nämlich nach oben aufgekrempt, so dass das Rückenschild mit einem flachen Dach zu vergleichen ist, das rings eine Einfriedigung durch eine Mauer be- sitzt. Ausserdem erhebt sich in der Mitte des Rückenschildes ein steiles Riß", welches dasselbe, von vorn nach hinten verlaufend, in eine rechte und linke gleiche Hälfte theilt. Die Umrahmung des Rücken- schildes besitzt nur in der Mitte des vordem Randes einen Einschnitt ; derselbe ist ziemlich tief und reicht bis an das Riff hinan. Das Rückenschild fällt jederseits vom Riff sanft nach den Seiten bis zu seiner Umrahmung ab. Das Rückenschild ist nur wenig breiter als lang. Es ist nicht behaart. Die Scheeren sind sehr schlank. Das Handglied ist fast 3 mal so lang wie hoch, die schlanken, geraden Finger sind über halb so lang wie das Handglied. Die schlanken Gehbeine sind sich an Länge alle ziemlich gleich ; desgleichen die sehr spitzen, etwa im rechten Winkel einwärts gekrümmten Krallen. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist annähernd dreieckig gestaltet, nach seinem Ende zu stark verjüngt. Der Dactylus ist schlank, in der Mitte am Innenrand des Propodus inserirt, an seiner Basis so breit wie an seiner Spitze, den Propodus nicht überragend, aber bis an seine Spitze reichend. Der Gnathostegit ist an seinem Innenrande etwas eingebuchtet, in seinem obern Viertel springt er mit rundlicher, etwas gezähnelter Erhebung vor. Augen sind nicht vorhanden, wenigstens ist weder Pigment noch Facettenbildung an zwei kleinen Wülsten, die sich an der Stelle der Augen vorfinden, zu entdecken. 386 OTTO BÜRGER, Es liegt mir nur ein eiertragendes $ vor. Aus Lima squamosa. — Fundort: Palaos-Inseln. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 10| mm Länge des Rückenschildes 9 „ Länge des Handgliedes der Scheere 3| ,, Länge der Finger der Scheere 2| „ Unsere Art steht Durckheimia carinipes de Man sehr nahe, unterscheidet sich aber von dieser besonders 1) durch das mediane Rifif, welches dort breiter ist und sich nicht so weit nach vorn er- streckt wie bei unserer Art, 2) durch den Dactylus der 2. Gnatho- poden, der bei D. carinipes den Propodus überragt (vergl. J. G. de Man, lieber einige neue oder seltene indo-pacifische Brachyuren, in : Zool. Jahrb., V. 4, Abth. f. Syst., 1889, p. 442—444, tab. 10, fig. 12). Genus: Xanthasia White. Ränder des Rückenschildes nach aufwärts gekrempt, in der Mitte desselben eine rundHche, tischartige Erhebung. Merus und Ischium der 2. Gnathopoden verwachsen. Dactylus der 2. Gnathopoden fehlt. Augen gut entwickelt. Xanthasia murigera White. (Taf. 10, Fig. 33). White, Notes on four new genera of Crustacea, in: Ann. Mag. Nat. Hist., V. 18, 1846, p. 176, tab. 2, fig. 3. Dana, Crustacea U. S. Exploring Exped., Philadelphia 1852, V. 13, ]. Theil, p. 384, tab. 24, fig. 6. DE Man, On the podophthalmous Crustacea of the Mergui Archipelago etc., in: Journ. Linn. Soc. London Zool., V. 22, 1888. 2 S$ und 1 ? aus Tridacna. — Fundort: Bohol und Burias. — Coli. Semper. Propodus des 2. Gnathopoden nach der Spitze zu verjüngt; Dactylus fehlt. $ grösser als die SS, bei diesen kommt die merkwürdige Rückensculptur weniger scharf zum Ausdruck. Scheeren gedrungener als die des ?. Maasse : ? s«"«^^*«^ $ Breite des Rückenschildes 14 mm 11 mm Länge des Rückenschildes 12| „ 9| „ Genus: Xenophthalwius White. Rückenschild breiter als lang, trapezförmig, Seitenränder nicht aufwärts gekrempt. Augen wohl entwickelt, in 2 tiefen, Ein Beitrag zur Kentitniss der Pinnotherinen. 387 spaltförmigen Einschnitten der Stirn gelegen. Merus und Ischium der 2 Gnathopoden verwachsen; Dactylus vorhanden. Xenophthaltnus lati/rons n. sp. (Taf. 9, Fig. 32 und Taf. 10, Fig. 32.) Rückenschild nicht sehr viel breiter als lang, nach den Seiten und besonders nach vorn stark abfallend. Alle Extremitäten sehr schlank und, ebenso wie der Cephalothorax, nackt. Handglied der Scheeren doppelt so lang wie die Finger. Krallen der 3 vordem Paar Gehbeine annähernd gleich lang und kaum halb so lang wie ihr vorletztes Glied, Krallen des 4. Paar Gehbeine viel länger und ebenso lang wie das vorletzte Glied der Beine. Dactylus der 2. Gnathopoden am Innenrand des Propodus inserirt, griffeiförmig und seine Spitze erreichend. Mir liegen 6 eiertragende $$ vor, Fundort : Mariveles und Bohol. — Coli. Sempee. Maasse : Breite des Rückenschildes lOf mm Länge des Rückenschildes 8| „ Breite der Stirn 2|„ X. latifrons unterscheidet sich von X. pinnotheroides White auffällig durch seine geringere Breite und seine bedeutend schlankem, nackten Beine. Ausserdem sind bei X. pinnotheroides die Krallen vom letzten Beinpaar kürzer als die der übrigen (vergl. A. White, Notes on four new genera of Crustacea, in: Ann. Mag. Nat. Hist, V. 18, 1846, p. 177—178, tab. 2, fig. 2). 388 OTTO BÜRGEB, Erklärung der Abbildungen. Tafel 9. Fig. 1. Pinnotheres pectinicola n. s^?. ? ^ „ 2. P. affinis n. sp. ? f. „ 3. P. glaberrimus n. sp. S f. „ 4. P. cardii n. sp. ? f. „ 5. P. cardii n. sp. S f« „ 6. P. gracilis n. sp. $ f^. „ 7. P. coarctafus n. sp. $ f. „ 8. P. barhatus n. sp. $ f. „ 9. P. modiolicola n. sp. $ f. „ 10. P. arcophilus n. sp. a) (J |, b) (J Abdomen |^, c) $ f. „ 11. P. ienuipes n. sp. ? f. „ 12. P. palaensis n. sp. $ f. „ 13. P. lafissimus n. sp. a) $ f, b) Scheere desselben $ f. „ 14. P. simüis n. sp. $ f. „ 15. P. rhombifer n. sp. ? f. „ 16. P. kfMS w. sp. $ f. „ 17. P. ^ez-wicoZa w. s^. $ f. „ 18, P. parvulus Stimpson $ J. „ 19. P. exiguus n. sp. ? f. „ 20. P. consors n. sp. $ f. „ 21. P. rotundatus n. sp. $ f. „ 22. P. nudifrons n. sp. ? |. „ 23. P. glaber n. sp. ? f. „ 24. P. impressus n. sp. $ f. „ 25. P. Zaewis n. sp. $ f. „ 26. P. trapeziformis n. sp. $ f. „ 27. P. holothuriae Semper $ f. Ein Reitrag zur Kenntniss tler Pinnotherinen. 389 Fig. 28. P. semperi n. sp. a) $ ^, b) ^ Abdomen f. „ 29. P. ßavus Nauck $ f. „ 30. P. ortmanni n. sp. $ |. „ 31. P. longipes n. sp. ? f. „ 32. ji enophthalmus latifrons n. sp. $ -f-. a) $, b) Stirngegend. „ 33. DurcJcheimia caeca n. sp. $ f. a) $, b) Kralle eines Gehbeines. Tafel 10. Fig. 1 — 33 stellen die 2. Gnatbopoden, etwa 6 — 8 mal vergrössert, dar, von Fig. 1. Pinnotheres pectinicola n. sp. „ 2. P. affinis n. sp. „ 3. P. glaberrimus n. sp. „ 4. P. cardii n. sp. „ 5. P. villoSllS GUERIN. „ 6. P. gracilis n. sp. „ 7. P. coarctatus n. sp. „ 8. P. harhatus n. sp. „ 9- P. modiocola n. sp. „ 10. P. arcophilus n. sp. „ 11. P. tenuipes n. sp. „ 12. P. palaensis n. sp. „ 13. P. latissimus n. sp. „ 14. P. rhomhifer n. sp. „ 15. P. latus n. sp. „ 16. P. pernicola n. sp. „ 17. P. parvulus n. sp. „ 18. P. consors n. sp. „ 19. P. rotundafus n. sp. „ 20. P. nudifrons n. sp. „ 21. P. glaber n. sp. „ 22. P. longipes n. sp. „ 23. P. impressus n. sp. „ 24. P. laevis n. sp. „ 25. P. trapeziformis Naück. „ 20. P. holoihuriae Sempek. 390 OTTO BÜRGER, Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. Fig. 27. P. semperi n. sp. „ 28. P. ortmanni n. sp. i „ 29. P. flavus Naück. | „ 30, P. exiguus n. sp. „ 31. Durckheimia caeca n. sp. „ 32. XenopJithalmus latifrons n. sp. „ 33. Xanthasia murigera White. ■ „ 34. cJ Abdomen von Pinnotheres affinis n. sp. „ 35. „ „ „ „ flavus Nauck. „ 36. „ „ „ „ holofhuriae Semper. Berichtigung. In meinem Aufsatz „Beiträge zur Kenntniss der Alcyoniden-Gattung Spongodes Lesson" im 1. Heft dieses Bandes ist p. 53 etc. statt Spon- godes lanxifera zu lesen : Sp. lancifera (von lanx, lancis, die Schüssel) ; der Name bezieht sich auf die Schüssel- oder tellerförmigen Polypen- anhäufungen. Upsala, d. 27. Nov. 1894. Otto Holm. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. — 1353. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehaiten. Zoologische Ergebnisse der im Jahre 1889 auf Kosten der Bremer Geographischen Gesellschaft von Dr. Willy Kükenthal und Dr. Alfred Walter ausgeführten Expedition nach Ost-Spitzbergen. Hydroiden, bearbeitet von Oottliel) Marktaimer-Tunieretscher, Custos am Landesmuseum „Joanneum" zu Graz. Hierzu Tafel 11 bis 13. Einleitung. Durch eine Reihe mich betreffender, grösstentheils unangenehmer Ereignisse wurde die vorliegende, schon vor mehreren Jahren be- gonnene Arbeit derart verzögert, dass sie erst jetzt im Druck er- scheinen konnte. Während dieser langen Zeit waren es insbesondere die während derselben erschienenen Publicationen Levinsen's, welche eine nachträgliche, eingehende Berücksichtigung erheischten und da- durch das Fortschreiten der Arbeit noch mehr aufhielten, um so mehr als diese Publicationen in dänischer Sprache verfasst sind und deshalb eine oft recht zeitraubende und mühsame Uebersetzung nöthig machten. Da die Auseinandersetzungen Levinsen's in vielen Fällen von sehr grossem Interesse für alle sich mit dem Studium dieses Theiles der Evertebraten Befassenden sind, viele aber der dänischen Sprache noch weniger mächtig sein dürften, glaube ich nicht fehl zu gehen, wenn ich einige Partien auszugsweise, andere, mir besonders wichtig erscheinende wortgetreu übersetzt in vorliegender Arbeit re- producire und dadurch vielleicht manchem Forscher einen kleinen Dienst erweise. An dieser Stelle gestatte ich mir ferner, Herrn Custos Dr. E. V. Marenzeller in Wien dafür zu danken, dass er die Zool. Jahrb. VIIl. Abth. f. Syst. 27 392 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Freundlichkeit hatte, mich gegenüber Herrn Prof. Dr. Kükenthal als Bearbeiter des schönen, von ihm gesammelten Materials in Vor- schlag zu bringen. Herrn Prof. Kükenthal selbst schulde ich den wärmsten Dank für die nachträgliche, mich sehr ehrende Zuweisung dieser interessanten Ausbeute. Bezüglich der in der vorliegenden Arbeit citirten Literatur er- laube ich mir noch zu bemerken, dass ich bei jeder besprochenen Art neben der Originalbeschreibuug behufs leichtern Vergleiches einige Arbeiten citirt habe, welche speciell über die nordische Hy- droidenfauna handeln. Am Schlüsse dieser einleitenden Worte erübrigt mir nur noch, die Hoffnung auszusprechen, dass die erwähnten häufigen und oft sehr lange währenden Unterbrechungen im Gesammtbilde der Arbeit nicht allzusehr zum Ausdruck kommen mögen. Graz, im Januar 1895. Familie: Tuhulariidae. Monocaulus Allm. Monocaulus sp. Da mir einestheils die Literatur über die Familie der Tubulariiden nicht vollständig zugänglich und andererseits der Erhaltungszustand des einzigen mir vorliegenden Exemplares nicht vollkommen tadellos ist, fällt es mir etwas schwer, über das unten beschriebene Object ein endgültiges Urtheil zu sprechen. Das Vorhandensein einer röhrigen, wenn auch sehr zarten Hülle könnte die Vermuthung herbeiführen, es doch mit einer Tubularia zu thun zu haben, wenngleich die auffallende Grösse und der ganze Habitus dafür sprechen, dass das in Rede stehende Thier der Gattung Monocaulus angehört. Allman giebt jedoch bei der von ihm beschriebenen Species Monocaulus grön- landica^) speciell an, dass das Häutchen, welches die Stelle des Perisarks vertritt, wahrscheinlich durch die Wirkung des Alkohols 1) Allman (22), p. 257. Hydroiden von Ost-SpUzberg^en. 393 vom Ectoderm abgelöst ist. Er sagt über dieses Verhalten, welches auch vollkommen bei dem mir vorliegenden Exemplare zutrifft, fol- gendes : „The pellicle, which takes the place of the perisarc, is some- what thicker than in Corymorpha and other so-called naked Hydroids, but is yet very different from the thick firm perisarc of Tubularia, Eudendrium etc. It loses itself on the base of the hydranth, and in the specimen is irregularly corrugated and separated along the stem by a considerable interval from the ectoderm, this interval becoming still wider at the base of the stem; the Separation of the pellicle from the ectoderm, however, may be due to the action of the alcohol in which the specimen is preserved." — Es würde sich sonach die scheinbar vorhandene, röhrige Hülle auch an unserm Exemplar gewiss nur als ein durch Alkoholwirkung abgelöstes Häutchen erklären, was uns berechtigen dürfte, das vorliegende Thier thatsächlich dem Genus Monocaulus einzuverleiben. Von der Art Monocaulus glacialis Sars^), mit der das vorliegende Thier hinsichtlich der Grösse übereinstimmt, unterscheidet es sich durch die nicht verästelten Stiele der Gono- phoren, von Monocaulus pendulus Agassiz^) durch seine viel be- deutendere Grösse. Ich lasse nach diesen vorangeschickten Bemerkungen die Be- schreibung des Objects folgen: Der Hydrocaulus erreicht eine Höhe von ca. 12 cm : er entsendet an der etwas angeschwollenen Basis eine grosse Menge feiner Fäden, welche in einer Länge von etwa 1 cm den Stamm mit einem dichten Faser-Convolut umgeben. Die Tentakel der proximalen Zone sind ca. 2 cm lang, sie nehmen gleichmässig gegen ihr Ende hin an Dicke ab ; ihre Zahl dürfte (sie sind theilweise schlecht erhalten) zwischen 30 und 40 liegen. Die Tentakel der distalen Zone sind sehr kurz und zahlreich. Die Gonophoren sind kuglig bis eiförmig und zeigen keine An- hänge; sie sitzen in grossen Mengen auf Trägern auf, welche zwischen den proximalen Tentakeln entspringen und diesen sehr ähnlich ge- formt sind. An diesen tentakelförmigen Trägern sind sie mittelst äusserst kurzer Stielchen befestigt. Die Färbung des Alkohol-Exemplares ist eine fleischrothe. 1 Meile östlich der Bastian-Inseln. Tiefe 20 Faden. 1) Saks, in: Forhandl. Vidensk. Selsk., Christiania 1859 u. Allman, (18) p. 396. 2) Agassiz (15), p. 276 u. Allman (18), p. 397. 27* 394 G. MARKTANNER-TURNERETSCHEß, Familie : Bougainvillidae Levins. mod. Levinsen rechnet zu dieser Familie (40, p. 9) alle jene gym- uoblastischen Formen, welche nur einen einzigen Kreis fadenförmiger Tentakel besitzen, die um eine kegel- oder trompetenförmige Proboscis gestellt sind, während Allman diese Arten in 6 Familien und diese wieder in 2 Legionen, nämlich in die Tubularinae und die Hydrac- tinidae vertheilt hatte. Levinsen folgt hierbei demselben Ein- theilungsprincip, welches er auch auf die Abgrenzung der Gattungen anwendet, das ist, vor allen Dingen auf den Bau der Ernährungs- individuen Rücksicht zu nehmen. Er giebt schliesslich bei der weitern Besprechung dieser Familie der Hoffnung Ausdruck, dass bei genauerer Kenntniss der gegenseitigen Verwandtschaft manche in dieser Gruppe bestehenden Widersprüche behoben werden können, so insbesondere, dass manche Hydroiden, welche zu verschiedenen Familien gerechnet werden, ähnliche Medusen erzeugen und umgekehrt. Weiter verweist Levinsen darauf, dass der einzige Grund, die Gattungen Hydractinia und Podocoryne in verschiedenen Familien unterzubringen, der ist, dass Podocoryne Medusen hervorbringt, während dies Hydractinia nicht thut, dagegen sei man in dieser Hinsicht nicht consequent, in- dem man Clytia und Obelia nicht von Campanularia, und Perigoni- mus von Ätractylis getrennt hat, obwohl derselbe Gegensatz besteht. Hydractinia van Beneden. Hydractinia monocarpa Allm. 1876 (22), p. 254, tab. 10, fig. 1—3. Die mir vorliegenden Exemplare einer eine Gastropoden-Schale dicht überziehenden Hydroidenspecies stimmt mit Allman's Be- schreibung obiger Art sonst vollkommen überein, nur scheinen an den mir vorliegenden Exemplaren die von Allman beschriebenen chitinigen, oft gegabelten Stacheln fast vollständig zu fehlen. Dagegen stimmt der Bau der Nährpolypen und besonders das ganz eigenthümliche Aussehen des Gonosoms so vollständig mit der Originalbeschreibung überein, dass ich nicht daran zweifle, die oben angegebene Species vor mir zu haben. Hinsichtlich des fast vollständigen Fehlens der Stacheln will ich nur erwähnen, dass bei den grönländischen Ver- tretern der Hydractinia echinata ebenfalls die Stacheln viel weniger dicht gestellt sind (siehe 40, p. 11), als es bei dieser Gattung sonst der Fall ist. Auffallend sind an den mir vorliegenden Exemplaren die grossen Unterschiede in der Länge und besonders in der Dicke der einzelnen Polypen. Neben den häufigsten, welche eine Höhe von Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 395 2 — 4 mm uud eine Dicke von 0,2 — 0,3 mm besitzen, finden sich einzelne Individuen vor, welche einen überaus dickbauchigen Körper aufweisen und bei einer Länge von 2—3 mm eine Dicke von 1 — 1,5 mm zeigen. Der Tentakelkranz springt bei diesen letztern Individuen gegenüber der Masse des Körpers naturgemäss viel weniger in die Augen, ist aber stets in gleicher Weise entwickelt. Die nahezu kugligen Sporosacs haben einen Durchmesser von 1 — 1,4 mm; sie stimmen, wie erwähnt, genau mit der von Allman gegebenen Beschreibung und Abbildung überein. Färbung der Alkohol- Exemplare hell gelblich- weiss. 3 Meilen östlich von W. Thymen-Strasse, 40 Fad. Eudendrium Ehrbg. ad part. (s. Allman, [35], p. 3). EudendriuTH rameum (Pallas). 1766. Tuhularia ramea (1), p. 83. 1847. Eudendrium rameum (9), p. 45, tab. 5, fig. 1, 2; 1868 (17), p. 80, Holzschnitt fig. 8; (40), p. 12 u. 15; (41), p, 876. Ein einziges der mir vorliegenden Exemplare der Gattung Euden- drium dürfte dieser Species angehören; dasselbe ist ca. 3 cm hoch, besitzt an der Basis einen zusammengesetzten Stamm und ist von dunkelbrauner Färbung. Die Hauptäste haben dort, wo sie mono- siphon zu werden beginnen, eine Dicke von 0,27 mm. Die Aeste sind über der Ursprungsstelle sehr deutlich geringelt. Polypen und Gonosom sind an den Stöckchen nicht erhalten. Deeviebai, Nähe der Berentine-Inseln, 14 Fad. Mudendrium capillare Alder. 1857 (11), p. 105, tab. 3, fig. 9—12; 1868 (17), p. 84, tab. 14, fig. 2; 1889 (37), p. 8; 1893 (40), p. 13; 1861 (14), p. 8 u. 61 ; 1879 (27), p. 230. Die vorliegenden, kaum über 1 cm hohen Exemplare dieser zier- lichen Species sitzen auf einer sehr langen, fadenförmigen, ca. 0,4 mm dicken, fast ganz unverzweigten Hydrorhiza auf, welche sich auf der Oberfläche einer langgestreckten, hornigen Wurmröhre hinzieht. Ein- zelne ganz jugendliche Exemplare sind noch vollständig unverzweigt, während die grössern mehrere Male verästelt sind. Der Hauptstamm zeigt nur über seiner Ursprungsstelle aus der Hydrorhiza einige Ringelungen, er besitzt fast in seiner ganzen Länge die gleichmässige Dicke von 0,18 mm, die sich gegen das distale Ende zu nur sehr 396 G. MARKTANNER-TITRNERETSCHER, wenig verringert. Die Aeste tragen ebenfalls nur in ihrer proximalen Partie einige ringförmige Furchen. Das Gonosom ist an unseren Exemplaren nicht entwickelt. Vor der Mündung der W. Thymen-Strasse, 8-10 Fad. JEudendrium tenellum Allm. 1877 (24), p. 8, tab. 4, fig. 3, 4. Vereinzelt auf Wurmröhren aufsitzende Eudendrien dürften der obigen Species angehören, wenngleich die von Allman beschriebene Art in grösserer Tiefe gefunden wurde. Auf langer, fadenförmiger Hydrorhiza, die nur eine Dicke von 0,09 mm besitzt, erheben sich in massigen Abständen meist mit 1 — 2 Aesten versehene, bis 8 mm hohe Stämmchen, welche der ganzen Länge nach die Dicke von 0,078 mm besitzen ; sie zeigen über ihrem Ursprung und an mehreren Stellen ihres Verlaufes mehrere ringförmige Furchen. Die Polypen sind ähnlicher denen von E. cochleatum Allm., d. h, sie besitzen keine so starke Ausbauchung, wie sie Allman bei E. tenellum zeichnet; die Zahl der Tentakel beträgt ca. 14—18. Die Polypen selbst besitzen je nach ihrer Contraction sammt den vorgestreckten Tentakeln eine Länge von 0,3—0,6 mm. Das Gonosom fehlt an unsern Exemplaren. Deeviebai, Nähe der ßerentine-Inseln, 13 Fad. Familie: Campanularüdae Levinsen mod. Levinsen bringt im allgemeinen Theil über diese Familie so viele neue, interessante Gesichtspunkte, dass ich es aus dem in der Ein- leitung erwähnten Grunde nicht für unzweckmässig halte, dieselben der Hauptsache nach hier zu reproduciren. Ich bringe deshalb den Inhalt der LEViNSEN'schen Bemerkungen über diese Familie (40, p. 14 — 23), theils im Auszuge, grösstentheils aber in wörtlicher Ueber- setzung : Levinsen rechnet zu obiger Familie alle deckellosen Formen, welche eine becher-, glocken- oder röhrenförmige, mit kreisförmigem Munde versehene Hydrothek besitzen, in welche sich die Hydranthen zurückziehen können. In Folge dieser Abgrenzung der Familie um- fasst dieselbe nicht vollkommen die bisher dazu gezählten Formen. Sie enthält die HiNCKs'sche Familie Campanularüdae mit Ausnahme von Lovenella und die deckellosen Formen der HiNCKs'chen Lafoeidae sowie mehrere Formen, welche für den Augenblick zur Familie der Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 397 Sertulariden gerechnet werden. Levinsen findet keinen Grund, die Lafoeiden von den Campanulariden zu trennen, da er angiebt, dass die beiden wesentlichsten Gegensätze der erstem gegenüber den letztern — röhrenförmige Hydrothek und kegelförmige Proboscis — keine scharfe Abgrenzung zulassen. Eine Grenze von weiterem und engerem Becher erweise sich bei Untersuchung eines grössern Materials als willkürlich, und die Form der Proboscis scheine überhaupt kein hinreichendes Unterscheidungsmerkmal zwischen Famihen. Allman hat deshalb in richtiger Erkenntniss davon die Familie Lafo'eidae eingezogen und die meisten Mitglieder derselben der Familie Campa- nulariidae einverleibt, welche aber bei ihm ebenso wie bei Hincks auch deckeltragende Formen einschhesst. Allman stellt dafür für gewisse, bisher der Familie der Lafoeiden angehörige Formen zwei neue Familien, nämlich die Perisiphonidae und Grammaridae auf. Die erstem betreuend hat Allman die interessante Beobachtung gemacht, dass bei einem Theil der Formen, deren Stamm aus einem Bündel neben einander verlaufender Röhren zusammengesetzt ist, nur das mittlere Axenrohr Hydrotheken trägt, welche zwischen den andern, hydrothekenlosen, peripherischen Röhren hindurchtreten. Diese Er- scheinung wurde von ihm bei gewissen Arten der Gattung Lafo'ea und bei den Gattungen Perisiphonia, Gryptolaria und Lictorella angetroffen, und für diese stellt Allman nun seine (35, p. 32) Familie der Peri- siphonidae auf. Levinsen bemerkt hierzu nun, Allman's Angabe, dass dieses Verhalten, dass nämlich ein Bündel hydrothekenloser Röhren eine axiale, hydrothekentragende einhülle, nur in dieser Familie vorkommen, sei nicht ganz richtig, da er dasselbe Verhältniss auch bei Eudendriwm rameum und Halecium muricatum getroffen habe (vergl, 36, p. 198). Driesch hat dieses Factum bei Ohelia gelatinosa nachgewiesen. Da sich dieses Verhalten also bei mehreren Familien vorfindet, kann Levinsen die Familie der Perisiphonidae nicht annehmen, um so mehr, als eine nähere Untersuchung erweist, dass nicht alle peripherischen Röhren der Hydrotheken ganz entbehren, was insbesondere bei altern Exemplaren (z. B. bei Lafo'ea fruticosa) auffällt, während jüngere Exemplare wirklich genau der ALLMAN'schen Angabe entsprechen. Die peripherischen Röhren dienen nicht bloss — sowie die Binderöhren mancher Polyzoen — dazu, um dem Stamm und den Zweigen der Colonie eine dem zunehmenden Umfang ent- sprechende Stärke und Dicke zu geben, sondern sie nehmen auch An theil an der eigenthümlichen Art der Verzweigung, indem neue Zweige oder Hauptstämme von peripherischen Röhren 398 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, ausgehen. Während die von solchen peripherischen Röhren aus- gehenden Seitenzweige Hydrotheken tragen, setzt das Mutterrohr sein Wachsthum fort, ohne solche zu tragen. Bei Halecium muricatum sowohl als auch bei den nordischen Arten von Lafo'ea, Füellum und Grammaria werden auch Gonotheken von peripherischen Röhren getragen. Während die Hydrotheken bei jenen La/bea-Arten, welche einen zusammengesetzten Stamm besitzen, frei vom Axenrohr hinwegragen, verhält sich dies bei den Arten der Gattung Cryptolaria nur im untersten, von peripherischen Röhren bekleideten Theil in derselben Art, während im obern Theil der Colonie ein Theil ihrer Länge an das Axenrohr angewachsen ist. Eine solche theilweise Verwachsung findet bei der Gattung Grammaria in der ganzen Länge der Colonie statt, wodurch sich diese von den Cryptolarien ebenso unterscheidet wie durch ein zweites Merkmal, dass nämlich die verschiedenen Röhren, aus deren Verwachsung der Stamm entstanden ist, durch eine passende Behandlung isolirt werden können, während dies bei den Grammaridae nicht der Fall ist. Allman begründet auf diese Verschiedenheiten die Familie Grammariidae, welche er sammt den Synthecidae und Sertulariidae der Unterordnung (Legio) der Sertii- larinae einverleibt, während er die Familien der Campanulariidae, Perisiphonidae und Haleciidae der Unterordnung der Campanularinae zuzählt. Er charakterisirt diese letzte Unterordnung dadurch, dass die Hydrotheken zum mindesten im proximalen Theil der Colonie nie am Stamm angewachsen sind, während bei den Sertularinen eine Verwachsung in der gesammten Ausdehnung der Colonie stattfindet. Levinsen fährt nun fort: Diese Definition zeigt hinreichend, wie schwach begründet diese beiden Abtheilungen sind, indem das einzige Characteristicum, wodurch man die beiden Gruppen von einander unterscheiden kann, betreff's der Gattung Cryptolaria nur für den untersten Theil der Colonie Gültigkeit hat. So ist es nun in Wirk- lichkeit unmöglich, eine natürliche Grenze zwischen Campanulariden und Sertulariden auf Grund des Verhaltens der Hydrothek gegenüber von Stamm und Aesten zu ziehen. Während die Hydrotheken bei Grammaria und bei den in Allman's letzter Arbeit beschriebenen Cryptolaria- krten nur am Stamm und Ast angewachsen sind, so dass wir eine doppelte Wand an jener Stelle finden, an der die Verwachsung stattgefunden hat, sind die Hydrotheken bei zwei von Allman früher beschriebenen Cryptolaria- Arten, welchen dann angeblich eine eigene Gattung gebührt, — es sind dies Cryptolaria ahies und elegans — so Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 399 vollständig in die Axe eingesenkt wie die Hydrotheken der Sertu- lariden, ebenso wie sie im Gegensatz zu den übrigen Arten auch ein stark entwickeltes Diaphragma besitzen. Während nun alle bisher besprochenen Formen eine kreisrunde Mündung haben und eines Deckels entbehren, findet sich ein solcher, wie wir später sehen werden, bei allen Sertulariiden, und dies ist das einzige Merkmal, mittels dessen wir eine natürliche Grenze zwischen den beiden Familien ziehen können. Dort, wo ein Deckel vorhanden ist, ist die Mündung niemals kreisrund, sondern dem Bau und der Stellung des Deckels angepasst, so dass man selbst an getrockneten Hydroiden in der Regel nicht bloss wird unterscheiden können, ob ein Deckel vorhanden war oder nicht, sondern im Allgemeinen auch, in welcher Art er gebaut und wo er befestigt war. Unter jenen Formen, welche man zu den Sertulariden gerechnet hat, findet man nun einen Theil, von dem man mit grösserer oder geringerer Sicher- keit sagen kann, dass sie zu den Campanulariiden gezählt werden müssen, da sie cylindrische, deckellose Hydrotheken besitzen. Dies gilt unbedingt von Synthecium Allm. (35, p. 77), von dem Le- viNSEN mehrere Arten untersucht hat ; ebenso kann auch kein Zweifel sein, dass die Gattung Hypopyxis Allm. (35, p. 74) und Sertularia tubiiheca Allm. (24, p. 24) zu den Campanulariiden gehören. Mög- licher Weise gilt dasselbe auch von Thecocladium Allm. (35, p. 80) und mehreren anderen Formen. Die Eintheilung der Gattungen ist in dieser Familie bezüglich der Hauptgattungen auf Fortpflanzungserscheinungen basirt und nicht auf dem Bau der Hydrothek, was den Nachtheil hat, dass man in vielen Fällen nicht mit Sicherheit bestimmen kann, zu welcher Gattung eine vorliegende Art gehört. Im Gegensatz zu Campanularia und Gono- tJiyrea erzeugen Clytia und Obelia Medusen, welche zu den Gattungen Eucopium resp. Ohelia gehören. Die zu den Gattungen Obelia und Gonothyrea gehörenden Hydroiden haben einen freien, verzweigten Stamm, während die weniger bekannten Arten der Gattung Clytia einen kriechenden Stamm besitzen. Zur Gattung Campanularia ge- hören hingegen sowohl Arten mit freiem, verzweigtem, als auch solche mit kriechendem Stamme. Lamouroux (14, p. 200 — 204) trennt die mit einem freien, verzweigten Stamme (Laomedea) und die mit einem kriechenden Stamme versehenen {Clytia) Arten, welcher Eintheilung auch Johnston folgt, während neuere Autoren diese Eintheilung ver- warfen. Dagegen glaubt Levinsen diese Eintheilung beibehalten zu sollen, da diese Verschiedenheit der Form und der Art des WachS' 400 Q. MARKTANNER-TURNERETSCHER, thums auch noch von einer Verschiedenheit im Bau des Diaphragmas begleitet ist. Während die Becher ursprünglich nur aus einem un- getheilten Räume bestehen, welcher ganz von der Hydranthenknospe ausgefüllt wird, bleibt der unterste Theil schliesslich ein getrennter, kleiner Raum, welchen wir als Basal räum bezeichnen wollen und welcher nur eine dünnere oder dickere stielförmige Verbindung zwischen dem eigentlichen Hydranthen und dem Cönenchym des Stieles ent- hält. Die von einer grössern oder kleinern Oeffnung durchbrochene Scheidewand zwischen diesem Basalraum und dem oberen Theil des Bechers hat man als Diaphragma bezeichnet. Bei jenen Arten, welche einen kriechenden Stamm besitzen oder deren Stamm aus einem Bündel paralleler, unverzweigter Röhren besteht (C verUcillata), be- steht dieses Diaphragma aus zwei verschiedenen Theilen, nämlich aus einem starken und ziemhch hohen, ringförmigen Vorsprung des Bechers und aus eiaer von dem obersten Rand desselben entspringenden, dünnen Chitinmembran, welche von der untersten Oberfläche des Basaltheiles des Hydranthen ausgeschieden wird, wie man es deutlich an einem ganz leeren Becher beobachten kann. Der nach innen vorspringende Theil des Bechers ist bei Campularia integra stark entwickelt. Bei allen solchen Arten hingegen, welche mit einem freien, verzweigten Hauptstamm versehen sind, zeigt das Diaphragma keinen solchen Gegensatz zwischen einem äussern und Innern Theile. Es besteht aus einer ziemlich festen, horizontalen Chitinraembran oder Chitin- platte, welche in der Regel in ihrer ganzen Ausdehnung dieselbe Dicke aufweist. Bei einzelnen Arten kann der äusserste Theil des Dia- phragmas jedoch ziemlich stark verdickt sein, so z. B. bei Ohelia geniculata, wo derselbe ausserordentlich stark entwickelt ist. Jedoch kann auch in diesem Falle keine Rede von der Möglichkeit einer Ver- wechslung mit dem andern, oben beschriebenen Verhältnisse sein, und in der Regel ist ein Blick hinreichend, um zu entscheiden, ob wir die eine oder die andre Art des Diaphragmas vor uns haben. Indem wir nun alle mit einem freien, verzweigten Hauptstamm versehenen Arten zu der Gattung Laomedea s. ext. zählen, rechnen wir Obelia und Gonothyrea als Subgenera unter diese und benutzen den Namen Lao- medea s. s. zur Bezeichnung für alle jene mit freiem, verzweigtem Stamm versehenen Arten, welche früher zu der Gattung Campanularia gerechnet wurden. Für die andere Abtheilung wollen wir den Namen Campanularia benutzen, unter den wir Clytia als Subgenus einreihen. Allman hat auch das Diaphragma als Characteristicum zur syste- matischen Eintheilung herangezogen, indem er unter dem Namen Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 401 Hebella solche Arten ausgeschieden hat, welche früher zu Lafo'ea ge- zählt wurden, sich aber durch den Besitz eines Diaphragmas aus- zeichen. Wenn er sich jedoch auf folgende Art ausdrückt: „Hydro- thecae . . . with the cavity distinctly dififereutiated from that of the peduncle", so hat Allman übersehen, dass das Diaphragma bei einer Campanulariide nicht die Scheidewand zwischen Becher und Stiel, sondern zwischen einem obern und untern Theil des Bechers ist. Weder bei Hebella noch bei Lafo'ea ist der Becher deutlich vom Stiel- chen geschieden ('?). Obgleich Lafo'ea in Wirklichkeit eines Dia- phragmas zu entbehren scheint, so entbehrt es doch nicht ganz jeder Spur hiervon. In Wirklichkeit sondert die unterste Oberfläche des untersten, erweiterten Theiles des Hydranthen eine äusserst dünne und feine Cuticula ab, welche aber sehr vergänglich ist, so dass man im leeren Becher fast nie eine Spur davon sieht. In einem einzigen Becher habe ich (Levinsen) sie doch noch erhalten angetroffen. Gegenüber diesen Auseinandersetzungen Levinsen's will ich mir zu bemerken erlauben, dass ich nicht bloss die ALLMAN'sche Gattung Hebella für eine ungemein charakteristische halte, sondern dass auch die ALLMAN'sche Angabe, dass der Becher von dem Stiele durch ein Diaphragma geschieden sei, eine bei mehreren Arten vollkommen zu- treffende ist, man müsste denn den Stiel selbst als untern Theil (Basalraum) des Bechers auffassen. Bei den drei von mir (38, p. 213, 214) erörterten Hebella-Arten H. scandens Bale, H. contorta Markt. und H cylindrata Markt, ist das von einer mehr oder minder kräftigen, kreisförmigen Wandverdickung entspringende Diaphragma, speciell bei der letztgenannten Species (38, p. 214, tab. 3, fig. 15) im untersten Theile des Bechers gelegen, an jener Stelle, wo derselbe in den Stiel übergeht, und dort ist wohl von einem untern und obern Theil des Bechers kaum mehr die Rede. Obendrein ist das Dia- phragma derart in die Augen springend, dass es schon mit den alier- schwächsten Vergrösserungen sichtbar ist und sich somit von der analogen Bildung einer Lafo'ea auf den ersten Anblick unterscheidet. Diese Eigenthümlichkeit in Verbindung mit dem stolonenartig hin- kriechenden Stämmchen, welche dem ganzen Stöckchen ein höchst charakteristisches Gepräge verleiht, dürfte dem Genus Hebella eine dauernde Stelle im System sichern. In einer früheren Arbeit Levinsen's: „Om Fornyelsen af Ernse- ringsindividerne hos Hydroiderne" macht derselbe auf den Kreis von kleinen, glänzenden Körpern aufmerksam, welche man auf dem Becher bei allen Arten der Gattung Halecium beobachten kann und welche 402 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, zur Befestigung des untersten Theiles des Hydranthen dienen. Aehn- liche Chitinkörperchen hat Levinsen bei allen nordischen Campanu- lariiden gefunden, welche er untersucht hat, und seiner Ansicht nach dürften diese in dieser Familie allgemein verbreitet sein, Sie haben jedoch eine bedeutend geringere Grösse als die entsprechenden Körper bei Halecium, so dass sie nicht so leicht entdeckt werden. Am leichtesten sieht man sie in einem ganz leeren Becher, wogegen Kochen in Aetzkali sie undeutlich macht. Ihre Anzahl beschränkt sich bald auf 8 — 10, bald kann sie 50 — 60 betragen {Campanularia verticillata und Obelia geniculata). Es giebt auch Unterschiede hinsichtlich ihrer Grösse und Form, auf die wir jedoch hier nicht näher eingehen können. Bei den Arten von Campanularia sind sie beinahe an dem Gipfel (Spidsen) des äussern Theiles des Diaphragmas befestigt. Während man nun, sagt Levinsen, die verschiedenen Fort- pflanzungsverhältnisse zur Begrenzung eines Theiles der Gattungen dieser Familie verwendet hat, hat man bekanntlich bis jetzt bei den Gattungen Lafoea, Füellum und Grammaria keine Gonotheken auf- finden können, obwohl einzelne Arten dieser Gattungen weit verbreitet sind und oft beobachtet wurden. In Wirklichkeit hat man nun diese Gonotheken lange gekannt, aber man hat sie unrichtig gedeutet, da man für sie eine eigene Gattung und eine eigene Familie geschaffen hat, welche durch eine einzige Art, Coppinia arcta, repräsentirt wird. Während Fleming diese Gattung aufgestellt hat, findet man die aus- führlichste Darstellung derselben bei Allman. Es sind runde oder ovale, seltener ein wenig unförmliche Körper, welche vorwiegend aus dicht zusammengewachseneu Gonotheken bestehen, zwischen welchen eine geringe Anzahl langer, schlanker Hydrotheken liegt. Das Ganze entspringt von einem stark verzweigten Netzwerk. Die Eier treten in ein äusseres Marsupium aus. Nach Allman können die Hydrotheken oft rudimentär sein und der Tentakel entbehren ; aber die beigegebene Abbildung zeigt, dass diese rudimentären Hydranthen nicht ganz ent- wickelt sind, indem die Mündung der Hydrothek noch von dem ein- gepfropften Endtheil geschlossen ist (vergl. Levinsen, 40, p. 17). Nach HiNCKs sollen die Hydrotheken mit einem Deckel versehen sein, doch findet sich ein solcher thatsächlich nicht vor, und es dürfte diese Angabe auf einer Verwechslung beruhen. Levinsen hat diese Körper ebenso wie Allman und Hincks auf Hydrallmania falcata und Bi- phasia dbietina gefunden, aber nur auf solchen Exemplaren, welche mit Lafoea dumosa und Filellum serpens überzogen waren. Des- gleichen fand er sie auf Lafoea fruticosa und Grammaria abietina, Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 403 also ebenfalls auf solchen Arten, bei denen man bisher keine Gono- theken finden konnte. Andererseits ist Coppinia^ als selbständige Form betrachtet, in hohem Grade dazu berufen Verdacht zu erwecken, indem sie überwiegend aus Gonotheken besteht. Eine nähere Unter- suchung zeigt nun, dass das Netzwerk, aus dem diese Form entspringt, mit dem Stamm oder mit den Röhren der Lafoea, des Filellum oder der Grammaria zusammenhängt, auf der die Coppinia auftritt. Bei Lafoea fruücosa entspringen also die Gonotheken sammt den eigen- thümlich modificirten Hydrothekeu von den oberflächlichen, periphe- rischen Röhren, welche ein reich verzweigtes Netzwerk bilden. Das Resultat ist also, dass Coppinia arcta nur die Gonotheken von Arten der Gattungen Lafoea, Filellum und Grammaria darstellt. Ich (Levinsen) habe keine wesentlichen Verschiedenheiten im Bau dieser Gonotheken und der dieselben begleitenden Hydrotheken bei obigen drei Gattungen wahrnehmen können ; hingegen ist eine Verschiedenheit der Grösse zu beobachten, welche übereinstimmt mit den verschiedenen Dimensionen der Arten. Es sind also diese Ansammlungen von Gonotheken, sowie auch die einfachen Bestandtheile bei Grammaria abietina bedeutend grösser als bei den andern Arten. Norman hat unter dem Namen Scapus tuhulifer ein anderes Ag- gregat von Gonotheken beschrieben, welche er auf Acryptolaria exseria angetrofien hat; es besteht aus lauter Gonotheken, zwischen denen keine Hydrotheken stehen. Etwas ganz ähnliches hat Allman bei Cryptolaria conferta gefunden. Während die Gonotheken bei ^^Cop- pinia'"'' so dicht zusammengepresst sind, dass sie polygonal erscheinen, sind sie bei ^ßcapus'''' minder dicht gestellt und daher flaschenförmig. Da hier die Hydrotheken fehlen, hatte Allman diese Gonotheken- aggregate nicht als selbständig betrachtet und selbst die Möglichkeit ausgesprochen, dass es Gonotheken des Hydroids sein könnten, auf welchem dieselben aufsitzen, um so mehr, da er einen Zusammenhang zwischen dem basalen Netzwerk und den oberflächlichen, peripheren Röhren gefunden zu haben glaubt. Er denkt in diesem Falle daran, dass das Hydroid möglicher Weise eine Coppinia sei, bei welcher der Hydrothekeu tragende Theil sich weiter ausgebildet und die Form eines verästelten Hydrocaulus angenommen hätte. Dass Allman sich scheut, dieses Aggregat von Gonotheken mit Sicherheit als Gono- theken der Cryptolaria zu erklären, hat hauptsächlich die Ursache, dass diese Gonothekenmassen oft mehr als einen Ast umfassen. Dies ist nun ein Verhalten, welches ich (Levinsen) oft bei nordischen Arten gesehen habe und dadurch erkläre, dass die Gonotheken von 404 G. MARKT ANNER-TÜRNERETSCHEK, oberflächlichen, peripheren Röhren getragen werden, welche an irgend einer beliebigen Stelle der Oberfläche der Colonie eine netzförmige Verbreiterung bilden können. Gelegentlich der Bearbeitung der Challenger-Hydroiden hat Allman 7 neue Arten von Gryptölaria be- schrieben, und bei 2 von diesen — C. ahyssicöla und C. diffusa — hat er mehrere lange, runde Säcke gefunden, welche er als Gono- theken deutet und welche ihrem ganzen Aussehen nach schwer als etwas anderes zu deuten wären. Indessen gleichen sie ganz den Hydrotheken der nahestehenden Gattung Perisiphonia. Ausser in der weit bedeutendem Grösse weichen die beiden Gebilde hinsichtlich ihrer Stellung und der Art ihres Auftretens von den eben besprochenen Gonotheken von Gryptölaria conferta ab, indem sie einzeln vom . Axenrohr entspringen. Allman sagt nun in einer Anmerkung über die vorerwähnten Körper auf Cryptolaria inferta : „It is now evident, that the structure in question is an independent growth, having nothing to do with the gonosome of the Hydroid, on which it had taken up its abode" (35, p. 38). Levinsen kann diesem Schlüsse jedoch nicht beipflichten, da er aus der irrigen Ansicht entspringt, dass sich die Gonotheken bei verschiedenen Arten derselben Gattung ähnlich ver- halten müssen. Er weist im Folgenden derartige Verschiedenheiten bei Halecium muricatum und H. heanii und bei Lafo'ea dumosa und L. megalotheca nach und nimmt daher an, dass ähnliche Verschieden- heiten auch bei der Gattung Cryptolaria stattfinden. Uebrigens sind solche Anhäufungen von Gonotheken, wie sie Coppinia darstellt, nicht mehr so auffallend, wie sie im ersten Augenblick scheinen, wenn man in Betracht zieht, dass es auch sonst einzelne Arten mit sehr dicht gehäuften Gonotheken giebt, wie z. B. Halecium muricatum^ Hypanthea aggregata; auch die von Norman und Allman gefundene „iSca^ws-Form" bildet ein Mittelglied zwischen diesen und ^^Coppinia^'' . Campanularia Levinsen mod. i). Levinsen charakterisirt dieses Genus in folgender Art: Hydro- caulus kriechend oder aus parallelen Röhren zusammengesetzt. Dia- phragma aus zwei Theilen bestehend und zwar aus einem äussern verdickten Theil und aus einer sehr feinen, chitinigen Membran. Die Chitinkörperchen, welche zur Anheftung des Polypen dienen, sind in der Nähe des Innenrandes des verdickten Theiles des Diaphragmas angebracht. 1) (40), p. 165 resp. 23. Hydroiden von Ost-Spitzborgen. 405 Der äussere Theil des Diaphragmas ist als eine Verdickung der innern Oberfläche der Hydrothek schon mittels ganz schwacher Ver- grösserungen zu sehen, den dünn-membranösen Theil hingegen, welcher an der nach oben gerichteten Oberfläche dieser Verdickung befestigt ist, kann man oft nur an einem leeren Becher und bei stärkerer Ver- grösserung deutlich sehen. Campanularia verticillata (Linn.). Taf. 11, Fig. 15. 1767. Sertularia verticillata, (3), p. 1310. 1836. Campanularia verticillata^ (6), p. 131. Vergl. auch (17), p. 167, tab. 32, %. 1; (40), p. 20, 24, 29, 86, 37; (41), p. 378 j (37), p. 14 ; (27), p. 238, 273; (30), p. 8. Grosse Exemplare dieser charakteristischen Species sind neben Sertularella tricuspidata und Sertularia tenera die häufigst vorkom- menden Vertreter der Hydroiden in der KtJKENTHAL'schen Ausbeute, und zwar ist diese Art insbesondere in den geringern Tiefen besonders zahlreich vertreten. Länge der Hydrotheken 0,9 — 1.3 mm, Weite an der Mündung 0,5 — 0,6 mm. Bemerkenswerth erscheint mir schliess- lich, dass die Hydrotheken viel weniger glockig, sondern mehr cylindrisch geformt sind, als sie Hincks abbildet. Auch die Zähnchen am Mündungsrand sind nicht so zugespitzt, sondern der Rand hat ein mehr gekerbtes Aussehen. 2 — 3 Meilen nordöstlich von Cap Melchers, 40 — 50 Fad. Deevie- bai 40 Faden. Oestlich der Bastian-Inseln, 45—50 Fad. Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Cct/mpanularia borealis Markt. 1890. (38), p. 206. Diese von mir beschriebene Species sitzt neben Campanularia voluhilis auf den Stöckchen von Sertularella tricuspidata auf. Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. Campanularia voluhilis (Linn.). Taf. 11, Fig. 11. 1767. Sertularia voluhilis L., (3), p. 1311. 1857. Campanularia voluhilis, (11), p. 125, tab. 4, fig. 7. Vergl. n. a. auch (17), p. 160, tab. 24, fig. 2; (40), p. 26; (27), p. 263; (30), p. 8; (38), p. 204. Auf einzelnen Exemplaren von Sertularella pallida Poep. sitzen einige Exemplare einer Campanularia auf, welche ich zur obigen 406 G. MÄRKTANNER-TURNERETSCHER, Species stellen zu müssen glaube. Ich fand im Anfang mehrere Exemplare mit auffallend kurzem Stielchen, so dass ich trotz der ge- ringen Grösse der Hydrotheken bei unsern Exemplaren fast geneigt war, dieselben zu C. urceolata Clark (23, p. 215) zu stellen, welche Form der G. volubilis in jeder Beziehung sehr nahe steht. Da ich aber später an andern Exemplaren die verschiedensten Längen der Stielchen antraf (von 1 bis über 2 mm), so zweifle ich nicht, dass wir es mit obiger LiNNE'scher Species zu thun haben. Die Dicke der Stielchen beträgt 0,06 mm, die Länge der Hydrothek 0,6—0,7 mm die Weite an der Mündung der ELydrothek 0,24—0,27 mm. Bei der obenerwähnten CLARK'schen Species beträgt die Länge der Hydrothek nach den Abbildungen (tab. 8, fig. 7) 1 — 1,1 mm, die Weite an der Mündung 0,43 — 0,53 mm. Dagegen stimmt die Hydrothek im Bau vollständig mit der vorliegenden überein, höchstens mit dem Unter- schiede, dass die Zahl der Einkerbungen an der Mündung entsprechend der geringern Mündungsweite bei den mir vorliegenden Exemplaren selten grösser, oft aber geringer als 12 ist. Am Grunde der Hydro- thek findet sich an unseren Exemplaren derselbe Verdickungsring — der äussere Theil des Diaphragmas — , dessen Clark bei C. urceolata Erwähnung thut. Im Vergleich mit den von mir (38, p. 204, tab. 3, fig. 5) beschriebenen adriatischen Exemplaren fällt die bedeutendere Grösse der nordischen Exemplare ins Auge, doch dürfte dieselbe nichts Ungewöhnliches an sich haben, da bekanntlich zahlreiche Arten, speciell auch unter den Hydroiden, im Norden bedeutend robuster entwickelt sind. Auf Sertularella pallida^ 1 Meile östlich von den Bastian-Inseln, 45-50 Fad. Campanularia integra Macgill. Taf. 11, Fig. 7 u. 8. 1842 (8), p. 465. Vergl. u. a. auch (17), p. 163, tab. 31, fig. 1 ; (40), p. 26 u. 19; (23), p. 215. Levinsen giebt in seiner Arbeit, in welcher er die Arten C. in- tegra Mac. und C. caliculata Hincks sowie auch die ALLMAN'sche Species C. graciUs zusammenzieht, an, dass die beiden erstgenannten Arten sich bei Untersuchung der grönländischen Formen als voll- ständig in einander übergehend erwiesen haben. Als Hauptunter- schiede galten bekanntlich die weitaus stärkere Wandverdickung bei C. caliculata sowie die verschiedene Anzahl von Ringelungen unter der Hydrothek. Während das zweite Merkmal von vorn herein als ein sehr unbedeutender Unterschied erscheinen muss, wenn man die Hydroiden von Ost-Spitzbergen 407 mannigfachen Gestaltungen der Hydrothekenstielchen, schon je nach dem Unterschiede ihrer Contraction ins Auge fasst, scheint dagegen das erstere Merkmal allerdings sehr danach angethan, einen Species- Unterschied zu begründen, denn wenn man hinsichtlich der Wand- verdickung sehr abweichende Formen vor sich hat, wie dies auch in dem Spitzbergener Material der Fall ist, so wird man sich schwer entschliessen, alle diese Gebilde in einer Art zusammenzufassen. Da Levinsen jedoch in allen diesen Punkten eine ganze Reihe von Ueber- gängen gefunden hat und sogar auch hinsichtlich der Form der Gono- thek eine bedeutende Variabilität antraf, dürfte das Zusammenfallen der beiden ersten Species wohl zweifellos festgestellt sein. Ob auch die ALLMAN'sche Species C. graciUs als Synonym der obigen zu be- trachten ist, braucht hier nicht näher erörtert zu werden, jedenfalls stimmt sie hinsichtlich der Form der Gonothek und der Grösse der Hydrothek gut überein, dagegen scheint mir die Form der letztern viel röhrenförmiger zu sein als bei unserer Species, wo sie eine aus- gesprochen glockenförmige ist. Was nun die Verdickungen der Wand der Hydrothek an den mir vorliegenden Exemplaren betrifft, so fehlt eine solche bei den Exem- plaren von der Deeviebay vollständig, dagegen ist dieselbe bei den 1 Meile östlich der Bastian -Inseln gesammelten etwas angedeutet, aber nur bei den zwischen Whalespoint und König Ludwig-Inseln gedredgten ist sie sehr stark ausgebildet. — Die letztgenannten Exemplare be- sitzen unter der Hydrothek ein durch tiefe Einschnürung erzeugtes kugelförmiges Glied des Hydrothekenstieles, während dasselbe bei allen übrigen Exemplaren minder deutlich ausgesprochen ist. — Die Mündungsweite der Hydrothek beträgt bei den Exemplaren ohne Wandverdickung meist 0,5—0,65 mm, bei den mit stark entwickelter Verdickung meist 0,6—0,75 mm. Die Länge der Hydrothek schwankt zwischen 0.76 und 0,98 mm. Die Hydrothekenstielchen haben eine Dicke von ca. 0,1 mm. Die Gonotheken zeigen eine Länge von ca. 2 mm und einen grössten Durchmesser von ca. 0,8 mm, die mir vorliegenden sind mit 7 vorspringenden Ringen umgeben. Die vorliegenden Exemplare sitzen auf langen, fadenförmigen Hydrorhizen auf, welche auf Steinen und Wurmröhren, andern Hydroiden (Halecien), besonders häufig auf blattförmigen Pflanzentheilen hin- kriechen und sich in ihrem Verlaufe oftmals verzweigen. Zwischen Whalespoint und König Ludwig-Inseln, 12 — 13 Fad.; Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 13 Fad.; 1 Meile östlich der Bastian-Inseln 45—50 Fad. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. '^8 408 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Lao7nedea Levinsen raod. Hydrocaulus frei und verästelt. Das Diaphragma wird von einem horizontalen, mehr oder minder dicken, chitinigen Häutchen gebildet und besteht nicht aus zwei verschiedenen Theilen. Die zur Anheftung der Hydranthen bestimmten chitinigen Körperchen befinden sich an der Innern Oberfläche der Hydrothek. Das Diaphragma besitzt meist in seiner ganzen Ausdehnung dieselbe Dicke, aber bei einzelnen Arten (z. B. Laom. \^Ohelia\ geniculata) ist es an seinem peripheren Theil etwas mehr verdickt. Die Verschiedenheit dieser Art des Diaphragmas gegenüber dem von Campanularia ist ungemein in die Augen springend, indem wir es hier nur mit einer von der vollkommen gleichmässig dicken, resp. dünnen Hydrothekenwand entspringenden, perforirten, dünnen Scheide- wand zu thun haben. Laomedea (Gonothyrea) dar Mi n. sp. Taf. 11. Fig. 9 und 10; Taf. 12, Fig. 1. Das mir vorliegende Exemplar hielt ich Anfangs für eine grössere Zahl von Stöckchen der Laomedea {Gonothyrea) hyalina, dieser in den nordischen Meeren sehr verbreiteten Art (s. u. a. 23, p. 215), bis ich das langgestreckt- walzige , vermeintliche Substrat näher unter- suchte und fand, dass ich es hier mit einem aus vielen Röhren be- stehenden Stamm zu thun habe und dass somit die vermeintlichen Einzelindividuen nur Aeste des ganzen Stockes sind. Ich lasse nun die Beschreibung eines mir vorliegenden Stockes folgen : Stamm und ein Seitenast aus mit einander verwachsenen Röhrchen zusammengesetzt, welche sich an der Basis ausbreiten und so ein Wurzelgeflecht bilden. Das Stämmchen besitzt einen Durchmesser von 1 — 1,5 mm, es ist mehrfach gebogen und erreicht eine Höhe von mehr als 6 cm. In seiner ganzen Länge entspringen von ihm sowie von dem erwähnten, zusammengesetzten Ast einfache Aeste, von denen jeder für sich, wie schon oben mitgetheilt, sehr an ein Stöckchen von Laomedea (Gonothyrea) hyalina erinnert. Diese Aeste sind durch meist je 3 — 5 neben einander stehende Ringelungen, welche sich in In- tervallen von 1 — 3 mm befinden, in ebenso lange Glieder getheilt. Unterhalb dieser Ringelungen, also am obern Ende der Glieder tragen dieselben gewöhnlich in dem proximalen Theile einen oder zuweilen zwei kurze Fortsätze, welche einen, resp. zwei Aesten zum Ursprung dienen. An derselben Stelle entspringt auch meist ein durch mehrere Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 409 Gruppen von Ringelungen gegliedertes, zuweilen fast in seiner ganzen Länge geringeltes, Hydrothekeu tragendes Stielchen. Die Hydrotheken sind glockenförmig , ungemein dünnwandig , und zwar zeigt ihre Wandung auch an jener Stelle, an welcher das äusserst zarte Dia- phragma sich ansetzt, keine Verdickung. Der Mündungsrand der Hydrothek ist mit sehr zarten, abgerundeten Zähnchen versehen. Länge der Hydrothek ca. 0,75 mm, Weite an der Mündung ca. 0,35 mm. Die Gonotheken sitzen ebenfalls neben den Ursprungsstellen der A estchen oder der Hydrotheken tragenden Stielchen auf und haben dieselbe Form wie die von Gonothyrea hyalina Hincks (vergl. Clark, 23, tab. 7, fig. Ih — d). An dem uns vorliegenden Exemplare ge- wahren wir bei den einzelnen Gonotheken je 1 — 3 aus der Kapsel ausgetretene, am Gipfel der Gonothek befindliche Medusoide. Länge der Gonotheken 1 — 1,5 mm, grösster Durchmesser (am distalen Ende) derselben ca. 0,6 mm. Deeviebai, Nähe der Berentine-Inseln, 14 Fad. Lafoea Lmx. Levinsen mod. Diese Gattung wurde von Allman in drei Gattungen aufgelöst, und zwar trennte er bekanntlich einestheils die polysiphonen {Lafoea) von den monosiphonen {Halisiphonia} Arten, anderntheils diejenigen, bei welchen im untersten Theil der Hydrothek ein perforirtes Septum vor- handen ist (Hehella) von denen, die eines solchen entbehren. Levinsen spricht sich nun dafür aus, dass es nicht angehe, die Arten nach polysiphonen und monosiphonen Stämmchen zu trennen, da man das- selbe auch in mehreren andern Gattungen thun müsse, in denen sich mono- und polysiphone Arten vorfinden. Ich will deshalb in der vor- liegenden kleinen Arbeit der Weisung Levinsen's folgen und die beiden erstgenannten Arten unter dem Namen Lafoea vereinigt lassen, um so mehr als ich nicht überzeugt bin, dass insbesondere manche kleinere, zartere, oft selbst an der Basis nur aus 2—3 Röhren be- stehende Arten je nach Umständen nicht vielleicht manchmal mehr- röhrig, manchmal einröhrig sein können ; insbesondere dürften sehr junge Exemplare kaum mehrröhrig sein. Anders stellt es sich meines Er- achtens, wie schon S. 400 erwähnt, hinsichtlich der Gattung Hehella^ da die mir von dieser Gattung bekannten Arten sich sogar schon makroskopisch sehr von den eigentlichen La/bea-Arten unterscheiden, indem ihre Hydrotheken durchweg an einem am Substrat hin- kriechenden Hydrocaulus mittels sehr kurzer Stielchen aufsitzen. Be- 28* 410 G. MARKTANNER-TÜRNERETSCHER, züglich der Scheidewand will ich nochmals bemerken, dass Levinsen wohl das Auftreten eines äusserst zarten Häutchens auch bei den eigentlichen La/bea- Arten constatirt hat, aber angiebt, dass dieses in den meisten Fällen so zart ist, dass, wenn es überhaupt erhalten ist, es nur bei starken Vergrösserungeu gesehen werden kann ; bei den zu der Gattung Hebella zu rechnenden Arten habe ich jedoch stets neben dem eigentlichen Diaphragma eine auöällende Wandverdickung im basalen Theil der Hydrothek gefunden. Lafoea gracillima Alder. 1857. Campanularia gracillima Alder, (11), p. 39. 1873. Lafoea gracillima, (19), p. 27, tab. 4, fig. 19-21. 1890. (38), p. 217, tab. 3, fig. 18 u. 19. In der vorliegenden Ausbeute der Dredge No. 25 finden wir neben zahlreichen Bryozoen-Fragmenten viele Exemplare dieser Species ; dieselben stimmen vollständig mit den von mir (38, p. 217, tab. 3, fig. 18 u. 19) beschriebenen und abgebildeten Exemplaren der ersten österr.- Ungar. Polarexpedition überein. Die Länge der Hydro theken beträgt fast durchweg ca. 0,48 mm, zuweilen ist sie aber bei einzelnen Hydrotheken eine bedeutendere (bis 0,7 mm). In den Dredgen 43—45 fanden sich nur einige auf Campanularia verticillata sitzende kleine Exemplare dieser Species vor. Deeviebai, Nähe der Bereu tine-Inseln, 13 Fad.; 3^2 Meilen östl. von W. Thymen-Strasse, 40 Fad.; 1 Meile östlich von den Bastian- Inseln, 45—50 Fad. Familie: Campanulinidae Levinsen mod.^). Zu dieser Familie rechnet Levinsen alle mit einem Deckel ver- sehene Campanularia-aiYtigen Formen, also ausser den Campanulinidae HiNCKS die Gattung Lovenella und die deckeltragenden Formen der alten Familie Lafoeidae. Durch den Besitz des Deckels zeigt diese Familie ihre Verwandtschaft mit den Sertulariidae. Die Gattung Thyroscyphus Allm. bildet mit ihrem 4klappigen Deckel, der an den- jenigen vieler Sertularellen erinnert, ein Bindeglied dieser zwei Familien. Neben gestielten Formen finden wir in dieser Familie auch einige ungestielte, wie z. B. einige Cuspidella- und Lafo'eina- Arten. Der Deckel tritt in dieser Familie in mehrfacher Gestalt auf ; am häufigsten in der eines spitzen Daches, dessen Oberfläche aus einer Anzahl (meist 10—12) dreikantiger Abschnitte besteht, welche 1) (40), p. 175. Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 411 bisher als eine Anzahl freier Segmente aufgefasst wurden, die sich beim Verschliessen der Oeffnung mit ihren Rändern zusammenlegen. Einen solchen, aus ganz feinen Klappen bestehenden Deckel besitzen, wie uns Levinsen berichtet, nur Thyroscyphus Allm. und Tetrapoma Levins. Bei allen übrigen Gattungen verdanken diese dreikantigen Abschnitte ihre Entstehung nur einer Faltung. Bei Cuspidella und Lafoeina faltet sich der Deckel beim Zusammenlegen ziemlich un- regelmässig, und man sieht bei der Entfaltung, dass er nur von einer ungetheilten Chitinmembran gebildet ist. Bei Opercularella, Campa- nulina und Calycella ist diese Faltung regelmässiger, indem sich die Oberfläche des Deckels beim Verschlusse in mehrere dreieckige, facettenartige Flächen gliedert. Levinsen vermuthet daher, dass diese dreikantigen Flächen durch dünnere Partien verbunden werden, welche sich allein falten. Bei der von ihm aufgestellten Gattung Stegopoma ist der Deckel aus zwei längsgefalteten Membranen gebildet, welche dachförmig in einer langen Kante zusammenstossen. Ebenso wie man bisher den Bau des Deckelapparats nur un- vollständig untersucht hat, wurde auch in systematischer Hinsicht auf ihn kein grosses Gewicht gelegt, was sich in der Vereinigung deckel- loser und deckeltragender Formen in derselben Familie am besten ausspricht ; auch die mannigfachen Formen des Deckelapparats fanden bisher wenig Beachtung. Levinsen hat nun, von der gewiss sehr richtigen Meinung aus- gehend, dass der Deckel ein gutes Gattungsmerkmal abgiebt, darauf- hin die Gattung Calycella in mehrere Gattungen zerlegt. Bezüglich des Verhaltens des Stieles gegenüber der Hydrothek und der Beschalfenheit des Diaphragmas erwähnt dieser Autor, dass er bei keiner der grönländischen Formen eine deutliche Grenze zwischen Stiel und Hydrothek gefunden habe und dass das Diaphragma durchgehends nur sehr schwach entwickelt sei. Am deutlichsten ist es bei Campanulina und Opercularella. Bei allen findet sich ein Kreis von Chitin körperchen zur Befestigung des untersten Theiles des Hydrauthen. Calycella Hincks ad part. Calycella syrin^a Linn. 1767. Sertularia syringa, (3), p. 1311. 1861. Calycella syringa, (14), p. 23. Vergl. u. a. auch (39), p. 15; 412 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, (41), p. 38; (30), p. 8; (34) p. 392; (21), p. 137; (19), p. 30; (23), p. 217; (41), p. 383; (20), p. 147, 149; (27), p. 241, 264, 275. Exemplare dieser Species bedecken in grossen Mengen die Stämm- chen anderer Hydroiden, insbesondere der Sertularia tenera Sars. Der eigenthümliche Deckelapparat ist an vielen Exemplaren sehr deutlich wahrzunehmen, an andern oft kaum zu erkennen. Die Form der Hydrotheken und die Länge der Stielchen ist genau diejenige, welche Hincks (17, tab. 40, fig. 3) für Lafoea pygmaea Alder an- giebt. Da Alder, wie Hincks erwähnt, an den Abbildungen letzterer Species einen Deckelapparat angedeutet hat, welcher aber an den betreifenden Präparaten später von Hincks nicht mehr gesehen werden konnte, so wäre immerhin anzunehmen, dass die von Alder gezeich- neten Thiere derselben Species angehörten wie die mir in grossen Mengen vorliegenden. Man muss hierbei eben nur berücksichtigen, dass der Deckelapparat oft nur bei starker Tinction des Hydroiden (mit Boraxcarmin od. dergl.) sichtbar wird und somit vielleicht an diesen altern Präparaten nicht mehr unterscheidbar war. Im Falle des Vorhandenseins eines Deckelapparats müsste natürlich, wie schon Hincks erwähnt, die erwähnte La/bea- Species zu Calycella gestellt werden. Ob sie in diesem Falle, wie Levinsen annimmt (40, p. 38), mit Calycella syringa zusammenfallen würde, ist schwer zu entscheiden, da über die Grössenverhältnisse keine Daten vorliegen. Der Unter- schied der geringern Länge des Stielchens bei L. pygmaea würde bei der grossen Verschiedenheit der Länge desselben bei C. syringa, deren auch Hincks Erwähnung thut, wohl kaum ein unterscheidendes Merk- mal bieten. Auch die von Clark (23, p. 217, tab. 12, fig. 25) ab- gebildeten Exemplare weisen sehr bedeutende Unterschiede in der Länge der Stielchen auf. Au den mir vorliegenden Exemplaren haben die Hydrotheken eine Länge von 0,42 — 0,58 mm, eine Mündungsweite von ca. 0,13 — 0,16 mm und eine durchschnittliche Stielchenlänge von 0,1 mm. Die Stielchen sind seilartig gedreht. Die Länge der von Clark abgebildeten Hydrotheken ergiebt sich aus der Figur (Vergr. 20) mit 0,45 mm, die Mündungsweite mit 1,3 mm, so dass also voll- kommene Uebereinstimmung mit uusern Exemplaren herrscht; die Stiekheu variiren bei Clark von (^,1 — 0,4 mm, sind also im Allgemeinen länger. Oestlich der Bastian-Inseln, 45 50 Fad.; Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Auf einzelnen Hydroiden ungemein zahl- reich aufsitzend. (Vergl. z. B. Taf. 12, Fig. 2—4). Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 413 Lafoeina Sars. Lafoeina tenuis Sars. 1873 (19), p. 119, tab. 5, fig. 1—5. Vergl. auch (21), p. 134; (40), p. 40; (80), p. 8, 8; (29), 268; (20), p. 150. Das Verkommen dieser charakteristischen Species in der Ausbeute Prof. Kükenthal's wurde schon gelegentlich meiner letzten Arbeit erwähnt. Vergl. (38), p. 213. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad.; 1 Meile östlich der Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. Familie: Sertulariidae Levinsen mod. Während bis vor kurzem die Anwesenheit eines Deckels nur bei einer verhältnissmässig geringen Zahl von Sertulariden constatirt und in die Diagnose aufgenommen war, so bei einzelnen Arten von Thu- iaria, Sertularia und Besmoscyphus^ macht Levinsen (1. c. p. 41) darauf aufmerksam, dass sich ein Deckel bei allen Sertulariden vor- findet und dass dieser nebst der Form der iMündung der Hydrothek die wesentlichste Eigen thümlichkeit ist, welche uns eine natürliche Grenze zwischen den Campanulariidae und Sertulariidae zu ziehen gestattet. Anschliesend daran erwähnt derselbe Autor auch, dass manche bisher zu den Sertulariden oder in deren Nähe gestellte Gattungen und Arten {Grammaria Stimps., Synthecium Allm., Hypo- pyxis Allm.) zu den Campanulariden gestellt werden müssen. Auf Grund des Gesagten charakterisirt er obige Familie in folgender Art : „Formen mit einem wohlentwickelten, gegliederten Stamm, deren im Allgemeinen bilateral entwickelte, deckeltragende Hydrotheken eines Stieles entbehren und oft in grösserm oder geringerm Grade in den Stamm oder die Aeste eingesenkt sind." Levinsen erwähnt weiter, dass die Art der Charakterisirung der 18 zu dieser Familie gehörigen Gattungen eine auf sehr ungleichen Merkmalen basirende ist; so hat man die Form des Deckels und der Hydrothek bei einigen